Ein Roman mit einem großen Stück deutscher Geschichte
Die fremde KöniginDer historische Roman „Die fremde Königin“ von Rebecca Gablé, erschienen 2017 im Lübbe-Verlag ist der Nachfolgeroman von „Das Haupt der Welt“. Es handelt in den Jahren 951-962 zur Zeit der Regentschaft ...
Der historische Roman „Die fremde Königin“ von Rebecca Gablé, erschienen 2017 im Lübbe-Verlag ist der Nachfolgeroman von „Das Haupt der Welt“. Es handelt in den Jahren 951-962 zur Zeit der Regentschaft König Ottos I. Zu Beginn befreit der Panzerreiter Gaidemar Adelheid, die Königin von Italien, aus der Gefangenschaft Berengars, der diese mit seinem Sohn Adalbert vermählen möchte, nachdem er Adelheids Gemahl vergiftet hat. Gaidemar geleitet Adelheid, ihre Tochter Emma und ihre Zofe Anna zu König Otto. Dieser überlegt nicht lange und bittet Adelheid um ihre Hand. Die beiden heiraten. Nachfolgend stehen den beiden, ihrer Familie und auch Gaidemar unruhige Zeiten bevor. Es gibt einige Schlachten auszutragen, die nicht selten aus Machtkämpfen innerhalb der Familie resultieren. Henning, der Bruder Ottos sowie sein Sohn Liudolf spielen dabei eine große Rolle.
Adelheid ist eine sehr starke, schlaue Frau, die alles tut, um Ottos Macht zu unterstützen und ihren Kindern ein sorgloses Leben zu bieten. Sie unterstützt ihren Mann, den sie lieben gelernt hat, wo sie nur kann, steht ihm mit Rat und Tat zur Seite. Otto ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit und ein großer König. Nicht selten lässt er sich leider von seinen nahen Verwandten fehlleiten und trifft dann Entscheidungen, die nicht immer nachvollziehbar sind. Henning und Liudolf verstehen sich nicht und tragen ihre Kämpfe in Schlachten aus, in denen das Volk meist die Leidtragenden sind. Erzbischof Wilhelm, der uneheliche Sohn des Königs, versucht oft zwischen den verfeindeten Parteien zu vermitteln und den König dahingehend zu beraten.
Gaidemar leidet unter seinem Status als Bastard, versucht deshalb immer wieder sich zu beweisen. Die Königin hält viel von ihm und bittet ihn oft an seine Seite z.B. als Vorkoster und Ratgeber. Er fühlt sich oft ausgenutzt und sein Leben ist sehr wechselhaft, Er muss oft als Spielball der Mächtigen hinhalten.
In diesem Roman stehen oftmals die historischen Begebenheiten im Vordergrund, eingestreut ist die fiktionale Geschichte um Gaidemar. Der Roman ist spannend und anschaulich geschrieben. Ich konnte mir die Schlachtfelder bildlich vorstellen, auch wenn ich mangels geographischer Kenntnisse nicht immer genau wusste, wo im großen deutschen Reich sich die Szenen gerade abspielten. Einige Folter- oder Bestrafungsszenen sind nichts für schwache Nerven. Der Roman ist mit über 700 Seiten recht lang, aber wird nie langweilig. Man ist immer neugierig, wie es weitergeht, auch wenn die Handlung an ein paar wenigen Stellen etwas vorhersehbar ist. Mich persönlich stört das allerdings nicht. Die vielen Herzöge und Grafen wechseln jedoch so häufig die Seiten, dass ich manchmal nicht mehr wusste, wer wen unterstützt. Das Nachwort ist sehr aufschlussreich. Hier klärt die Autorin auf, was sich wirklich früher zugetragen hat und was ihrer Phantasie entsprungen ist. Mit diesem Buch wird einem ein Stück deutsche Geschichte nahe gebracht ohne sich von bloßen Fakten gelangweilt oder erschlagen zu fühlen. Meiner Meinung nach ein würdiger und ebenbürtiger Folgeroman zu „Das Haupt der Welt“, auch wenn hier mehr Geschichte statt Fiktion im Vordergrund steht.