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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2019

Gefangen ohne Tür und Fenster ...

Die Stille zwischen Himmel und Meer
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Gestern Abend habe ich dieses Buch zu Ende gelesen und zugeklappt und musste erstmal eine Nacht darüber schlafen, das Geschriebene ein wenig sacken lassen bevor ich mich an eine Bewertung machen wollte. ...

Gestern Abend habe ich dieses Buch zu Ende gelesen und zugeklappt und musste erstmal eine Nacht darüber schlafen, das Geschriebene ein wenig sacken lassen bevor ich mich an eine Bewertung machen wollte. „Poetisch, gefühlvoll und ergreifend - ein Buch für alle, die sich schon einmal verloren gefühlt haben“ … das verspricht der Klappentext und verspricht hiermit bestimmt nicht zu viel. Dennoch war es für mich manchmal schwer, mich in die Protagonistin Edda zu versetzen, die als Kind entführt und gefangen gehalten wurde von einer Frau, die sie zwang in ihr die Mutter zu sehen. Keine Sorge, ich verrate hier nichts, das man nicht gleich zu Anfang des Buches erfährt. Obwohl sie nun schon viele Jahre in Freiheit ist, tut sie sich doch schwer mit dem täglichen Leben, das ihr so viele Jahre eigentlich vorenthalten wurde, fertig zu werden. Sie fühlt sich ständig schuldig an Dingen, für die sie nichts kann und hat das Gefühl den Anschluss verpasst zu haben bzw. gar nicht erst dazuzugehören. Ob es da so erstrebenswert sein kann, sich einem Mann anzuschließen, der selbst mit der Vergangenheitsbewältigung zu kämpfen hat? Ich hadere noch ein wenig mit mir … wunderschön beschrieben hat die junge Autorin, die auch ihr Päckchen zu tragen hat, auf jeden Fall die raue Landschaft an der Nordsee, das Watt, den Wind und die Wellen. Macht Lust darauf sich selbst eine Auszeit zu gönnen, eigentlich kann davon ja jeder profitieren.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Wenn es das Leben nicht gut mit dir meint ...

Mitten in der Stadt
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Wie schafft man es in einer manchmal fast poetisch anmutenden Sprache solch tragische Lebensverläufe zu beschreiben? Tja, da muss man wohl die wunderbare Autorin Mechtild Borrmann fragen, genau das ist ...

Wie schafft man es in einer manchmal fast poetisch anmutenden Sprache solch tragische Lebensverläufe zu beschreiben? Tja, da muss man wohl die wunderbare Autorin Mechtild Borrmann fragen, genau das ist ihr mal wieder hervorragend gelungen. Wie in all ihren Büchern konzentriert sie sich auf das Wesentliche und verliert sich nicht im Detail. Auf starken 200 Seiten findet man als Leser alles was das Herz begehrt. Während man sich zu Anfang noch wundern mag, wie die zwei Handlungsstränge zusammengehören könnten, tritt schon bald der AHA Effekt ein und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ohne viel Gefühlsduselei litt ich mit Frau Koller und ihren Kindern, konnte aber auch Vittorios Dilemma nachvollziehen, der seinen Sohn gerächt sehen möchte. Normalerweise bin ich kein Fan von solch kurzen Büchern aber bei Frau Borrmann mache ich da gerne eine Ausnahme – vielleicht etwas salopp ausgedrückt aber „Die Frau hat’s echt drauf!“

Veröffentlicht am 13.08.2019

Verbrechen in jenem heißen Sommer 1976 ...

Es scheint die Sonne noch so schön
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Wie lebt es sich mit dem Wissen, ein Verbrechen begangen zu haben, mit dem man vor zehn Jahren davon kam? Kann man sich je wieder entspannen? Wie wird man damit fertig? Mit genau diesem Wissen leben die ...

Wie lebt es sich mit dem Wissen, ein Verbrechen begangen zu haben, mit dem man vor zehn Jahren davon kam? Kann man sich je wieder entspannen? Wie wird man damit fertig? Mit genau diesem Wissen leben die Freunde von damals, die sich im Sommer vor zehn Jahren am „Troremmos“ trafen und Zukunftspläne schmiedeten. Adam, heute verheiratet und selbst Vater einer Tochter, hatte sich durch die unerwartete Erbschaft mit seinem Vater überworfen. Ein Grund mehr, ganz ungezwungen in dem alten Haus in Suffolk zu campieren. Angelockt durch die Idee einer Art Kommune fanden sich mit Adam, Rufus, Shiva, Vivian und Zosie schließlich fünf junge Leute zusammen, die jeder auf eine eigene Art ein wenig verrückt waren. Als jedoch gestohlene Babys mit ins Spiel kommen, droht die Sache zu eskalieren … alle wissen, was geschah, doch in gegenseitigem Einvernehmen wird Totschweigen über das Geheimnis gewahrt …
Wenn ich mir meine kurze Zusammenfassung so durchlese, hört sich die Geschichte an sich doch ganz spannend an. Als ich jedoch am Lesen war, fand ich es irgendwie langweilig, obwohl sich der Schreibstil flüssig weg lesen ließ. Erst im letzten Fünftel des Buchs nahm die Story an Dramatik zu und so ließ ich mich zu einer Schulnote drei hinreißen. Schade, ein Psychothriller, wie angekündigt, geht für mich anders.
P.S.: Übrigens der Name „Troremmos“ ist ganz einfach „Sommerort“ rückwärts gelesen … das fand ich clever!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Can't buy me love ... das wussten schon die Beatles ...

Morgan's Hall
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Ich habe mir eben den Klappentext zu diesem Roman nochmals durchgelesen habe, und festgestellt, man könnte daraufhin vermuten, dass es sich bei „Morgan’s Hall“ um einen schmachtigen Kitschroman handeln ...

Ich habe mir eben den Klappentext zu diesem Roman nochmals durchgelesen habe, und festgestellt, man könnte daraufhin vermuten, dass es sich bei „Morgan’s Hall“ um einen schmachtigen Kitschroman handeln könnte. Aber mitnichten! Die junge und strahlende Autorin Emilia Flynn hat mit ihrem Auftakt zu einer fesselnden Familiensaga eine spannende Geschichte geschrieben, die den Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt. Gestaltet hat sie ihr Buch um die Hauptprotagonistin Isabelle, eine junge Österreicherin, der mit Hilfe der beiden Freunde John Morgan und Richard „Dickie“ Cooper die Flucht aus dem inzwischen Naziverseuchten Österreich nach Washington State in den USA gelingt. Aber, und hier glaube ich, spreche ich Isabelle aus der Seele, wenn ich anführe leider buchstäblich „vom Regen in die Traufe“. Dass man einen Menschen nicht zur Liebe zwingen kann, stellt Isabelle durch den ganzen Roman überdeutlich zur Show. Sie leidet und lässt die Menschen in ihrer Umgebung mitleiden. Besteht hier denn überhaupt noch Hoffnung auf ein bisschen Glück?
Emilia versprach mir zu Beginn der Leserunde eine Frau mit Ecken und Kanten und sie hat nicht zu viel versprochen. Sie hält mit Isabelle, John und auch Dickie die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht.
Ein kleines Sternchen möchte ich dennoch abziehen, denn ich denke, dass hier für den nächsten Teil – auf den ich mich übrigens schon sehr freue – noch ein klein wenig Luft nach oben ist. Von mir gibt es wohlverdiente vier von fünf Sternen und ein großes Lob für einen großartigen Debütroman.

Veröffentlicht am 07.08.2019

Künstler zum Anfassen ... eine Reise in die Belle Epoque ...

Sei mir ein Vater
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Nachdem die Rezensionen zum gekürzten Hörbuch im Internet doch recht mau ausfielen – eben weil so viele wichtige Informationen weggekürzt wurden – stieß ich nach langem Suchen glücklicherweise auf eine ...

Nachdem die Rezensionen zum gekürzten Hörbuch im Internet doch recht mau ausfielen – eben weil so viele wichtige Informationen weggekürzt wurden – stieß ich nach langem Suchen glücklicherweise auf eine ungekürzte Version. Was soll ich sagen … es hat sich mehr als gelohnt! Die Autorin Anne Gesthuysen, vielen bekannt durch ihre Fernsehauftritte, auch gemeinsam mit ihrem Mann, dem bekannten Journalisten und Moderator Frank Plasberg, hat mit diesem ihrem zweiten Roman eine ganz fantastische Hommage an das „Glamourehepaar“ Georgette Agutte und Marcel Sembat geschaffen. Georgette, von ihrem Mann liebevoll „meine kleine Gette“ genannt, machte sich in der Zeit der Belle Epoque als Malerin einen Namen. Als Schülerin des bekannten Malers Gustave Moreau verkehrte sie später zusammen mit ihrem Mann Marcel mit bekannten Künstlern wie Henri Mattisse, Auguste Renoir und Pablo Picasso. Marcel Sembat trat an ihrer Seite als sozialistischer Politiker und später Minister in der Öffentlichkeit auf. Ihre Liebe zueinander muss eine beispiellose gewesen sein … aber ich greife vor … nun zum eigentlichen Hörbuch …
Zusammen machen sich Hanna, ihr schwer kranker Vater und die französische Ziehtochter Lilie auf Entdeckertour. Gilt es doch ein Geheimnis zu lüften, das Lilies Ururgroßtante, besagte Georgette Agutte, betrifft. Auf spannende Weise wechselt die Autorin spielerisch zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her und hält so den Hörer immer in Atem. Ganz nebenbei habe ich eine Unmenge Informationen aufgesaugt, die mich faszinierten. Es hat Spaß gemacht, Künstler mal als Menschen aus Fleisch und Blut „kennen lernen“ zu dürfen und nicht nur staunend im Museum vor ihren Bildern zu stehen. Ob Buch oder ungekürztes Hörbuch, wenn man ein wenig Sinn für die Malerei der Vergangenheit hat, lohnt sich dieser Roman.