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Veröffentlicht am 18.07.2023

Loslösen vom Gewohnten ... auch eine Form von Kunst?

Stadt der Mörder
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Für diejenigen Leser, die Paris mit Liebe, Café au Lait, Croissants und Eifelturm verbinden, wird der doch recht düstere Kriminalroman „Stadt der Mörder“ eine Enttäuschung sein. Für alle diejenigen Leserinnen ...

Für diejenigen Leser, die Paris mit Liebe, Café au Lait, Croissants und Eifelturm verbinden, wird der doch recht düstere Kriminalroman „Stadt der Mörder“ eine Enttäuschung sein. Für alle diejenigen Leserinnen und Leser, die den besonderen Kick suchen, wird er sich als Bereicherung erweisen, denn die Autorin Britta Habekost greift hier ein Thema auf, das durchaus nicht dem derzeitigen Mainstream entspricht. Sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine Zeitreise in das Paris vor hundert Jahren, die zumindest mir mehr als einmal Gänsehaut bescherte. Ich gestehe, während ich den Begriff „Surrealismus“ natürlich schon gehört hatte, war mir diese Kunstbewegung doch so gar nicht präsent. Schnell fand ich beim Lesen heraus, worum es den Surrealisten geht. Sie hatten und haben heute noch das Ziel, die übergeordnete Wirklichkeit, das "Überwirkliche", zu schaffen und das Bewusstsein der Menschen zu erweitern. So weit, so gut, doch was passiert, wenn dieses Überwirkliche aus dem Ruder gerät und Menschenleben auf dem Spiel stehen? Wie ein wilder Tanz ziehen sich die „überwirklichen“ Szenarien durch das Buch und bevor sie sich’s versieht, ist die Protagonistin Lysanne, die eigentlich nur den Spuren ihrer Schwester folgen wollte, mittendrin. Während die Polizei bezüglich des Mordes an dem jungen Adligen Clément zunächst im Dunkeln tappt, steht bald die verloren geglaubte Schwester unter Verdacht. Als rasch darauf anscheinend auch diese ermordet aufgefunden wird, stellt plötzlich sich heraus, dass es sich mitnichten um eben diese handelt und die allgemeine Verwirrung ist komplett. Schließlich stoßen die Ermittler auf ein unheimliches Buch, das „Die Gesänge des Maldoror“ enthält. Maldoror ist der gefallene Engel, der satanische Verführer, der Rache nimmt und Gott für die Erschaffung des Menschengeschlechts bestrafen will ... wer wird das nächste Opfer sein?

Während mich das Buch nicht 100% überzeugen konnte, bin ich doch begeistert von dem Schreibstil und vor allem von der ausschweifenden Fantasie der Autorin, die es schafft, ihre Leser das Gruseln zu lehren. Ihre bildgewaltige Sprache erzeugte bei mir immer wieder aufs Neue Kopfkino vom Feinsten und somit vergebe ich für „Stadt der Mörder“ gerne vier von fünf wohlwollenden Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung für alle die Leser, die Ungewöhnlichem gegenüber offen sind.

Veröffentlicht am 18.07.2023

Die perfekte Sommerlektüre ...

Santo Fiore
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Zum dritten und somit leider auch letzten Mal durfte ich mich auf die Reise nach Belmonte begeben, einem kleinen fiktiven Dorf in den Marken Italiens. Ich begleite auch diesmal, wie schon in Band eins, ...

Zum dritten und somit leider auch letzten Mal durfte ich mich auf die Reise nach Belmonte begeben, einem kleinen fiktiven Dorf in den Marken Italiens. Ich begleite auch diesmal, wie schon in Band eins, die junge Halbitalienerin Simona, die nach einer gescheiterten Beziehung und einer eigentlich ebenso gescheiterten Geschäftsidee Deutschland fürs Erste den Rücken kehren will. In Belmonte trifft sie auf Carla, die sich bei dem americano Adriano Prisco einquartiert hat, mit dem Simona damals beinahe – aber eben auch nur beinahe – eine Tändelei angefangen hatte. Auch Carla flieht vor etwas, das in ihrer Vergangenheit passiert ist. Als sie schließlich auf seltsame Notizbücher, die in französischer Sprache gefasst sind, stoßen, beginnen sich längst vergangene Tage zu präsentieren, die eine Fahrt bis ins ferne St. Peterburg offenlegen und so manches Geheimnis lüften …
Wie schon in den beiden Vorgängerbänden „Belmonte“ und „Villa Fortuna“ macht die Autorin Antonia Riepp den Ausflug nach Italien zum absoluten Lesevergnügen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist fließend und besonders den Aufenthalt in St. Petersburg fand ich äußerst spannend und interessant. Mit ihrer bildhaften Sprache versteht sie es, die Charaktere und die Landschaften zu zeichnen, dass man sich direkt an den Schauplätzen wähnt. Lediglich gegen Ende hin kamen mir manche Passagen ein wenig, wie eine Aufzählung von Ereignissen vor, weshalb ich ein kleines Sternchen abziehe. Aber ich denke, mit vier soliden Sternen ist der Roman dennoch gut bewertet und ich empfehle dieses Buch und die gesamte Trilogie für alle, die auf diesem Wege mal nach bella Italia reisen möchten. Ich könnte mir vorstellen, dass nach diesem Buch die Leidenschaft für das sonnige Land durchaus geweckt wird.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Wir haben den Täter ... oder doch nicht?

George Sand und die Sprache der Liebe
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Mit Sergeant Perry Gahalowood und Schriftsteller Marcus Goldman treffen wir in dem Buch „Die Affäre Alaska Sanders“ auf zwei alte Bekannte. Wie schon im Vorgängerband verfolgen sie die Fährte um den Tod ...

Mit Sergeant Perry Gahalowood und Schriftsteller Marcus Goldman treffen wir in dem Buch „Die Affäre Alaska Sanders“ auf zwei alte Bekannte. Wie schon im Vorgängerband verfolgen sie die Fährte um den Tod einer jungen Frau. Eigentlich war Alaskas Mord damals im Jahr 1999 schnell und zufriedenstellend aufgeklärt worden, doch dann kommen dem Sergeanten gute zehn Jahre später Zweifel. Alles deutet darauf hin, dass die Polizei damals den falschen Mann verdächtigt und verhaften hat. Gemeinsam mit Marcus begibt er sich auf Spurensuche …

Man muss sie ja mögen oder auch nicht, die etwas langgezogene und oft sprunghafte Schreibweise des inzwischen sehr erfolgreichen Autors Joel Dicker. Ich falle in Kategorie eins, denn auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Der Hörbuchsprecher Torben Kessler, der mich durch alle vergangenen Dicker Bücher begleitete, machte es mir auch diesmal leicht, in die Geschichte einzutauchen. Immer neue Wendungen führen den Hörer auf vermeintliche Spuren, die jedoch stets in einer Sackgasse landen. Die vermeintlichen Aufklärungen und Täterbestimmungen scheinen schlüssig nur um dann eine Hörstunde später wieder über den Haufen geworfen zu werden. Das Ende birgt nochmals eine Überraschung in sich, mit der ich nicht gerechnet hatte. Über die Hörstrecke von 18 Stunden traf ich übrigens Harry Quebert, die Baltimores und sogar Stephanie Mailer hatte einen kleinen Gastauftritt. Für mich ganz großes Kino, das mich bestens unterhalten hat und wofür ich gerne die volle Punktzahl vergeben möchte. Bin gespannt, was uns der Autor als nächstes präsentieren wird, er ist doch bestimmt schon wieder am tüfteln …

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Toller Roman - basierend auf wahren Tatsachen - gegen das Vergessen ....

Helenes Versprechen
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Wie furchtbar muss es für eine Mutter sein, die Entscheidung treffen zu müssen, ihr Kind in ein fremdes Land zu schicken und wie sehr leidet ein Kind unter dieser Entscheidung? Helene und ihr Sohn Moritz ...

Wie furchtbar muss es für eine Mutter sein, die Entscheidung treffen zu müssen, ihr Kind in ein fremdes Land zu schicken und wie sehr leidet ein Kind unter dieser Entscheidung? Helene und ihr Sohn Moritz durchleben dieses Ereignis und können dabei nicht ahnen, dass es lange neun Jahre dauern wird, bis sie sich wiedersehen. Als Helene 1947 endlich in New York ankommt, sind sich die Beiden fremd. Moritz kann nicht nachvollziehen, warum ihn seine Mutter so lange im Stich gelassen hat, während Helenes Schwester Marlis sich in seinem Leben gerade zu eingenistet hat und aus ihm einen waschechten Amerikaner gemacht hat. Helene hingegen ist eine gebrochene, verängstigte Frau, die sich ihren Platz im neuen Leben erst erobern muss. Zugleich wird in Rückblenden die Geschichte Helenes erzählt, wie sie sich – zurückgeblieben in Nazideutschland – den Belangen der Juden annimmt, sie medizinisch behandelt und versucht, so gut es eben geht, sie vor der Deportation zu bewahren …
Ich war ein wenig überrascht über die Geschichte, so wie sie geschrieben war, denn anhand des Klappentextes hatte ich eigentlich gedacht, dass die Geschichte ausschließlich in New York spielen würde und ich Helene und Sohn Moritz bei und nach der Wiedervereinigung begleiten würde. Doch die Kriegszeit in Europa nimmt einen großen Part im Buch ein und dieser war wahrlich keine leichte Kost. Helenes bewundernswerter Kampf gegen die Ungerechtigkeit des Naziregimes hat mich beeindruckt, besonders da man ja weiß, dass die Erzählung auf wahren Tatsachen beruht. Ganz hat es nicht für die Bestnote gereicht, aber ich vergebe sehr gerne solide vier von fünf Sterne verbunden mit einer Hörempfehlung. Mal wieder ein eindringliches Werk gegen das Vergessen!

Veröffentlicht am 18.07.2023

Kate Linville ... ich mag sie einfach!

Einsame Nacht
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Ein Wiedersehen mit Kate Linville ist für mich inzwischen ein wenig wie nach Hause kommen. Mit „Einsame Nacht“ präsentiert die bekannte Autorin Charlotte Link bereits den vierten Teil der Reihe um die ...

Ein Wiedersehen mit Kate Linville ist für mich inzwischen ein wenig wie nach Hause kommen. Mit „Einsame Nacht“ präsentiert die bekannte Autorin Charlotte Link bereits den vierten Teil der Reihe um die Ermittler Kate Linville und Caleb Hale, wobei letzterer ja inzwischen bei der Polizei den Hut nehmen musste. Doch in diesem neuen Fall, in dem es um gleich zu Anfang eine junge ermordete Frau geht, tritt er wieder aufs Tapet, denn schnell gibt es Vermutungen, dass dieser Mord mit einem Cold Case aus der Vergangenheit zu tun hat. Kann Kate sich auf ihren ehemaligen Partner verlassen? Der Tod der jungen Frau bleibt nicht das einzige Verbrechen, das auf Aufklärung wartet …
In verschiedenen Lesesträngen schafft es Frau Link auch diesmal die Spannung stets aufrecht zu erhalten. Immer wieder wird man als Hörer auf neue Fährten geschickt, nur im dann doch wieder im Dunkeln zu tappen. Langsam, aber sicher knüpft sie die Fäden zu einem Ganzen zusammen, um mit einer überraschenden und ausgesprochen genialen Aufklärung zu enden. Ein paar Längen, manchmal ein wenig zu deprimierend kosten dem englischen Krimi ein kleines Sternchen, dennoch hat mich das Hörbuch überzeugt und bekommt von mir absolut verdiente vier von fünf Sternen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil, denn die Geschichte von Kate und Caleb ist noch nicht zu Ende erzählt.