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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2021

Spannend, aber ein riesiger Kritikpunkt

Die Stärke der Töchter
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MEINUNG:

Die Stärke der Töchter ist zweite Teil der Falkenbach Saga von Ellin Carsta. Ich habe bereits den ersten Teil, Das Unrecht der Väter, sehr gemocht und war sehr gespannt, wie es hier weiter. Band ...

MEINUNG:

Die Stärke der Töchter ist zweite Teil der Falkenbach Saga von Ellin Carsta. Ich habe bereits den ersten Teil, Das Unrecht der Väter, sehr gemocht und war sehr gespannt, wie es hier weiter. Band 2 schließt nahtlos an Band 1 an.

Es gibt drei Familien: Die Familie von Paul-Friedrich von Falkenbach, die Familie von Wilhelm Lehmann und die Familie von Heinrich Lehmann. Alle drei verbindet eine enge Freundschaft und auch eine geschäftliche Beziehung. In der Vergangenheit haben sie alle drei zusammen im ersten Weltkrieg gedient. Im ersten Band wurde bereits angedeutet, dass es hier ein Geheimnis gibt, welches die drei haben.

Die Geschichte spielt 1937 in Bernried am Starnberger See. Es ist die Zeit, in der sich auch in Deutschland die Lage für die jüdische Bevölkerung immer mehr zuspitzt und wo es auch in den Familien zu Konflikten kommt zwecks der anstehenden Machtergreifung durch Adolf Hitler. Diese Aspekte lässt sie Autorin immer wieder mit einfließen. Da man als Leserin schon weiß, was in der Zukunft passieren wird, finde ich diese Stellen zwar authentisch, aber auch immer ziemlich unangenehm zu lesen. Vor allem Wilhelmine, die Tochter von Paul-Friedrich versucht immer sich dagegen zur Wehr zu setzen. Ich finde das sehr mutig, aber befürchte auch, dass es Konsequenzen haben könnte für sie.

Es gibt einen großen Kritikpunkt, der mich wirklich lange überlegen hat lassen, ob das Buch weiter lesen möchte. Es wird hier aber ziemlich brutale Weise eine schwangere Frau von ihrem Mann verprügelt, was die vorzeitige Geburt des Kindes verursacht hat. Die Familie des Mannes stand hinter der Frau in Band 1. Nun kommt etwas über den Mann heraus, dass ihm auch Leid angetan wurde. Plötzlich verzieh die Familie dadurch scheinbar, was der Frau angetan wurde. Für mich leider absolutes Unding. Ich war wirklich schockiert. Der Mann sagt immer wieder, er würde sich ändern etc. Das was er getan hat, fand unverzeihlich. Mir hat der Umgang der Autorin mit diesem Ereignis nicht gefallen. Es nicht alles entschuldbar und mit ein bisschen guten Willen kann alles wieder gut werden, nein sehe ich nicht so.

FAZIT:

Die Stärke der Tochter ließ sich wieder flüssig lesen. Viele Charaktere mit spannenden eigenen Geschichte eingebettet in historischem Hintergrund, aber ein großer Kritikpunkt lässt mich ein bisschen daran zweifeln, ob ich hier wirklich weiter lesen möchte. 

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Mehr erwartet

Im letzten Licht des Herbstes
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MEINUNG:

Ich bin großer Fan von Nordamerika und lese auch gerne Literatur, die dort spielt oder deren AutorInnen von dort kommen. Auf meiner Suche nach neuem Lesestoff bin ich auf Mary Lawson gestoßen, ...

MEINUNG:

Ich bin großer Fan von Nordamerika und lese auch gerne Literatur, die dort spielt oder deren AutorInnen von dort kommen. Auf meiner Suche nach neuem Lesestoff bin ich auf Mary Lawson gestoßen, die ich bisher noch nicht kannte, die aber schon einiges veröffentlicht hat. Im letzten Licht des Herbstes ist ihr neustes Buch.

Solace ist eine fiktive Kleinstadt in Kanada. Es gibt drei Hauptprotagonisten. Das ist zum einen die siebenjährige Clara, deren ältere Schwester Rose spurlos verschwunden ist. Clara kümmert sich um die Katze ihrer Nachbarin, Mrs. Orchard, da diese im Krankenhaus ist. Eines Tages zieht Liam in das Haus von Mrs. Orchard ein, was bei Clara zu all ihren Sorgen noch zusätzlichen Verwirrungen auslöst.

Es gibt drei Erzählstränge, die sich relativ gleichmäßig auf Liam, Mrs. Orchard (Elizabeth) und Clara aufteilen. Ich für meinen Teil mochte den Strang, um Liam am liebsten. Grundsätzlich lese ich nicht so gerne aus Kindersicht in Erwachsenenromanen. Natürlich ist mir Clara aber ans Herz gewachsen, vor allem weil sie so ein großes Herz für den Kater von Mrs. Orchard hat. Clara hängt sehr an ihrer älteren Schwester Rose und deren Verschwinden ist eine große Belastungsprobe, auch für ihre Familie. Die Mutter zerbricht förmlich daran und der Vater versucht irgendwie die Familie aufrecht zu halten. Clara begleiten wir auf diesem Weg, wie auch versucht herauszufinden, wo Rose sein könnte.

Dann gibt es da noch Mrs. Orchard, die im Krankenhaus liegt und wo schnell klar wird, dass sie nicht mehr so viele Tage hat. In dieser Zeit sinniert sie über ihr Leben nach und wir erfahren, wie die Beziehung zu Liam zu Stande kam und wie viel er ihr bedeutet hat. Aus Liebe zu Liam hat sie eine Dummheit gemacht, die ich irgendwann schon geahnt habe. Irgendwie konnte ich ihr das nicht übel nehmen, denn Liam hatte so seine Schwierigkeiten mit seiner Mutter, die ihn scheinbar nur als Störfaktor sah. Mrs. Orchard bleibt für mich dennoch etwas blass und ist eigentlich fast nur als Bindeglied zwischen Clara und Liam zu sehen.

Bei Liam ist es die klassische Geschichte: Job weg, Frau weg und dann erstmal weg aus dem alten Leben. Die Erbschaft des Hauses kommt gerade recht. Natürlich weiß er nicht, was er machen soll. Das Haus soll eigentlich verkauft werden, aber dann lernt er doch einige der Kleinstadtbewohner kennen und findet es plötzlich doch gar nicht so schlecht. Eine klassische Geschichte, die ich schon zu Hauf gelesen habe. Ich mochte allerdings seine aufkeimende Bindung zu Clara. Denn er entwickelt sich als Bezugsperson für sie, in einer Zeit, wo es ihre Eltern für sie nicht so richtig sein können.

Mir hat absolut nicht gefallen, wir das Verschwinden von Rose sich aufgelöst hat bzw. der Umgang der Protagonisten damit. Der Dortpolizist wischt da praktisch drüber hinweg als wäre es nicht mehr der Rede wert, was mit Rose passiert ist und dann ist das Buch auch schon zu Ende gewesen. Ich habe mich ernsthaft gefragt, was mir diese Geschichte sagen/ vermitteln wollte. Ich kann den Hype und die vielen sehr guten Bewertungen leider nicht wirklich nachvollziehen. Mir fehlte hier schlichtweg etwas und zwar mir "Futter" und ein bisschen mehr Tiefe.

FAZIT:

Ich habe mir von Im letzten Licht des Herbstes  etwas mehr versprochen. Leider wird einem hier nicht viel Neues geboten an Ideen, was nicht schlimm wäre, wenn etwas mehr Lesestoff geboten worden wäre. Nach Beendigung des Buches, weiß ich nicht, was ich davon mitnehmen soll und warum sich weitere Bücher von Mary Lawson lohnen sollten. Mir hat außerdem missfallen, dass die Ereignisse um Rose, die ich als Tragödie bezeichnen würde, nicht mehr Erwähnung und Aufarbeitung gefunden haben.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Düsteres Märchen

Junge mit schwarzem Hahn
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MEINUNG:

Auf Junge mit schwarzem Hahn wurde ich durch diverse Social Media Kanäle aufmerksam und konnte hier dann nicht widerstehen. Ich muss sagen, dass mich vor allem das Cover angesprochen hat. Der ...

MEINUNG:

Auf Junge mit schwarzem Hahn wurde ich durch diverse Social Media Kanäle aufmerksam und konnte hier dann nicht widerstehen. Ich muss sagen, dass mich vor allem das Cover angesprochen hat. Der junge Mann auf dem Cover, der auch eine androgyne Frau sein könnte und irgendwie der schwarze Hahn, der scheinbar fehlt. 

Martin, der 11 Jahre alt ist, aber deutlich älter wirkt, weil er völlig auf sich allein gestellt ist, besitzt nichts weiter als einen schwarzen Hahn und die Kleider, die er am Leib am trägt. Der Hahn und vermutlich auch Martin selbst ist den Leuten unheimlich und sie denken, er sei der Teufel, u.a. auch deswegen, weil er mit dem Hahn spricht. Von seinem Heimatdorf schlecht behandelt, ist er froh, dass er mit einem herum reisenden Maler aus dem Dorf fliehen kann. Damit beginnt für ihn eine spannende Reise.

Ich habe ein bisschen gebraucht, um hier in die Geschichte reinzukommen und mich auch für den Schreibstil zu erwärmen. Die düstere, etwas mittelalterliche anmutende Welt ist geprägt von (Aber)Glauben und einer rauen und unerbittlichen Lebensweise. Wer hier nichts hat, der lebt in der sprichwörtlichen Gosse. Die Schere zwischen Arm und Reich ist enorm hoch. Die Hygienestandards für die einfachen Leute sind dürftig. Mittendrin gibt es Martin, der seine Familie verloren hat, weil der Vater durchgedreht ist. Martin ist trotz aller Widrigkeiten ein sehr feinfühliger, intelligenter Beobachter der Welt, in der er lebt und ist von unschuldiger Güte, auch für solche, die es noch schlechter als er haben. Es gibt eine strikte Trennung in Gut und Böse, die in das Konzept der Geschichte gut passen, aber etwas sind, was ich sonst nicht so gern mag.

Beim Lesen habe ich häufig an Märchen gedacht, natürlich die besonders düsteren. Irgendwie musste ich auch häufig an Den Erlkönig von Goethe denken. Ich kann mir vorstellen, dass genau so eine Atmosphäre von der Autorin angestrebt war. Zur Handlung kann hier gar nicht so viel sagen, ohne von dem doch recht schmalen Buch etwas zu verraten. Besonders interessant ist Rolle des Hahns, die sich mir irgendwie nicht richtig erschließen wollte. Es ist sehr empfehlenswert das Interview mit der Autorin am Ende des Buches zu lesen, um ein bisschen mehr zu verstehen, was es mit den Ideen und Gedanken der Autorin hinter der Geschichte auf sich hat. Sie sagt auch etwas zur Rolle des Hahns. Dadurch konnte ich es ein bisschen besser nachvollziehen. Trotzdem gefiel mir die Idee, denn der schwarze Hahn kann für so vieles stehen und lässt einigen Interpretationspielraum.

FAZIT:

Junge mit schwarzem Hahn war nach langer Zeit mal wieder eines der außergewöhnlichsten Bücher, die ich gelesen habe. Die düstere Atmosphäre durch die Zeit, in der es spielt hat mich häufig an Märchen erinnert, natürlich solche, die besonders düster sind. Diese dunkle Atmosphäre lässt Martin, den jungen mit dem gütigen Herzen, erstrahlen. Abschließend weiß ich dennoch nicht, ob mir das Buch wirklich komplett überzeugt hat.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Sehr schöne Lektüre

Das Lied der Wölfe
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MEINUNG:

Mich hat an Das Lied der Wölfe magisch angezogen, dass es in Schottland spielt. Auch die Wolfthematik hat mich als Tierfreundin sehr angesprochen. Vor einiger Zeit hatte ich dazu schon mal einen ...

MEINUNG:

Mich hat an Das Lied der Wölfe magisch angezogen, dass es in Schottland spielt. Auch die Wolfthematik hat mich als Tierfreundin sehr angesprochen. Vor einiger Zeit hatte ich dazu schon mal einen Roman gelesen und war vor allem von dem Rudelverhalten sehr beeindruckt. Das Cover hätte mich vermutlich nicht sofort angezogen, denn das erscheint mir doch ein wenig kitschig auf den ersten Blick.

Kaya, eine junge deutsche Wolfsforscherin hat einen Auftrag bei dem schottischen Milliardär Alistair. Er möchte auf seinen Ländereien wieder wilde Wölfe ansiedeln. Für Kaya ist das ein absolutes Traumprojekt. Kaya wird sogar in Alistairs Herrenhaus untergebracht, wo auch Nevis, Alistairs Sohn wohnt. Zwischen Kaya und Nevis kommt es schon gleich mit ihrer Anreise zu Spannungen, denn Nevis kann das Projekt seines Vaters nicht wirklich gut heißen. Allerdings ist Nevis ehemaliger Ex-Elitesoldat und  auf Grund einer schweren Kriegsverletzung freigestellt. Damit hat er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, von denen Kaya zunächst überhaupt nichts ahnt.

Das Buch beginnt mit der Kayas Anreise nach Schottland. Ich hab schon vor zwei Jahren mein Herz an dieses Land verloren und war froh dorthin, wenn auch nur literarisch zurück kehren zu dürfen. Ich hatte ein bisschen die Befürchtung, da die Autorin selbst keine Schottin ist, dass man wenig Flair von Schottland mitbekommen wird, aber ich habe mich zum Glück getäuscht. Die Beschreibungen der schottischen Landschaft mit all seinen Wetterkapriolen ist wirklich traumhaft schön beschrieen uns genauso wie Kaya, war ich sofort wieder verliebt. Kaya ist eine sehr selbstbewusste, schlagfertige Person, aber gleichzeitig auch sehr sensibel und zart. Ihre ersten Konfrontationen mit Nevis sind sehr amüsant, aber natürlich irgendwann auch sehr belastend für Kaya, da Nevis nicht daran denkt sie zu unterstützen. Nevis ist der Autorin sehr gut gelungen. Auch wenn es Nevis vor sich selbst verleugnet, aber er hat eine posttraumatische Belastungsstörung und bei einem Einsatz seinen Arm verloren. Immer wieder gibt es Flashbacks. Sehr einfühlsam schildert die Autorin Nevis innerlichen Kampf und was es mit einem macht, wenn man jahrelang darauf trainiert wurde, immer in Habachtstellung sein zu müssen. Für eine Zivilistin wie mich ist das eigentlich unvorstellbar. Auch diesen Teil muss die Autorin sehr gut recherchiert haben.

Anfangs ist es schwer vorstellbar, dass sich zwischen Nevis und Kaya überhaupt irgendwas entwickeln könnte, aber ganz langsam in einem nachvollziehbaren Tempo wird da eine kleiner Samen der Zuneigung gesät. Kaya akzeptiert Nevis vor allem so wie ihr er ist und auch seine Verletzung stellt für sie kein Problem dar, denn auch mit dieser Tatsache hat Nevis natürlich zu kämpfen. Es stellt sich für ihn immer wieder die Frage, wie kann ein normales Leben, nach seinem Einsatz als Soldat weiter gehen. Die Thematik um die Wölfe ist auch sehr gut verarbeitet worden. Es gibt viele spannende Details, die mir so noch nicht bekannt waren. Allerdings überfrachtet die Autorin nicht mit Informationen. Neben Kaya und Nevis, gibt es auch noch andere tolle Nebencharaktere, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, z.B. Kaya Schwester Lena und der Koch Robin. Auch entspinnen interessante zwischenmenschliche Beziehung, die es einfach Spaß macht zu lesen. Mein einziger minikleiner Kritikpunkt wäre, dass die Autorin hinsichtlich Drama und Schicksale vielleicht ein bisschen zu viel des Guten reingepackt hat. Damit meine ich vor allem Vorkommnisse in Nevis Familie, die am Ende noch rauskommen. 

FAZIT:

Das Lied der Wölfe hat mich schon auf den ersten Seiten fesseln können, denn es so viel mehr als nur eine reine Liebesgeschichte. Ich mochte das Setting in Schottland besonders gern, denn es war sehr bildhaft dargestellt. Auch die Ansiedlung der Wölfe war ein interessantes und gut ausgearbeitetes Thema. Ganz besonders aber mochte ich die Charaktere, vor allem Kaya und Nevis. Man taucht in die Geschichte ein und muss dann leider wieder auftauchen. Ich hätte noch viel mehr von den beiden lesen können. :) Es ist eine sehr gute Art der Unterhaltungslektüre.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Historisch spannend

Leas Spuren
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MEINUNG:

Schon seit einiger Zeit habe ich einen großen Faible für historische Romane, die vorzugsweise auf Zeitebenen und um den ersten oder zweiten Weltkrieg spielen. Leas Spuren, welches bereits 2019 ...

MEINUNG:

Schon seit einiger Zeit habe ich einen großen Faible für historische Romane, die vorzugsweise auf Zeitebenen und um den ersten oder zweiten Weltkrieg spielen. Leas Spuren, welches bereits 2019 erschienen ist, hat mich auf Grund der vielen sehr guten Rezensionen magisch angezogen.

Die Stuttgarter Historikerin Marie wird nach Paris eingeladen, weil sie etwas von ihrer Großtante Charlotte geerbt haben soll. Neugierig macht sie sich auf den Weg nach Paris. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, dass sie zusammen mit dem französischen Journalisten Nicolas eine Wohnung in Paris von dessen Großvater geerbt hat. Allerdings ist das Erbe an eine Bedingung geknüpft: Die beiden müssen ein Gemälde finden und es deren rechtmäßige Erben ausfindig machen. Damit beginnt eine spannende Reise in das historische Paris zur Zeit Besatzung und in das Leben der jungen Charlotte und Nicolas Großvater Victor.

Ohne große Umschweife ist man mitten im Geschehen. Ich mag es sehr, dass sich die Autorin hier nicht mit großem Geplänkel aufgehalten hat. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart verfolgen wir Marie und in der Vergangenheit die jungen Charlotte. Charlotte ist früh verstorben und Marie weiß relativ wenig über sie. Die einzige, die sie kannte, war Maries Oma Fredi, die aber nicht so richtig Maries Fragen beantworten möchte. Es u.a. auch ein Randthema in dem Roman, nämlich das Befragen von Zeitzeugen und was das bei ihnen auslöst. Nicht jeder möchte an diese schicksalhafte, entbehrungsreiche und grausame Zeit erinnert werden. Auch Oma Fredi möchte das nicht und gewehrt Marie nur widerwillig Einblick. So richtig verstehen konnte ich das anfänglich nicht, aber es ihr Verhalten wird am Ende schlüssiger. Es führt auch zu Problemen bei Nicolas' Familie, denn zunächst entsteht ein anderer Eindruck davon, auf welcher Seite Charlotte und Nicolas in dieser Zeit standen.

Marie war für mich ein Charakter, der bis zum Schluss ziemlich farblos blieb. Auch wenn man von ihr einige private Ding erfährt, konnte ich zur ihr keine wirklich emotionale Bindung aufbauen. In meinen Augen sind Marie und Nicolas nur Mittel zum Zweck, um die Geschichte von Victor, Charlotte und natürlich die Geschichte um das Gemälde zu erzählen. Dieser historische Part und die Aufdeckung der vielen, vielen Geheimnisse ist dagegen erstklassig und sehr spannend. Man spürt, dass die Autorin nicht nur an Frankreich, speziell Paris hängt, sondern auch an den kunsthistorischen Themen. Ich habe viele interessante Dinge erfahren, die auch meinem Allgemeinwissen zu Gute kommen. Sie bettet diese Themen sehr geschickt, ohne zu langweilen in diesen fiktiven "Fall" ein, denn vor allem Marie geht doch recht strukturiert vor. Dass sie Historiker ist, gibt dem ganzen noch mehr Glaubwürdigkeit. Zwischen Nicolas und Marie entwickelt sich, wie zu erwarten war, eine gewisse Zuneigung. Auch das war für mich ein wenig überflüssig und hätte auch wegbleiben können.

FAZIT:

Leas Spuren empfand von der historischen Komponente sehr stark. Dieser Teil war sehr gut recherchiert. Die Autorin hat viel Arbeit reingesteckt und natürlich spürte man auch ihren Faible für Frankreich. Außerdem war die Suche nach dem Gemälde ein bisschen wie eine Schnitzjagd, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat. Die Handlung in der Gegenwart empfand ich dagegen als relativ blass. Ich habe weder Marie noch Nicolas greifen können und fand auch die Liebesgeschichte überflüssig. Ansonsten aber Daumen hoch für diese spannende historische Geschichte!

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