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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2018

Ein Segen für die Menschheit ...

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Soeben habe ich dieses beeindruckende Werk beendet und muss sagen, dass es mir ausgesprochen gut gefallen hat. Vorgetragen durch die sympathische Sprecherin Beate Rysopp bekommt man als Hörer einen Eindruck ...

Soeben habe ich dieses beeindruckende Werk beendet und muss sagen, dass es mir ausgesprochen gut gefallen hat. Vorgetragen durch die sympathische Sprecherin Beate Rysopp bekommt man als Hörer einen Eindruck in das Leben und die Medizin des frühen 19. Jahrhunderts, der wirklich unter die Haut geht. Es ist schon unglaublich, welch bahnbrechende Entdeckungen durch ambitionierte, forschende Mediziner seinerzeit gemacht wurden. Die Charité in Berlin, das wohl bis zum heutigen Tag immer noch bekannteste Krankenhaus Deutschlands, ermöglichte vielen von ihnen das Leiden der Menschen ein wenig zu lindern, ja viele sogar wieder ganz genesen zu lassen. So war es erstaunlicherweise schon damals möglich Schiefhälse, Klumpfüße und sogar schielende Augen zu operieren, wenn auch damals zuerst noch ohne Narkose, was heute schier unvorstellbar erscheint. Auch interessant fand ich die Entwicklung der Krankenschwester- und – pflegerschaft, die sich damals in Wärter und Wärterinnen sowie Diakonissen unterteilte. Ohne sie wäre dem besten Arzt seine Arbeit unmöglich gewesen. Um das Buch aber nicht nur als Geschichtsbuch der Medizin zu verkaufen, baut die Autorin menschliche Schicksale mit ein, die sich sicher so oder so ähnlich abgespielt haben könnte. In vieler Hinsicht ist Berlin in ebendieser Zeit noch voller Vorurteile und Konventionen, die auch immer wieder Neid und Missgunst aufs Parkett rufen. Ulrike Schweikert unterteilt ihre Charaktere nicht nur in Gut und Böse, sondern lässt sie einfach menschlich erscheinen mit allen Stärken und Schwächen.
Ich habe mich nicht eine Minute gelangweilt. Das Buch ist wirklich Hörvergnügen vom Feinsten, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wenn der Berg ruft ...

Himmelsspitz
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Ich kann verstehen, dass mancher Leser dieses Buch abgebrochen hat, man musste sich da wirklich erst reinfuchsen. Nachdem ich dann aber drin war, habe ich es in einem Rutsch ausgelesen, es hat mich wirklich ...

Ich kann verstehen, dass mancher Leser dieses Buch abgebrochen hat, man musste sich da wirklich erst reinfuchsen. Nachdem ich dann aber drin war, habe ich es in einem Rutsch ausgelesen, es hat mich wirklich fasziniert. Es liest sich fast ein bisschen mystisch und ich hatte beim Lesen immer den Film mit der Geierwally vor Augen, genauso, liebe Leser, müsst ihr euch die Geschichte vorstellen.
„Da die Felsenwand fast lotrecht gerade war, an der das Nest hing, und kein menschlicher Fuß sie betreten konnte, wurde Wally ein Strick um den Leib gebunden. Vier Männer, zuvörderst ihr Vater, hielten ihn zwar, aber den Zu¬schauern war es doch grausig zu sehen, wie das beherzte Kind, nur mit ei¬nem Messer bewaffnet, bis an den Rand des Plateaus vortrat und sich nun mit ei¬nem raschen Sprung in die Tiefe hinabließ."
Das ist ein Auszug aus besagter Geierwally doch der Text könnte auch original aus Himmelsspitz stammen. Himmelsspitz entführt den Leser in die Bergwelt der 40er, 50er und 60er Jahre. In jedem Abschnitt findet sich passend dazu auch ein Ekelpaket von einem Mann. So leiden Isabel und Lea unter dem schwierigen Horst während Menschen in den 40er und 50er Jahren unter dem Großbauern Urban zu leiden hatten. Doch wie gehören diese Zeitphasen zusammen und was haben sie mit der kleinen Lea zu tun, die immer wieder den Himmelsspitz auf Malpapier verewigt und nachts schlafwandelt? Sie fühlt sich schnell hingezogen zu den Dorfbewohnern und geht in verschiedenen Häusern ein und aus. Wird sie am Ende von ihren Albträumen erlöst werden? Und was hat es mit dem kleinen Jungen auf sich, der gefangen in seinem Erdloch sitzt? Wer einen Heimatkrimi sucht, der mal etwas abseits vom gewöhnlichen Pfad wandelt, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich schaue mich jetzt mal nach ihrem nächsten Krimi um.

Veröffentlicht am 15.08.2018

Einfach nur strange ...

Elly
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Als das Buch bei mir ankam, war ich überrascht, dass es sich eigentlich um ein Büchlein mit nur 152 Seiten handelte. Aber obwohl bei mir die Bücher sonst gerne ein bisschen dicker sein dürfen, war ich ...

Als das Buch bei mir ankam, war ich überrascht, dass es sich eigentlich um ein Büchlein mit nur 152 Seiten handelte. Aber obwohl bei mir die Bücher sonst gerne ein bisschen dicker sein dürfen, war ich im Nachhinein froh, dass es nun so schnell zu Ende war. Ich habe mich schwergetan, mich in die Geschichte reinzulesen. Durch die Bank – inklusive der Großeltern – waren mir alle Charaktere unsympathisch. Trotz der schlimmen Erlebnisse für die Eltern und die Schwester, die sie durch Ellys Verschwinden verarbeiten mussten, kam bei mir so gar kein Mitleid auf.
Die Geschichte war durch die kurzen Sätze manchmal etwas holprig zu lesen und die Stimmung durchweg sehr düster, manchmal sogar etwas gruselig angehaucht. Der Roman hat mich mit seinem offenen, für mich fast unglaubhaften Ende, leider ein wenig frustriert zurückgelassen. Interessantes Thema, aus dem man mehr hätte rausholen können.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Manche Dinge sind schwer in Worte zu packen ...

Abschied in Prag
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Eine Verknüpfung tragischer Ereignisse trägt dazu bei, dass sich die beiden Jungverheirateten, Lenka und Josef, trennen müssen. Sie hoffen jedoch fest auf eine baldige Wiedervereinigung. Nur kurze Zeit ...

Eine Verknüpfung tragischer Ereignisse trägt dazu bei, dass sich die beiden Jungverheirateten, Lenka und Josef, trennen müssen. Sie hoffen jedoch fest auf eine baldige Wiedervereinigung. Nur kurze Zeit später glauben beide von einander, dass der jeweils andere ums Leben gekommen ist. Viele tausend Kilometer und der schreckliche Naziterror verhindern es, die Wahrheit rauszufinden. Mit viel Glück und einem unglaublichen Überlebenswillen geht das Leben weiter, doch die Liebe, die die Beiden für einander empfinden stirbt nie, sie verblasst nur ganz leicht …
Was für ein wunderschönes Buch, bei dem die Seiten nur so dahinfliegen. Ich war in zwei Tagen durch. Es ist sehr stimmungsvoll und berührend geschrieben. Besonders die Zustände im Ghetto, die leider auf wahren Tatsachen beruhen, haben mich doch sehr mitgenommen. Da das Wiedersehen nach so langer Zeit fast ein wenig zu unwahrscheinlich ist um wahr sein zu können, gibt es von mir ein kleines Sternchen Abzug. Ansonsten eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Der Aufbau Deutschlands nach dem verlorenen Krieg ... auf dass wir es nie wieder zerstören mögen !

Die Stimmlosen
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Die Autorin Melanie Metzenthin hatte es schon mit ihrem Vorgängerband „Die Lautlosen“ geschafft, mich in den Bann zu ziehen. In einer gemeinsamen Leserunde durfte ich unter anderem das erschütternde Thema ...

Die Autorin Melanie Metzenthin hatte es schon mit ihrem Vorgängerband „Die Lautlosen“ geschafft, mich in den Bann zu ziehen. In einer gemeinsamen Leserunde durfte ich unter anderem das erschütternde Thema „Euthanasie im Zweiten Weltkrieg“ mit ihr aufarbeiten.
Sie greift nun in diesem Buch die losen Fäden der beiden befreundeten Ärzte Richard und Fritz und ihren Familien wieder auf. Viel ist passiert, nicht alle Familienmitglieder haben den Krieg unbeschadet überstanden. Was für uns im Nachhinein wie ein Geschenk erscheint – nämlich, dass die Bomben des nachts nicht mehr über Hamburg und den Rest von Deutschland abgeworfen werden – fühlt sich für die Betroffenen von damals ähnlich wie „vom Regen in die Traufe“ an. Die Bomben werden abgelöst von einer vollkommen zerstörten Stadt, die Hunger, Krankheit und Kälte mit sich bringt. So schlimm sind diese beiden Zustände, dass selbst diese beiden Familien zu drastischen Maßnahmen greifen müssen, die sich oft am Rande oder auf der anderen Seite der Legalität bewegen. Jeder muss gucken, dass er über die Runden kommt, denn die Lebensmittelmarken, die sparsam verteilt werden, sind durch den Nachschubmangel oft wenig nützlich.
Richard ist zu dem besessen von seinem Gefühl für Gerechtigkeit. Er leidet noch sehr unter der Ungerechtigkeit, die einen kindermordenden Arzt freigesprochen hat.
Die Autorin lässt uns aber auch teilhaben an den Lichtblicken im Leben in Hamburg der späten 40er und frühen 50er Jahre. Auch hier schießt Amor den ein oder anderen Pfeil in die richtige Richtung und die Familien haben ihren Mut nicht verloren. Sie halten zusammen und kämpfen. Ein Satz im Buch, den Richard von sich gibt, hat mich sehr bewegt: „Es ist die Pflicht echter Patrioten, jetzt alles dafür zu tun, unsere Heimat wiederaufzubauen und nicht irgendwo in der Fremde unser Glück zu suche. Ich sehe es als meine Pflicht, dort zu bleiben, wo ich gebraucht werde.“
Ich möchte dieses wunderbare Buch all denjenigen empfehlen, die ein wenig mehr darüber erfahren wollen, was unsere Familien damals geleistet haben und dass das alles nicht selbstverständlich war. Das Buch soll aber auch ein kleines Mahnmal sein für die Momente im Leben, wenn wir mal wieder unzufrieden mit unserem eigenen Leben sind. Man kann nur hoffen, dass sich solch eine grausame Zeit nie wiederholen wird.