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Veröffentlicht am 08.02.2022

Spannend, authentisch und einfach nur empfehlenswert!

Die Uhrmacher der Königin
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Mit „Die Uhrmacher der Königin“ hat es der sympathische Autor Ralf H. Dorweiler geschafft, mir ein wunderbares Monatshighlight zu bescheren. Wie schon in zwei seinen vorherigen Büchern „Die Geheimnisse ...

Mit „Die Uhrmacher der Königin“ hat es der sympathische Autor Ralf H. Dorweiler geschafft, mir ein wunderbares Monatshighlight zu bescheren. Wie schon in zwei seinen vorherigen Büchern „Die Geheimnisse des Glasbläsers“ und „Der Pakt der Flößer“ – die ich übrigens beide geliebt habe - beginnt die Reise im dunklen Schwarzwald. Der Autor versteht sich hervorragend darauf, den Leser gleich mit in die Geschichte einzubinden, indem er ein solch authentisches Bild der damaligen Zeit zeichnet, dass man meinen könnte, den Tannenduft zu riechen, die schlagenden Äxte zu hören und die oft einfachen Mahlzeiten zu schmecken. Es war bei Gott keine einfache Zeit zu Anfang des 19. Jahrhunderts, in dem die Eltern sich oft schwertaten, ihre Kinderschar satt zu kriegen. So geht es dann auch den Fallers, einer für die damalige Zeit typischen Familie, die mit sich mit Holzfällen und Uhrenbau über Wasser hält. Doch dann geschieht ein schwerer Unfall im Wald, der alle Pläne zunichte. Der Vater verfällt dem Alkohol und so bleibt den Söhnen Johann und Ernst letztendlich nur die Flucht ins „Uhrenland“ nach London, das sie schließlich auf beschwerlichem Wege erreichen. Das wenige Geld ist durch ein einen tragischen Vorfall während der Reise noch knapper geworden und für die Brüder heißt es Zähne zusammenbeißen, wenn sie es schaffen wollen.

In einem gleichzeitig in London spielenden Erzählstrang lernen wir die junge Sophia Carpenter kennen. Auch sie kommt aus einfachen Verhältnissen und ist mit ihrer alleinerziehenden Mutter groß geworden, die ihr außer ihrer Liebe wenig geben kann. Als die Mutter schließlich schwer erkrankt, greift Sophia in ihrer Verzweiflung nach jedem Strohhalm, was sie teuer zu stehen kommen soll. Was habe ich mitgelitten und -gefiebert und fühlte mich direkt hineinversetzt in die Straßen Londons, die keine Gnade kennen.

Nicht eine Minute habe ich mich beim Lesen dieses spannenden Romans gelangweilt – im Gegenteil, ich konnte das Buch nur mit Mühe aus der Hand legen und fieberte jedem neuen Kapitel entgegen. En passant lernte ich auch äußerst interessante Details zum Thema Uhrenhandwerk und durfte – neben der Königin Victoria – auch weitere interessante Personen der Geschichte kennenlernen. Die Mischung aus Fiktion und Wahrheit animierte mich nebenbei auch dazu, das Internet weiteren Details der Zeit zu durchforsten. Die vier Hauptprotagonisten Johann, Ernst, Sophia und Jennifer sind sehr detailliert und realistisch gezeichnet und es war mir eine Freude, Zeit mit ihnen verbringen zu dürfen. Die Mischung aus tragischen, aber auch glücklichen Momenten ist überaus gut gelungen. Die Teilnahme an einer lebhaften Leserunde rundete das Leseerlebnis harmonisch ab. Von mir gibt es deshalb nicht nur eine absolut verdiente Leseempfehlung, sondern mit fünf funkelnden Sternen auch die absolute Bestnote! Ich freue mich heute schon auf weitere Werke aus der Feder dieses begabten Autors.

Veröffentlicht am 02.02.2022

Die Pioniertage der Filmindustrie und die Geburt Hollywoods ...

Tal der Illusionen
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Selten ist mir das Glück vergönnt, dass ich tatsächlich einen zweiten Teil fast direkt nach Teil eins lesen darf. Diesmal hat es jedoch wunderbar gepasst und ich freue mich, dass es fast nahtlos mit Harriet ...

Selten ist mir das Glück vergönnt, dass ich tatsächlich einen zweiten Teil fast direkt nach Teil eins lesen darf. Diesmal hat es jedoch wunderbar gepasst und ich freue mich, dass es fast nahtlos mit Harriet und Frank weitergehen konnte. Natürlich in separaten Erzählsträngen, hatten sich die Beiden ja mit einem knallharten Cliffhanger am Ende von Teil eins getrennt!

Sehr anschaulich erzählt begleiten wir Frank nach Hollywood, das seinerzeit lediglich aus ein paar verstreuten Häusern, Gaststätten und einer Tankstelle besteht. Doch die Filmemacher haben schon Lunte gerochen. Das fast immer schöne Wetter, die interessante Landschaft und natürlich die noch niedrigen Preise sind Anreiz genug, um sie anzulocken. Welch eine geniale Chance auch für Frank, wenn auch anfangs im kleinen Stil, einzusteigen. Es macht Spaß, das Wachstum und die Veränderungen zu verfolgen und zu erleben, wie aus kleinen Stummfilm Slapsticks Schauspieler mit großen Namen und wunderbare Filme entstehen. Doch der Weg ist steinig und es gilt mehr als ein Hindernis aus dem Weg zu räumen …

Auch für Harriet geht das Leben weiter. Sie scheint glücklich mit ihrem Mann und der kleine Adrian wächst behütet zwischen Napa Valley und San Francisco auf. Beruflich kämpft sie sich – mal mehr, mal weniger erfolgreich – in der Reederei durch und natürlich versucht Onkel Henry ihr weiterhin das Leben schwer zu machen. Auch Harriets Geschwister sind erwachsen geworden. Während der stille Elliot sich seinen Platz im Leben erkämpft, entwickelt sich die Jüngste, Ashley, zu einem wahren Biest, das vor nichts zurückschreckt.

Auch dieser Teil endet wieder mit einem diesmal recht ungewöhnlichen Cliffhanger, der Lust auf den letzten Band der Caldwell Trilogie macht. Alles in allem war dieser Roman wieder spannend zu lesen und hat mir tolle Eindrücke in die Entstehung der Filmgeschichte in den USA geliefert. Ein paar anfängliche Längen haben den Lesefluss zwar nicht deutlich gestört aber doch ein kleines Sternchen gekostet. Ich vergebe somit verdiente vier Sterne verbunden mit einer Leseempfehlung für Fans fesselnder Familiensagas.

Veröffentlicht am 01.02.2022

Wenn dir das Leben grausam mitspielt ...

Alles, was sie hinter sich ließ
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ACHTUNG: Auch veröffentlich unter "Die dunklen Mauern von Willard State"!

Stell dir dieses Horrorszenario vor: Du bist jung, verliebt und schmiedest Heiratspläne. Du schwebst im siebten Himmel der Liebe, ...

ACHTUNG: Auch veröffentlich unter "Die dunklen Mauern von Willard State"!

Stell dir dieses Horrorszenario vor: Du bist jung, verliebt und schmiedest Heiratspläne. Du schwebst im siebten Himmel der Liebe, doch für deinen Vater kommt der von dir erwählte Mann nicht in Frage. Du willst kämpfen, doch du hast keine Chance. Bevor du dich versiehst, wirst du abgeholt und weggesperrt. Genau dieses Schicksal ereilte die junge Clara Cartwright, die doch nur glücklich sein wollte. Als ihr aufgeht, dass der Vater ihr nicht nur eine kleine Lektion erteilen wollte, sonders sie für immer wegsperrt, bricht für sie eine Welt zusammen.

Auch Isabelle „Izzy“ Stone musste in ihrem kurzen Leben schon einiges ertragen. Durchgereicht von Pflegefamilie zu Pflegefamilie und Schule zu Schule, muss sie sich jedes Mal aufs Neue behaupten und hoffen, dass die Geschichte ihrer Eltern nicht ans Tageslicht kommt. Als sie während eines Volontariats in einer ehemaligen „Irrenanstalt“ über Clara und die Reste deren Lebens stolpert, verspürt sie eine seltsame Verbundenheit und beginnt tiefer zu graben …

Im Wechsel zwischen den Schauplätzen der Gegenwart und Vergangenheit taucht man als Leser tief ein in das Leben der beiden Protagonistinnen Izzy und Clara. Immer wieder war ich erschüttert zu lesen, wie man damals mit wehrlosen Menschen mit oder ohne Beeinträchtigung umging. Wie hilflos man besonders als Frau war, der von Haus aus alle Rechte abgesprochen wurden. Der Roman macht aber auch sichtbar, dass man auch in modernen Zeiten nicht davor gefeit ist ein Mobbingopfer zu werden. Wie grausam Menschen mit ihresgleichen umgehen, ließ mir stellenweise die Haare zu Berge stehen.

Die Idee zu diesem Roman ist gut umgesetzt und dennoch konnte er mich nicht 100% überzeugen, wofür es einen kleinen Sterneabzug gibt. Alles in allem aber ist das Buch sehr lesenswert und ich gebe es mit einer Bewertung von vier von fünf Sternen gerne an eine Lesefreundin weiter.

Veröffentlicht am 28.01.2022

Der lange Leidensweg einer jungen Frau ...

Sterbekammer
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Junge, Junge, dieser Fall war mal wieder keine leichte Kost. Doch in diesem dritten Teil der Krimireihe aus der Marsch geht es nicht nur um den neuen Fall, sondern auch um einen neuen Chef, mit dem Frida ...

Junge, Junge, dieser Fall war mal wieder keine leichte Kost. Doch in diesem dritten Teil der Krimireihe aus der Marsch geht es nicht nur um den neuen Fall, sondern auch um einen neuen Chef, mit dem Frida Paulsen anfänglich so ihre Probleme hat. Gleich am ersten Tag verstößt sie gegen sein Pünktlichkeitsverständnis und steht somit ganz oben auf seiner Abschussliste. Schnell ist sie dann jedoch mittendrin in den neuen Ermittlungen rund um den scheinbaren Unfalltod eines alten Mannes, den kaltblütigen Mord an einer Tankstelle und einer möglichen Verbindung zu Beidem: dem Verschwinden einer Frau, das sich vor vielen Jahren zugetragen hat …

Während mich die Aufklärungen diesmal nicht ganz 100% überzeugen konnten, hat mir das Zwischenmenschliche sehr gut gefallen. Endlich scheint sich das Leben auch für Frida ein wenig rosarot zu färben und es gibt ein Wiedersehen mit Bjarne Haverkorn und seiner Tochter, das ans Herz geht. Auch der fantastische Sprecher Michael Mendl hat wieder sein Übliches dazu beigetragen, mich in der Marsch und Umgebung wie zu Hause zu fühlen. Ich vergebe gerne vier von fünf Sternen verbunden mit einer Hörempfehlung für alle Fans von Frida und Bjarne und solche, die es werden wollen.

Veröffentlicht am 26.01.2022

The real housewives of Jackson, Mississippi ...

Gute Geister
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Die Autorin Kathryn Stockett, selbst in Jackson, Mississippi geboren und aufgewachsen, hat ein feines Gespür für die Lebensumstände, die sich um schwarz und weiß in den frühen 60er Jahren rankten. Ihre ...

Die Autorin Kathryn Stockett, selbst in Jackson, Mississippi geboren und aufgewachsen, hat ein feines Gespür für die Lebensumstände, die sich um schwarz und weiß in den frühen 60er Jahren rankten. Ihre fundamentierten Kenntnisse bezieht sie unter anderem aus ihrer jahrelangen Arbeit in verschiedenen Zeitungsverlagen.

So schafft sie es dann auch hervorragend dem Leser/Hörer die „guten Geister“, wie die schwarzen Dienstboten genannt werden, ans Herz zu legen. Erst gespannt, später auch immer wieder erschüttert, verfolgt man den Werdegang der Protagonistinnen. Sie setzen sich zusammen aus vermeintlich verwöhnten weißen Frauen und geplagten schwarzen Dienstboten doch sollte man sich hüten hier alle über einen Kamm zu scheren. Die junge Skeeter, klug, groß und somit für ihre Mutter „schwer an den Mann zu bringen“ hebt sich ab aus der Masse. Sie weiß, was sie will und das ist ein unabhängiges Leben und vor allem Gerechtigkeit. In ihr reift die wahnwitzige Idee, eine Story zu schreiben über das Leben der dunkelhäutigen Dienerschaft, und zwar direkt aus deren Mündern! Ein mutiges Unterfangen, das zuerst aus Angst auf taube Ohren stößt. Schließlich gelingt es ihr mit viel Einfühlungsvermögen den großen Schritt zu wagen. Zahlt sich ihrer aller Mut aus?

„Gute Geister“ erzählt die Geschichte der Ungerechtigkeit und ihrer Zweiklassengesellschaft im Süden der USA mit schonungsloser Offenheit. Oft verspürte ich beim Hören einen immer größer werdenden Kloß im Hals, der dann in den nächsten Tracks auch gerne mal einem herzhaften Lacher Platz machte. In den letzten 60 Jahren hat sich Gott sei Dank vieles geändert. Die Welt scheint ein wenig gerechter geworden zu sein in Mississippi, ist aber immer noch weit von der Perfektion entfernt. Umso wichtiger sind Bücher, wie dies von Kathryn Stockett um uns nicht vergessen zu lassen, dass diese Art von Behandlung menschenunwürdig ist, und so nie wieder vorkommen darf.

Von mir gibt es für Buch und Autorin aber auch für die Glanzleistung der Hörbuchsprecher*innen mit fünf Sternen die volle Punktzahl und eine absolute Lese- bzw. Hörempfehlung.