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Veröffentlicht am 14.12.2021

Ein ruhiger Unterhaltungsroman

Der Weg nach Hause
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12. August. 2019 Gotland/Schweden
Die 80-jährige Viola genießt die Sommertage in vollen Zügen mit ihrer Töchter, Enkelin und Urenkelin, die nur übers Sommer aus dem Festland reisen, um Urlaub zu machen. ...

12. August. 2019 Gotland/Schweden
Die 80-jährige Viola genießt die Sommertage in vollen Zügen mit ihrer Töchter, Enkelin und Urenkelin, die nur übers Sommer aus dem Festland reisen, um Urlaub zu machen. Sie ist glücklich und zufrieden mit ihrem Leben, bis eines Tages ein Anruf aus Paris kam und ihr eine sehr bekannte Stimme von ihr Abschied nimmt. Viola, die seit Jahrzehnten diese Stimme nicht live gehört hat, ist fassungslos und bestürzt. In kurzerhand packt sie ihre Mädels und all die nötigen Sachen ein und die 3 Generationen reisen zusammen nach Paris. Denn diese Stimme gehört ihre beste und einzige Freundin Lilly, mit ihr sie in ihrer Kindheit und Jugend in guten und schlechten Zeiten zusammengegangen ist...

Seitdem ich Lundberg's Debütroman „Das rote Adressbuch“ stellenweise mit tränennassen Augen gelesen hab, warte ich Jahr zu Jahr hibbelig auf was Neues von ihr. Leider muss ich zugeben, genau wie ihr zweiter Roman „Ein halbes Herz“ hat mich auch dieses drittes Buch nicht ganz überzeugen können. Zwar auch hier schreibt sie sehr angenehm, teils berührend, doch die großen Gefühle bleiben aus.

Es geht um zwei Freundinnen, die nicht unterschiedlicher seien können. Wo Viola als Einzelkind in einer wohlhabenden Familie wächst, in ihrer Jugend die beste Ausbildung macht, ackert und schuftet Lilly nach dem Tod ihres Mutters für ihre 8 Geschwister und um ihr Papa finanziell unterstützen wäscht sie Teller im Dorflokal, bis ihre Hände Wund werden. Doch dann geschieht etwas, sodass die Wege der Mädels abrupt trennen.

Erzählt wird die Geschichte rückblickend aus den Jahren zwischen 1948-1968 und in der Gegenwart 2019 und egal in welchem Jahr, Tages Datum ist immer gleich: 12. August. Wir begleiten Viola und Lilly abwechselnd 20 Jahre lang und erfahrenen aus deren Leben und Gefühlen. Allerdings gibt es da einige Geschehnisse, welche ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte und für mich nicht nur klischeehaft, sondern auch vorhersehbar waren.

Obwohl dieses Buch Gefühlsmäßig nicht nah ans „Das rote Adressbuch“ herankommt, ist es trotzdem stellenweise berührend, traurig und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Grandios!

Das Jahr des Dugong – Eine Geschichte für unsere Zeit
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Toby Markham... 60 Jahre alt, geschieden, Vater von einer Tochter, erfolgreicher Geschäftsinhaber von einer Londoner Investmentfirma. Neben seiner etlichen Jahren Jüngere Geliebte und sein 490-Ps Luxus-Sportwagen ...

Toby Markham... 60 Jahre alt, geschieden, Vater von einer Tochter, erfolgreicher Geschäftsinhaber von einer Londoner Investmentfirma. Neben seiner etlichen Jahren Jüngere Geliebte und sein 490-Ps Luxus-Sportwagen liebt er Fotografie und Abenteuer, wo er dafür rundum die Welt mit Privat-Jet reist. Doch nach seiner letzte Reise auf dem französischen Alpen wacht er mit großen Schmerzen in einem Raum auf, der ihm völlig fremd ist. Die Menschen, die um ihm sorgen, haben nicht nur komische Namen und reden die eine Sprache, die er nicht versteht, sondern verhalten sie sich auch sehr merkwürdig. Als er sich einigermaßen erholt hat, findet er sich auf der Anklagebank wieder. Denn er hat etwas getan, was man nie mehr rückgängig machen kann...

Jeder, der, „Der Wal und das Ende der Welt“ von John Ironmonger gelesen hat, weiß, dass er sehr bewegend, aber auch erschreckend und beängstigend über die Zukunft schreiben kann. Denn was er in sein „Wal“ geschrieben hat, hat uns nach einem Jahr der Veröffentlichung fast genauso mit Corona getroffen.

In seinem neuen Roman greift er auf die Thematik von Menschengemachte Klimawandeln und die darauffolgende Folgen auf. Spannend und berührend erzählt Ironmoger, in knapp 140 Seiten, über die Vielfältigkeit der Fauna und über die Schönheit von unserem Planeten. Mit diesem dünnen Büchlein hält er ein Riesengroßen Spiegel vor unsere Gesichtern und sagt: wacht auf! Denn nur können wir zusammen unsere Erde retten! Wusstest du, die 40 Prozent der Amphibien, wie Frösche und 34 Prozent der Nadelbäume, wie Tannen vom Aussterben bedroht sind? Denkt dran, ohne diese glitschige Frösche werden wir durch Mücken verbreitete Krankheiten leiden, sogar sterben und ohne Tannen gibt es wohl bald keine besinnliche Weihnachten! Musst du unbedingt ein süßes Brotaufstrich essen, für die Ölpalmenplantage die Urwälder abgeholzt wird? Oder deine Haut und Haare unbedient mit feinsten Shampoo waschen, in dem viele Chemikalien lauern, das unser Grundwasser scheucht? Erfahrungsmäßig kann ich sagen, auch die einfachste Seife reinigt genauso, sogar besser! Ohne all das Erdöl, das du normalerweise für deine Heizung und für dein Auto brauchst!

Es ist kein Sachbuch, wo wir über die bitteren Wahrheiten lesen! Es ist ein Roman, welches uns eher wachrütteln versucht und mich sehr nachdenklich zurückgelassen hat. Denn ich möchte meiner Tochter, irgendwann meinen Enkeln und Urenkeln ein Erde erben, in dem die Pestizide, Mikroplastik, Ozonloch usw. keine Bedeutung hat. Eine der besten Bücher die ich dieses Jahr gelesen und meine Tochter weitergegeben hab. Ich kann es nur weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Der Zusammenprall der Kulturen

Wo auch immer ihr seid
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Heimat und Identitätssuche steht in Vorderstelle im 39-jährige ZEIT-Redakteurin Khuê Phạm's Debütroman, dafür sie ihr ganze Familie interviewt hat. Es ist keine Autobiografie, aber der Roman basiert auf ...

Heimat und Identitätssuche steht in Vorderstelle im 39-jährige ZEIT-Redakteurin Khuê Phạm's Debütroman, dafür sie ihr ganze Familie interviewt hat. Es ist keine Autobiografie, aber der Roman basiert auf ihre eigene Familiengeschichte.

Khuê heißt es auch die Protagonistin von Pham. Sie ist 30 Jahre alt, geboren und gewachsen in West-Berlin, älteste Tochter von eines vietnamesisches Paares, welches zum Studieren Ende der 60'er Jahre nach Deutschland gekommen sind. Khuê nennt sich Kimm, nicht, dass ihr Name nicht gefällt, sondern sie kann kaum vietnamesisch, sodass sie ihren Namen nicht aussprechen kann. Eine junge Frau, die mitten im Leben in Berlin auf eigenen Beinen steht. Eine Journalistin, die bis jetzt über jegliche Themen recherchiert hat, aber ihre eigene Familiengeschichte nicht kennt. Es hat sie auch nicht interessiert, denn oft hat sie sich gewünscht, dass ihr Familie deutsch sind und nicht erst deutsch werden müssen. Bis sie eine Nachricht via Facebook von ihrem Onkel Son aus der USA bekommt und mit ihren Eltern nach Kalifornien fliegt...

“Wo auch immer ihr seid“ ist mehr als eine Familiengeschichte, eher geht es hier um Zusammenprall von zwei völlig verschieden Kulturen. Die Story fängt in Berlin an. Wir lernen die sympathische Protagonistin Khuê in ihrem Alltag kennen. Sie lebt mit ihrem Freund Dorian zusammen, genießt ihr Jungsein, in dem die vietnamesische Sitten gar kein Platzt hat. Im zweiten Erzählstrang begleiten wir Khuês Vater Minh. Minh ist der älteste Sohn von der siebenköpfigen Familie, die mit deren Schneiderei in Saigon einigermaßen gut leben. Doch als der Krieg spürbar wurde, schicken ihm seine Eltern um zu Medizin studieren nach Deutschland. In der dritten Handlung begleiten wir Khuês Onkel Son in kriegszerstörten Saigon und auf seinem Flucht nach USA. Der Wechsel der Perspektiven schmelzen miteinander und würzen die Story mit einer extra Prise Authentizität.

Pham hat eine unglaublich mutige, fesselnde, eindrucksvolle Geschichte über Kriegsschrecken, Identität, Entwurzelung und Migration erschaffen, welche ich sehr gerne gelesen hab und nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Das Schweigen eines Dorfes

Dunkelblum
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Beim Massaker von Rechnitz wurden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in der Nähe der Schloss Rechnitz ermordet und ins Massengrab gegraben. Darüber gibt ...

Beim Massaker von Rechnitz wurden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in der Nähe der Schloss Rechnitz ermordet und ins Massengrab gegraben. Darüber gibt es einige Bücher und Dokumentarfilme, aber die Fakten sowie das Massengrab sind bis Heute nicht ins Tageslicht geschafft. Und nach Kriegszeit eröffnetes Gerichtsverfahren hatten nur wenige Ergebnisse gebracht, denn während des Prozesses wurden zwei Augenzeugen ermordet, seitdem heißt es schweigen... Über diese Schweigen erzählt Eva Menasse.

Dunkelblum heißt Menasses Fiktive Ortschaft im Burgenland/Österreich. Hier sind meisten Einwohner geboren und aufgewachsen, jeder kennt jeden, aber auch für neu Zugezogenen sind deren Türen immer offen. Eine Kleinstadt nähe der Ungarische Grenze mit dunkler Vergangenheit und schrecklichen Geheimnissen. Denn acht Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist hier ein furchtbares Verbrechen passiert. Die älteren Dunkleblumer wissen sehr wohl, was da geschehen ist, aber keiner verliert ein Wörtchen darüber. Für die jüngere und einige Außenstehende ist die Geschichte neu. Und durch Zufall entdeckte man menschliche Knochenreste, die Studenten, die einen Jüdischen Friedhof aus dem Gestrüpp befreien wollen, eine junge Frau, die plötzlich verschwindet und ein Fremdengast, der einige Postkarten kauft, aber nicht weiterschickt, macht die ganze Sache auch nicht besser. Doch was verbindet alles zusammen?

„In Dunkelblum haben die Mauern Ohren, die Blüten in den Gärten haben Augen, sie drehen ihre Köpfchen hierhin und dorthin, damit ihnen nichts entgeht, und das Gras registriert mit seinen Schnurrhaaren jeden Schritt.“ S.9

Dieser erster Satz sagt einiges über Menasses Schreibstil! Denn mit brillanten, bildgewaltigen und mit schwarzem Humor verfeinerter Sprache, erzählt sie auffallend komplex aus der Vogelperspektive. Wir lernen nicht nur die Dorfbewohner, sondern jede Dunkelblume-Gasse, einschließlich ein sprachbegabter Papagei haargenau kennen. Die Fabulierkunst ist hier bis zum letzten Tropfen ausgeschöpft, doch manchmal weniger ist mehr. Obwohl ihr Mikrokosmos Dunkelblum mich gepackt hat, hatte ich trotzdem meine Probleme mit Unmengen von Figuren und immer wieder wechselnden Zeitebenen. Dieses ganze „ohne vorgewarnte“ Wechsel hat mich stellenweise verwirrt, sodass ich mir eine Skizze mit Personen und Zeitangaben machen musste.

Es ist keine leichte Lektüre, welche man durch den Seiten fliegt. Hier braucht man Zeit, Geduld, Konzentration und Durchhaltevermögen! Doch nichtsdestotrotz ist es ein großartig geschriebener Roman über Verdrängung der Vergangenheit, persönliche Kriegs-Schicksale und über die Ereignisse von Zweiten Weltkrieg sowie des Mauerfall.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Nett, mehr aber auch nicht

Mit uns wäre es anders gewesen
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Paris 1989
Beide Studenten Amélie und Vincent begegnen sie sich an der Sorbonne, verbringen eine Nacht zusammen mit Spaziergängen an der Seine und mit tiefgründigen Gesprächen. Weil sie sich sehr gut verstanden ...

Paris 1989
Beide Studenten Amélie und Vincent begegnen sie sich an der Sorbonne, verbringen eine Nacht zusammen mit Spaziergängen an der Seine und mit tiefgründigen Gesprächen. Weil sie sich sehr gut verstanden und die Anziehungskraft sehr stark war, verabreden sie sich für den nächsten Tag. Vincent kam pünktlich, Amélie mit einer Stunde Verspätung. Was danach kommt, ist nicht nur ein verpasster Treffen...

Ich muss gestehen: Grund der Klappentext habe ich hinter diesem sehr hübschen Buchcover, eine tiefgründige Liebesstory erwartet. Doch was ich gelesen hab, war alles andere eine klassische Liebesgeschichte. Es ist eher ein „Lebensroman“ in dem über zwei Menschen, die für aneinander bestimmt waren, aber jeweils einen anderen Weg gegangen sind, berichtet wird, und zwar im Zeitraum von 30 Jahren. Der Anfang war gut, denn die Autorin hat geschickt einiges verborgen, sodass ich die Gründe wissen wollte, doch ab Mitte ging es Bergab. Da greift Abécassis auf die Themen, wie Rollen in der Ehe, Selbstopferung wegen Kinder ect., welche, die ich nicht nachvollziehen konnte. Amélie und Vincent waren für mich sehr ichbezogen. Deren Perspektive, Gedanken, Verhandeln und Verhalten wirkten mir teilweise nicht nur egoistisch, sondern auch alters unangemessenen.

Dieses Büchlein mit 140 Seiten ist perfekt geeignet für die Leser, die sich nicht mit dickere Bücher beschäftigen wollen, aber nach dem stressigen Alltag etwas lesen möchten.

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