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Veröffentlicht am 20.11.2022

Ausflug in eine fremde, grausame Welt ...

Lightseekers
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Auf eher ungewöhnliche Weise beginne ich diesmal meine Rezension zu dem Debutroman „Lightseekers“ mit einem Zitat in den Danksagungen des Autors am Ende des Buchs: „Das Schreiben dieses Buch war eine Art ...

Auf eher ungewöhnliche Weise beginne ich diesmal meine Rezension zu dem Debutroman „Lightseekers“ mit einem Zitat in den Danksagungen des Autors am Ende des Buchs: „Das Schreiben dieses Buch war eine Art Exorzismus. Ich danke meinem Tutor William Ryan dafür, dass er diesen verzweifelten Wunsch erkannt und mich dazu angeleitet hat, die Geschichte zu erzählen, die mir am Herzen lag, und damit meine Liebe zu meinem Heimatland wiederherzustellen.“
Genau dieses Zitat hat mir geholfen selbst das Leben in Nigeria aus Sicht als Leserin ein wenig besser zu verstehen und vielleicht besser einordnen zu können. Als Westeuropäerin, die zwar – wie der Protagonist auch - schon in den USA, jedoch noch nie in Afrika gelebt hat, konnte ich beim Lesen oft nur den Kopf schütteln und tat mich schwer, dem ganzen nigerianischen Lebensstil einen Sinn abzugewinnen. Der Autor verarbeitet in seinem Debütroman ein Thema, das ihm wohl selbst schon lange auf der Seele gebrannt hat, nämlich den sinnlosen Lynchmord an vier Jugendlichen, der im Jahr 2012 nahe Port Harcourt stattgefunden hat. Er versucht dieses grausame Verbrechen in „Lightseekers“ nachzustellen und gleichzeitig stellt er sich den fiktiven Dr. Philip Taiwo zur Seite, der auf den Grund dieser barbarischen Gewalttätigkeit dringen soll. Mit dem vermeintlichen „Chauffeur“ Chika deckt er immer neue Unglaublichkeiten auf und beginnt schließlich selbst an seinem eigenen Land zu verzweifeln …
Ich bin noch ganz begeistert über diesen Ausflug in ein für mich fremdes Land, den ich an der Hand des Autors Femi Kayode unternehmen durfte. Ich denke, er schildert das Leben in Nigeria auf sehr authentische Weise. Er scheint kein einziges heikles Thema unausgesprochen zu lassen … der ewig schwelende Konflikt zwischen Christen und Moslems, die große Schere zwischen arm und reich, die Korruption und Bestechungen, die in dem afrikanischen Land an der Tagesordnung sind. Und dennoch vermittelt er auch seine Liebe zu dem Ort seiner Geburt und lässt immer wieder Hoffnung durchblitzen, dass sich doch einmal etwas ändern könnte.
Mit Freude habe ich gelesen, dass wir uns als Leser noch auf weitere „Abenteuer“ mit Dr. Philip Taiwo freuen dürfen. Ich bin schon sehr gespannt und werde auf jeden Fall wieder mit von der Partie sein. Für diesen Serienauftakt vergebe ich – mit ein klein wenig Luft nach oben – verdiente vier Sterne und spreche eine Leseempfehlung an alle die Leser aus, die mal ein wenig abseits des Mainstreams unterwegs sein möchten.

Veröffentlicht am 20.11.2022

Tolle Aufarbeitung der Geschichte um die goldene Adele ...

Der gestohlene Klimt
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Dieses mit seinen guten 140 Seiten eher schmales Buch kommt dennoch sehr edel daher. Ein wunderbarer goldener Einband mit dem berühmten Bild der „Goldenen Adele“ lässt keinen Zweifel daran, worum es im ...

Dieses mit seinen guten 140 Seiten eher schmales Buch kommt dennoch sehr edel daher. Ein wunderbarer goldener Einband mit dem berühmten Bild der „Goldenen Adele“ lässt keinen Zweifel daran, worum es im Inhalt geht. Gezeichnet wird jedoch nicht nur das Leben der inzwischen wohl unsterblichen Adele Bloch-Bauer sondern auch das ihrer gesamten Familie und ihrem Umfeld, dass durch Reichtum, Fleiß und Ehrgeiz geprägt war um schließlich im vermeintlich tausendjährigen Reich so schändlich vernichtet zu werden. Doch eine empörte Frau will das nicht ungestraft hinnehmen. Maria Altmann, Nichte besagter Adele, kämpft um ihr Erbe und gewinnt schließlich den Rechtsstreit gegen den Staat Österreich. Das wunderbare Porträt ihrer Tante wird ihr und den anderen rechtmäßigen Erben zugesprochen. Erworben wird es schließlich für weit über 100 Millionen Dollar von einem amerikanischen Unternehmer, der es in die von ihm gegründete Neue Galerie in Manhattan bringt. Dort ist es noch heute zu bewundern. Marias Fall erreicht soviel öffentliches Aufsehen, dass Hollywood das Thema aufgreift und mit „Die Frau in Gold“ einen großartigen Film entstehen lässt. „Der gestohlene Klimt“ von Elisabeth Sandmann ist ein Sachbuch aber so ergreifend geschrieben wie ein Roman und hat mich sehr berührt. Ich vergebe somit die vollen fünf Sterne, und spreche eine Empfehlung für alle kunstinteressierten Leser aus.

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Veröffentlicht am 18.11.2022

Eine Geschichte von Schuld und Sühne ...

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Schon der Titel, der ein wunderschönes Bild des Malers Vermeer beschreibt, ist ein absoluter Knüller, macht er doch noch viel neugieriger auf den Inhalt als es der Klappentext vermag. Und genau um dieses ...

Schon der Titel, der ein wunderschönes Bild des Malers Vermeer beschreibt, ist ein absoluter Knüller, macht er doch noch viel neugieriger auf den Inhalt als es der Klappentext vermag. Und genau um dieses Bild, neben einigen anderen, baut die Autorin Alena Schröder eine spannende Geschichte, die sich zum einen in der Gegenwart mit der alt gewordenen Evelyn und ihrer Enkelin Hannah und zum anderen um das Kind Evelyn dreht, das in eine Zeit geboren wird, die bald aus den Fugen geraten wird. Beide Frauen haben komplizierte Zeiten hinter sich und hatten Mütter, die sie nicht im Leben willkommen heißen konnten oder wollten. Während Evelyn inzwischen bereit ist, sich dem Tod hinzugeben, steckt in Hannah noch viel Leben, mit dem sie derzeit aber nichts Richtiges anzufangen weiß. So stürzt sich dann auch auf den ominösen Brief aus Israel, den ihre Großmutter vor wenigen Tagen erhalten hat. Sie will Licht ins Dunkel bringen und erfahren, was es mit der jüdischen Vergangenheit auf sich hat …

Alena Schröder verarbeitet in ihrem Debütroman die Geschichte der Frauen einer Familie über vier Generationen. Geschickt verwebt sie tatsächliche Begebenheiten mit einer fiktionalen Familie, die sie durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg, Lebensentscheidungen und Erinnerungen stolpern lässt. Die Geschichte ist so spannend geschrieben, dass ich beim Lesen quasi an den Seiten klebte und gar nicht aufhören wollte. Für mich machten neben der Story an sich vor allem die beiden Frauen Hannah und Evelyn den großen Unterschied zu manch anderem Buch, das ich zu diesen Themen gelesen habe. Sie sind authentisch, sie haben Ecken und Kanten, sie sind besonders. Deshalb vergebe ich für diesen wunderschönen Roman auch gerne fünf dicke, fette Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Der Autorin wünsche ich von Herzen, dass sich noch viele Leser auf ihre berührende und spannende Reise in die Vergangenheit begeben werden und ich freue mich schon heute auf hoffentlich noch zahlreiche Romane aus der Feder von Alena Schröder.

Veröffentlicht am 17.11.2022

Finding Anna ...

Becks letzter Sommer
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Eigentlich passen Benedict Wells‘ Romane nicht so wirklich in mein Beuteschema. Meist schreibt er über Themen, die mich eigentlich nicht betreffen. Aber diesmal konnte er mich mit Herrn Beck doch ziemlich ...

Eigentlich passen Benedict Wells‘ Romane nicht so wirklich in mein Beuteschema. Meist schreibt er über Themen, die mich eigentlich nicht betreffen. Aber diesmal konnte er mich mit Herrn Beck doch ziemlich fesseln. Herr Beck, der Lehrer geworden ist und dennoch nicht eine Unze Leidenschaft für seinen Beruf aufbringen kann. Der mit Ende dreißig eigentlich schon abgeschlossen hat mit seinem Leben und seiner „Karriere“ und über seine Vergangenheit sinniert. Doch dann scheint ihm das Leben in Form eines Jungen namens Rauli Kantas eine neue Aufgabe gegeben zu haben. Als dann noch die Studentin Lara in sein Leben tritt, scheint auf den ersten Blick alles perfekt. Perfekt, ja, bis sich dann alles wieder aufzulösen droht …
Ich habe mich bei Herrn Becks letztem Sommer ganz bewusst für die Hörbuch Version entschieden, denn hier wird gelesen, geliebt und gelebt von dem Multitalent Christian Ulmen, der mit seiner Art des Vortragens einfach begeistert. Er erweckt die Charaktere des Romans zum Leben und besonders die Figur des Rauli Kantas ist ihm ganz großartig gelungen. Das Buch ist eine Mischung aus bittersüßer Sehnsucht nach Jugend und Abenteuer, nach Liebe, Anerkennung und Erfolg aber zugleich in Teilen auch ein rasanter Roadtrip, der in seiner Komik und Tragik besticht. Ich vergebe vier von fünf Sternen. Ein extra Stern geht ganz klar an den Sprecher und die restlichen guten drei Sterne an den jungen Autor, der sich nach diesem Debütroman mit inzwischen sechs erfolgreichen Romanen einen Platz in der Literaturszene gesichert hat.

Veröffentlicht am 17.11.2022

Zu Unrecht verdächtig ...

Der Buchhändler
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Nicht immer ist das Leben in einer Kleinstadt so idyllisch, wie man das als Außenstehender vielleicht vermuten könnte. Es ist ja nicht nur so, dass jeder deinen Namen kennt, es glaubt auch jeder zu wissen, ...

Nicht immer ist das Leben in einer Kleinstadt so idyllisch, wie man das als Außenstehender vielleicht vermuten könnte. Es ist ja nicht nur so, dass jeder deinen Namen kennt, es glaubt auch jeder zu wissen, wie es in deinem Leben aussieht. Genau das erfährt der ruhige und freundliche Erik Lange am eigenen Leib. Als die Tochter eines Freundes spurlos verschwindet, gerät er schnell ins Visier der übrigen Dorfbewohner, die ja schon immer wussten, „dass mit ihm etwas nicht stimmt!“ Seine gut gehütete Vergangenheit wird in der Öffentlichkeit breitgetreten. Doch er scheint nicht der Einzige mit einem etwas heiklen Geheimnis zu sein. Verzweifelt verfolgt die Polizei jede mögliche Spur, ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Wenn man Petra Johanns Kriminalroman lauscht, fühlt man sich schnell in die Kleinstadt versetzt, die einem grausamen Verbrechen zum Opfer gefallen scheint. Der Plot entwickelt sich stetig aber leider viel zu langsam, um einen echten Spannungsbogen aufzubauen. Selbst der Buchhändler tritt erst so spät in Erscheinung, dass ich mich schon ein wenig über den Titel gewundert hatte. Hier wurde einiges an Potential verschenkt, ich hätte mir ein rasanteres Tempo gewünscht. Ich habe zu Ende gehört, weil ich dann doch auf das Ende neugierig war, kann mir aber nicht vorstellen, dass mir „Der Buchhändler“ allzu lange im Gedächtnis bleiben wird. Ich vergebe mit drei von fünf Sternen eine Note im mittleren Bereich.