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Veröffentlicht am 10.08.2021

Spürst du den Geist von Aloha?

Die Insel der vergessenen Träume
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„Die Insel der vergessenen Träume“ ist ein recht dicker Schmöker, erst scheute ich mich fast damit anzufangen. Doch dann wurde ich von dem wunderschön gestalteten Cover überzeugt, wenigstens mal reinzulesen. ...

„Die Insel der vergessenen Träume“ ist ein recht dicker Schmöker, erst scheute ich mich fast damit anzufangen. Doch dann wurde ich von dem wunderschön gestalteten Cover überzeugt, wenigstens mal reinzulesen. Was soll ich sagen … schon nach wenigen Seiten zog mich das Buch in seinen Bann.

Das dieses Jahr recht kühl ausgefallene Sommerwetter hier in Deutschland machte es mir leicht, mich gedanklich nach Hawaii zu versetzen und mit Leonie und Clara die lange Reise anzutreten. Zuerst durfte ich die Bekanntschaft mit der jungen Clara Kellinghus im Jahr 1891 machen, die sich recht unfreiwillig mit einem Widerling von einem Ehemann, dem zu Gewalt neigenden Paul Rautenbergen, begeben musste. Bereits auf der Überfahrt musste sie feststellen, dass ihr Aufenthalt auf der schönen Insel Kauai wohl alles andere als ein Zuckerschlecken werde würde, wenn auch ihr Mann genau diese Plantagen verwalten würde.

Die zweite Bekanntschaft schloss ich mit Leonie, einer ebenfalls jungen Hamburgerin, allerdings gute hundert Jahre später. Für sie ist es der letzte Ausweg, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken, doch dann kommt alles ganz anders als erwartet …

Mehr möchte ich zum Inhalt nicht erzählen, zu schnell hätte ich vielleicht zu viel verraten. Wie erwähnt, war ich rasch gefangen von der Geschichte, wenn sie mich auch fast an eine Art Märchen erinnerte, denn es gab der Zufälle doch auffallend viele. Alle Steinchen formten sich wie automatisch zu einem großen Ganzen, sodass der Plot in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart doch ziemlich bald erahnt war. Dennoch habe ich es genossen für kurze Zeit Teil des Paradieses Hawaii zu sein, ein paar Brocken der Sprache aufzuschnappen, ein paar Gebräuche und vor allem auch ein wenig der hawaiianischen Esskultur mitzunehmen. An einem echten Luau durfte ich dank vergangener Bekanntschaften bereits schon einmal persönlich teilnehmen aber ein Loco Moco habe ich noch nie probiert. Das kommt doch direkt mal auf meinen Speiseplan und wird nachgekocht ;)

Wer eine leichte, lockere Sommerunterhaltung sucht und sich gedanklich unter Palmen wähnen möchte, dem sein dieses Buch ans Herz gelegt. Mir fehlte an einigen Stellen ein wenig Tiefgang aber über Hawaii habe ich viel gelernt und mein Fernweh ist geweckt. Ich vergebe für diese fiktionale Reise gerne vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Damals wie heute ... Frauen müssen kämpfen ...

Neuleben
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Ich persönlich finde ja Romane, die auf eigenen Erfahrungen basieren oder die Familie der jeweiligen Autoren betreffen, immer besonders spannend, da ich mir vorstellen kann, dass hier besonders viel Herzblut ...

Ich persönlich finde ja Romane, die auf eigenen Erfahrungen basieren oder die Familie der jeweiligen Autoren betreffen, immer besonders spannend, da ich mir vorstellen kann, dass hier besonders viel Herzblut mit reingeflossen ist. Andererseits stelle ich es mir recht schwierig vor, hier als Autor neutral zu bleiben und die Personen aus Sicht Dritter zu erleben. Doch genau diese Grätsche ist Katharina Fuchs mit ihrer Geschichte um Tante und Mutter großartig gelungen.

Der vorliegende Roman „Neuleben“ schließt an den Vorgänger „Zwei Handvoll Leben“ an, bei dem die beiden Großmütter der Autorin, Anna und Charlotte, im Mittelpunkt standen, kann aber durchaus auch eigenständig gelesen werden.

Er spielt zu Zeit des deutschen Wirtschaftswunders, und noch immer wirft der vorangegangene Zweite Weltkrieg seine Schatten. Doch Therese und Gisela wollen nach vorne schauen. Sie wollen die alten Kamellen abschütteln und ihren eigenen beruflichen Weg gehen. Schnell merken sie, wie begrenzt ihre Möglichkeiten eigentlich sind und auch immer wieder werden sie doch von der Vergangenheit eingeholt. Verbissen kämpft sich Therese durchs anspruchsvolle Jurastudium, bei dem ihr nicht nur Steine, sondern ganze Felsbrocken in den Weg gelegt werden. Sie leidet unter ihrem entstellten Gesicht, das sie in Kombination mit ihrer oft scharfen Zunge bei der Männerwelt nicht gerade begehrenswert macht. Und auch Gisela hat es schwer sich gegen ihren Mann zu behaupten, obwohl doch gerade ihr Arbeitsplatz das Studium ihres Mannes Felix finanziert. Als ob das nicht genug wäre, fällt Felix dann auch noch nichts Besseres ein als sich und sein Umfeld durch dubiose Schmuggelgeschichten in Gefahr zu bringen ….

Die Kapitel – gut durch die jeweiligen Überschriften gekennzeichnet – erzählen im Wechsel die Geschichten von Therese und Gisela. Sehr anschaulich werden hier die Fünfzigerjahre gezeichnet mit ihrem Aufschwung aber auch ihren Restriktionen Frauen gegenüber. Ich fühlte mich sofort abgeholt, wenn ich mich auch manchmal mit den vielen Namen und Verwandtschaftsverhältnissen ein wenig schwer tat beim Lesen. Mit ihrer einfühlsamen Schreibweise erhält die Autorin von mir viereinhalb von fünf Sternen. Zudem vergebe ich gerne eine Leseempfehlung für beide Romane und freue mich nun schon auf den dritten aus ihrer Feder.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Wenn kleine Mädchen große Dinge tun ...

Der Buchspazierer
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Das war mal für zwischendurch eine so richtig schöne Wohlfühlgeschichte, die mir beim Lesen viel Freude gemacht hat. Eine Art modernes Märchen, bei dem die neunjährige Schascha zwar nicht die Welt aber ...

Das war mal für zwischendurch eine so richtig schöne Wohlfühlgeschichte, die mir beim Lesen viel Freude gemacht hat. Eine Art modernes Märchen, bei dem die neunjährige Schascha zwar nicht die Welt aber doch den Lebensfrieden des betagten Buchhändlers Carl Christian Kollhoff rettet nachdem seiner allnächtlichen Berufung, geliebte Bücher an besondere Menschen auszuliefern, der Garaus gemacht wurde. Laut Buchladennachfolgerin Sabine Gruber passt er einfach nicht mehr zum modernen Buchhandel, in dem die heutigen Menschen ihrer Meinung nach gerne anonym und mit Plastikgeld zahlend ihre Bücher erwerben. Und dann will auch er nicht mehr … leben! Doch er hat die Willenskraft des kleinen Mädchens unterschätzt. So schnell gibt sie nicht auf und kämpft bald an allen Fronten, um Carl und seinen immer vollen Bücherrucksack zu retten …
Mit viel Liebe zum Detail zeichnet der ansonsten eher als Krimi- und Weinexperte bekannte Autor Carsten Sebastian Henn seine Buchcharaktere. Beim Lesen konnte ich förmlich spüren, wie viel Spaß er beim Schreiben dieses Buchs gehabt haben muss. Es ist ein außergewöhnliches Buch, besonders für Bücherliebhaber und Vielleser wie mich. Ich vergebe von Herzen mit fünf Sternen die volle Punktzahl und spreche dazu eine Leseempfehlung aus vom Typ „zum selber lesen und verschenken“.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Früher war alles besser ... oder doch nicht ... ???

Wildtriebe
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Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Autorin Ute Mank mit dem Schreiben ihres Debütromans "Wildtriebe" einen Herzenswunsch erfüllt hat. Dank ihrer Heirat auf einen Hof in einem kleinen hessischen Dorf ...

Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Autorin Ute Mank mit dem Schreiben ihres Debütromans "Wildtriebe" einen Herzenswunsch erfüllt hat. Dank ihrer Heirat auf einen Hof in einem kleinen hessischen Dorf kann sie sicher auf Erfahrungen aus erster Hand zurückgreifen. Doch dieser Roman ist keine Biografie, sondern die ganz besondere Geschichte von Lisbeth, Marlies und Joanna ... drei Frauen, drei Generationen und einem Hof. Scheint der Ärger vorprogrammiert?
Als der spätere Erbe Konrad vom Bethches Hof den Eltern Lisbeth und Karl seine zukünftige Frau vorstellt, sind die Beiden wenig begeistert. Marlies, die im Modekaufhaus einer nächstgelegenen Stadt arbeitet, wird wohl kaum morgens um fünf Uhr die Kühe melken. Zögernd geben sie ihren Segen, doch Lisbeth macht es der Schwiegertochter von Anfang an nicht leicht. Nichts kann sie recht machen und als es dann auch nicht gleich mit dem Nachwuchs klappt, wird der Unfriede immer größer. Konrad ist wie sein Vater ein Mann der wenigen Worte und springt selten für seine Frau in die Bresche. Doch noch gibt Marlies nicht auf und versucht sich ein wenig Eigenes, ein bisschen Freiheit zu erschaffen. Rundherum beäugt man sie misstrauisch … wird die Familie dem Druck standhalten?
Ute Mank hat es geschafft, dem Roman die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzuhauchen. Auch Lisbeth hatte es in jungen Jahren nicht leicht, sich gegen die ältere Generation zu behaupten. Auch Karl, damals der junge Bauer, der sein eigenes Erbe ausschlug, um in den Hof von Lisbeths Eltern einzuheiraten, hatte zu kämpfen. Doch ein wenig mehr „lasst uns aus vergangenen Fehlern lernen“ hätte allen Generationen sicherlich gutgetan.
Der Schreibstil ist knapp, manchmal fast ein wenig schleppend und dennoch ließ er mich das Buch nicht aus der Hand legen. Das Ende ist überraschend und gut gewählt und hinterließ in mir eine Mischung aus Freude und Trauer. Ich gebe dem Buch satte vier von fünf Sternen und freue mich, es gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

A life in the woods und andere Kuriositäten ...

Mr. Lincoln & Mr. Thoreau
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Wie oft habe ich mir schon gewünscht, mich mit einer Zeitkapsel mal als stiller Beobachter in die Vergangenheit schicken zu lassen. Leider ist das nicht machbar doch der Berliner Autor Sebastian Guhr hat ...

Wie oft habe ich mir schon gewünscht, mich mit einer Zeitkapsel mal als stiller Beobachter in die Vergangenheit schicken zu lassen. Leider ist das nicht machbar doch der Berliner Autor Sebastian Guhr hat das Nächst- und Bestmögliche erreicht, in dem er mich auf eine Pilgerfahrt nach Amerika Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gehen ließ. Nachdem ich Abraham Lincoln, den späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten, kennenlernen durfte, fand ich mich schnell in einem munteren Zirkel von Transzendentalisten wieder, in dem ich „alte Bekannte“ wie Emerson, Alcott und Hawthorne entdeckte. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf Thoreau, genauer gesagt Henry David Thoreau, der damals mit seinem Rückzug in den Wald für einiges an Furore sorgte.
Der Roman, der in seinem Kern auf wahren historischen Ereignissen und Personen basiert, wechselt zwischen seinen Kapiteln jeweils zu Lincolns und Thoreaus Geschichte. Als Leser begleiten wir die Beiden über mehrere Jahre und dürfen teilhaben an ihren ganz individuellen Höhen und Tiefen. Mit seiner oft poetischen Ausdrucksweise macht Guhr ein wahres Vergnügen daraus. Ich gebe zu, man muss schon ein kleines Faible für diese Art Geschichtsunterricht der etwas ausgefallenen Art haben. Ich persönlich fühle mich bereichert und konnte mal wieder einige Wissenslücken für mich schließen. Von mir bekommt das Buch „Mr. Lincoln und Mr. Thoreau“ mit fünf Sternen die Bestnote und eine absolute Leseempfehlung für den amerikanisch- historisch interessierten Leserkreis.

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