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Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein Hoch auf Freundschaft

Die Geschichte von Kat und Easy
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Kat ohne Easy, Easy ohne Kat gibt es nicht. Die beiden Freundinnen teilen sich alles, doch sich in denselben Mann zu verlieben, gehörte allerdings nicht dazu. In der Silvesternacht 1972/73 lernen die 15-jährigen ...

Kat ohne Easy, Easy ohne Kat gibt es nicht. Die beiden Freundinnen teilen sich alles, doch sich in denselben Mann zu verlieben, gehörte allerdings nicht dazu. In der Silvesternacht 1972/73 lernen die 15-jährigen Schülerinnen, den charismatischen Fripp kennen. Er ist einige Jahre älter als sie, hat ein Auto und liest Hermann Hesse. Der coolste junge Mann in dem verschlafenen Örtchen, der auch ihre Gefühle auch erwidert. Nach ein halbes Jahr und einem tragischen Unfall trennen sich ihre Wege.

Fast fünfzig Jahre später erhält Kat, die ein Blog für Lebensberatung führt, ein E-Mail von Easy. Sie lädt Kat für eine Woche in ihrem alten Ferienhaus auf Kreta ein und Kat nimmt die Einladung mit Skepsis an. Ganz langsam nähern sich die damals beste Freundinnen wieder. Doch es gibt eine wichtige Frage, die sie sich stellen müssen. Was passierte damals wirklich?

Susann Pásztor erzählt die Geschichte von Kat und Easy abwechselt aus zwei Zeitebenen. Ich war mit dem beiden Teeneger in den 70'ern in Lausadt, hab die Schule geschwänzt, Partys gefeiert und erste Erfahrungen gesammelt. Dieser Kapitel waren wie ein Comming-Of-Age-Roman. Dann begleite ich die mittlerweile über sechzig Jährige Damen auf Kreta mit. Was aus damaligen Freundinnen und deren Freunden geworden sind, war interessant zum Lesen. Die Charaktere sind abwechslungsreich und vielschichtig. Erzählt wird die beiden Perspektive aus Kats Sicht, doch die Autorin hat zwischendurch Blogeinträge von Easy eingepackt, sodass man auch einen guten Blick von beiden Gefühlswelten hat.

Pásztor katapultiert ihre Leser mit ihrer ruhige aber bildhafter Schreibstil zurück in den 70er. Hier wird es nicht nur grandiose Musikszene erwähnt, sondern all den leichtsinnigen Drogenkonsum. Man riecht zwischen den Zeilen nur Marihuana. Mal ein Joint da, mal ein MDMA hier und dazu jede menge Alkohol und mir wurde schlecht. Manchmal weniger ist mehr.

Es ist ein Roman über Freundschaft, von Loslassen und Verziehen. Zwar mit kleinen Schwächen aber durchaus Lesenswert.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Authentisch, vielschichtig, spannend

Die Farbe des Vergessens
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Wenn es um Leichen geht, ist die junge Münchenerin Juli als Präparatorin einiges gewöhnt. Nichts kann sie so leicht aus der Fassung bringen, fast nichts. Doch als sie ihr Ebenbild auf dem Seziertisch sieht, ...

Wenn es um Leichen geht, ist die junge Münchenerin Juli als Präparatorin einiges gewöhnt. Nichts kann sie so leicht aus der Fassung bringen, fast nichts. Doch als sie ihr Ebenbild auf dem Seziertisch sieht, bricht von ihr mühevoll erbautes Leben in sich zusammen. Warum hat die junge Frau sich umgebracht? Ist sie ihre verlorene Tochter? Juli macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und stellt ihre Vergangenheit auf dem Obduktionstisch. Je tiefer sie schnitt, desto unheimlicher wird es...

Mir fällt der Einstieg nicht leicht, denn die Autorin hat mich mit ihrer sehr bildhaften Sprache mitten ein Sektionssaal katapultiert. Gnadenlos und ungeschönt beschreibt sie die Obduktion so detailreich, sodass ich das Buch erst mal zu Seite legen musste, um mich zu sammeln. Doch wenn man den ersten Schock überwindet, erwartet einem eine spannungsvolle Geschichte, ohne Blut. Durch viele geschickt eingebauten Wendungen bleibt der Spannungsbogen bis zum Ende Hoch.

Die Charaktere sind vielschichtig und abwechslungsreich. Besonders Juli als Protagonistin sehr vielfältig. Wegem ihrem jahrelangen Drogenkonsum, die sie fast zwei Jahrzehnten hinter sich hat, wirkt sie manchmal zerbrechlich und instabil aber gleichzeitig ist ihre Stärke und Wille ist beeindruckend. Ich habe mit ihr mitgelitten, gehofft, gekämpft... Neben Juli spielt ihrer beste Freund Ömer aus dem Kindertagen auch eine große Rolle. Durch ihm wirkt die Story noch authentische, denn die Autorin hat die türkische Kultur sehr gut recherchiert.

Mit dem viele schwierige Themen, wie Drogensucht, Rassismus, Migration hat die Autorin ein sehr spannendes Buch mit Sogwirkung geschrieben, welches die ich nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Elis Welt

Der Junge, der das Universum verschlang
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Brisbane, 80'er Jahre
Der 11-jährigen Eli Bells Leben ist alles andere als Zuckerschlecken. Er wächst in einem sozialschwachen Viertel auf, sein großer Bruder Gus, nach einem Trauma, spricht nicht mehr. ...

Brisbane, 80'er Jahre
Der 11-jährigen Eli Bells Leben ist alles andere als Zuckerschlecken. Er wächst in einem sozialschwachen Viertel auf, sein großer Bruder Gus, nach einem Trauma, spricht nicht mehr. Seine Ex-Drogenabhängige Mutter und seiner Ziehvater dealen mit Heroin, mit sein Alkoholabhängiger, depressiven Vater hat er kein Kontakt mehr und sein über siebzig Jahre Alter Babysitter Slim ist ein berühmt-berüchtigte, hartgesottener Ex-Häftling. Ellis Welt ist geprägt von Drogen, Gewalt und Schmutz doch zwischen all die Brutalität erfährt er zärtliche Liebe und aufrichtige Freundschaft.

Wie wird man zu einem guten Menschen?

Es gibt Bücher die einen mitnimmt und nicht so einfach sind zum Lesen. Eines davon ist dieses Buch hier. Mit sehr bildhaften Sprache und schonungslosen Erzählstil hat mich der Autor mit seinem Coming-Of-Age-Roman nach Australien mitgenommen und mit dem beiden Jungs leiden lassen. Das Leben und das Schicksal der Brüder hat mich erschüttert und tiefst berührt. Es gibt einige Szenen, die ich mit Gänsehaut am Körper gelesen hab und ich das Buch immer wieder bei Seite legen musste, um zu verarbeiten.

Der Einstieg war nicht leicht, ich musste erst mal an den Schreibstil gewöhnen und in der Mitte des Buches zieht sich die Story unnötig etwas Länger. Es ist zwar keine einfache Geschichte aber trotzt viel Schmerz und Gewalttätigkeit gibt es Szenen die Hoffnung und Wärme strahlen. Ich habe es gern gelesen und wer sich an den Themen einlassen kann, dem kann ich weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Verwirrende Dystopie über Islamophobie

Sie werden in den Tränen ihrer Mütter ertrinken
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Göteborg
Ein junges Mädchen, verwickelt in einer Terrorgruppe, übt mit zwei Jungen Männern in einem Comicshop ein Anschlag. Doch mitten im Blutbad kommt ihr Zweifel, sie verlässt den Laden als einzige ...

Göteborg
Ein junges Mädchen, verwickelt in einer Terrorgruppe, übt mit zwei Jungen Männern in einem Comicshop ein Anschlag. Doch mitten im Blutbad kommt ihr Zweifel, sie verlässt den Laden als einzige überlebende Attentäterin und anschließend wird sie wegen Schizophrenie in einer forensischen Psychiatrie untergebracht. Sie identifiziert sich mit einer Person aus der Zukunft, schreibt ihren „angeblichen“ Leben als Muslimin nieder, nimmt Kontakt zur einer ebenfalls Muslime Autor auf und gibt ihm ihr Manuskript weiter.

Und so landete ich in ein Wirrwarr von „Zukunft Erzählung“ über muslimische Mitbürger in Schweden. Ich habe anhand des Klappentextes eine berührende Geschichte über Menschen mit Migrationshintergründe erwartet aber was ich zum Lesen bekommen hab, war eine Dystopie über Islamophobie. Die Grundidee des Buches war nicht so schlecht, allerdings habe ich beim Lesen mitten in einer Art Himmel und Hölle Hüpfspiel gefühlt. Ich bin ohne irgendeiner Form von Kennzeichen zwischen den Perspektiven und Zeiten gehüpft und der Wechsel geht so nahtlos weiter, sodass ich immer wieder die gleichen Zeilen lesen musste.

„Dieses Buch besitzt einen machtvollen emotionalen Kern“ berichtet The New York Times über das Buch. Leider war es für mich weder emotional noch interessant und dazu gibt es viel zu viele arabische Worte und Redewendungen die ich ohne zu Verstehen gelesen hab. Die alte, gute Fußnoten fehlen hier. Obwohl ich sehr gerne die Genre-Dystopie lese, war dieses überhaupt nicht mein Buch.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Magisch, berührend, mitreißend. Großartige Leseerlebnis.

Kleine Wunder um Mitternacht
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Atsuya, Shota, Kohei... drei junge kleinkriminelle brechen in einem Gemischtwarenladen ein, um nach ihrem Raubzug unterzutauchen. Doch dann passiert etwas sehr Seltsameres: Ein Brief landet von außen durch ...

Atsuya, Shota, Kohei... drei junge kleinkriminelle brechen in einem Gemischtwarenladen ein, um nach ihrem Raubzug unterzutauchen. Doch dann passiert etwas sehr Seltsameres: Ein Brief landet von außen durch einen Schlitz im Rollladen ins Geschäft. Die Verfasserin ist eine gewisse „Mondhase“ die dringend und verzweifelt einen Rat sucht. Als die Jungs den Brief mehrfach lesen, verstehen die nicht worum es geht. Erst nach dem Durchsuchung des Ladens stoßen die auf eine alte Zeitschrift, in dem vor vielen Jahren über das „Namiya Gemischtwaren“ berichtet wurde: Wer am abends bei Namiya Gemischtwaren einen Brief durch den Schlitz einwerft, wartet am nächsten Morgen eine Antwort im Milchkasten hinter dem Haus. Als Kohei eine Antwort an der Mondhase in den Milchkasten legt, verschwindet diese und fast gleichzeitig landet die Antwort dazu ins Geschäft, obwohl da draußen kein Mensch zu sehen war. Nun, es ist nur der Beginn eines kleinen Wunders, das viele Menschen das Leben ändern wird...

Und so fängt eine magisch-berührende Geschichte an. Es geht hier nicht nur um die drei Jungs und die geheimnisvolle Mondhase, sondern laufe des Buches habe ich auch noch weitere Menschen kennengelernt, die mich mit deren Schicksal zu Tiefs berührt hatten. Kapitel für Kapitel wechselt es sich die Sicht ab, sodass man sich mit jeden einzelnen Charakteren befreunden kann. Mal war ich mit denen in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart und nach und nach offenbart sich, was all die Personen miteinander verbindet.

Tod und viele andere schwierige Themen spielen hier eine große Rolle doch der Autor mit seinem einfühlsamen Schreibstil geht so behutsam und gefühlvoll damit um, sodass man beim Lesen Hoffnung schöpft und Glück empfindet. Eine mystische, bewegende Geschichte die ich nur empfehlen kann.

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