Empfehlung
Geteilte TräumeIch bin geteilter Meinung, was dieses Buch betrifft. Auf der einen Seite fand ich die Eindrücke der damaligen Zeit spannend. Auf der anderen Seite hat sich das Buch an manchen Stellen für mich sehr gezogen, ...
Ich bin geteilter Meinung, was dieses Buch betrifft. Auf der einen Seite fand ich die Eindrücke der damaligen Zeit spannend. Auf der anderen Seite hat sich das Buch an manchen Stellen für mich sehr gezogen, einige Abschnitte hätte man, meiner Meinung nach, weglassen können.
Aber erst zum Anfang: Ingke erfährt, dass sie adoptiert ist und will, verständlicherweise, alles über ihre leibliche Familie wissen. Sie tritt eine kleine Reise an und spricht mit verschiedenen Verwandten, um mehr über ihre Herkunft zu erfahren. Die Familienverhältnisse haben mich oft verwirrt, der Stammbaum am Ende des Buches hat hier gute Dienste geleistet. Ohne ihn wäre ich an manchen Stellen vermutlich aufgeschmissen gewesen.
Erzählt wird in verschiedenen Zeitebenen. Im hier und Jetzt und in der Vergangenheit der Person, mit der sich Ingke gerade unterhält. Während Ingke eine Geschichte erzählt bekommt, kann der Leser diese quasi selbst miterleben. Diese Art zu Erzählen war sehr geschickt. Diese Rückblenden sind ganz interessant und so wie ich es einschätzen kann, authentisch. Es wurde ein Eindruck aus dem Leben zur DDR-Zeit vermittelt. Der Fokus von Ingke ging an manchen Stellen allerdings verloren. Gerade die ersten Gespräche trugen nicht dazu bei, dass Ingke ihre leibliche Mutter findet, sondern für Ingkes Verständnis von Familie. Für mich haben sich die ersten Seiten ein wenig gezogen, da ich wissen wollte, wo Ingkes Mutter ist, und nicht was sie von Familie hält. Irgendwann wurde der rote Faden wiederaufgenommen. Ingke reist von Pontius zu Pilatus und ihre Verwandten erzählen Geschichten, das ist die Handlung.
Der Fokus von der Protagonistin und ihre Gefühle rückt an dieser Stelle stark ab. Es hat alles irgendwie mit der Protagonistin zu tun, aber ist für mich zu weit hergeholt. Für mich fehlt irgendwie das Große und Ganze. Wenn das Thema DDR-Zeit im Vordergrund stehen sollte, hätte das Buch ganz anders Gestaltet werden können, hätte Ingkes Geschichte im Vordergrund stehen sollen, hätte der Leser mehr von ihr erfahren müssen… Ich kann nicht genau sagen, was hier im Vordergrund stand.
Dennoch fand ich die Geschichte nicht schlecht, da es viele spannende Aspekte gab. Auch das Thema nachhaltige Landwirtschaft wurde zum Beispiel aufgegriffen.
Die Handlung bleibt bis kurz zu Schluss spannend, denn erst da setzt sich alles richtig zusammen. Klar geht hier hervor, dass man immer alle Seiten einer Geschichte anhören sollte. Allerdings hätten hier ein paar Seiten mehr gutgetan. Zu schnell kam das Happy End. Ich habe das Gefühl, dass hier etwas Entscheidendes fehlt.
Das Buch kann ich an diejenigen, die gerne historisch angelehnte Geschichten erzählen, empfehlen.