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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2017

Historisches Entertainment vom Feinsten ...

Die Winterrose
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Leider habe ich ein bisschen zu viel Zeit zwischen dem ersten und diesem zweiten Teil der Rosen-Trilogie verstreichen lassen und brauchte deshalb ein Weilchen, bis ich mich eingehört hatte und auch wieder ...

Leider habe ich ein bisschen zu viel Zeit zwischen dem ersten und diesem zweiten Teil der Rosen-Trilogie verstreichen lassen und brauchte deshalb ein Weilchen, bis ich mich eingehört hatte und auch wieder mit den Charakteren vertraut gemacht hatte.
Die Geschichte, die diesmal einige Jahre später, nämlich um das Jahr 1900 in London, spielt, bringt uns wieder mit alten Bekannten zusammen. Es gibt ein Wiedersehen mit Fiona und Joe, die mit ihren Kindern in London leben. Aber hauptsächlich geht es diesmal um Fionas jüngeren Bruder Charlie, der nun als Gangsterboss Sid Malone über das ganze Londoner Eastend herrscht. Obwohl er inzwischen durch seine nicht immer ganz sauberen Geschäfte ein kleines Vermögen angehäuft, scheint er im Herzen ein guter Mensch geblieben zu sein.
Des Weiteren begegnen wir einer wichtigen Person in diesem zweiten Teil, India Selwyn-Jones, die Tochter einer Adelsfamilie, die als eine der wenigen Frauen in dieser Zeit ein Medizinstudium abgeschlossen haben. Ihr größter Wunsch ist es, den armen Familien zu helfen und so lernt sie im Eastend schließlich Sid kennen. Von Anfang an übt er eine unglaubliche Anziehungskraft auf sie aus. Die Beiden beschließen nach langem Ringen einen gemeinsamen Neustart in der Neuen Welt, der jedoch von Indias vermeintlichem Verlobten Freddie durchkreuzt wird. Der steinige aber auch spannende Weg nimmt hier seinen Anfang …
Durch India, Sid und auch Fionas Bruder Seamas lernen wir mit der Autorin das Britische Empire kennen, das sich weit über die Grenzen der Insel hinaus streckt. Jennifer Donnelly schafft in dem Hörbuch eine lebhafte Stimmung, die das Buch für mich zu einem Hörgenuss machte. Einen kleinen Abzug gibt es nur, da manchmal ein wenig zu oft der Zufall in die Geschichte reinspielte. Nun werde ich den dritten Teil zügig hinterher hören und freue mich schon auf den Abschluss der Trilogie.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Nicht immer ist weniger mehr ...

Nachtblau
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Für die damalige Zeit ist die Witwe Catrijn eine sehr starke junge Frau. Allein den Mut aufzubringen nach dem Tod ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Mannes in eine fremde Stadt aufzubrechen, ist doch ...

Für die damalige Zeit ist die Witwe Catrijn eine sehr starke junge Frau. Allein den Mut aufzubringen nach dem Tod ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Mannes in eine fremde Stadt aufzubrechen, ist doch sehr ungewöhnlich. Sie macht ihr Glück kurzzeitig in Amsterdam, wo sie bei einem bessergestellten Ehepaar im Haushalt unterkommt. Die Frau, von ihrer eigenen Malkunst recht eingenommen, ermöglicht ihr einen kleinen Einblick in das Leben der Kunst, ja sogar eine Stippvisite bei dem bekannten Rembrandt findet statt. Doch dieses Glück ist ihr nicht vergönnt und so zieht sie schweren Herzens weiter nach Delft. Auch hier erlaubt es ihr ein Wink des Schicksals, wieder mit der Malkunst verbunden zu sein und unter anderem den bekannte Maler Jan Vermeer zu treffen, vielen bekannt durch „Das Mädchen mit dem Perlohrring“. Wird sie hier am Ende glücklich werden?
Die Autorin hat mit diesem Buch ein vielseitiges und höchst interessantes Thema angerissen, die Kunst der Herstellung des „holländischen Porzellans“. Jeder der sich für Porzellan und Keramik interessiert, kommt an der berühmten Delfter Keramik natürlich nicht vorbei. Während Frau van der Flugt es geschafft hat, den roten Faden durch das ganze Buch hindurch aufrecht zu erhalten und so eine in sich stimmige und runde Geschichte zu schreiben, hätte ich mir an vielen Stellen noch mehr Detail und Tiefgang gewünscht. Es war eine spannende Zeit im 17. Jahrhundert in den Niederlanden, wie viele Ereignisse im Buch sehr schön beweisen. Ich hatte jedoch oft das Gefühl, dass die Autorin durch das Buch rennt und genau diese nur am Rande streift. Beispielsweise den „Delfter Donnerschlag“ – die Explosion eines riesigen Pulverarsenals – bei dem auch unsere Protagonistin verletzt wurde und die hunderten von Delftern das Leben kostete, oder der Ausbruch der Pest, und, und, und … ich könnte noch einiges aufzählen. Am Anhang im Buch kann man erkennen, dass die Autorin durchaus gut recherchiert hat. Schade, dass sie dieses Recherchewissen nicht ein bisschen gründlicher im Buch verarbeitet hat.
Alles in allem eine schöne Geschichte, die meines Erachtens nach leider zu schnell zu Ende war.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Die Roaring Twenties in Berlin ...

Das Café unter den Linden
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Dies ist für mich das dritte Buch der jungen, talentierten Autorin Joan Weng und ich muss sagen, mit jedem Buch steigert sie sich wieder ein bisschen mehr, die Geschichten scheinen ihr nur so aus der Feder ...

Dies ist für mich das dritte Buch der jungen, talentierten Autorin Joan Weng und ich muss sagen, mit jedem Buch steigert sie sich wieder ein bisschen mehr, die Geschichten scheinen ihr nur so aus der Feder zu fließen!
Auch diesmal nimmt sie uns mit auf eine Reise ins Berlin der 20er Jahre. Aus dem tiefen Schwabenland entflieht das Tippfräulein Fritzi mit Liebeskummer im Herzen in die Großstadt und ist sofort fasziniert. Nach einem ziemlich holprigen Start fühlt sie sich schließlich beflügelt … die Welt steht ihr offen, wenn sie nur entschlossen genug dafür kämpft. Sie lässt sich nicht unterkriegen von ihren Niederlagen, denn sie ist überzeugt, dass sie es schaffen wird.
Begleitet wird sie von zauberhaften, zickigen, herablassenden aber auch liebevollen Charakteren … wir lernen ihre neue Freundin Inge kennen, die so gerne Schauspielerin wäre. Wir lassen uns mit Fritzi von dem etwas kuriosen Paar Wlad und Rosa verwöhnen. Wir teilen mit ihr Freude aber auch Kummer auf der quietschgelben Couch, wir essen mit ihr Vanillepudding, wir gehen mit ihr zum Schwofen aber vor allem sind wir mit dabei, wenn die Liebe sie wie ein Donnerschlag erwischt!
Joan schafft es perfekt die damalige Atmosphäre knapp hundert Jahre später wieder zum Leben zu erwecken. Der bildhafte Schreibstil lässt sie auferstehen, die Welt des Glitzers und des Glamours aber auch die Schattenseiten im manchmal sehr hungrigen Berlin der damaligen Zeit. Wir treffen alte Bekannte, wie den schönsten Mann von UFA, den Grafen Sawicki aber z. B. auch die Metzgerstochter Augusta, verheiratete Genzer und, und, und … es fühlt sich fast ein bisschen wie Familie an und schon beim Lesen dieses Buchs sehnt man sich nach einem weiteren Treffen in nicht allzu ferner Zukunft in Berlin … gerne auch direkt zum Cherry Cobbler im Café unter den Linden …

Veröffentlicht am 28.07.2017

Für mich das beste Hörbuch seit langem ...

Wenn das Herz im Kopf schlägt
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Für mich das beste Hörbuch seit langem. „Ja, genau so hätte es passieren können … in jeder beliebigen ländlichen Gegend in Deutschland …“ Nicht nur dass Johann Behrens der größte Bauer in der Gegend nahe ...

Für mich das beste Hörbuch seit langem. „Ja, genau so hätte es passieren können … in jeder beliebigen ländlichen Gegend in Deutschland …“ Nicht nur dass Johann Behrens der größte Bauer in der Gegend nahe der holländischen Grenze ist, nein, er holte sich auch noch eine „Vornehme“ aus Ostpreußen. Das kann nur Neid unter der Bauern der Umgebung schüren. Auf dem Rücken von Johanns Frau Magdalena wird schließlich alles ausgetragen, bis ein Unglück geschieht … Selten habe ich einen Kriminalroman gehört oder gelesen, der auf solch hohen literarischen Niveau geschrieben wurde. Hier stimmt einfach die Atmosphäre. Frau Borrmann taucht ein in das ländliche Leben der 60er Jahre, das sich auch im Jahr 2001 nicht wesentlich geändert hat. Missgunst scheint hier an der Oberfläche zu brodeln. Alte Wunden werden aufgerissen, als Anna Behrens auftaucht. Was ist Wahrheit, was Lüge … wem kann man eigentlich noch trauen? Schließlich holt die Bewohner die Vergangenheit doch ein …
Das (Hör)Buch strahlt eine sehr bedrückende Stimmung aus und dennoch kann man nicht aufhören. Ich bin mal wieder begeistert von dieser talentierten Autorin und ebenso von dem begabten Sprecher, Jürgen Holdorf, der genau den richtigen Ton getroffen hat.

Veröffentlicht am 20.07.2017

Wie schade, ich bin leider enttäuscht ...

Swing Time
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Es passiert mir selten, aber manchmal muss es einfach sein. Ich habe knapp vor der Hälfte aufgegeben, da sich mir der Sinn hinter der Geschichte nicht erschloss. In oft wirren Zeitsprüngen führt uns die ...

Es passiert mir selten, aber manchmal muss es einfach sein. Ich habe knapp vor der Hälfte aufgegeben, da sich mir der Sinn hinter der Geschichte nicht erschloss. In oft wirren Zeitsprüngen führt uns die Autorin durch ihr Buch. Obwohl der Schreibstil sehr flüssig ist, muss man sich doch sehr konzentrieren um zu verstehen, in welcher Phase des Lebens sich die Protagonisten eigentlich befinden. Es werden unheimlich viele Themen angeschnitten, z. B. die Vorurteile gegenüber dunkelhäutiger Menschen, die Armut vieler Familien, Drogenmissbrauch, sexuelle Übergriffe - auch schon im Kindesalter, und, und, und … aber genau das meine ich, sie werden angeschnitten und verlaufen dann irgendwie im Sand, was mich als Leser doch etwas unbefriedigt zurück ließ. Nachdem ich das Buch „Zähne zeigen“, auch von Zadie Smith, geliebt habe, war ich von dieser hochgelobten Story enttäuscht. Ich persönlich kann den Hype nicht verstehen.