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Veröffentlicht am 30.10.2023

Nachts unterwegs in Tokio

Gute Nacht, Tokio
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Yoshida schafft es, mit seinen Worten Stille über eine Stadt auszubreiten, die auch nachts nicht zur Ruhe kommt. In einzelnen, gedanklich miteinander verbundenen Episoden erzählt er von denen, die nachts ...

Yoshida schafft es, mit seinen Worten Stille über eine Stadt auszubreiten, die auch nachts nicht zur Ruhe kommt. In einzelnen, gedanklich miteinander verbundenen Episoden erzählt er von denen, die nachts durch Tokio streifen – Nachteulen, Nachtschwärmer, Menschen, denen der Tag zu laut und zu grell ist. Matsui, der mit seinem Taxiunternehmen »Blackbird« nur Nachtfahrten unternimmt, Mitsuki, die als Filmrequisiteurin eine Biwa, eine seltene Frucht, auftreiben soll oder Kanako, die bei der Telefonseelsorge arbeitet, und die korrekte Entsorgung einer Sprachaufzeichnungsbox beaufsichtigen soll.
Alle Figuren scheinen nach etwas auf der Suche zu sein, wirken seltsam verloren, ein bisschen skurril und werden abwechselnd von Yoshida in den Fokus gerückt. Perspektiven werden gewechselt, so dass jede*r seine Wichtigkeit erhält mit seinen Sorgen, Aufgaben, Wünschen und Träumen.
Und so lassen wir uns mit dem Taxi durch ein Tokio kutschieren, das nur wenig mit der hektischen Stadt zu tun hat, wie wir es kennen. Folgen ihnen in einen Trödelladen, dessen Besitzer einzelne Treppenstufen verkauft, und gebrauchtem Werkzeug neue Namen gibt; zu vier Frauen, die das »Drehkreuz«, ein Nachtbistro leiten; einem Privatdetektiv, der sich auf den Spuren seines Vaters befindet und alte B-Movies ansieht.
Beim Lesen ahnt man schnell, dass ein Gespinst von zarten Verbindungen gewebt wird, das die Menschen früher oder später zusammenführen wird. Es ist die Einsamkeit, die sie verbindet, während sie nachts alle auf besondere Art voneinander abhängig sind und sich nur um Haaresbreite verpassen.

Eine Lektüre, die entschleunigt, die mit der gedämpften Stimme der Nacht leise und empathisch daherkommt, leicht der Wirklichkeit entrückt scheint und nahe am Übersinnlichen vorbeistreicht, doch immer in Rahmen des Vorstellbaren bleibt. Schicksale, Träume und Lebensentwürfe schimmern durch den wolkenverhangenen, nachtblauen Himmel wie eine blasse Mondsichel. Aber auch Liebe und Verlust finden ihren Platz in den Gesprächen – Kanako, deren Bruder seit vielen Jahren verschwunden ist oder Matsui, der noch immer darauf wartet, das diese eine Frau aus vergangenen Tagen wieder in sein Taxi steigt. Vom Verpassen und Erinnern ist die Rede, aber die Nacht macht sichtbar, was das Tageslicht verschluckt.
Mit nur 191 Seiten war es für mich die perfekte Lektüre auf der 5-stündigen Bahnfahrt. Alle, die es gern etwas ruhiger haben und vielleicht noch nicht viel japanische Literatur gelesen haben, sollten sich dieses zauberhafte Büchlein nicht entgehen lassen.
2022 erschien das Buch im Cass Verlag und stand zu Recht auf der Hotlist der unabhängigen Verlage. Nun hat es hanserblau erneut herausgebracht. Übrigens wunderbar übersetzt von Katja Busson und die Illustration auf dem Cover stammt vom Autor selbst.

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Über eine heimliche Liebe und den Wert der Freundschaft

Honigkuchen
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Murakami ist zweifellos einer der brillantesten Erzähler unserer Zeit, der mich jedes Mal mit seiner ruhigen Art einzufangen weiß. Bei Honigkuchen handelt es sich um eine Kurzgeschichte, die bereits 2000 ...

Murakami ist zweifellos einer der brillantesten Erzähler unserer Zeit, der mich jedes Mal mit seiner ruhigen Art einzufangen weiß. Bei Honigkuchen handelt es sich um eine Kurzgeschichte, die bereits 2000 in »Nach dem Beben« erschienen ist und nun von Kat Menschik illustriert wurde. Untermalt ist wohl das passendere Wort dafür.
Trauriger Grund für diese Geschichte war das verheerende Erdbeben 1995 in Kobe, das ihn veranlasste, nach vielen Jahren im Ausland, in seine Heimat zurückzukehren.

Das zentrale Thema in Honigkuchen ist die unerwiderte Liebe, die zu einer bedingungslosen Freundschaft wird. Junpei, Takatsuki und Sayoko sind seit der Uni miteinander befreundet. Bevor Junpei Sayoko seine Liebe gestehen kann, schnappt Takatsuki sie ihm vor der Nase weg. Beide heiraten und bekommen eine gemeinsame Tochter – Sara.
Seine Enttäuschung verarbeitet der junge Autor Junpei in seinen Kurzgeschichten. Und wie im tatsächlichen Leben bleibt er auch bei den Literaturkritikern nur ein »vielversprechender Kandidat«. Aber die Freundschaft der drei ehemaligen Studenten hat Bestand und Junpei ist oft zu Gast bei der jungen Familie. Durch sein Talent, Geschichten zu erzählen, kann Junpei die kleine Sara nachts trösten. Denn seit dem Beben träumt Sara von dem Erdbebenmann, der sie in einer Kiste sperren will.
In dieser Geschichte geht es um den Bären Masakichi, der ein besonderes Talent hat und mit einem anderen Bären eine ungewöhnliche Freundschaft eingeht.

In feinen, kurzen Strichen zeichnet Murakami das Bild einer zarten Freundschaft, spricht von verpassten Chancen, einer unerwiderten Liebe. Einfühlsam und ruhig entfaltet sich eine Geschichte, die sich wie warmer Honig ums Herz legt.

Die Illustratorin Kat Menschik untermalt die Geschichte, die leise aufflammenden Konflikte und schafft damit eine wunderbare Verbindung. Haptisch, optisch und inhaltlich ist das Büchlein mit 80 Seiten und 19 Illustrationen ein kleines Juwel, das ich bereits auf die Geschenkliste zu Weihnachten gesetzt habe. Nicht nur ein Muss für alle Murakamifans und Liebhaber von schönen und besonderen Büchern. Es gibt übrigens beim Dumont Verlag noch weitere Bücher von Haruki Murakami, die von Kat Menschik illustriert wurden, ein Blick lohnt sich definitiv.

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Veröffentlicht am 09.10.2023

Geistergeschichten nach altbewährtem Schema

Schaurige Nächte
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Wenn die Tage kürzer werden und wir uns abends gemütlich in eine Decke kuscheln, dann wird es Zeit für gruselige Geschichten. Wer kennt sie nicht die Klassiker von Charles Dickens oder Oscar Wilde. Ebenezer ...

Wenn die Tage kürzer werden und wir uns abends gemütlich in eine Decke kuscheln, dann wird es Zeit für gruselige Geschichten. Wer kennt sie nicht die Klassiker von Charles Dickens oder Oscar Wilde. Ebenezer Scrooge und der Geist der Weihnacht, aber auch das Gespenst von Canterville werden mir wohl ewig im Gedächtnis bleiben, genau wie das Gefühl des Unheimlichen, das von ihnen ausgeht.
Mit »Schaurige Nächte«, im Original »The Haunting Season« hat es vor zwei Jahren ein Kurzgeschichtenband zum Sunday-Times-Bestseller geschafft. Ob die Geschichten mit den Klassikern mithalten konnten?

Ich muss sagen, dass ich außer Jess Kidd keine/n der Autor*innen kannte, aber das muss ja nichts heißen. Gleich die erste Geschichte von Bridget Collins »Studie in Schwarzweiß« konnte mich mit ihrer Atmosphäre einfangen. Gespenstige Koniferen, die Schachfiguren nachempfunden sind, verführen einen Mann, das leerstehende Haus zu kaufen, um das die Einheimischen lieber einen großen Bogen machen. Allerdings verpufft der erste Eindruck mit Fortschreiten der Geschichte, da sie sich weder steigerte, noch irgendeine gruselige Wirkung entfaltete.
Genau den Eindruck hatte ich auch von einigen anderen Geschichten. Man setzt hier in den meisten Fällen auf das altbewährte Konzept viktorianischer Geistergeschichten, das aber vorhersehbar bleibt, keine überraschenden Momente bietet und kaum über einen atmosphärischen Grundtenor hinauskommt. Einsame Häuser zu Zeiten, als es noch Kutschen gab und keine Telefone, der Rollstuhl eines Verstorbenen, der noch eine Rechnung mit den Lebenden offen hat. Die Grundidee oft sehr gut, die Ausarbeitung wenig schaurig.

Jess Kidd schreibt über einen Gedenk-Fotograf, der in seinen Bildern das Leben der Verstorbenen festhalten will und sich prompt in eine Tote verliebt. Mit typischer Kidd-Handschrift schildert die Autorin Skurilles und löst sich vom üblichen Geisterschema.
Ich denke, wer Geistergeschichten mag, sollte sich hier selbst ein Bild machen. Bei mir hat es weder ein unheimliches Gefühl ausgelöst noch eine Gänsehaut. Es waren durchweg leicht zu lesende Geschichten, die interessant waren, aber mehr leider auch nicht. Am Ende des Buchs hatte ich tatsächlich den Ausgang der ersten Geschichten schon wieder vergessen.
Bleibt die Frage: Gibt es sie, die moderne Gruselgeschichte? Eine, die auch in der heutigen Zeit funktioniert und sich von dem allseits bekannten Muster lösen kann?
Es mag sein, dass ich hier die falsche Zielgruppe bin, da ich jeden Thriller wesentlich spannender und fesselnder finde. Und wenn ich mir die nachhaltige Wirkung von Oscar Wilde und Charles Dickens ins Gedächtnis rufe, bleibe ich dann wohl eher bei den Klassikern.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Durchwachsenes Leseerlebnis

Groll
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Die frühere Staatsanwältin Penelope Spada arbeitet heute unfreiwillig als Privatdetektivin ohne Lizenz. Marina Leonardi bittet sie, den Tod ihres Vaters unter die Lupe zu nehmen. Offiziell starb der bekannte ...

Die frühere Staatsanwältin Penelope Spada arbeitet heute unfreiwillig als Privatdetektivin ohne Lizenz. Marina Leonardi bittet sie, den Tod ihres Vaters unter die Lupe zu nehmen. Offiziell starb der bekannte Chirurg an einem Herzinfarkt, doch er hat sein Testament zugunsten seiner jungen Ehefrau geändert. Spada übernimmt zwar den Fall, macht Marina aber wenig Hoffnung, zumal die Leiche ihres Vaters bereits seit zwei Jahren eingeäschert ist. Gäbe es da nicht einen Hinweis, dass Vittorio Leonardi die Absicht hatte, sein Testament erneut zu ändern. Doch Marina scheint lediglich wütend auf ihren Vater zu sein, zu dem sie nie eine herzliche Beziehung hatte.

Soweit zu der Kriminalhandlung, die aber weder im Vordergrund steht noch genügend Spannung aufweist, um mich dauerhaft bei der Stange zu halten. Sie ist lediglich der Aufhänger für Spadas innere Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit, die zunächst angedeutet wird. Die Ermittlungen plätschern vor sich hin, mehr vom Zufall bestimmt, da es ja eigentlich nichts mehr zu ermitteln gibt, und Spadas Unlust ist fast spürbar.
Ziemlich schnell fand ich heraus, dass es bereits das zweite Buch über die Privatdetektivin ist, das erste wurde nie übersetzt. Das störte mich immer wieder, weil bereits zu Beginn angedeutet wird, dass etwas Entscheidendes vor fünf Jahren passiert sein muss und nun im Zusammenhang mit dem Fall in Spada mächtig arbeitet. Ständig hatte ich das Gefühl, mir würde Hintergrundwissen fehlen. Ob dem tatsächlich so ist, kann ich nicht sagen, zum Glück wird aber die damalige Begebenheit rückblickend aufgearbeitet. Dennoch war es lange Zeit für mich verwirrend.

Hinzu kommt, dass Spada ein ziemlich sperriger Charakter ist. Sie ist von Schuldgefühlen und Selbsthass geplagt, betäubt sie mit Alkohol Zigaretten und One-Night-Stands. Die ehemalige Stabhochspringerin betreibt fast exzessiv ihre Sporteinheiten, gern auch im Park, wenn sie mit ihrer Bulldogge Olivia unterwegs ist. In einer gleichrangigen Nebenhandlung lernt sie dort Alessandro kennen. Im Laufe der Geschichte werden sie sich, vor allem auf intellektueller Ebene, näher kommen. Aber so richtig zünden wollte das bei mir auch nicht. Hier ist wohl auch alles auf eine Serie angelegt.
Hauptsächlich geht es um die innere Auseinandersetzung Spadas mit sich selbst, denn seit ihrem Fehler vor fünf Jahren hadert sie mit sich selbst und kann sich nicht verzeihen.
Sie ist nicht in der Lage anderen zu vertrauen, ständig ist sie auf der Suche nach dem Haken am anderen. Das ist psychologisch gut herausgearbeitet und nachvollziehbar – macht Spada aber nicht sonderlich sympathisch. Ein Konflikt tut sich auf, als sich Spada der jungen Witwe Lisa anfreundet. Hier liegt sicher auch Carofiglios Stärke, die moralischen Untiefen auszuloten. Er selbst war viele Jahre Antimafia-Staatsanwalt und hinterfragt hier die ethischen Aspekte der Aufklärungs- und Ermittlungsarbeit. Darf man auf der Suche nach der Wahrheit Grenzen überschreiten?
Interessant wurde dann ihr alter Fall doch noch, der uns ein wenig in die italienische Welt der Geheimgesellschaften einführt. Allerdings auch nur ein wenig, denn hier hätte das Spannungspotenzial gelegen.

Dass mir der ganze Roman eher nüchtern und verhalten erschien, liegt letztlich wohl an der spröden Protagonistin. Vielleicht hatte ich tatsächlich einen Krimi erwartet und war deshalb so gespalten in einem Eindruck. Hätte ich den Fokus eher auf die psychologische Komponente gelegt, vielleicht hätte es mich mehr erreicht.
Also alles in allem ein durchwachsenes Leseerlebnis, das mich aber nicht davon abhält, mehr von dem Autor zu lesen.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Tragisches Familiengeheimnis

Am Tisch sitzt ein Soldat
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»Diese Insel weist die Menschen ab, gönnt nur Seevögeln und Fischen ein behagliches Leben. Die Isländer mit ihren Schafen und Pferden, ihren Gummistiefeln und Kaffeemühlen; sie haben hier eigentlich gar ...

»Diese Insel weist die Menschen ab, gönnt nur Seevögeln und Fischen ein behagliches Leben. Die Isländer mit ihren Schafen und Pferden, ihren Gummistiefeln und Kaffeemühlen; sie haben hier eigentlich gar nichts verloren.« S.44

Genauso fühlte sich Island für mich an, als ich das Buch las, das bereits 2014 erschien und nun bei Diogenes neu aufgelegt wurde. Kalt, wenig einladend und trotzdem hatte es eine gewisse Faszination.

Jón ist mittlerweile von der Insel geflüchtet und studiert in Hamburg Medizin. Als er einen Brief erhält, dass seine Mutter im Sterben liegt, macht er sich auf die Heimreise. Viele ermüdende Kilometer muss er am Ende zu Fuß nach Mývatnsveit laufen. Über die Menschen, die Jón dort erwarten, schreibt Schmidt:

»Die Bauern in der Mývatnsveit … sind kauzige Menschen. Da gibt es ziemlich missratene Geschöpfe, die wohl nur am äußersten Ende der Welt geduldet werden.« S.14

Und Jóns Familie, Nachbarn und Freunde gehören zu den Eigenbrötlern, die diesem kargen Landstrich das Lebensnotwendigste abringen.
Wir schreiben das Jahr 1967, auf dem elterlichen Hof erwarten ihn nur noch seine herrische Tante Rósa und sein geistig behinderter Bruder Palli. Und während sie darauf warten, dass die Mutter stirbt, gleiten Jóns Gedanken immer wieder zurück in seine Kindheit. Sein Vater starb beim Schafabtrieb im Gletscherfluss, als Jón 2 Jahre alt war. Das weiß jeder in der Gegend. Und noch etwas geschah im 2. Weltkrieg, von dem Island nur marginal betroffen war, ein deutsches Militärflugzeug stürzt in der Nähe des Hofes ab. Den Soldaten kann man retten, er wird allerdings kurz darauf festgenommen und sein Flugzeug liegt noch heute an Ort und Stelle. An viel kann sich Jón nicht mehr erinnern. Aber stimmt es auch, was man sich hier erzählt?

Wieder einmal überrascht mich Schmidt mit einer Geschichte, die sich ganz langsam dreht und zu einem Krimi wird. Denn das Leben der Familie wird von einer großen Tragödie überschattet, über die man schweigt.

Ich mag Schmidts einfühlsame Art zu schreiben, seinen Tiefgang aber auch seinen leisen Humor. Sein ungeschönter Blick auf die einfach Menschen, die in diesem abgeschiedenen Teil der Welt leben, die einsilbig sind, sich die Einsamkeit erträglich trinken, die irgendwie vergessen wurden vom Rest der Welt und sich nicht immer um Recht und Gesetz scheren.

Beim Lesen hat man eigentlich nur das Bedürfnis, einen heißen Tee zu trinken und sich in eine Decke zu kuscheln. Definitiv wird die Geschichte noch lange in mir nachhallen, denn bisher hat mich kein Buch über Island atmosphärisch so eingefangen, dass es bleibenden Eindruck hinterlassen hätte. Auch wenn sich meine Sympathie für die meisten Figuren in Grenzen hielt, hab ich sie am Ende etwas bedauert, dass sie dort am Ende der Welt zurückbleiben mussten.
Ich denke, das Buch ist ein Muss für alle Schmidt-Fans. Hin und wieder blitzt auch der leicht schwarze Humor des Autors durch, den er in seinen Kalmann-Büchern perfektioniert hat.

»Vielleicht ist es der Zauber des Nordens, der seine Bewohner im festen Griff hält. Wird man nämlich von solch dunklen Gedanken geplagt und entschließt sich vielleicht, der Insel den Rücken zu kehren, lässt die Sonne unverhofft ihr goldenes Licht durch die Wolken strahlen, und die Millionen Schneeflocken verwandeln sich in Kristalle, die sich sanft auf die Auen legen und das Land in eine zauberhafte Märchenwelt verwandeln, sodass das mürbe Islandherz voller Stolz zu schlagen beginnt. Und die Frage, wie man es hier in dieser Einöde nur aushalten soll, ist plötzlich vom Tisch.« S.124

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