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Veröffentlicht am 05.03.2020

Verwundete Seelen

Rote Kreuze
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Von schwerem Schicksalsschlag getroffen zieht Alexander, genannt auch Sascha, nach Minsk, um neu zu anfangen. Er steht da mit einem Baby in dem Armen, noch wackelig, traurig... Er muss sich erst sammeln, ...

Von schwerem Schicksalsschlag getroffen zieht Alexander, genannt auch Sascha, nach Minsk, um neu zu anfangen. Er steht da mit einem Baby in dem Armen, noch wackelig, traurig... Er muss sich erst sammeln, er muss sich erst neu sortieren.
Kurz nach dem er Mietvertrag geschrieben hat, fällt ihm ein rotes Kreuz auf seine Tür auf. Als er, sowohl bewundert, aber auch verärgert, den Kreuz beseitigen wollte, steht die Erklärung dafür hinter ihm: Tatjana Alexejewna, über neunzig und wird immer vergesslicher. Die alte Dame hat die Kreuze gemalt, in der Hoffnung, ihre eigene Wohnung zu finden, denn Tatjana hat Alzheimer. Mit ihrer Art und Weise ladet die Dame Sascha zum Teetrinken ein und sie erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte....

Von Stalin-Terror bis heute erzählt der Autor bei seinem Debütroman ergreifend, berührend und mit einem hauch Sarkasmus Lebensgeschichten von einem ungleichen Paar. Sein Schreibstil ist leichtverständlich, allerdings der Aufbau des Buches nicht so jedermann Sache. Zwischen die wörtliche Rede und die indirekte Rede gibt es abrupter Wechsel, sodass man Anfang des Buches verwirrt zwischen den Zeilen tanzt. Die Einblicke in die sowjetische Regierung und deren grausame Taten haben mich tief berührt, allerdings bin ich von dem vielen Briefen und Dokumentationen nicht wirklich schlau geworden. Einige waren nützlich für dir Geschichte aber andere völlig überflüssig und die machen Story stellenweise langatmiger. Von eine unerwartete Freundschaft und einen Pakt gegen das Vergessen, was auf dem Klappentext steht, habe ich leider nicht viel gespürt. Für mich waren die beiden verwundete zwei Seelen, die sich austauschen.

Herr Filipenko hat eine schwierige Thematik ausgewählt und sehr gut recherchiert. Er erzählt Passagenweise schonungslos, berührend, humorvoll ohne dabei Distanz zu verlieren. Ich habe das Buch trotz paar Kleinigkeiten bei der Handlung, sehr gern gelesen.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Herzensbuch

Kann mein Herz nicht mal die Klappe halten?
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Die 41-jährige Nina ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat ein Job die ihr gefällt, hat zwei gesunde Töchter, ein Reihenhaus in Bonn, eine Katze und sie ist fast zwanzig Jahren mit ihrem Ehemann ...

Die 41-jährige Nina ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat ein Job die ihr gefällt, hat zwei gesunde Töchter, ein Reihenhaus in Bonn, eine Katze und sie ist fast zwanzig Jahren mit ihrem Ehemann Steffen zusammen, davon fünfzehn verheiratet. Doch nach 20 Jahren ist die Leidenschaft etwas eingeschlafen und läuft das eher Mau im Bett. Dann macht Steffen Nina einen gewagten Vorschlag. Obwohl Nina dieser Idee überhaupt nicht toll fand, lässt sie sich drauf ein und damit stürzt die gesamte Idylle ins Chaos...

Julia Greve hat eine altbekannte doch durch und durch ein Tabu Thematik ausgesucht und meine Meinung nach, hat sie ohne Kitsch und sehr realitätsnahe ans Papier gebracht. Ihr Schreibstil ist angenehm leicht, flüssig zum Lesen und aus dem Alltag ergreifende Dialoge sind sehr amüsant. Es gibt Passagen wo ich lauthals gelacht hab aber auch gibt es Szene, da ich sympathische Nina am liebsten an der Schultern gepackt und geschüttelt hab. Ich bin selbst seit 18 Jahren im Beziehung, bin Mutter, hab ein Job und was die Autorin hier geschildert hat, kann ich total nachvollziehen! Noch realistischer geht es kaum. Die gesamten Charaktere sind authentisch gearbeitet und kommen wie eigene Freunde und Bekannte rüber. Nichts ist trotzt, ich wollte Steffen immer wieder einer Kopfnuss passen und Miriam ins All schießen.

Hinter dieser freche aber sehr passender Titel, versteckt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte die mir richtig, richtig gut gefallen hat. Die Story hat mich zum Lachen gebracht, wütend gemacht und zum Nachdenken erregt.
Absoluter Leseempfehlung von mir!!!

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Tiefergreifend

Je tiefer das Wasser
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Edie(16) und ihre Schwester Mae(14) wachsen bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einer kleinen Stadt auf. Doch nach dem Suizidversuch ihre Mutter geht alles ganz schnell. Edie und Mae müssen nach New ...

Edie(16) und ihre Schwester Mae(14) wachsen bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einer kleinen Stadt auf. Doch nach dem Suizidversuch ihre Mutter geht alles ganz schnell. Edie und Mae müssen nach New York, zu Dennis Lomack: Er ist ein berühmter Schriftsteller und ihr bis jetzt unbekannter Vater. Für Edie bedeutet die ganze Situation unverzeihlichen Verrat und sie will nur bei ihr Mutter sein, sie will ihr altes Leben. Mae findet dagegen die neue Umgebung als eine langersehnte Möglichkeit der Befreiung. Wie schnell, dass alles angefangen hat, genauso schnell kommt es zum Bruch. Während Edie einen verzweifelten Rettungsversuch unternimmt, lässt sich Mae auf die Zuneigung des Vaters ein. Und dabei wackelt die kleine Familie sehr gefährlich bei jeder kleinsten Welle...

Die Autorin Katya Apekina hat eine bemerkenswerte Familiengeschichte erschaffen, die unter die Haut geht und die man nicht so einfach vergessen wird. Alles beginnt mit, wie ihrer Mutter in zarten Alter ihr deutlich älteren Vater kennenlernt. Diese ungewöhnliche Beziehung wird es in kurzen Kapiteln, auf das ganzes Buch verteilt und in Form von Briefen und von Erinnerungen von Weggefährten geschildert. Ob es eine flüchtige Bekannte oder ein Familienmitglied, jeder kommt es zu Wort, jeder hat eigene Kapitel, was ich grandios finde.

Im Mittelpunkt steht zwei Teenager, Schwestern, die eigentlich sehr nahestehen, aber doch sehr verschiedene sind. Sie wachsen bei einer Psychisch kranke Mutter, wissen nicht was „Normal“, was „Anormal“ ist. Die leiden unter Wahrnehmungsstörungen und sind sehr oft für sich allein gestellt. Frau Apekina erzählt die ganzen Schicksalsschläge von den beiden Mädels tief ergreifend aber auch manchmal ohne Blatt vor dem Mund. Mich hat es tief berührt, schockiert, teil weise angewidert. Ich habe mit dem beiden gelacht, geweint, geliebt... Sehr realitätsnahe Erzählstil.

Wer hier ein netter Unterhaltungsroman erwartet, muss ich leider diejenigen enttäuschen. Die Geschichte in haltet eine schwierige und sehr sensible Thematik aber mit lebensnahe Charaktere und eine großartige Sprache. Für mich war es ein Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Kann man lesen, ein muss es ist nicht!

Spring Girls
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Vier ganz unterschiedliche Schwestern: Meg, Jo, Beth und Amy. Ihr Vater ist im Irak stationiert und die leben zusammen mit ihrer Mutter in New Orleans. Jede der Schwestern scheint zu wissen, was sie von ...

Vier ganz unterschiedliche Schwestern: Meg, Jo, Beth und Amy. Ihr Vater ist im Irak stationiert und die leben zusammen mit ihrer Mutter in New Orleans. Jede der Schwestern scheint zu wissen, was sie von Zukunft erwarten. Meg will möglichst bald heiraten und Mutter werden, Jo will als Journalisten die Welt verändern, Beth bleibt lieber zu Hause und hilft im Haushalt und Nesthäkchen Amy surft lieber Online anstatt für die Schule lernen. Obwohl jede die ganz genau weiß, was sie will, kommt es dann doch ganz anders als gedacht...

„Anna Todd ist das größte schriftstellerische PHÄNOMEN ihrer Generation“ meint Cosmopolitan ich bin leider nicht in der Meinung.

Ich muss gestehen: Ich mochte den After Reihe von Anna Todd nicht besonders und danach kommenden Bücher von ihr, habe ich auch nicht gelesen. Spring Girls dagegen, hat mich sehr angesprochen und leider wurde ich enttäuscht. Anna Todds Schreibstil nach wie vor sehr detailreich, sodass eigentliche Handlung dadurch verloren geht. Ich meine, was interessiert mich, ob das Mädel falscher Wimpern oder Spitzenwäsche trägt? Diese detaillierte Erzählung hat es mir den Lesegenuss weggenommenen. Sie hat auch viel zu viele Namen in die Geschichte eingebaut, wo ich bis zur Seite 100 völlig ahnungslos war, wer wer war und musste ich immer wieder zurückblättern.
Ich finde neben dem Schreibstil auch die Charaktere furchtbar. Ich konnte überhaupt keine Verbindung mit den Mädels einbauen. Die waren für mich mehr Schein als Sein, oberflächlich und nervig. Selten hat mich die Protagonisten so genervt. Vier Junge Frauen/Mädels die sinn des lebens nicht verstanden haben.

„Anna Todd erzählt Louisa May Alcotts Klassiker BETTY UND IHRE SCHWESTERN/LITTLE WOMEN neu“ steht auf dem Verlag Seite. Ich habe den Klassiker nicht gelesen aber unzählige male den Film geschaut, der Film ist eine von meinem Lieblingsfilme und was die Autorin hier versucht hat, ist nichts mit der Klassiker zu tun. Ich hatte das Gefühl, sie hat die Grundidee geklaut und und in eine handlungslose Geschichte verwandelt.

Schade um das wunderschönen Cover aber das Buch, meine Meinung nach, sehr schlecht ausgearbeitet, keine Handlung, kein Tiefgang obendrauf unsympathische Charaktere.

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Veröffentlicht am 17.02.2020

Traurige Familiengeschichte mit wunderschönen Botschaften.

Das Versprechen der Sterne
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Für Holly ist ihre Großmutter Annie mehr als eine einfache Oma. Als sie noch klein war, hat sie mit ihrem Bruder jeden Ferien in Annies alten irischen Bauernhaus verbracht, mit ihr gebacken und lange Spaziergänge ...

Für Holly ist ihre Großmutter Annie mehr als eine einfache Oma. Als sie noch klein war, hat sie mit ihrem Bruder jeden Ferien in Annies alten irischen Bauernhaus verbracht, mit ihr gebacken und lange Spaziergänge gemacht. Sie liebt Annie abgöttisch. Doch Annie hat achtzig Jahren auf ihren Schultern zu tragen. Achtzig Jahre, die einige Spuren hinterlassen hat und nun liegt sie im sterben. Nachdem Holly mit einer schrecklichen Diagnose konfrontiert wurde, hat sie ihren Verlobten verlassen und jetzt muss sie auch noch von ihrem geliebten Nana Abschiednehmen. Annie weiß es, was bei Holly Los ist und sie nutzt die Tage, die ihr übrig geblieben sind, ihre Enkelin davor zu bewahren, sich ins Unglück zu stürzen...

Ob das daran liegt, weil ich selbst vor drei Monaten von meiner geliebten Oma Abschied genommen hab, kann ich nicht so richtig beurteilen aber mich hat die Geschichte total mit genommen. Es sind viele Tränen bei mir gegossen und wenn ich jetzt zurückdenke, kriege ich ebenfalls feuchte Augen.
Der Schreibstil der Autorin ist schlicht, leichtverständlich, vielleicht etwas detailliert und ein wenig vorhersehbar aber mich hat es überhaupt nicht gestört. Die Charaktere wirkten mir am Anfang distanziert aber je weiter ich gelesen hab, desto mehr sind mir die lieb geworden. Die Autorin hat ziemlich schwierige Themen ausgesucht. Wo in der Gegenwart die Familie zusammenhält und Abschied nimmt, in der Vergangenheit berichtet Annie über Gewalt in der Familie und Alkoholmissbrauch. Die Autorin hat eine berührende, warmherzige Geschichte erschaffen, die mir sehr gut gefallen hat.

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