Loslösen vom Gewohnten ... auch eine Form von Kunst?
Stadt der MörderFür diejenigen Leser, die Paris mit Liebe, Café au Lait, Croissants und Eifelturm verbinden, wird der doch recht düstere Kriminalroman „Stadt der Mörder“ eine Enttäuschung sein. Für alle diejenigen Leserinnen ...
Für diejenigen Leser, die Paris mit Liebe, Café au Lait, Croissants und Eifelturm verbinden, wird der doch recht düstere Kriminalroman „Stadt der Mörder“ eine Enttäuschung sein. Für alle diejenigen Leserinnen und Leser, die den besonderen Kick suchen, wird er sich als Bereicherung erweisen, denn die Autorin Britta Habekost greift hier ein Thema auf, das durchaus nicht dem derzeitigen Mainstream entspricht. Sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine Zeitreise in das Paris vor hundert Jahren, die zumindest mir mehr als einmal Gänsehaut bescherte. Ich gestehe, während ich den Begriff „Surrealismus“ natürlich schon gehört hatte, war mir diese Kunstbewegung doch so gar nicht präsent. Schnell fand ich beim Lesen heraus, worum es den Surrealisten geht. Sie hatten und haben heute noch das Ziel, die übergeordnete Wirklichkeit, das "Überwirkliche", zu schaffen und das Bewusstsein der Menschen zu erweitern. So weit, so gut, doch was passiert, wenn dieses Überwirkliche aus dem Ruder gerät und Menschenleben auf dem Spiel stehen? Wie ein wilder Tanz ziehen sich die „überwirklichen“ Szenarien durch das Buch und bevor sie sich’s versieht, ist die Protagonistin Lysanne, die eigentlich nur den Spuren ihrer Schwester folgen wollte, mittendrin. Während die Polizei bezüglich des Mordes an dem jungen Adligen Clément zunächst im Dunkeln tappt, steht bald die verloren geglaubte Schwester unter Verdacht. Als rasch darauf anscheinend auch diese ermordet aufgefunden wird, stellt plötzlich sich heraus, dass es sich mitnichten um eben diese handelt und die allgemeine Verwirrung ist komplett. Schließlich stoßen die Ermittler auf ein unheimliches Buch, das „Die Gesänge des Maldoror“ enthält. Maldoror ist der gefallene Engel, der satanische Verführer, der Rache nimmt und Gott für die Erschaffung des Menschengeschlechts bestrafen will ... wer wird das nächste Opfer sein?
Während mich das Buch nicht 100% überzeugen konnte, bin ich doch begeistert von dem Schreibstil und vor allem von der ausschweifenden Fantasie der Autorin, die es schafft, ihre Leser das Gruseln zu lehren. Ihre bildgewaltige Sprache erzeugte bei mir immer wieder aufs Neue Kopfkino vom Feinsten und somit vergebe ich für „Stadt der Mörder“ gerne vier von fünf wohlwollenden Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung für alle die Leser, die Ungewöhnlichem gegenüber offen sind.