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Veröffentlicht am 11.10.2021

Junge erwachsene und deren Probleme

Schöne Welt, wo bist du
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Alice und Eileen. Zwei sehr unterschiedliche junge Frauen, die seit Studienzeiten beste Freundinnen sind. Während Eileen hinter ihrer Jugendliebe Simon her hoppelt, für wenig Geld arbeitet und weiß nicht, ...

Alice und Eileen. Zwei sehr unterschiedliche junge Frauen, die seit Studienzeiten beste Freundinnen sind. Während Eileen hinter ihrer Jugendliebe Simon her hoppelt, für wenig Geld arbeitet und weiß nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, taucht die gefeierte Autorin Alice mit Millionen auf ihrem Konto in einem Dorf unter und lernt über ein Dating-Portal Felix kennen. Wie die Freundinnen sind, sind auch deren Männer sehr verschieden. Wo Simon Gutverdiener und sehr gläubiger Christ ist, ist Felix ein Kühllagerarbeiter mit schlechtem Ruf. Zwei Pärchen, vier junge Menschen, die mit Ende zwanzig/Anfang dreißig denken alles im Leben erlebt zu haben und darüber philosophieren müssen...

Ganz ehrlich? Sally Rooney und ich passen überhaupt nicht zusammen! Es ist bereits ihr dritter Roman, den ersten (Gespräche mit Freunden) habe nicht gelesen aber den zweiten (Normale Menschen), welches mir gar nicht gefallen hat. Ich wollte mit diesem Buch ihr eine zweite Chance geben. Nun ja, es war leider ein Fehler von mir. Denn sie greift auch hier auf Themen ein, und konstituiert ihre Pärchen genauso wie im „Normalen Menschen“ die ich schon mal nicht nachvollziehen konnte. Die Konstellation zwischen Arme/reiche Junge/Mädchen und deren On/Off Beziehungen und dadurch entstandenen Gedanken und Gefühle sind anscheinend Rooneys Lieblingsmelodien, die mir sehr hohl klingen. Ihre Charaktere sind farblos und unglaubwürdig. Die jammern auf höchste Niveau, sind ichbezogen und erschaffen selbst die ganzen Probleme. Obwohl hier jede menge E-Mail-Tausch über Gott und die Welt gibt, ist eine ordentliche Kommunikation Fehlanzeige.

Rooney Schreibstil ist leicht, Jugendhaft aber sehr gewöhnungsbedürftig. Sie verwendet für die wörtliche Rede keine Anführungszeichen, das mich immer wieder irritiert und mein Lesefluss negativ dirigiert hat. Der Roman ist eine Generations-Sache. Ich denke die Leser die in Mitte/Ende Zwanziger sind, werden sie sich in der Geschichte wohler fühlen als ich mit meinem 38-Jahren.
2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Frustrierend, platt, langweilig

Alles wird gut
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Die Mitte 50-jährige Elin ist seit zwanzig Jahren Allgemeinärztin und genauso lange verheiratet mit Orthopäde Aksel. Seitdem ihre Kinder aus dem Haus sind, führen die beiden eher eine WG als eine Ehe. ...

Die Mitte 50-jährige Elin ist seit zwanzig Jahren Allgemeinärztin und genauso lange verheiratet mit Orthopäde Aksel. Seitdem ihre Kinder aus dem Haus sind, führen die beiden eher eine WG als eine Ehe. Wo Aksel jede seine freie Minute mit seinem Skisport und Sportgeräte verbringt, sitzt Elin Abend zu Abend mit ihrem Goldfisch-Weinglas vor dem Fernseher und betrinkt sie sich. Eines Abends, schon leicht betrunken, schickt sie aus Versehen an ihrer Jugendliebe Bjørn eine Freundschaftsanfrage auf Facebook, der auch prompt antwortet. Die treffen sich erst auf eine Tasse Kaffee, doch bald wird es mehr und obwohl Elin nicht so richtig wollte, taucht sie trotzdem kopfüber in die Affäre mit Bjørn.

Die Geschichte fängt mit einer unappetitlichen Szene über Hämorrhoiden und Selbstgespräche mit einem menschlichen Praxis Skelett-Modell an, wo ich am Anfang dachte: Hey, es ist alles Menschlich! Schließlich ist sie auch ein Mensch, eine Ärztin, die eigene Probleme hat. Doch je ich weiter gelesen hab, desto mehr hat Elin mich von sich weggestoßen. Sie ist Alkoholikerin, welche, wie viele, ihr Alkoholproblem nicht akzeptieren möchte. Wie sie mit zitternden Händen und mit halbem Ohr ihre Patienten behandelt und dabei mit ihrem Skelett redet, mag für ein oder andere unterhaltsam sein, für mich waren es aber alles als andere lustig. Dazu kommt es ein Erzähl/Schreibstil, wo ich mich immer wieder gefragt habe, ob es hier um über 50-Jährigen geht, denn die Wortwahl die Autorin und wie sie die Sätze gebaut hat, passt eher für Teenagers. Wie Bjørn sie in die alte Wohnung lockt, wie Elin darauf reagiert und überhaupt deren Taten und Gespräche fand ich unpassend und unrealistisch für deren Alter.

Dieses Buch wurde fürs norwegische Buch-Preis ausgezeichnet und stand monatelang auf der Bestsellerliste in Norwegen. Genau deswegen wollte ich es unbedingt lesen. Doch jetzt verstehe ich leider nicht wie die Geschichte so weit geschafft hat. Naja.. Andere Länder, andere Geschmäcker würde ich sagen, denn es war überhaupt nicht mein Buch.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Eine ruhige, atmosphärische Geschichte

Der perfekte Kreis
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Ende der 80er Jahre in Südengland. Aus heiteren Himmel tauchen Woche zu Woche seltsame Muster auf den Kornfeldern. Die Bevölkerung ist ratlos bis ängstlich und die Presse freut sich über das neu gefundene ...

Ende der 80er Jahre in Südengland. Aus heiteren Himmel tauchen Woche zu Woche seltsame Muster auf den Kornfeldern. Die Bevölkerung ist ratlos bis ängstlich und die Presse freut sich über das neu gefundene Futter. Sind das Streiche von Jugendlichen oder haben sie Besuche von Aliens? Ungerührt von ganzen Wirbeln gehen zwei Männer Nacht zu Nacht auf den Feldern. Schweigsam, schwer bepackt mit Seilen und Pfosten und Veganer-Essen, achtsam, ohne ein einziges Korn zu schaden, drehen sie sich im Kreis. Redbone, ehemaliger Rocker, Calvert, Ex-Soldat. Zwei völlig verschiedene Männer, deren eigene Art und Weise Narben der Vergangenheit tragen. Eine ungewöhnliche Freundschaft geprägt von gleichem Freiheitsdrang, Einsamkeit, Liebe zur Natur und ein gemeinsames Ziel: Den perfekten Kornkreis zeichnen.

Mit leisen Tönen, ohne Hast, aber sehr bildhaft hat mich Benjamin Myers auf den Kornfeldern mitgenommen. Obwohl die Felder und Vergangenheit der Männer im Dunkeln liegen, hat er mir Stück für Stück den Weg beleuchtet. Am Ende bin ich nicht nur mit wunderschönen Kunstwerken belohnt, sondern konnte mich mit den beiden Männern anfreunden.

Es ist eine sehr ruhige, atmosphärische Geschichte, geschmückt mit poetischer Sprache und mit weniger aber interessanten Charakteren. Perfekter Roman um vom stressigen Alltag zu entfliehen, zum Abschalten und genießen.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Drogen gegen Geister

Ultraviolett
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Held zog aus Schweiz nach Berlin um zu studieren, zumindest hat er seinen Eltern es so erzählt. Eigentlich wollte er weit weg vom seinem alten „Geistern“. In Berlin zieht er erst mit seinem Kumpel und ...

Held zog aus Schweiz nach Berlin um zu studieren, zumindest hat er seinen Eltern es so erzählt. Eigentlich wollte er weit weg vom seinem alten „Geistern“. In Berlin zieht er erst mit seinem Kumpel und Mentor Eule durch die Nächte durch. Doch seitdem Eule ihn alleingelassen hat, um den Weihnachtsmann zu besuchen, stürzt Held sich ins Berliner Nachtleben allein hinein. Er schreibt eine Kolumne für ein Techno-Magazin um über die runden zukommen, feiert Nacht zu Nacht Technopartys, schmeißt eine Chemische-Pille nach dem anderen in sich hinein. Benebelt und zugedröhnt ziehen Helds Zwanziger vor ihm vorbei, bis er auf eine Party Mira trifft und er sich in die verliebt...

Dieses Buch ist nicht nur extrem Geschmackssache, sondern auch mit dem Alter des Lesers sehr verbunden. Denn ich habe mich mit meinem 38-Jahren in der Story verloren gefühlt. Meine „Drogenkarriere“ beschränkt sich auf paar Gläser Weißwein/Schorle, daher konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, geschweige denn mitfühlen wie man sich unter den „Pillen“ fühlt. Dazu hat Herr Jecker nach meiner Meinung nach, einen sehr jugendlichen Schreib/Erzählstil, in dem er viele Jugendwörter benutzt, welche ich teilweise recherchieren musste. Das Buch ist nicht schlecht, nur ich bin zu alt für die Geschichte.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Etwas spezial

Der Kolibri
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Sandro Veronesis erzählt in seinem mit „Premio Strega 2020“ (wichtigsten Literaturpreis des Italiens) ausgezeichneten neuen Roman die Lebensgeschichte eines Augenarztes. Er erzählt über ein Mann, der eine ...

Sandro Veronesis erzählt in seinem mit „Premio Strega 2020“ (wichtigsten Literaturpreis des Italiens) ausgezeichneten neuen Roman die Lebensgeschichte eines Augenarztes. Er erzählt über ein Mann, der eine Tragödie die nächsten erleben musste, und zwar fast 70 Jahrelang, aber trotzdem versuchte seine Familie zusammenzuhalten.

Der Kolibri heißt Marco Carrera. Nicht dass er sehr flink wie ein Kolibri ist, sondern als Kind kleiner war als seine Altersgenossen. Er wächst in einer gutbürgerlichen Familie als mittleres Kind auf, spielt gern Tennis, noch gern Glücksspiele. Er studiert Medizin, verliebt sich in das sieben Jahre jüngere Nachbarmädchen, heiratet aber eine Flugbegleiterin und bekommt eine Tochter. Soweit so gut? Ja natürlich, denn was ich hier niedergeschrieben hab, ist chronologisch! Doch wie Herr Veronesis Marcos Lebensgeschichte erzählt, ist alles andere als zeitlich geordnet. Beim Lesen war ich selbst wie ein Kolibri. Mal bin ich vorwärts geflattert, mal rückwärts. Manchmal waren die Zeitspannen so auseinander entfernt, sodass ich immer wieder zurückblättern musste. Bin ehrlich: bis ich alles gemerkt habe, habe ich das halbe Buch gelesen! Obwohl Veronesis Sprache sperrig und der Aufbau sehr chaotisch ist, die Geschichte entwickelt eine Sogwirkung und ich wollte unbedingt weiterlesen, um die Gründe zu verstehen.

Dieser Roman ist wie ein kubistisches Bild, erst nach genauerer Betrachtung erkennt man Einzelheiten. Nicht schlecht, sondern etwas spezial.

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