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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Für mich ein Monatshighlight !!!!

Über uns die Nacht
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Ohne eine Spur von Kitsch erzählt die Autorin Anat Talshir die Geschichte von Lila und Elias, zwei Menschen, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort getroffen haben. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, ...

Ohne eine Spur von Kitsch erzählt die Autorin Anat Talshir die Geschichte von Lila und Elias, zwei Menschen, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort getroffen haben. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart und der Zeit ab 1948, die sich über mehr als 20 Jahre erstreckt. Der Leser erfährt von der Entwicklung Israels, der Trennung der Stadt Jerusalem und den immer wieder auflodernden blutigen Kämpfen und Kriegen. Nebenher zieht sich die zarte Liebesgeschichte einer Jüdin und einem Araber durch das Buch wie ein roter Faden.

Ich selbst hatte vor einigen Jahren das Privileg, die Stadt Jerusalem besuchen zu dürfen und sie mit einem wunderbaren Reiseführer, dessen deutsche Eltern selbst während des zweiten Weltkriegs nach Israel ausgewandert waren, zu erkunden und zu erleben. Über der Stadt liegt einfach eine unbeschreibliche Atmosphäre, geprägt durch die vielen verschiedenen Religionen und Kulturen. Ob mir ein weiterer Besuch vergönnt sein wird, steht ja leider bei der heiklen politischen Situation in den Sternen. Umso mehr habe ich mich gefreut, noch einmal mit Anat Talshir auf Entdeckungsreise gehen zu dürfen. Jedem, der sich für die Geschichte Israels, insbesondere Jerusalem interessiert, lege ich diesen wunderbaren Roman ans Herz.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kommt nicht ganz an den Vorgänger ran ...

Die australischen Schwestern
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Nachdem ich den ersten Teil der Trilogie verschlungen hatte, bin ich von diesem Teil leider ein bisschen enttäuscht. Während die Schreibweise auch hier wieder sehr flüssig war und die Seiten schnell umblättern ...

Nachdem ich den ersten Teil der Trilogie verschlungen hatte, bin ich von diesem Teil leider ein bisschen enttäuscht. Während die Schreibweise auch hier wieder sehr flüssig war und die Seiten schnell umblättern lies, erschien mir die Geschichte als solche mehr als eine Art Aufzählung verschiedener wichtiger und nicht so wichtiger Ereignisse im Leben der von Hamburg nach Australien ausgewanderten Familie. Richtig fesseln konnten mich lediglich die Abschnitte um Carola, die ja von Australien wieder zu entfernter Verwandtschaft nach Deutschland geschickt wurde. Vielleicht bin ich doch nicht so der Australien Fan? Ich möchte an dieser Stelle auf jeden Fall empfehlen, diese Trilogie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Dem Leser entgeht meiner Meinung nach zu viel Hintergrundwissen. Ich persönlich kann an dieser Stelle nur eine halbherzige Leseempfehlung geben, werde aber den Abschluss der Roman Trilogie, „Das Versprechen der australischen Schwestern“, wohl auch noch lesen. Nun bin ich doch neugierig, wie es ausgehen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Am Ende sind alle Verlierer ...

Justins Heimkehr
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Man kann nie wissen, wie man selbst mit einer solch schrecklichen Situation umgehen würde, doch der Autor Bret Anthony Johnston versucht es uns Lesern auf eine sehr einfühlsame und eindringliche Art näher ...

Man kann nie wissen, wie man selbst mit einer solch schrecklichen Situation umgehen würde, doch der Autor Bret Anthony Johnston versucht es uns Lesern auf eine sehr einfühlsame und eindringliche Art näher zu bringen. Die Situation nämlich, in der das eigene Kind entführt wird um nach vier aufreibenden Jahren durch Zufall gefunden zu werden.

Es muss eine wahre Achterbahn der Gefühle sein mit der Familie Campbell fertig zu werden versucht. Justin wird therapeutisch betreut, doch wie es den anderen Familienmitgliedern ergeht, muss man als Leser schockiert verfolgen. Der Autor lenkt das Hauptaugenmerk in seinem Roman eben auf diese Familienmitglieder im direkten Umfeld. Er gibt weder Täter noch Opfer eine eigene Stimme sondern versucht in verschiedenen Abschnitten die Gefühle des Vaters Eric und dessen Vater Cecil, der Mutter Laura und die des jüngeren Bruders Griff darzustellen. Von „Himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ erlebt der Leser die Wochen nach der Heimkehr. Die Familie scheint an Justins Rückkehr erneut zu zerbrechen, Kommunikation ist fast unmöglich. Als die Rachegefühle dem Täter gegenüber stärker werden, droht die Situation zu eskalieren.

Die Spannung, die der Autor von Kapitel zu Kapitel aufbaut, ist zeitweise fast nicht zu ertragen und das Ende lässt sich kaum erahnen. Auf eine beeindruckende Art nimmt uns Mr. Johnston an Hand und stellt uns der Familie vor um uns dann aber am Schluss mit vielen Fragen allein zu lassen. Der Kreis schließt sich nur dürftig und hat mich eigentlich etwas unbefriedigt zurück gelassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller Roman um eine mutige und tapfere Frau ...

Die Australierin
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Zwischendurch liebe ich Auswandererromane, obwohl mich sonst meistens die, die nach Amerika gehen, mehr reizen. Umso positiver überraschte mich dieser erste Teil von Ulrike Renks Australientrilogie. Natürlich ...

Zwischendurch liebe ich Auswandererromane, obwohl mich sonst meistens die, die nach Amerika gehen, mehr reizen. Umso positiver überraschte mich dieser erste Teil von Ulrike Renks Australientrilogie. Natürlich stach mir beim Lesen des Klappentextes gleich der Name Lessing ins Auge, war doch Nathan der Weise Lektüre in einer meiner Deutschklassen. Die Autorin vermerkt auch gleich, dass der Roman auf wahren Tatsachen beruht, was ihn für mich noch spannender machte.

Ein großer Teil des Romans spielt in Hamburg, meiner Geburtsstadt und heute eines unserer liebsten Reiseziele. Emilia lebt dort mit ihrer Tante und ihrem Onkel und wächst behütet zu einer jungen hübschen Frau heran, die den Fehler macht, sich in den Kapitän Carl Gotthold Lessing zu verlieben, der ein Segelschiff in der Werft ihres Onkels in Auftrag gibt. Wie im Klappentext beschrieben, setzt sie ihren Willen durch und wird somit für viele Jahre zur Kapitänsfrau, die ihren Mann entgegen allem Aberglauben auf seinen Reisen mit ihren Kindern begleitet.

Frau Renk hat mich mit ihrer Geschichte fasziniert und immer bei der Stange gehalten, dass ich das Buch in null Komma nix durch hatte und mich nun schon auf den zweiten Teil freuen darf.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kein leichter Stoff ...

Gefesselt in Seide
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Mein Lesemonat startet gleich mit einem Volltreffer, einem älteren Schätzchen einer meiner Lieblingsautorinnen, Anita Shreve. Ich musste mich erst ein bisschen reinfinden in den Erzählstil. Er wechselt ...

Mein Lesemonat startet gleich mit einem Volltreffer, einem älteren Schätzchen einer meiner Lieblingsautorinnen, Anita Shreve. Ich musste mich erst ein bisschen reinfinden in den Erzählstil. Er wechselt zwischen Interviews mit Zeugen, die das Drama in dem kleinen Fischerdorf im nordöstlichen Zipfel der USA miterlebt haben und Maureen (aka Mary Amesbury), die ihre Geschichte im Gefängnis aufschreibt und immer wieder mit Fragen und Kommentaren spickt.

Die Autorin hat in diesem Buch ein heikles und zugleich sehr schreckliches Thema gewählt: Gewalt in der Partnerschaft/Ehe. Sie geschieht oft dort, wo man sie am wenigsten vermutet. Es sind nicht nur, wie viele vermuten, die arbeitslosen Arbeiter, die ihr Leben im Feingerippten mit einer Bierflasche in der Hand vor dem Fernseher fristen. Sie betrifft alle Schichten, alt und jung, gebildet und ungebildet. Sie fängt oft langsam an, sie steigert sich mit die Zeit bis die Betroffene keinen Ausweg mehr sieht und sogar sich selbst als schuldig bezeichnet. So auch in Maureens Geschichte. Der Versuch endlich auszubrechen endet tragisch und ihr Leben als auch das ihrer Tochter bleibt für immer überschattet. Im Buch werden Vergleiche zu Zelda und Scott Fitzgerald gezogen. Er wurde u. a. bekannt durch sein Buch „The Great Gatsy“. Die Geschichte der beiden Autoren aus den „Roaring Twenties“ ist es wert, einen Blick darauf zu werfen. Auch ihre Ehe ging durch Gewalt und übermäßigen Alkoholgenuss in die Brüche und das einzige Kind, eine Tochter, wurde von Kindermädchen aufgezogen und der Mutter entfremdet.

Die Geschichte Maureens berührt einen als Leser deshalb so sehr, weil ihr doch auch sehr viel Unrecht geschah. In den 60er Jahren gab es vor den Augen des Gesetzes eigentlich noch keine Gewalt in der Ehe, von Vergewaltigung mal ganz zu schweigen. Die Frau war ihrem Mann hoffnungslos ausgeliefert. Gefesselt in Seide ist eine Geschichte, die mich noch ein Weilchen beschäftigen wird.