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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2018

Mädchen mit roten Haaren, die musst du fragen ...

Die Hexe von Norderney
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Nachdem ich diesen Monat schon das beeindruckende Werk „Ein Held in dunkler Zeit“ des gleichen Autors gelesen hatte, kam dieser kleine Lokalkrimi direkt auf leichten Füßen zu mir gehuscht. Wie schon genanntes ...

Nachdem ich diesen Monat schon das beeindruckende Werk „Ein Held in dunkler Zeit“ des gleichen Autors gelesen hatte, kam dieser kleine Lokalkrimi direkt auf leichten Füßen zu mir gehuscht. Wie schon genanntes Buch, durfte ich auch „Die Hexe von Norderney“ in einer autorenbegleiteten Leserunde genießen und muss sagen, die Story hat mir sehr gut gefallen. Auf außergewöhnliche Weise verknüpft Christian Hardinghaus die dunkle Vergangenheit des 16en Jahrhunderts mit der Gegenwart. Immer wieder kreuzen Frauen mit roten Haaren die Wege des Lesers bis man sich am Ende selbst die Frage stellen muss, ob es denn nun Hexen gibt oder nicht.
Der Autor stellt uns eine Reihe von Charakteren vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten und mischt sie alle in einem großen Ermittlerpool einmal gut durch. Ich muss gestehen, dass ich bis zum Schluss auf dem Schlauch stand, als es um den wahren Täter ging. Zu Anfang dieser Rezension sprach ich von einem Krimi auf leichten Füßen, das Kopfkino, das dieser jedoch verursachte war nicht von schlechten Eltern! Auch die Mitglieder der Polizei waren vor den Hexenangriffen nicht gefeit, fielen in unerklärbare Ohnmachten und handelten zuweilen auf recht unorthodoxe Weise.
Durch seinen flüssigen Schreibstil führt Christian seine Leser mit Spannung in einen rasanten Endspurt, der in einer schlüssigen und überraschenden Aufklärung mündet. Er lässt im Epilog auf eine baldige Fortsetzung, diesmal mit weiblicher Begleitung, hoffen … ich bin gespannt und wäre gerne bei einer Fortsetzung mit von der Partie.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Viele Worte, eine bewegende Geschichte aber dennoch "Ohne Worte" ....

Roter Herbst in Chortitza
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Eine nicht einfache Geschichte ist dem frischgebackenen Autor Tim Tichatzki da in den Schoß gefallen. Umso mehr bewundere ich ihn dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, diese nun auch uns Lesern und ...

Eine nicht einfache Geschichte ist dem frischgebackenen Autor Tim Tichatzki da in den Schoß gefallen. Umso mehr bewundere ich ihn dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, diese nun auch uns Lesern und Leserinnen zur Verfügung zu stellen. Sie ist einfach so eindringlich, dass sie an das Licht der Öffentlichkeit gehört. Mit ihr erzählt Tim die Geschichte der Familie seiner Frau und ihren Vorfahren. Er wählt ein geschicktes Format um diese nicht einen Moment zu sachlich oder gar zu trocken wirken zu lassen. Dem jungen Willi, der in der Tat gelebt und geliebt hat, stellt er den fiktiven Freund Maxim zur Seite, der die andere Hälfte mit Leben erfüllt. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich die beiden Charaktere über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren verändern. Während Willi – auch dank seiner Religionszugehörigkeit – doch eher an das Gute im Mensch glaubt und stets für eine gewaltfreie Lösung plädiert, wird aus Maxim über die Jahre eine wahre Tötungsmaschine. Die beschriebenen Grausamkeiten – auch weil sie ja leider auf wahren Tatsachen beruhen – sind oft schwer zu ertragen und das sage ich als Leserin, die diese in der Wärme ihres Wohnzimmers konsumierte. Man sagt ja, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, aber was diesen Familien abverlangt wurde, ist mit Worten fast nicht zu beschreiben. Ich lege dieses Buch jedem ans Herz, der sich für Geschichte interessiert und gegen ein Vergessen ist. Während ich diese Rezension schreibe, erleiden tausende von Menschen auf dieser Welt ein ähnliches Schicksal und ich möchte eine kleine Schweigeminute einlegen und mich mal wieder daran erinnern, wie gut es mir und den Meinen geht .

Veröffentlicht am 22.03.2018

Sex and drugs and ... murder !!!

Der Mann, der nicht mitspielt. Hollywood 1921: Hardy Engels erster Fall
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Ah, wie ich es liebe in die goldenen Zwanziger Jahre einzutauchen … irgendwie habe ich da immer meine Großmutter im Sinn, die 1899 in Berlin geboren, das sorgt für ein schönes Gefühl in mir. Diesmal verlassen ...

Ah, wie ich es liebe in die goldenen Zwanziger Jahre einzutauchen … irgendwie habe ich da immer meine Großmutter im Sinn, die 1899 in Berlin geboren, das sorgt für ein schönes Gefühl in mir. Diesmal verlassen wir aber Deutschland und begeben uns aufs sündige Pflaster Hollywoods. Die Filmindustrie steht noch in den Anfängen und ich bin erstaunt, wie hoch der Anteil deutscher Einwanderer war, die es genau hier zu Ruhm, wenn auch nicht immer Ehre gebracht haben. So dann nun auch unser sympathischer Protagonist, Reinhard – genannt Hardy – Engel. Nachdem ihm seine eigene Schauspielerkarriere nur mäßigen Erfolg präsentiert, versucht er sein Glück im Aufstöbern von Personen, die wahrlich nicht immer gefunden werden wollen. Bevor Hardy sich versieht, steckt er mitten drin in den Skandalen Hollywoods, von denen der Fall „Fatty Arbuckle“ nicht der einzige bleiben soll.
Für die Story an sich hätte ich mir ein bisschen mehr Pepp gewünscht. Die knapp 16 Stunden Hörvergnügen zogen sich ein einigen Stellen ein bisschen wie Kaugummi, manche Passagen gingen vielleicht etwas zu sehr in die Tiefe. Aber hundertprozentig wett machte der begnadete Sprecher, Uve Teschner, dieses kleine Defizit. Er konnte eine unglaubliche Stimmenvielfalt aufbieten, die genau ins Hollywood der Zwanzigerjahre passte. Man bedenke, dass fast die gesamte Crew dort aus zusammengewürfelten Einwanderern verschiedener Länder kam. Gut gefallen hat mir unter anderem Mr. Karl Lämmle aus dem Schwabenland, der es sich nicht nehmen ließ, hin und wieder ein Gläschen Trollinger zu genießen. Bemerkenswert finde ich außerdem die Recherchearbeit, die der Autor Christof Weigold hier vollbracht hat. Er hat sie aufgespürt, die rauschenden Partys mit den wilden Drogenexzessen, was besonders die Hearst Presse dazu veranlasste Hollywood an den Pranger zu stellen. Die Kritik der Presse zeigte Wirkung, und die Filmstudios unterwarfen sich im Jahr nach dem spektakulären Prozess einer institutionalisierten freiwilligen Selbstkontrolle, die die Moral in Hollywood-Filmen überwachen sollte.
Nun bin ich sehr gespannt, wie es mit Hardy Engel weitergehen wird … wird er in Hollywood bleiben? Freue mich heute schon auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 22.03.2018

Geschichten, die das Leben schreibt ...

Kalte Wut
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Auf dieses kleine Buch wurde ich in einem Lesekreis aufmerksam. Eine der Teilnehmerinnen hatte einige Zeit genau in dem Haus gewohnt, in dem auch die junge Familie Rinsche wohnte. Diese doch ein wenig ...

Auf dieses kleine Buch wurde ich in einem Lesekreis aufmerksam. Eine der Teilnehmerinnen hatte einige Zeit genau in dem Haus gewohnt, in dem auch die junge Familie Rinsche wohnte. Diese doch ein wenig gruselige Tatsache machte mich neugierig und ich wurde nicht enttäuscht. Dem Journalisten und Autor Volker Mauersberger ist es tatsächlich gelungen ein recht nüchternes Buch zu schreiben und dennoch die Aufmerksamkeit des Lesers für sich zu beanspruchen. Der biografische Roman ist durchsetzt mit Originaltexten der damaligen Ermittlungen und schafft es dadurch, die Nachkriegsatmosphäre in Gevelsberg perfekt wieder zu geben. Beim Lesen ertappte ich mich immer wieder, mit der Mörderin zu sympathisieren. Nichts entschuldigt einen Mord, aber diese Frau hatte ein wirklich trauriges Leben und niemand hörte ihr zu. Niemand nahm sich Zeit für sie und ihre Problemen an. Wie verzweifelt muss sie gewesen sein um diese Gräueltat zu vollbringen. Wie viele Tage und Nächte verbrachte sie schlaflos und voller Angst? Dieses Buch beinhaltet eine „Geschichte, die das Leben schreibt“ … dieses traurige Leben wünsche ich aber keinem Zweiten. Mich hat das Buch beeindruckt.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Mögen wir nie vergessen ...

Ein Held dunkler Zeit
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Dieser Roman, dessen Geschichte auf wahren Tatsachen basiert, zeigt mal wieder sehr anschaulich, wie facettenreich ein Einzelschicksal zu Zeiten des Naziregimes beleuchtet werden kann. Der beeindruckende ...

Dieser Roman, dessen Geschichte auf wahren Tatsachen basiert, zeigt mal wieder sehr anschaulich, wie facettenreich ein Einzelschicksal zu Zeiten des Naziregimes beleuchtet werden kann. Der beeindruckende junge Autor, Christian Hardinghaus, der nach seinem Geschichtsstudium im Bereich Propagandaforschung promovierte, hat sich seinen Recherchen zu diesem Buch mit einer Ausdauer und Euphorie gewidmet, die einem als Leser das Herz aufgehen lassen. Er hat sich ein trauriges Kapitel unserer bewegten deutschen Geschichte rausgesucht und hat sie in keinster Form geschönt. Aber er hat es geschafft, den einzelnen Charakteren eine Stimme zu geben, die uns immer wieder darin bestärkt nicht zu vergessen um nicht zum Wiederholungstäter zu werden. Er hat es auch geschafft bei mir beim Lesen ein derartiges Kopfkino auszulösen, dass ich mit gelitten und gebangt habe mich aber auch dann den schönen Abschnitten des Romans freuen konnte. Man denke da z. B. an die kesse junge Annemie, die ihrem Wilhelm ganz schön einheizt oder an die vielen schönen Briefe, die ihren Weg in dieses Buch gefunden haben. Es gab so viele Schicksale in dieser schweren Zeit, viele haben sich wahrscheinlich auch in den Familien der Leserinnen und Leser abgespielt. Dennoch ist der beinah biografische Roman nicht langweilig oder gar redundant. Jede Geschichte verdient einen Leser oder Zuhörer, schön dass du dich dieser Aufgabe angenommen hast, lieber Christian!