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Veröffentlicht am 02.07.2018

Großartige Südstaatengeschichte

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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INHALT:
Mississippi, 1946: Laura McAllan ist ihrem Ehemann zuliebe aufs Land gezogen, der als Farmer einer Baumwollplantage Fuß fassen will. Doch ihr ist die Umgebung fremd, und auf Mudbound gibt es weder ...

INHALT:
Mississippi, 1946: Laura McAllan ist ihrem Ehemann zuliebe aufs Land gezogen, der als Farmer einer Baumwollplantage Fuß fassen will. Doch ihr ist die Umgebung fremd, und auf Mudbound gibt es weder fließendes Wasser noch Strom. Unterstützung erhalten die McAllans durch die Jacksons, ihre afroamerikanischen Pächter. Die aufgeweckte Florence Jackson hilft Laura, wo sie nur kann. Aber auch wenn der Alltag sie an ihre Grenzen treibt und sie für gewöhnlich nicht auf den Mund gefallen ist, würde sie es nicht wagen, ihre Stimme zu erheben und Missstände anzumahnen. In diese angespannte Situation geraten zwei junge Kriegsheimkehrer: Florences Sohn Ronsel und Lauras Schwager Jamie. Deren Freundschaft wird zu einer Herausforderung für beide Familien, und so lassen Missgunst und Ausgrenzung die Stimmung bald kippen ...

MEINUNG:
Seit längerem schon lese ich gerne Bücher aus den Südstaaten bzw. generell Thematiken, die sich mit Rassismus und Unterdrückung der Schwarzen beschäftigen. Initial kam dieses Interesse von Gute Geister von Kathryn Stockett, verfilmt als The Help. Mudbound ist für mich ganz klar ein Kandidat, welcher sich in der Literatur in dieser Thematik zu einem möglichen Klassiker entwickeln könnte.

Die Geschichte spielt nach dem ersten Weltkrieg, aber beim Lesen hat man oft das Gefühl, dass auch ein paar Jahrzehnte früher möglich wären. Mudbound ist der Name der Farm bzw. Plantage, welche die McAllans erworben haben und nun darauf leben. Mudbound ist außerdem die Geschichte zweier Familie, die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Schicksal sich eng miteinander verknüpft. Die Geschichte wird aus mehreren Sichten erzählt. Besonders interessant fand ich die von Ronsel, denn von ihm erfährt man wie es war für die Amerikaner in Deutschland im zweiten Weltkrieg zu kämpfen. Ganz deutlich ist hier auch spürbar, dass in Deutschland kein Unterschied gemacht wird, ob der amerikanische Soldat schwarz oder weiß ist. Umso schockierender ist es als Ronsel heimkehrt und genau damit wieder konfrontiert wird.

Besonders Lauras Schwiegervater, Pappy, ist absolutes Scheusal von Mensch, der nicht nur Schwarze tyrannisiert. Ich war beim Lesen stellenweise unfassbar wütend auf diesen Mann und entsetzt von seinem Verhalten. Ich habe Laura dafür bewundert, wie sie Umzug aus der Stadt aufs Land meistert, obwohl ihr das unfassbar schwerfällt. Obwohl die Jacksons Pächter sind und Florence Jackson Laura im Haushalt hilft, könnten die Unterschiede nicht größer sein. Es werden noch immer enorme Rassenunterschiede gemacht und Schwarze sind Menschen zweiter Klasse.
Dank des Prologes ist klar, dass es zu einer Katastrophe kommen wird und auf diese habe ich angespannt gewartet, obwohl die Geschichte relativ ruhig erzählt wird. Obwohl das Buch relativ schmal ist für diese Thematik, war ich sofort in der Geschichte drin und konnte es kaum noch bei Seite legen. Der Autorin gelingt es außerordentlich gut jeden Charakter auszuprägen, obwohl es so viele Personen sind.
Auf Netflix gibt es dazu auch eine gleichnamige Verfilmung, die ich mir auf jeden Fall noch ansehen werde. Auch das Hörbuch dazu kann ich sehr empfehlen, da es noch mal eine ganz andere Intensität in die Geschichte bringt.

FAZIT:
Ein großartiges und vor allem wichtiges Buch, dem sich nur schwer entziehen kann. Hillary Jordan beweist, dass historische Romane auch auf unter 400 Seiten spannend, informativ und mitreißend sein können.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Mehr als ein Liebesroman

Der letzte Liebesbrief
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INHALT:
Nell wünscht sich nichts sehnlicher, als ihre Tante endlich wieder glücklich zu sehen. Als sie bei ihrem Umzug einen versteckten Liebesbrief findet, der an Bernadette gerichtet ist, wittert sie ...

INHALT:
Nell wünscht sich nichts sehnlicher, als ihre Tante endlich wieder glücklich zu sehen. Als sie bei ihrem Umzug einen versteckten Liebesbrief findet, der an Bernadette gerichtet ist, wittert sie ihre Chance. Voller Elan begibt sie sich auf eine verschlungene und geheimnisvolle Reise in die Vergangenheit.

Dabei trifft sie auf einen attraktiven Fotografen, der einfach viel zu gut ist, um wahr zu sein.

Sam ist Mode-Fotograf, erfolgreich, berühmt und … er hat seine Muse verloren. Erst ein berührender Liebesbrief in den Ruinen eines alten Gebäudes und das Funkeln in den Augen einer ganz besonderen jungen Frau lassen ihn hoffen, dass seine Inspiration noch nicht ganz erloschen ist.

Doch je länger er Nell folgt, desto deutlicher wird, dass noch wesentlich mehr hinter ihrer Geschichte steckt, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Sind die beiden stark genug, um die Schatten ihrer Vergangenheit zu besiegen?

MEINUNG:
Die Bücher von J. Vellguth habe ich schon länger ins Auge gefasst und sie stand für dieses Jahr auf meiner Must-Read-Liste. Anlass war dafür die mehrmalige persönliche Begegnung auf der Love Letter Convention und beim Romance Dinner auf der Frankfurter Buchmesse 2018. Nun wurde mir Der letzte Liebesbrief von Jacky das Buch vorab zum Lesen angeboten, worüber ich mich sehr gefreut habe und das habe ich gleich zugesagt.

Das Buch ist sehr schön gestaltet. Besonders sind mir die Kapitelüberschriften ins Auge gefallen, die von der Autorin mit Songtitel benannt worden sind. Auch wenn ich selbst nicht so viel Zugang zu Songtexten im Allgemeinen habe, merkt man, dass sich hier viel Gedanken gemacht wurden den passenden Titel zum Inhalt des Kapitels zu finden.

Der Einstieg ins Buch gelang mir leicht. Man ist ab dem ersten Kapitel mitten im Geschehen und große Einleitung. Auch die Begegnung zwischen Nell und Sam ist gleich Bestandteil dieses Kapitels. Anfangs hatte ich so meine Probleme mit dem doch recht blumigen Schreibstil, der durch viele Adjektive und Emotionen geprägt ist. Ich bin ein eher Freund von einer klaren, nüchternen Erzählweise. Dennoch bin ich nach einiger Zeit dann doch reingekommen und konnte mich voll und ganz auf die Geschichte einlassen.

Nell ist eine besondere Person, die bereits viel in ihrem Leben mitmachen musste, was ihrem Wesen deutlich anzumerken ist. Sie hat große Schwierigkeiten sich gegenüber anderen zu öffnen und Gefühle zu zeigen, obwohl sie voll davon ist. Nell hat durch einen schlimmen Unfall als Baby eine Verletzung davongetragen, die sie für immer gezeichnet hat. Das ist der Grund, weswegen sie Schwierigkeiten hat sich selbst so zu akzeptieren, so wie sie ist. Diese ganze Thematik hat die Autorin sehr einfühlsam verarbeitet ohne das kitschig oder unglaubwürdig wirkte. Zu Sam kann ich gar nicht so viel sagen, weil er neben Nells fast ein wenig erblasste. Sam ist Künstler und liebt seine Familie über alles, so kann man ihn eigentlich am besten zusammenfassen.

Nell und Sam begeben sich auf eine sprichwörtliche Schnitzeljagd von Brief zu Brief und stoßen dabei immer tiefer in die Geheimnisse und auch Abgründe von Nells Familie und Vergangenheit. Dieser Aspekt hat mir in der Geschichte sehr gut gefallen, rutscht aber manchmal fast etwas zu sehr in den Hintergrund. Der Fokus liegt ganz klar auf der Entwicklung der beiden Hauptcharaktere und natürlich auch der Beziehung zueinander, die sich auf ihrem Abenteuer immer mehr entwickelt. Mir gefiel gut, dass wir hier keine typische Insta-Love Story haben, sondern auch hier wird genug Zeit eingeräumt und der Weg dorthin ist auch mit den ein oder anderen Konflikten gepflastert.

FAZIT:
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten gefiel mir Der letzte Liebesbrief immer besser. Die letzten 20% haben es für mich absolut rausgerissen, da die Geschichte hier enorm an Tempo aufgenommen hat. Ansonsten ist eine sehr emotionale Geschichte, in der viele Themen einfühlsam und authentisch verarbeitet werden ohne dabei kitschig zu wirken. Nell als sehr außergewöhnliche Protagonistin macht die Geschichte zu etwas Besonderem, was bei mir im Kopf bleiben wird.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Einfühlige, kurzweilige Geschichte

Die Frauen von Long Island
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MEINUNG:
Die Frauen von Long Island könnte als Titel nicht besser passen, denn die Hauptrolle in diesem Roman spielen Edith, Maggie und ihre kleine Tochter Lucy. Maggie erbt das Haus von ihrer Freundin ...

MEINUNG:
Die Frauen von Long Island könnte als Titel nicht besser passen, denn die Hauptrolle in diesem Roman spielen Edith, Maggie und ihre kleine Tochter Lucy. Maggie erbt das Haus von ihrer Freundin und ehemaliger Auftraggeberin Liza. Der Haken daran ist nur, dass sie quasi auch die in dem Haus lebenden Mutter von Liza, Edith, gleich „miterbt“. Maggies Zukunftsaussichten sind nicht besonders rosig, also nimmt sie das Erbe an.

Anfangs empfindet Edith Maggie und Lucy verständlicherweise als Eindringlinge. Das Arrangement, dass durch Lizas Tod entstanden ist, ist natürlich sehr fragwürdig, wenn auch durchdacht, denn Edith hat Alzheimer. Die Autorin zeigt hier die das frühe Stadium der Erkrankung auf, aber immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es mit dieser Erkrankung leider keine Verbesserung mehr geben wird. Auch wenn Edith es sich noch nicht eingestehen will, aber sie braucht Hilfe. Das ist der Punkt, wo Maggie und sie sich dann langsam annähern. Edith wirkt anfangs sehr griesgrämig und in sich gekehrt, aber ich fand sie zu keinem Zeitpunkt unsympathisch. Ich mochte ihre erfrischende Ehrlichkeit, die manchmal über das Ziel hinaus ging. Edith ist eine Frau mit Geheimnissen, die nach und nach ans Licht kommen, besonders als Edith bewusst wird, dass die vielleicht ihre bald letzten lichten Momente sein werden
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Maggie und Edith verbindet der Tod von Liza. Auch wenn beide damit unterschiedlich umgehen, merkt man den Verlust doch bei beiden sehr, was vor allem an der Art des Todes liegt. Liza war gefeierte Autorin und manisch-depressiv. Die Beziehung zwischen Liza und Edith war nicht immer einfach. Im Verlauf der Geschichte wird klar, dass beide Geheimnisse voreinander hatten, die nun erst ans Tageslicht kommen. Die Autorin geht grundsätzlich sehr gefühlvoll auf die Bewältigung der Vergangenheit und Trauer ein, die auch ein Stück des neuen Weges ist, denn Maggie und Edith zusammen beschreiten. Nach Beendigung des Romans blieb ich zufrieden zurück, obwohl die Aussicht für Edith nicht die beste ist.

FAZIT:
Ein Roman durch den ich quasi durchgeflogen ist. Ein Roman, der trotz seiner doch vielen schweren Themen nie an Leichtigkeit verliert. Es fehlte lediglich so ein wenig der roten Faden, der dafür sorgt, dass sich das Buch auch dauerhaft im Kopf bleibt. Die Frauen von Long Island lebt von seinen tollen weiblichen Charakteren.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Psychologisches Verwirrspiel

The Wife Between Us
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INHALT:
Vanessa: Das perfekte Leben, das war einmal. Seit der Scheidung von Richard ist sie ein Wrack. Nur ein Gedanke hält sie aufrecht: seine Hochzeit mit der anderen zu verhindern.
Nellie schwebt im ...

INHALT:
Vanessa: Das perfekte Leben, das war einmal. Seit der Scheidung von Richard ist sie ein Wrack. Nur ein Gedanke hält sie aufrecht: seine Hochzeit mit der anderen zu verhindern.
Nellie schwebt im siebten Himmel: Ausgerechnet sie, die alles andere als ein aufregendes Leben führt, hat sich der attraktive, charismatische Richard ausgesucht. Alles wäre perfekt, gäbe es da nicht Dinge, die aus dem neuen Heim verschwinden. Und diese Frau, die sie beobachtet.
Emma: «Ich weiß, du wirst mir nicht glauben, aber du musst die Wahrheit über Richard erfahren.» So beginnt der Brief, den sie eines Tages erhält. Emma ist skeptisch, jeder weiß, dass Nellie von Richard besessen ist. Und wohin das führen könnte …
MEINUNG:
The Wife Between Us wird aus zwei Sichten erzählt: Aus der Ich-Perspektive von Vanessa und aus der Sicht von Nellie in der dritten Person. Beide verbindet ein Mann: Richard. Vanessas Leben ist nach der Scheidung von Richard völlig aus der Bahn geraten. Nellie dagegen freut sich auf die anstehende Hochzeit mit Richard. Das ist im Großen und Ganzen erstmal keine neue Story, aber der Schein trügt hier. Im Klappentext eine dritte Frau genannt, die zunächst erstmal nicht in Erscheinung steht. Ich habe beim Lesen förmlich gespürt, wie mein Gehirn gearbeitet hat, um jeden noch so kleinen Hinweis hin und her zu drehen, ob nicht doch mehr dahinterstecken könnte.
Der flüssige Schreibstil machte es mir leicht durch die Seiten zu fliegen. Dennoch brauchte es fast die Hälfte des Buches bis eine wirklich essentielle Wendung eintritt, die ich wirklich zweimal lesen musst, um es zu begreifen. Mit dieser Wendung verschiebt sich die bisher angenommenen Tatsachen. Ich habe es nicht vorhergesehen und hat dann auch Mühe die neuen Fakten für mich zu sortieren und übereinander zu legen. Immer wieder unterschwellig wird auch klar, dass die Ehe zwischen Vanessa und Richard wohl doch mehr Schein als Sein war. Was zwischen den beiden an jenem besagten Abend, der das Ende ihrer Ehe bedeutet, wirklich passierte, erfährt man erst nach und nach. Es bleibt auch lange schwierig Richard einzuschätzen, denn er kommt nicht persönlich zu Wort, sondern wir erleben ihn nur indirekt.
Vanessa ist psychisch am Ende und kommt bei ihrer Tante unter, nach der Scheidung von Richard. Es gelingt ihr nur mühsam ihr Leben wieder auf die Beine zu bekommen. Sie hat definitiv auch ein Alkoholproblem. Man versteht erst am Ende, warum Vanessa so geworden ist. Nellie ist das junge und sehr hübsche, naive junger Mädchen, dass sie viel so sehr von Richard leiten und beeinflussen lässt, aber Liebe macht bekanntlich blind. Über Emma erfährt man nur sehr wenig, da sie ebenso wie Richard kein eigenen Erzählpart hat. Es bleibt auch lange schwierig Richard einzuschätzen, denn er kommt nicht persönlich zu Wort, sondern wir erleben ihn nur indirekt.

FAZIT:
Drei Frauen. Ein Mann. Eine Geschichte, in der nichts so ist, wie es scheint. Fans von Gone Girl kommen hier auf ihre Kosten und auch allen anderen Thriller- und Spannungsromane-Fans möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Der Roman lebt von seiner unterschwelligen Spannung, die im gesamten Verlaufs der Geschichte spürbar ist. Nach der ersten Wendung entfaltet das Buch sein volles Potential.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Nach anfänglichen Schwierigkeiten ein Highlight geworden

Die Schönheit der Nacht
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INHALT:
Die angesehene Pariser Verhaltensbiologin Claire sehnt sich immer rastloser danach, zu spüren, dass sie lebt und nicht nur funktioniert. Die junge Julie wartet auf etwas, das sie innerlich in Brand ...

INHALT:
Die angesehene Pariser Verhaltensbiologin Claire sehnt sich immer rastloser danach, zu spüren, dass sie lebt und nicht nur funktioniert. Die junge Julie wartet auf etwas, das sie innerlich in Brand steckt – auf des Lebens Rausch, auf Farben, Mut und Leidenschaft. In der glühenden Sommerhitze der Bretagne, am Ende der Welt, entdecken die beiden unterschiedlichen Frauen Lebenslust und Leidenschaft neu – und werden danach nie wieder dieselben sein.

MEINUNG:
Auf Nina George war ich schon länger gespannt, die vor allem Das Lavendelzimmer von ihr immer so hochgelobt wird. Die Schönheit der Nacht war nun mein erstes Buch der Autorin. Von außen macht das Buch sehr viel her. Es besticht durch seinen roten Stoffrücken, welche wunderbar zu dem recht dunklen Cover passt. Der Autorenname in Türkis bietet einen schönen Kontrast.
Obwohl Nina George eine Deutsche ist, spielt das Buch in Frankreich. Ich habe aber gelesen, dass die Autorin selbst ein Teil des Jahres in Frankreich lebt. Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan von Frankreich, aber Nina George schafft, dass man sich zwangsläufig für das Land begeistert, denn ihr ganzer Erzählstil ist sehr frankophon und man spürt in jeder und zwischen jeder Zeile die französische Lebensart. Die Geschichte ist auch sehr gut jetzt für den Sommer geeignet, da sie komplett in den Sommermonaten spielt.
Die Sprache von Nina George hat mich zunächst erschlagen, denn sie ist sehr besonders und vollgepackt mit literarischen Stilmitteln. Ich habe beim Lesen immer wieder gestaunt, wie man in der Lage sein kann so zu schreiben. Es hat etwas gedauert bis mich dareingefunden habe. Anfangs verlief die Handlung des Romans in meinen Augen etwas schleppend. Mir fehlte so ein bisschen das Ziel, aber durch den wenig aussagekräftigen Klappentext, habe ich mir verschiedene Varianten überlegt in welche Richtung es gehen konnte.

Claire ist ein schwieriger Mensch, aber genau solche Charaktere mag ich. Es gibt immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, die erahnen lassen, warum Claire so ist wie sie ist. Die Ehe zwischen Claire und ihrem Mann scheint kompliziert zu sein, obwohl es mir scheint, dass hier nur ein wirklich arges Kommunikationsproblem vorliegt. Claire wirkt oft verloren. Besonders die frühe und nicht gewollte Mutterschaft ist für sie äußerst prägend. Sie hat auch jetzt, wo ihr Sohn 22 Jahre alt ist, noch das Gefühl nur als Mutter und nicht mehr als Frau gesehen zu werden. In meinen Augen quält sie sich damit aber sehr. Anstatt einfach mal zu reden, zieht sie sich zurück und geht sogar fremd, um sich selbst als Frau wieder wahrgenommen zu fühlen.

Dann gibt es noch Julie, eine junge Frau mit der Claire eine schicksalshafte Begegnung hat und die sich dann als die Freundin ihres Sohnes herausstellt. Julie begleitet die Familie in ihre Ferien. Zwischen Julie und Claire gibt es immer wieder Reibungspunkte. Die Anziehungskraft zwischen beiden ist enorm. Dennoch war mir zumindest nicht so schnell klar, in welcher Form sich ihre Beziehung entwickeln wird und wo hier die wirkliche Faszination für die andere liegt.

FAZIT:
Nach meinen anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Buch, ist das letzte Drittel grandios gewesen. Ich habe selten so etwas Gutes gelesen. Man davon so viel mitnehmen. In mir hat etwas berührt. Die Geschichte macht Mut etwas zu wagen und wieder zurück zu sich zu finden.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.