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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2018

Wie John Green, nur besser

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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INHALT:
Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, haben sich herzzerreißende ...

INHALT:
Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, haben sich herzzerreißende E-Mails geschrieben, ihr Innerstes preisgegeben, sich gegenseitig ihre Liebe erklärt. Und trotzdem hat Tess es nicht kommen sehen: Jonahs Selbstmord. Doch Tess sendet weiter Nachrichten an Jonah, ihre erste Liebe. Es ist ihre Art, die Trauer zu verarbeiten. Und eines Tages erhält sie tatsächlich Antwort … Ein außergewöhnlicher Roman über Tod und Abschied in Zeiten von Social Media und darüber, dass jedem Ende ein neuer Anfang – und vielleicht sogar eine neue Liebe – innewohnt.

MEINUNG:
Das Buch war mir zwar schon aufgefallen und ich bin grundsätzlich großer Fan von den Büchern aus dem Hanser Verlag, aber so richtige Erwartungen hatte ich an die Geschichte nicht, denn ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, wohin die Geschichte geht. Letzten Endes war ich sehr begeistert von dem Buch.

Gleich zu Anfang des Romans flieht Tess aus ihrem Internat in New York zu ihrem Vater, zu dem sie seit zwei Jahren keinen richtigen Kontakt mehr hatte nach Minnesota. Auch Jonahs Tod ist klar. Für Tess ein furchtbarer Zustand, der sie schnell auf dumme Gedanken kommen lässt. Dass Tess plötzlich bei ihrem Vater auftaucht, ist für diesen erstmal ein Schock, dennoch ist es absolut liebenswert, wie sich die beiden wieder annähern. Tess ist ein sehr ehrlicher, sensibler und kluger Mensch. Trotz der Trauer, die sie um Jonah verspürt, ist sie in der Lage einige Situation und Zustände mit wenigen Worten sofort zu durchschauen. Ich mochte ihre schlagfertige Art sehr, die trotz der immer unterschwelligen Traurigkeit, nicht verloren gegangen ist. Oft musste ich darüber schmunzeln.

Das Thema Abschied nehmen hat der Autor sehr klug eingebettet, denn Tess‘ Vater baut sich gerade ein neues Standbein als Bestatter auf. Tess‘ wird zu seiner Partnerin und erkennt schnell, dass auch der Abschied von Jonah etwas Notwendiges ist, um weitermachen zu können, was sich als gar nicht so leicht erweist, denn Tess merkt schnell, dass sie Jonah gar nicht richtig gekannt hat. Der Tod und dass was danach kommt ist ein Thema mit dem sich die meisten Leute sicher lieber nicht beschäftigen wollen, aber Peter Bognanni gelingt es dieses ernste Thema humorvoll und dennoch ohne Verlust der Sensibilität dem Leser zu vermitteln, gibt ihm die Chance selbst darüber nachzudenken. So ging es mir zumindest damit. Er nimmt der Thematik ein bisschen die Schwere.

Der Titel des Buches ist sicherlich von einer Aussage von Tess abgeleitet: „Unser ganzes Leben ist ein Haufen unvollkommener Momente. Und genauso unvollkommen ist die Liebe, die wir für andere empfinden. Und ehe wir uns versehen, ist alles vorbei. Und vielleicht sollten wir dieses kurze, unvollständige Glück feiern. Denn wenn irgendwann alles zu Ende geht, sind die Erinnerungen daran vielleicht alles, was uns bleibt.“ Das ist so schön gesagt und dem kann ich auch wenig hinzufügen.

FAZIT:
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente ist eine wundervolle Geschichte über Abschied nehmen, aber auch über Zueinander finden und neue Wege beschreiten. Es ist ein Buch über Freundschaft und Liebe. Vom Stil her hat es mich sehr an John Green erinnert, nur dass ich es besser fand als seine letzten Romane (Das Schicksal ist ein mieser Verräter mal ausgenommen).
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Kein guter Start für Robert Harris und mich

München
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INHALT:
September 1938 – in München treffen sich Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier zu einer kurzfristig einberufenen Konferenz. Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden. Im Gefolge des britischen ...

INHALT:
September 1938 – in München treffen sich Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier zu einer kurzfristig einberufenen Konferenz. Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden. Im Gefolge des britischen Premierministers Chamberlain befindet sich Hugh Legat aus dem Außenministerium, der ihm als Privatsekretär zugeordnet ist. Auf der deutschen Seite gehört Paul von Hartmann aus dem Auswärtigen Amt in Berlin zum Kreis der Anwesenden. Den Zugang zur Delegation hat er sich erschlichen. Insgeheim ist er Mitglied einer Widerstandszelle gegen Hitler. Legat und von Hartmann verbindet eine Freundschaft, seit sie in Oxford gemeinsam studiert haben. Nun kreuzen sich ihre Wege wieder. Wie weit müssen sie gehen, wenn sie den drohenden Krieg verhindern wollen?

MEINUNG:
Robert Harris ist ein Autor, von dem ich unbedingt mal etwas lesen wollte. Ich schaue sehr gerne mal Politthriller und wollte es gerne mal mit einem Buch in diese Richtung probieren. Der Roman befasst sich mit dem Münchner Abkommen, welches am 29. September 1938 zwischen Hitler, Chamberlain. Daladier und Mussolini geschlossen worden ist. Dieses Abkommen bestimmte, dass die damalige Tschechoslowakei das Sudetenland an das ehemalige Deutsche Reich abtreten musste. Sowohl die Tschechoslowakei als die Sowjetunion waren allerdings bei diesem Treffen nicht dabei.

Das Buch wechselt immer wieder zwischen den Sichten von Hugh Legat und Paul von Hartmann. Man spürt die Beklommenheit auf englischer Seite. Chamberlain möchte unbedingt einen Krieg verhindern. Legat und von Hartmann sind fiktive Charaktere. Das Treffen der Herren ist wirklich geschehen und der Personenkreis um die Regierungschefs existierte z.T. auch wirklich, aber die sonstige Handlung ist aus der Feder von Robert Harris gesprungen. Dennoch hält er sich sehr nah an die Fakten. Man hat das Gefühl, dass quasi jedes wichtige Dokument aus dieser Zeit ausgespürt und dieses in dem Roman verarbeitet hat. Dieser Bürokratismus ist zwar wichtig für das Ereignis, hat mich aber dann doch sehr ermüdet.

Der Personenkreis ist auch sehr groß. Ich hatte große Mühe, die zu großen Teilen nur aus Männern bestehenden Nebencharaktere auseinander zu halten. Mir sagten die Namen auch alles nichts. Ich habe nebenbei immer gegoogelt, um mich ein bisschen vertrauter mit den Herren zu machen. Dennoch wäre ein Personenverzeichnis wirklich hilfreich gewesen, denn man erfährt zwar die Funktionen der Männer, aber sonst bleiben sie recht farblos und so auch weniger Gedächtnis.

Die Handlung schleicht so 200 Seiten vor sich hin bis sich die Delegation dann endlich auf den Weg nach München macht. Das Buch hat nur gute 400 Seiten. Es tut dem Ablauf nicht gut, wenn auf der Hälfte eigentlich nichts Nennenswertes passiert, aber ich habe auf den zweiten Teil gehofft. Ich habe weitere 300 Seiten gelesen, die minimal spannender waren, weil sich auch endlich Legat und von Hartmann wieder begegnen. Auch der Widerstand gegen Hitler auf deutscher Seite hätte Spannungspotential haben können, aber auch das wurde nicht ausgeschöpft. Man führte eher steife Gespräche. Nach 300 Seiten habe ich das Buch dann abgebrochen, weil es einfach nicht mehr ging und es mich auch einfach nicht mehr interessiert hat.

FAZIT:
Mein erster Harris war jetzt leider nicht von Erfolg gekrönt. Leider konnte mich das Buch überhaupt nicht überzeugen, geschweige denn mitreißen. Mir fehlten hier schlichtweg die Spannung und der Sog, der mich die Geschichte hätte weiterverfolgen lassen. Trotzdem bekommt Robert Harris nochmal ein Chance.

Ich vergebe 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Sehr emotionale Geschichte

Das Licht zwischen den Wolken
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INHALT:
Natalie ist fünfunddreißig, als sie erfährt, dass sie eine Schwester hat. Während sie selbst bei liebenden Adoptiveltern aufwuchs, wurde die damals vierjährige Brooke von einer Pflegefamilie zur ...

INHALT:
Natalie ist fünfunddreißig, als sie erfährt, dass sie eine Schwester hat. Während sie selbst bei liebenden Adoptiveltern aufwuchs, wurde die damals vierjährige Brooke von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht und konnte nie verstehen, warum man sie von ihrer kleinen Schwester getrennt hatte. Doch es gibt eine Frage, auf die keine der beiden je eine Antwort erhalten hat: Warum hat ihre Mutter sie weggegeben? Gemeinsam machen sie sich auf die Suche, ohne zu ahnen, dass die Wahrheit ihr Leben für immer verändern wird.

MEINUNG:
Ich wollte schon immer mal etwas von Amy Hatvany lesen, weil sie u.a. auch für Fans von Jodi Picoult etwas sein soll. Das habe ich irgendwo mal gelesen und schon wanderte die Dame auf meine Wunschliste. Das Licht zwischen den Wolken ist jetzt mein erster Roman der Autorin.

Wenn man den Klappentext liest, dann erscheint die Geschichte erstmal nicht als was wirklich Neues. Erzählt wird aus drei Perspektiven: Jennifer (Mutter von Natalie und Brooke), Brooke und Natalie. Jennifer erzählt chronologisch ihre Geschichte und der Leser erfährt, wie es dazu gekommen ist, dass ihre beiden Mädchen weggegeben hat und wie es danach mit ihr weitergeht. Von Natalie und Brooke lesen wir in der Gegenwart. Wir begleiten die beiden dabei, wie sie sich finden und aneinander annähern.

Natalie ist wohlbehütet in einer Pflegefamilie aufgewachsen, ist verheiratet und hat selbst zwei Kinder. Natalie, obwohl sie die jüngere Schwester ist, wirkte auf mich sehr reif, zufrieden und ausgeglichen. Auch im Umgang mit ihren Adoptiveltern als sie diesen offenbart, dass sie ihre Schwester finden, ist sehr umsichtig und darauf bedacht diese nicht zu verletzten. Ich fand das großartig. Natürlich gibt es Konflikte, aber mit viel Liebe und Geduld bekommt Natalie das ausgesprochen gut hin und bewahrt fast immer einen kühlen. Natalie wurde durch das Verlassen von Jennifer nicht nachhaltig geschädigt im Gegensatz zu Brooke.

Brooke führt gefühlt immer einen stillen Kampf und ihr fällt es nur schwer anderen Menschen zu vertrauen, was verständlich ist. Brooke kann sich im Gegensatz zu Natalie an ihre Mutter erinnern und hat bis sie 18 wurde darauf gewartet und gehofft, dass ihre Mutter wieder zurückkommt. Doch das tat sie nicht. Brooke innerlicher Kampf, ihre Wut, ihre Traurigkeit und ihre Einsamkeit wurden sehr bildhaft geschildert und mir tat sie wirklich leid. Als Natalie sie gefunden hat, blüht sie richtig auf, auch wenn sie ganz viele Vorbehalte hat und sich auch immer wieder zurückzieht.

Der Klappentext deutet an, dass es noch eine ganz große Wahrheit oder Geheimnis geben könnte, aber dem ist eigentlich nicht so. Das Buch erzählt quasi aus dem Leben. Auch Jennifers Geschichte ist interessant. Natürlich quält auch sie sich über die Jahre. Dennoch hat sie eigentlich nie versucht nach ihren Mädchen zu suchen. Zum Teil ist das auch verständlich, denn nur so kann sie sich lösen. Trotzdem bleibt Jennifers Verhalten für mich nicht so ganz nachvollziehbar und schon gar nicht am Ende des Buches. Mir tat es besonders für Brooke so leid. Es ist allerdings schwer diese Situation, in der Jennifer war als Außenstehende zu beurteilen, wenn man nie selbst in der Situation war. Dennoch hat mich das Ende des Buches nicht ganz glücklich gemacht.

FAZIT:
Eine tolle, hochemotionale Geschichte über zwei Schwestern, die erst nach Jahren wieder zueinander finden. Das Buch liest wie in einem Sog und ich war mittendrin im Strudel der Gefühle. Nur das Ende lässt mich etwas unglücklich zurück. Ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 14.02.2018

Leider nicht überzeugend, obwohl das Thema so wichtig ist

Als ich Amanda wurde
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INHALT:
Amanda Hardy hieß nicht immer Amanda. Früher war sie Andrew. Jetzt hat sie endlich die Operationen hinter sich und ist auch biologisch ein Mädchen. Bei ihrem Vater in Tennessee, wo niemand sie ...

INHALT:
Amanda Hardy hieß nicht immer Amanda. Früher war sie Andrew. Jetzt hat sie endlich die Operationen hinter sich und ist auch biologisch ein Mädchen. Bei ihrem Vater in Tennessee, wo niemand sie kennt, möchte sie ein neues Leben beginnen. Zunächst scheint das auch zu klappen: Plötzlich gibt es Freundinnen statt Mobbing und bewundernde Blicke von Klassenkameraden. Doch dann verliebt sich Amanda. So richtig. Mit Grant erlebt sie eine wunderschöne Zeit. Er vertraut ihr und eigentlich will Amanda auch ihm vertrauen und ihm von ihrem früheren Leben erzählen. Nur wie? Amanda setzt auf Zeit – ein gefährliches Spiel ...

MEINUNG:
Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da mir das Thema Transidentität/ Transgender (Ich bin kein Freund von dem Wort Transsexualität, weil es in meinen Augen im engeren Sinn nichts mit Sexualität zu tun hat) sehr wichtig ist. Mich betrifft das Thema auch persönlich, weil ich eine Person, die mir mal sehr wichtig war, bei diesem Prozess begleitet habe. Deswegen werde ich das Buch auch mit diesem Hintergrund entsprechend beleuchten.

Die Geschichte von Amanda liest sich bis 50 Seiten vor Schluss wie jedes andere x-beliebige Jugendbuch. Amanda ist bis dahin völlig austauschbar und könnte auch irgendein anderes Problem/ Geheimnis haben, was dem Leser aber vorn herein bekannt ist. Es gibt immer mal wieder Sprünge in die Vergangenheit, in denen man Einblick bekommt, was passiert bevor sie zu ihrem Vater zieht. 250 Seiten passiert eigentlich nicht besonders viel. Amanda geht zu High-School. Findet neue Freundinnen und verliebt sich in Grant. Ich habe das Buch aus diesem Grund auch ein paar Wochen liegen gelassen, weil mir einfach das Interesse verloren gegangen ist. In dem Buch fehlt einfach Handlung und die Entwicklung. Es plätschert so vor sich hin.

Mein größter Kritikpunkt ist an diesem Buch, dass man als ausstehende Person/ Leser in meinen Augen nach Beendigung dieses Buches nicht wirklich eine Ahnung hat, was einem bevorsteht, wenn sich dazu entschließt sein Geschlecht angleichen zu lassen. Ganz klar muss man hier auch Amerika von Deutschland abgrenzen, was die gesetzlichen Regelungen angeht. Das Buch erweckt bei mir den Eindruck, dass das in Amerika scheinbar relativ einfach machbar ist, auch schon in so einem jungen Alter. Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass ihr wichtig ist, dass es eben nicht eine solche Geschichte wird, die sich mit den ganzen Hintergründen beschäftigen, sondern einfach die Geschichte von Amanda als junge Frau erzählt wird. Doch man kann dieses Thema nicht ohne ein gewissen Maß Aufklärung behandeln. Dafür ist es einfach zu unbekannt. Auf der anderen Seite wirft sie an einigen Stellen mit einige Fachbegriffen um sich, die sie unerklärt stehen lässt und die auch ich erstmal nachschlagen musste. Genau hier merkt man, dass eben nicht ohne geht. Potential haben auf jeden Fall die letzten 50 Seiten, in denen Amanda mit der Offenbarung ihres Geheimnisses in eine große Krise stürzt. Diesen Seiten waren spannend und dramatisch.

Mir tat Amanda unheimlich leid. Wirklich schön zu lesen ist der Rückhalt, den sie durch ihre Mutter bekommt. Ihr Vater tut sich noch schwer damit, aber auch er entwickelt sich.

FAZIT:
Ich habe viele Stimmen dazu gehört, dass es ein wichtiges Buch ist und ja, da stimme ich völlig zu, dass dieses Thema ruhig öfters in Büchern aufgegriffen werden sollte, aber man muss hier auch aufklären und ein umfänglich Bild schaffen, wie schwer dieser Weg sein kann/ ist. Das macht Meredith Russo hier in meinen Augen viel zu wenig. Würde ich mich mit dem Thema nicht auskennen, wäre ich nach dieser Lektüre nicht wirklich schlauer. Ein paar mehr Seiten hätten dem Buch gutgetan. Lieber ein bisschen mehr Erklärung verpackt als bei dem Leser einen diffusen Eindruck von Transidentität zurückzulassen.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Leider ziemlich zäh

Die Perfekten
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INHALT:
Rain ist ein Ghost. Sie lebt außerhalb des Systems. Seit ihrer Geburt ist sie auf der Flucht vor den Gesegneten, einer perfekten Weiterentwicklung der Menschen, die mit eiserner Hand regieren und ...

INHALT:
Rain ist ein Ghost. Sie lebt außerhalb des Systems. Seit ihrer Geburt ist sie auf der Flucht vor den Gesegneten, einer perfekten Weiterentwicklung der Menschen, die mit eiserner Hand regieren und das Volk unterdrücken. Rain weigert sich jedoch, sich ein Leben lang zu verstecken, und begeht einen fatalen Fehler. Sie bricht die wichtigste Regel der Ghosts: Vertraue niemandem!

MEINUNG:
Auf diese vielgelobten Dystopie aus deutscher Feder habe ich mich sehr gefreut, nicht nur, weil es so viele sehr gute Stimmen dazu gab, sondern auch weil ich Dystopien immer sehr zugetan bin und diese gerne lese. Dennoch ist mir bewusst, dass man hier das Fahrrad sprichwörtlich nicht immer neu erfinden kann und Vergleich zu Die Tribute von Panem häufig im Raum steht.
Dieses gewisse Panem-Feeling hatte ich bei Die Perfekten (leider) auch. Da waren einige Szenen, wo ganze Filmsequenzen vor meinem inneren Auge abliefen. Auch in einigen Details des Weltenaufbaus und dem Konstrukt der Geschichte findet man Anlehnungen an Panem in meinen Augen. Dennoch ist die Geschichte ganz anders konzipiert.

Die Geschichte ist aus der Sicht von Lark und Rain erzählt, allerdings nicht in der Ich-Perspektive. Solche Wechsel finde ich an sich nicht schlecht, aber mich stört es, wenn das mitten in einem Kapitel passiert und die unterschiedlichen Sichten lediglich durch einen Absatz gekennzeichnet sind. Mir fällt es dann immer so schnell umzuschalten. In meinen Augen ist das nicht gut gemacht gewesen und hat auch den Lesefluss gestört.

Was auch den Lesefluss gestört hat ist die fehlenden Spannung und der Schreibstil. In der ersten Hälfte gibt es eine spannende Wendung, die Buch richtig hätte pushen können, aber das Potenzial wurde leider nicht genutzt. Ich habe das Buch bis zur Hälfte gelesen und dann wochenlang liegen lassen, weil mir einfach die Motivation gefehlt hat. Ich empfand den Schreib- und Erzählstil als unglaublich zäh, obwohl es eigentlich flüssig geschrieben ist. Ich kann nicht genau sagen, woran es gelegen hat, aber ich konnte nicht mehr als 50 Seiten am Stück lesen. Es las sich alles wie ein nicht enden wollenden Einleitung. Ich habe immer auf den großen Knall gewartet und mich gefragt, was eigentlich das Ziel ist.

Erst zum Ende kommt ein bisschen mehr Fahrt in die Geschichte, aber auch hier hatte ich das Gefühl, dass die Autorin sich verzettelt. Stellenweise verliert sie sich in Nebensächlichkeiten, die die Handlung nicht voranbrachten. Mit den Charakteren wurde ich auch nicht richtig warm, obwohl Rain definitiv Potenzial hat und auch Stärke beweist. Lark empfand ich als schwach. Er war immer erpressbar mit seiner kranken kleinen Schwester. Die war die Entschuldigung für alles. Lark wäre ein Mensch, dem ich nicht über den Weg trauen würde. Seine Schwäche macht auch seine Gefahr aus. Die Liebesgeschichte zwischen Rain und Lark, die für mich eigentlich keine ist, entwickelt sich am Ende etwas, spielt aber sonst keine große Rolle.

FAZIT:
Dieses Buch hat es mir wirklich schwergemacht. Lange habe ich mich nicht so durch ein Buch quälen müssen. Der Funke wollte bis zum Schluss nicht überspringen. Die Geschicht ist gut gemacht, greift auf Altbekanntes zurück, aber verliert sich häufig in Nebensächlichkeiten. Schade!
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.