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Veröffentlicht am 29.02.2020

Was bleibt, wenn das Ende naht ...

Ein Hummerleben
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Ich wollte dieses Buch so gerne mögen und beim Lesen hatte ich auch wirklich oft das Gefühl: „So, jetzt ist es soweit.“ Doch dann verlor sich der Autor wieder in langen, ein wenig langweiligen Passagen ...

Ich wollte dieses Buch so gerne mögen und beim Lesen hatte ich auch wirklich oft das Gefühl: „So, jetzt ist es soweit.“ Doch dann verlor sich der Autor wieder in langen, ein wenig langweiligen Passagen … nun aber erstmal von Anfang an …
Sedd, ein 13jähriger Junge, von der österreichischen Oma Elisabeth auch gerne „Buberl“ genannt, lebt mit seinen Großeltern hoch in den Bergen Norwegens in einem Hotel, das seither in seiner Pracht viele zahlungsfähige Gäste angelockt hat. Er wächst elternlos auf. Der Vater – ein indischer Arzt – und die Mutter, ein junges Hippiemädchen, spielen in seinem Leben keine direkte Rolle mehr. Sedd ist ein braver, fleißiger und verständiger Junge, der seinen Großeltern und dem Koch Jim stets zur Hand geht. Wenn es nach den Großeltern geht, soll er mal in ihre Fußstapfen treten und das Hotel übernehmen. Doch dieses hat seinen Zenit längst überschritten, der Untergang scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein …
Was mir an dem Buch gefallen hat, ist der flüssige Schreibstil. Die Seiten blätterten sich fast von selbst um und ich fühlte mich im kalten und schneereichen Norwegen bestens aufgehoben. Auch das Hotel bildete sich bestens vor meinem inneren Auge ab. Ich schälte Kartoffeln mit Jim in der Großküche, stand mit Herrn Hoteldirektor an der Rezeption und lächelte, wenn Elisabeth mal wieder ihr strahlendes Gästegesicht aufsetzte. Was mir nicht so gefallen hat waren die doch oft sehr weit ausholenden Beschreibungen über die Großeltern, Sedd und anderen Charaktere, die einfach keinerlei Spannung oder Neugier aufkommen ließen. Schade, das Buch hat wirklich Potential aber eines meiner Lieblingsbücher wird es nicht werden. „Ein Hummerleben“ … der Titel jedoch ist ausgesprochen passend gewählt, denn genau so ist es … kurz, brutal und am Ende oft schmerzhaft. Von mir leider nur eine bedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Zospektakel und Mord im Kaiserreich ...

Völkerschau
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Was hatte ich für ein Glück, dass ich in einer Leserunde, die sogar von dem Autor persönlich mitbegleitet wurde, diesen wunderbaren Debütroman lesen durfte.

Gregor Müller entführte uns als Leser nach ...

Was hatte ich für ein Glück, dass ich in einer Leserunde, die sogar von dem Autor persönlich mitbegleitet wurde, diesen wunderbaren Debütroman lesen durfte.

Gregor Müller entführte uns als Leser nach Leipzig ins Jahr 1898. Wer nun aber glaubt, damals ging alles noch ein bisschen ruhiger und beschaulicher zu, der irrt gewaltig. Im Gegenteil! Der Ärger ist groß, als aus der im Leipziger Zoo angesiedelten Völkerschau ein Afrikaner entwischt. Und als dann kurz danach noch der Fabrikant Georgi ermordet am Charlottenhof aufgefunden wird, ist die Aufregung perfekt. Kriminalcommissar Kreiser wird auf den Mordfall angesetzt und ermittelt mit Staatsanwalt Möbius in alle Richtungen. Zur Ruhe kommt Kreiser immer erst abends, wenn er sich mit der blinden Hannah, bei der er ein Zimmer angemietet hat, über seinen Tag austauscht. Hannah fiebert auf die abendlichen Unterhaltungen nur so hin und auch bei ihr meldet sich langsam der kriminalistische Instinkt. Wird es gelingen, den Mörder dingfest zu machen und auch den Afrikaner wieder aufzuspüren?

Liebe Neugierige, mit diesem Kriminalroman können Sie definitiv nichts falsch machen. Der Autor schafft es mühelos eine Atmosphäre zu kreieren, die einen als Leser tatsächlich an die Seite von Fräulein Hannah, Kreiser und Möbius katapultiert. Ich liebte die leicht altmodische Sprache der damaligen Zeit sowie die Beschreibungen der Lokalitäten und Gebräuche. Der feine Spürsinn, den Hannah nicht zuletzt aufgrund des Verlusts ihrer Sehkraft entwickelt hatte, ließ auch mich die Geräusche der Straßenbahn hören, die Düfte des Markts einatmen und die Strahlen der Sonne spüren. Gerne hätte ich noch ein wenig länger in Leipzig verweilt und war fast traurig, als der Roman zu Ende war. Doch der Gregor Müller tröstete mich mit dem Versprechen, dass ich bald wiederkommen darf, denn „Völkerschau“ ist der Auftakt zu einer neuen Kriminalreihe. Ich freue mich also heute schon auf neue Abenteuer in Leipzig!

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Gibt es eine schönere Sprache als die der Blumen?

Der Liliengarten
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Drei Generationen von Frauen mit den klingenden Namen Lilly, Isabelle und Iris bestreiten diese Geschichte, die so voller Geheimnisse und unausgesprochener Gedanken zu stecken scheint. Sie beginnt mit ...

Drei Generationen von Frauen mit den klingenden Namen Lilly, Isabelle und Iris bestreiten diese Geschichte, die so voller Geheimnisse und unausgesprochener Gedanken zu stecken scheint. Sie beginnt mit dem Tod des Patriarchen Ernst, dem großen Schriftsteller, den seine Enkelin Lilly seit ihrer Kindheit vergöttert. Schließlichh hat er ihr mit der fiktiven Kinderbuchfigur Eliza ein Denkmal gesetzt. Ihre Mutter Iris hingegen hatte sich schon früh von ihrem Vater distanziert, eine Tatsache, die auch einen Keil zwischen Mutter und Tochter getrieben hatte. Als Iris schließlich auf ihr Erbe verzichtet und Lilly die große Villa überlässt, ist deren Neugier geweckt. Mit Hilfe eines verstaubten Tagebuchs begibt sie sich auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Vergangenheit. Was war mit ihrer Großmutter Isabelle geschehen?

Zu meiner großen Freude hatte ich das Glück, in eine Leserunde eingeladen zu werden, die von der Autorin Jana Seidel persönlich mit begleitet wurde. Sie war es dann auch, die es schaffte meine Frustrationen mit den beiden Protagonistinnen Lilly und ihrer Mutter Iris ein wenig mildern zu können, danke hierfür! Sehr gut gefallen hat mir an dem Roman der flüssige Schreibstil von Frau Seidel. So konnte ich recht schnell in die Geschichte eintauchen. Gewünscht hätte ich mir noch ein wenig mehr Blumenduft, stellt doch der Liliengarten das Zentrum des Romans dar. Gegen Schluss schien sich auf einmal alles auf fast magische Weise zu klären. Mir hat die Spannung um das angekündigte Geheimnis gefehlt. Wie ich schon in der Kurzbeschreibung erwähnte … „ein wenig Luft nach oben“ … Dennoch habe ich mich sehr gut unterhalten und vergebe gerne vier von fünf Sternen. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an den Verlag für mein Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 21.02.2020

What could go wrong, did go wrong ...

Hausaufgaben
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Ganz großes Kino auf unter 200 Seiten! Es sollte ein entspanntes verlängertes Wochenende für Joachim Linde, den Deutschlehrer am Schiller Gymnasium, werden. Er wollte zum Wandern nach Brandenburg. Mal ...

Ganz großes Kino auf unter 200 Seiten! Es sollte ein entspanntes verlängertes Wochenende für Joachim Linde, den Deutschlehrer am Schiller Gymnasium, werden. Er wollte zum Wandern nach Brandenburg. Mal wieder frische Luft tanken, den Kopf freibekommen – so hatte er sich das vorgestellt. Die Reise war bereits in allen Details geplant und es ging nun nur noch darum, die letzte Schulstunde erfolgreich zu Ende zu bringen. Und genau da fingen seine Pläne an, sich in Luft aufzulösen. Fein säuberlich, einer nach dem anderen …

In feiner Arjouni Manier beschreibt der Autor die nächsten Tage des genannten Joachim Linde, der sich ganz plötzlich akuten Situationen stellen muss, die er sich zuvor in seinen schlimmsten Träumen nicht ausmalen hätte können … da ist seine Frau Inge in der Psychiatrie, die auf einmal ungeheuerliche zerstörerische Energien entwickelt. Da steht auf einmal sein Sohn mit geballten Fäusten und der Freund der Tochter mit Umzugskartons vor ihm und ja, es kommt noch schlimmer … mehr sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Mit Scharfsinn und einer bewundernswerten Feinsinnigkeit beschreibt Arjouni jenen Linde, den die Leute bis dato als Vorbild für Eltern und Schüler gesehen hatten. Er zeichnet seine Verzweiflung und seinen Kummer so originalgetreu nach, dass man fast glaubt, ihn in den Arm nehmen zu müssen. Ihn, den Antihelden, der doch nur ein Wochenende im Grünen verbringen wollte!

Mit jedem Buch dieses wunderbaren Autors wird mir wieder schmerzhaft bewusst, dass Jakob Arjouni im Januar 2013 mit nur 48 Jahren viel zu früh verstarb. Was wohl noch für Ideen aus seiner Feder geflossen wären, werden wir leider nie erfahren …

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Wenn Castro tot ist, werden wir tanzen ...

Wir träumten von Kuba
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Wow, was für ein toller Nachfolger zu „Nächstes Jahr in Havanna“. Ich bin absolut beeindruckt! Wie auch schon der erste Band, der direkt auf Kuba in den 50er Jahren sowie in der Neuzeit spielte, befasst ...

Wow, was für ein toller Nachfolger zu „Nächstes Jahr in Havanna“. Ich bin absolut beeindruckt! Wie auch schon der erste Band, der direkt auf Kuba in den 50er Jahren sowie in der Neuzeit spielte, befasst sich dieses Werk wieder mit der Familie Perez, die schließlich vor der Gewaltherrschaft Fidel Castros fliehen musste. Sie flohen schweren Herzens während der kubanischen Revolution und mussten fast alles zurücklassen. Tief in ihrem Herzen aber sind sie Kubaner geblieben. Besonders Beatriz hat es schwer getroffen. Sie liebt und vermisst ihr Land sehr, aber sie verachtet auch Fidel, den sie für den Tod ihres Zwillingsbruders verantwortlich macht. Sie schmiedet Rachepläne und will ihn tot sehen.

Wir kennen Beatriz Perez aus Band eins als große Schwester Elisas, deren Asche Enkelin Marisol viele Jahre später auf Kuba verstreut. Damals war für die Geschwistermädchen aus reichem Hause in Havanna die Welt noch in Ordnung war. Doch selbst da schon war Beatriz nicht für die Versuche ihrer Mutter zu haben, sie möglichst schnell mit einer guten Partie zu verheiraten, mit einem Mann, der ihr ein Leben in Luxus bieten könnte. Sie wollte studieren und frei sein. Inzwischen als Exilantin in den USA lebend, ist sie getrieben von Hass, arbeitet mit gefährlichen Leuten zusammen und … verliebt sich in den falschen Mann! Ihr Herz schlägt für ihn aber auch für Kuba … kann es hier Gewinner geben?

Ich liebe den Schreibstil der begabten Autorin Chanel Cleeton, bei der man in jeder Zeile ihre eigene Liebe zu Kuba spürt. Gefühlvoll beschreibt sie den Leidensweg, den die in Miami angesiedelten Kubaner angetreten haben, da sie so viel verloren haben. Ihr Herz brennt für die Heimat und doch sind sie zwiegespalten, denn wann werden sie sie wiedersehen? Anschaulich beschreibt die Autorin den Umbruch auf Kuba, die Invasion an der Schweinebucht bis hin zur Ermordung des beliebten amerikanischen Präsidenten Kennedy. Im Vergleich können die meisten Geschichtslehrer einpacken!

Wenn ich auch die Handlungen der hübschen Protagonistin im roten Kleid nicht immer nachvollziehen kann, so kann ich doch mit ihr fühlen und bin voller Bewunderung für sie. Beatriz, die Frau mit der man bis zum heutigen Tag rechnen muss …

Unbedingt empfehlen würde ich, den ersten Band auch wirklich zuerst zu lesen. Dieser entflammte bei mir den Wunsch, dieses geheimnisvolle Land einmal selbst besuchen zu dürfen. Ein Wunsch, der sich mit „Wir träumten von Kuba“ weiter manifestiert hat. Von mir gibt es fünf volle Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

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