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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2022

War für mich eine schöne Einstimmung auf Wien ...

Das Sacher
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Einen Zeitraum von knapp dreißig Jahren deckt der Roman „Das Sacher“ ab, ein Zeitraum, in dem sich einiges entwickelt hat und der einfach keine Langeweile aufkommen lässt. Der frühe Tod von Eduard Sacher ...

Einen Zeitraum von knapp dreißig Jahren deckt der Roman „Das Sacher“ ab, ein Zeitraum, in dem sich einiges entwickelt hat und der einfach keine Langeweile aufkommen lässt. Der frühe Tod von Eduard Sacher lässt seine Frau Anna 1892 als Witwe mit drei kleinen Kindern zurück. Ihr Schwiegervater, Franz Sacher – der Erfinder der heute noch berühmten Torte, die seinen Namen trägt – will das Hotel verkaufen, denn er selbst möchte nicht mehr und eine Frau kann doch unmöglich ein Hotel führen! Doch die selbstbewusste Anna gibt nicht auf und erkämpft sich schließlich das Recht, das Hotel weiterzuführen. Wer nun glaubt, eine Geschichte rund um das Sacher und seine Entwicklung zu lesen, wird vielleicht enttäuscht werden bezüglich der Entwicklung des Romans, denn das Sacher und auch Anna treten schnell ein wenig in den Hintergrund. Meiner Ansicht nach sind die eigentlichen Protagonisten die Eheleute von Traunstein und die Aderholds, ein junges Verlegerpaar aus Berlin, die durch Zufall nach und nach im Hotel Sacher aufeinandertreffen und schließlich eine Beziehung ganz eigener Art eingehen werden. Als dann schließlich auch die vermisste Marie Stadler wieder auftaucht, beginnt einspannender Wirbel der Gefühle wie ein Tornado durch den Roman zu pusten …

Während des Lesens dieses etwas eigenwilligen Romans frage ich mich, ob mir der Schreibstil gefällt oder nicht. Die Antwort war schnell ein eindeutiges „Ja“ und so möchte ich dann auch aus meiner Sicht verdiente 4,5 von 5 Sternen vergeben. Die Mischung aus realen und fiktiven Personen ließ mir genug Gelegenheit selbst noch ein wenig dazu im Internet zu stöbern aber auch mich entspannt zurückzulehnen und einfach nur zu genießen. Nachdem ich „Der Palast“ aus der Feder der Autorin Rodica Doehnert bereits kenne, werde ich nun auch „Das Adlon“ auf meine Wunschliste setzen.

Veröffentlicht am 07.11.2022

Wie wäre man heute, 60 Jahre später, mit Silvias Depressionen umgegangen?

Euphorie
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Mit ihrer Romanbiografie „Euphorie“ hat die schwedische Autorin Elin Cullhead das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. Sie hat sich beim Schreiben aktiv in die Gedankenwelt der Autorin Sylvia Plath versetzt ...

Mit ihrer Romanbiografie „Euphorie“ hat die schwedische Autorin Elin Cullhead das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. Sie hat sich beim Schreiben aktiv in die Gedankenwelt der Autorin Sylvia Plath versetzt und versucht anhand verschiedener Informationsquellen aber sicher auch mit viel Vorstellungsvermögen das letzte Jahr im Leben der unglücklichen Künstlerin nachzustellen. Sylvia ist deprimiert und fühlt sich verlassen von ihrem Mann, dem Dichter und Schriftsteller Ted Hughes, der sich schwer damit tut, ihr den nötigen künstlerischen Freiraum zu geben, den sie für sich beanspruchen möchte. Sie fühlt sich überfordert mit den zwei kleinen Kindern, ihrem distanzierten Verhältnis zu ihrer Mutter und der Einsamkeit, die sie in England, fern ihrer eigentlichen Heimat, verspürt. Sie fällt in rasender Geschwindigkeit von einem Hoch ins nächste Tief und ihr bevorstehender Freitod scheint das ganze letzte Jahr schon eine ausgemachte Sache zu sein. Er zieht sich wie ein düsterer Schatten durch die gesamten Kapitel und drohte mich schließlich selbst in eine Art Schwermut zu drücken.

Dass „Euphorie“ kein einfaches Buch werden würde, war mir von Anfang an klar. Ich freute mich jedoch darauf an der Kombination aus Elins eigener Erfahrung kombiniert mit den vermutlichen Erlebnissen Sylvias teilhaben zu dürfen. Worauf ich nicht vorbereitet war, war die harsche Ausdrucksweise und die schonungslose Offenlegung von Sylvias Gemütszuständen, die mich oft volle Breitseite erwischten und mir das Weiterlesen schwer machten. Sicher wird diese Art zu Schreiben Sylvia auf ihre eigene Art gerecht und entspricht der Künstlerbeziehung zwischen Sylvia und Ted und ihrem Umfeld, dennoch muss ich für mich persönlich Abstriche bei der Bewertung machen. Das Buch und ich wurden beim Lesen keine Freunde. Von mir gibt es noch gut gemeinte drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 07.11.2022

Ich bin noch nicht überzeugt ...

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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„Der Donnerstagsmordclub“ setzt sich zusammen aus Joyce, Elizabeth, Ron und Ibrahim, vier Senioren, die unterschiedlicher kaum sein können und sich doch zu einem Quartett zusammengefunden haben, das es ...

„Der Donnerstagsmordclub“ setzt sich zusammen aus Joyce, Elizabeth, Ron und Ibrahim, vier Senioren, die unterschiedlicher kaum sein können und sich doch zu einem Quartett zusammengefunden haben, das es sich, eher im Scherz, auf die Fahne geschrieben hat, Kriminalfälle aufzuklären. Immer donnerstags im Gemeinschaftsraum der Seniorendifferenz treffen sie aufeinander und hoffen, dass ihnen spannende Fälle zugespielt werden, deren Aufklärung lohnenswert erscheint. Doch dann passiert auf einmal ein Mord vor der eigenen Haustür und das vierblättrige Kleeblatt kommt schnell in Erklärungsnot …

So weit, so gut, hatte also auch mich mir diesen an vielen Stellen hochgelobten Softkrimi vorgenommen um mir die Fahrzeit im Auto zu versüßen. Ich weiß nicht, lag es an mir, dass ich nicht aufmerksam genug war, oder war es tatsächlich nicht ganz einfach die Story in Hörbuchform nachzuvollziehen? Immer wieder hatte ich Schwierigkeiten zu verstehen, wer gerade wo war und sprach. Schade, dadurch konnte ich weder richtig genießen noch dem Fall entsprechend folgen. Aber ich geben den Vier noch eine Chance in Teil zwei. Wird bestimmt besser, da ich ja inzwischen mit den Charakteren vertraut bin. Diesmal vergebe ich leider nur drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.11.2022

Viel zu früh von uns gegangen ...

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Was für eine Frau! Bevor ich mir dieses Hörbuch einverleibte, wusste ich eigentlich wenig über sie. Klar, sie war der Spatz von Paris aber was stecke wirklich hinter diesem Kosenamen? Einmal durch Michelle ...

Was für eine Frau! Bevor ich mir dieses Hörbuch einverleibte, wusste ich eigentlich wenig über sie. Klar, sie war der Spatz von Paris aber was stecke wirklich hinter diesem Kosenamen? Einmal durch Michelle Marlys Brille geschaut weiß ich nun, dass sich der „Spatz“ lediglich auf ihre geringe Körpergröße von 1,47m bezog. Ansonsten war sie – trotz ihrer traurigen Vorgeschichte – ein wahrer „Fireball“. Édith war die Tochter einer aus Italien stammenden Sängerin und eines Artisten, der als Schlangenmensch arbeitete, wuchs zunächst bei ihren Großmüttern auf, verhungerte fast, erblindete zeitweise nach einer Augenentzündung, ging später mit ihrem alkoholkranken Vater auf Tournee und verließ ihn, als sie fünfzehn Jahre alt war, um sich als Straßensängerin durchzuschlagen. Als sie schließlich fürs Cabaret entdeckt wurde, begann sich ihr Leben zum Positiven zu verändern und dann kam Yves Montand …
Ich finde, man muss schon Fan dieser beeindruckenden Frau sein um diesem Hörbuch viel abzugewinnen. Ich war es nicht aber bin inzwischen bekehrt. Was für eine bewundernswerte Sängerin und Mentorin, die ich hier kennenlernen durfte. Ein wenig schade fand ich, dass Yves Montand das Hörbuch auf Kosten der Piaf doch sehr dominiert hat, aber was soll’s, nun kenne ich sein Leben auch. Non, je ne regrette rien … ich freue mich, dass mir dieses Hörbuch in die Hände fiel und vergebe gerne satte vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.11.2022

Laaaaaaaaaaangatmig!

Vier.Zwei.Eins.
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Als Hörerin lernte ich die drei Protagonisten Laura, Kit und Beth kennen und begleitete sie in manchmal nicht ganz durchschaubaren Zeitsprüngen durch einige Jahre ihres Lebens. Laura und Kit, inzwischen ...


Als Hörerin lernte ich die drei Protagonisten Laura, Kit und Beth kennen und begleitete sie in manchmal nicht ganz durchschaubaren Zeitsprüngen durch einige Jahre ihres Lebens. Laura und Kit, inzwischen ein Paar mit Zwillingen auf dem Weg, versuchen ihrer Vergangenheit zu entfliehen, in dem sie sich eine neue Identität zugelegt und den Wohnort gewechselt haben. Die Vergangenheit bedeutet Beth, ihre Vergewaltigung und ein Prozess, der so schrecklich schiefgelaufen war. Doch immer wieder gibt Kit seiner Sucht nach Sonnenfinsternissen nach und setzt dabei alles aufs Spiel, was er und Laura sich erschaffen haben …

Hört sich ja alles ganz spannend an, war es aber nicht wirklich. In unendlich vielen, leider auf zähen Rückblicken versucht die Autorin Erin Kelly die Vergangenheit aufzurollen. Immer wieder lenkt sie den Hörer auf neue Pfade, die sich als Sackgasse erweisen und dennoch fällt der Spannungsbogen in sich zusammen. Der Schluss ist unerwartet und ganz interessant, kann aber das Hörbuch leider nicht mehr retten. Mehr als drei von fünf Sternen kann ich hier nicht vergeben.