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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2017

Solider Krimi

Wildeule
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INHALT:
Die ehemalige Kommissarin Gesine Cordes hatte sich nach dem Tod ihres kleinen Sohns aus ihrem alten Leben zurückgezogen. Erst in der Arbeit als Friedhofsgärtnerin fand sie Trost. Doch ihre geliebte ...

INHALT:
Die ehemalige Kommissarin Gesine Cordes hatte sich nach dem Tod ihres kleinen Sohns aus ihrem alten Leben zurückgezogen. Erst in der Arbeit als Friedhofsgärtnerin fand sie Trost. Doch ihre geliebte Idylle wird jäh gestört, als während einer Beerdigung entdeckt wird, dass der Sarg nicht richtig geschlossen ist. Und nicht der erwartete Leichnam im Sarg liegt, sondern ein bekannter Bestattungsunternehmer - er wurde ermordet.
Gesine ermittelt undercover auf dem Friedhof und kommt skandalösen Praktiken im Bestattergewerbe auf die Spur. Bald gerät ausgerechnet ihr bester Freund, der Bestatter Hannes, unter Verdacht. Als sie zögert, ihn in ihre Ermittlungen einzuweihen, verschwindet er spurlos.
Gesine muss sich entscheiden: Wird sie sich weiter vor der Welt verstecken? Oder kann sie Hannes retten, den Mord aufklären und womöglich sogar in ihr altes Leben zurückkehren?

MEINUNG:
Jedes Jahr erscheint ein neuer Band der Gesine-Cordes-Krimi-Reihe von Annette Wieners. Kaninchenherz hat mir sehr gut gefallen. Vermutlich deswegen, weil es Gesine Cordes persönlichster Fall war. Gesine war ehemalige Kommissarin. Hat sich aber nach dem schrecklichen Tod ihres Sohnes völlig zurückgezogen und arbeitet nun als Friedhofsgärtnerin. Die Krimis sind alle sehr atmosphärisch geschrieben und in meinen Augen eigentlich die richtige Lektüre für den Herbst/ Winter. Ich habe mich mit dem Buch etwas schwer getan.
Schon bei dem Vorgängerband, Fuchskind, habe ich mich ziemlich gelangweilt, weil die Geschichte einfach ewig brauch um in Fahrt zu kommen. Diesmal war es anders, aber dennoch hat mir das nicht ausgereicht. Beim Lesen schweiften meine Gedanken immer wieder ab und es fiel mir schwer viele Seiten am Stück zu lesen mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es deutlich spannendere Bücher und vor allem auch Krimis gibt.

Anfangs fand ich die Idee mit der ermittelnden Friedhofsgärtnerin noch ganz nett, aber so langsam ist mir das ein wenig zu unglaubwürdig. Ganz besonders als sie von der Polizisten, Marina Olbert, als Undercover-Mitarbeiterin verpflichtet wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sowas wirklich praktiziert. Manchmal weiß ich auch nicht, was ich von Gesine halten soll. Einerseits ist sie schwer traumatisiert von dem Tod ihres Sohnes und zeichnet immer noch jede Giftpflanze in ihrem Notizbuch auf (was für Abwechslung sorgt, ich aber meistens überblättert habe). Andererseits kann die sie Finger vom Ermitteln nicht lassen.

Obwohl nicht ganz klar ist, wo das spielt, wirkt der Geschichte oft wie ein Lokalkrimi. Das merkt man auch an der Sprechweise der Protagonisten. Hier wird häufig vor den Nachnamen ein Artikel gesetzt, wenn man von jemanden spricht (also z.B. die Cordes). Ich finde das ein wenig befremdlich, da ich so nicht spreche bzw. klingt es in meinen Ohren immer echt distanziert, wenn nicht sogar abwertend. Insgesamt finde ich die Charaktere auch immer alle recht seltsam. Die sind häufig recht schrullig und sprechen auch so miteinander, als wären wir in einer anderen Zeit. Selbst die junge, sportliche Marina Olbert wirkt recht altbacken. Vielleicht ist das der Stil von Annette Wieners, aber ich weiß momentan nicht, ob von der Reihe nochmal ein Buch lesen werde. Es fiel mir auch oft den doch eigentlich schrecklicher Fall wirklich ernst zu nehmen.

FAZIT:
Wer in einen atmosphärischen, ziemlich ruhigen Krimi, der in Deutschland spielt, schätzt, der ist hier richtige. Für alle die eher spannende, temporeiche Thriller mögen, ist der Krimi eher nichts.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Grandioser zweiter Teil

Bruderlüge
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INHALT:
Martin Benner befindet sich in der Hand von Unterweltboss Lucifer, der ihm den Auftrag erteilt, Mio zu finden – den Sohn der Serienmörderin Sara Texas. Wohl fühlt sich Benner damit nicht, schließlich ...

INHALT:
Martin Benner befindet sich in der Hand von Unterweltboss Lucifer, der ihm den Auftrag erteilt, Mio zu finden – den Sohn der Serienmörderin Sara Texas. Wohl fühlt sich Benner damit nicht, schließlich arbeitet er nun für denjenigen, der Sara solche Angst einjagte, dass sie von einer Brücke gesprungen ist. Doch damit nicht genug: Jemand ist dabei, Benner zwei Morde anzuhängen, und er hat keine Ahnung, wer das ist. Als Benner von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wird, begreift er, dass er nicht durch Zufall in die ganze Geschichte geraten ist, sondern dabei eine wichtige Rolle spielt.

MEINUNG:
Bruderlüge ist der zweite Teil der Martin Benner Dilogie. Schwesterherz hatte ich bereits gelesen und fand es ganz in Ordnung. Allerdings macht es wenig Sinn, wenn man diesen zweiten Teil nicht liest, denn hier wird alles aufgeklärt. Bruderlüge hat mir um Längen besser gefallen.

Der Einstieg in diesen Teil hat die Autorin sehr clever gemacht, denn es gibt am Anfang nochmals eine gut verpackte Zusammenfassung des ersten Teils. Auch wenn ich diesen vor nicht so langer Zeite gelesen habe, hatte ich nicht mehr jedes Detail parat, obwohl das wirklich ratsam ist. Dieser zweite Teil fordert den Leser enorm heraus. Man muss hier wirklich aufmerksam lesen und in der Lage sein Infos abzuspeichern, denn sie werden zu einem späteren Zeitpunkt nochmal wichtig. Trotz der Komplexität lässt es sich aber flüssig lesen und hält den Leser mit einem hohen Spanungsbogen immer am Ball. Im ersten Teil hatte ich noch kritisiert, dass es sehr viele Dialoge gibt. Hier ist das nicht mehr der Fall.
Die Autorin streut extrem viele Spuren und ich hatte eigentlich selten den Eindruck, dass ich weiß wer der Täter ist und wo die Wahrheit liegt. Denn diese beiden entscheidenden Faktoren sind eben nicht so eindimensional wie bei manch anderen Thriller. Gegen Ende hatte ich eine Ahnung, aber es war dann doch noch etwas anders. Die Geschichte ist fast wie ein klassisches Drama. Ein Ereignis führt dazu, dass viele Menschen sterben und leiden müssen. Ein Ereignis, was sich erst am Ende offenbart.

Martin Benner bleibt sich auch in diesem Teil selbst treu und wirft nicht plötzlich alles, was ihn ausmacht über Bord. Er ist sehr ist weiterhin sehr ich-bezogen, aber erkennt auch den Ernst der Lage. Jede Person, die er mit reinzieht oder die ihm etwas bedeutet, kann zu Schaden kommen. Martin Benner habe ich mir immer als Idris Elba in der Serie „Luther“ vorgestellt. Sollte diese Dilogie mal verfilmt werden, wäre er meine erste Wahl.

FAZIT:
Mit diesem zweiten und abschließenden Teil hat Kristina Ohlsson einen hochkomplexen Thriller geschaffen, der seines Gleichen sucht und den Leser herausfordert. Martin Benner kann man mögen, muss man aber nicht.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Nicht ihre bestes Buch

Das Leben fällt, wohin es will
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INHALT:
Party, Spaß und Freiheit - das ist für Marie das Allerwichtigste, und sie liebt ihr sorgenfreies Dasein. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ihre Schwester Christine schwer erkrankt und sie ...

INHALT:
Party, Spaß und Freiheit - das ist für Marie das Allerwichtigste, und sie liebt ihr sorgenfreies Dasein. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ihre Schwester Christine schwer erkrankt und sie darum bittet, sich während der Behandlung um ihre Kinder zu kümmern. Und nicht nur das - Marie soll auch noch Christines Posten in der familieneigenen Werft für Segelboote übernehmen. Darauf hat Marie ja mal so überhaupt keinen Bock, und auf ihren neuen "Chef", den oberspießigen Daniel, erst recht nicht. Während sie von einem Chaos ins nächste stolpert, wird ihr jedoch klar, dass es Dinge im Leben gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt. Und dass manches einen ausgerechnet dann erwischt, wenn man es am wenigsten erwartet - zum Beispiel die Liebe ...

MEINUNG:
Petra Hülsmanns Bücher gehören für mich einfach jedes Jahr zum Sommer dazu. Seit Hummeln im Herzen bin ich Fan der Autorin, nicht zuletzt, weil die Bücher in Hamburg spielen. Ich bin eigentlich kein großer Fan von dieser Art Genre, aber Petra Hülsmann hat mich eigentlich immer überzeugt. Leider konnte mich schon ihr letzter Roman, Glück ist, wenn man trotzdem liebt, aber schon nicht mehr so recht überzeugen und Das Leben fällt, wohin es will hat es leider auch nicht geschafft.

Man muss ganz ehrlich sagen, dass die Romane von Petra Hülsmann schon immer nach dem gleichen Schema ablaufen. Der Roman spielt immer in Hamburg, was ich wirklich toll finde und weswegen ich auch so gerne zu den Romanen greife, aber eigentlich immer im Stadtteil Othmarschen. Gut, darüber kann man hinweg sehen, aber langsam finde ich das recht eindimensional. Das Schöne allerdings ist, dass die Roman dennoch auch so ein bisschen wie nach Hause kommen sind (auch wenn ich nicht in Othmarschen wohne ), denn neben Hamburg als Spielort tauchen auch immer wieder einige Charaktere aus vorhandenen Büchern auf, z.B. Taxifahrer Knut. Auch die Protagonistinnen aus den Büchern davor werden manchmal erwähnt, denn Knut kennt sie ja alle.

Weiterhin dreht sich in den Büchern immer um eine weibliche Protagonistin, die immer ihr Leben neu ordnen muss. Manchmal macht sie das aktiv und manchmal passiert es passiv als Konsequenz. Das gilt auch für Marie. Marie ist fast 30 (also in meinem Alter) und sieht sich plötzlich mit dem Leben konfrontiert: Ihre Schwester ist krebskrank und Marie muss sich sowohl um deren Kinder als auch um deren Posten in der familieneigenen Werft kümmern. Bis dato hat Marie aber eigentlich nur in den Tag hinein gelebt und geht praktisch jeden Abend mit ihren Freunden auf dem Kiez feiern. Arbeiten ist nichts so richtig für Marie. Sie jobbt nur nebenbei in einem Café und sie wohnt mit einer Freundin natürlich im hippen Stadtteil Sternschanze. Ich frage mich, wie sich das alles (Alkohol, ständig Taxis, Wohnen) leisten kann mit einem scheinbaren Mini-Job. Was mich wirklich langsam in den Büchern stört, dass die Protagonistinnen wirkliche Dumpfbacken sind und Verhaltensweisen an den Tag legen, bei denen ich nur den Kopf schütteln kann. Das gilt auch für Marie. Zunächst lässt sie sich ohne Widerrede dafür verpflichten zu ihrer Schwester zu ziehen und in die Werft zu kommen. Da verhält sie sich erstmal wie ein Teenager, obwohl sie es scheinbar besser weiß.
Es gibt so Situationen, wo sich Marie komplett daneben benimmt (und einige andere Personen auch), z.B. hat Maries Mitbewohnerin plötzlich eine Beziehung zu einem älteren Mann. Marie rastet komplett aus und macht ihr das madig. Ein ebenso guter Freund will partout nichts von Maries Problemen und dem Krebs ihrer Schwester hören. Marie Affäre ist genauso ignorant und macht Marie immer wieder deutlich, dass sie nicht an ihn zu ketten hat. Da habe ich mich echt gefragt, was das für Verhaltensweisen sind. Mit solchen Leuten würde ich absolut nicht zurechtkommen. Maries Vater behandelt sie auch ziemlich schlecht, aber die Krönung ist noch Maries Schwester. Krebs hin oder her, Christine wirft Marie Sachen an den Kopf, die wirklich das Allerletzte sind, aber am Ende kommen dann alle (bis auf Maries Affäre) wieder reumütige angekrochen und es natürlich alles vergeben und vergessen. Marie lässt sich in meinen Augen einfach hin und her schubsen, aber teilt auch selbst aus. Am Ende haben ist natürlich wieder alles Friede-Freude-Eierkuchen.

Von Konflikten lebt eine solche Geschichte natürlich, aber auch die kommen dann geballt zum Schluss und vorher ist das Buch recht unspektakulär. Christines Krebserkrankung ist natürlich ein ernstes Thema, aber plätschert das Buch so vor sich hin. Die Liebesgeschichte ist vorhersehbar und kommt auch erst am Ende wirklich aus dem Knick. Am Anfang können sich beide nicht ausstehen und dann verlieben sie sich. Das war genauso, wie bei Glück ist, wenn man trotzdem liebt.

Ein letzter Punkte: Der Titel. Die Titel der Bücher sind seit Glück ist, wenn man trotzdem liebt kluge Lebensweisheiten von Taxifahrer Knut. Das ist an sich eine nette Idee, aber irgendwann ist auch mal gut. Knut wird nämlich nicht müde das immer wieder zu wiederholen und dadurch erweckt es bei mir den Anschein von Phrasen, die einem auch nicht weiter helfen. Das fällt für mich ungefähr in die Kategorie von „Muss ja“, „Das wird schon wieder“, „Lass den Kopf nicht hängen“ etc.

FAZIT:
Ich hoffe, Petra Hülsmann liefert uns beim nächsten Mal vielleicht mal eine andere Art Geschichte, die nicht immer nach dem gleichen Schema abläuft und vielleicht Protagonistinnen, die ein wenig mehr Charakter haben und die nicht sich von der Dumpfbacke zu Superwoman entwickeln.

Ich vergebe 2,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.08.2017

Nicht mein Buch

Dark Matter. Der Zeitenläufer
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INHALT:
„Bist du glücklich?“ Das sind die letzten Worte, die Jason Dessen hört, bevor ihn ein maskierter Mann niederschlägt. Als er wieder zu sich kommt, begrüßt ihn ein Fremder mit den Worten: „Willkommen ...

INHALT:
„Bist du glücklich?“ Das sind die letzten Worte, die Jason Dessen hört, bevor ihn ein maskierter Mann niederschlägt. Als er wieder zu sich kommt, begrüßt ihn ein Fremder mit den Worten: „Willkommen zurück, alter Freund.“ Denn Jason ist in der Tat zurückgekehrt – doch nicht in sein eigenes Leben, sondern in eines, das es hätte sein können. Und in diesem Leben hat er seine Frau nie geheiratet, sein Sohn wurde nie geboren. Und Jason ist kein einfacher College-Professor, sondern ein gefeierter Wissenschaftler. Doch ist diese Welt real? Oder ist es die vergangene Welt? Wer ist sein geheimnisvoller Entführer? Und vor die Wahl gestellt – was will er wirklich vom Leben: Familie oder Karriere? Auf der Suche nach einer Antwort begibt Jason sich auf eine ebenso gefährliche wie atemberaubende Reise durch Zeit und Raum. Eine Reise, die ihn am Ende auch mit den dunklen Abgründen seiner eigenen Seele konfrontiert wird …

MEINUNG:
Zunächst mal können der Untertitel „Der Zeitenläufer“ und der Klappentext recht irreführend sein, denn bei beidem könnte man einen Zeitreiseroman erwarten. Dem ist aber nicht so. Hierbei handelt es sich nicht um einen klassischen Zeitreise, sondern der Roman zeigt auf, dass das Leben an bestimmten Scheidepunkten im Leben auch anders hätte verlaufen können. Der Roman beschäftigt sich also mit den alternativen, parallelen Lebensverläufen von Jason, die sich ergeben hätten, wenn er sich an manchen Punkten im Leben anders entschieden hätte. An sich ist das eine spannende, relativ neue Idee, die mich auch ein wenig an Der Brief von Carolin Hagebölling erinnert hat. Nur wird es hier deutlich wissenschaftlicher beleuchtet.

Leider Blake Crouch überschwemmt den Leser am Anfang des Romans mit einer Flut von wissenschaftlichen Fachbegriffe, die erklären sollen, was mit Jason passiert. Leider ist für mich als Laie überhaupt nicht verständlich gewesen und auch mittels Googeln nicht wirklich klarer geworden, weil ich davon einfach zu wenig verstehe. Man muss es dann halt so hinnehmen. Ich bin zwar kein ausgesprochener Sci-Fi-Leser, aber ich hätte mir schon gewünscht es wenigstens ein wenig zu verstehen. Nachdem ersten Drittel baute für mich das Buch aber stark ab. Die Geschichte dreht sich im Kreis, bleibt eindimensional, da Jason nur noch ein Ziel hat.

Weiterhin gefiel mir der Schreibstil überhaupt nicht, wenn man hier überhaupt von Schreibstil sprechen kann. Dieser umfasst fast nur eine stakkatomäßige Aneinanderreihung von kurzen Sätzen. Das erzeugt eine relativ abgehackte, gehetzte Atmosphäre, die stellenweise gepasst hat, aber auf Dauer nicht meins war. Man merkt, dass der Autor wohl eher Drehbücher schreibt. Das Buch soll verfilmt werden und genauso ist es auch geschrieben. Vorteil ist, dass man schnell mit dem Lesen vorankommt.

Für Jason beginnt nach seine Entführung eine wahre Odyssee und er stolpert dabei von ein paralleles Leben ins nächste. Zum Teil nimmt die Geschichte auch dystopische Züge an. Der Verlauf ist sehr rasant und gibt kaum Momente zum Durchatmen. Ich bin grundsätzlich kein so großer Freund von langen Fluchten, denn so bleibt die Geschichte oft oberflächlich und die Charaktere blass. Denn Flucht und kurze Sätze lassen nicht viel Platz für ausführliche Charakterstudien. Ein wenig regt das Buch natürlich auch zum Nachdenken an, wenn man dafür empfänglich ist. Das Ende war recht gut gefällt und für das einzig Vernünftige, was er hätte tun können.

FAZIT:
Von der Grundidee nicht schlecht, aber in der Umsetzung relativ mangelhaft. Der Autor schafft es in meinen Augen auch nicht eine auch für Laien verständliche wissenschaftliche Erklärung zu geben, die in einem den Gedanken „Ja, so könnte es sein“ auslöst. Anstatt dessen flacht das Buch nach dem starkem Start und den anspruchsvollen wissenschaftlichen Erklärungen ab und entspricht mehr einem durchschnittlichen Action-Film ohne Tiefgang.

Ich vergebe 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Süß und bitter kann das Leben sein

Sweetbitter
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INHALT:
Eigentlich wollte Tess nicht Kellnerin werden. Sie wollte ihrer provinziellen Herkunft entkommen, in die Großstadt eintauchen und endlich herausfinden, wofür sie geschaffen ist. Doch dann landet ...

INHALT:
Eigentlich wollte Tess nicht Kellnerin werden. Sie wollte ihrer provinziellen Herkunft entkommen, in die Großstadt eintauchen und endlich herausfinden, wofür sie geschaffen ist. Doch dann landet sie in einem edlen New Yorker Restaurant und es ist wie der Eintritt in ein neues Universum, in dem ganz eigene Regeln und Gesetze herrschen, in dem der falsche Wein im falschen Moment zum Verhängnis werden kann. Oder die Ignoranz gegenüber der Einzigartigkeit einer Auster.

Sweetbitter ist ein großer Roman über den Genuss und die Obsession – darüber, dass man manchmal besessen sein muss, um wirklich genießen zu können.

MEINUNG:
Ich habe mich auf das Buch sehr gefreut, denn ich mag gutes Essen und alle kulinarischen Genüsse, die darum tummeln und ich mag New York, wo ich auch schon einmal gewesen bin. Als das Buch erschienen ist, ist es tatsächlich gefühlt wie eine Bombe eingeschlagen, allerdings wie eine ziemlich schlechte. Ich war erschrocken über die vielen wirklich sehr schlechten Bemerkungen. Natürlich tendiere ich auch dazu, mich davon beeinflussen zu lassen und so lag das Buch erstmal ein wenig bei mir rum, bis ich mich jetzt endlich dazu entschließen konnte es endlich zu lesen.
Der Roman wird aus der Sicht von Tess erzählt, die ich zunächst fast als namenslos wahrgenommen hatte, weil ihr Name so selten in dem Buch fällt. Tess ist 22 Jahre alt, mit dem Studium fertig und möchte nun in der großen Stadt New York Kellnerin werden. Für mich ist das ein ganz normaler Schritt in diesem Alter. Häufig weiß man auch nach dem Studium noch nicht, was man eigentlich möchte und was das richtige für einen ist. Tess landet zunächst als Hilfskellnerin in einen New Yorker Edelrestaurant.

Der Start ist nicht leicht für sie und schnell stellt sich raus, dass die Gastronomie ein echter Knochenjob ist, bei dem man genau dann arbeitet, wenn andere häufig schon im Bett liegen. Tess schließt dort schnell auch, wenn auch relativ lose, Freundschaften. Es gibt relativ viele Personen, so dass ich zunächst Probleme hatte diese immer genau einzuordnen, aber die Autorin liefert einem eigentlich genug Erkennungsmerkmale. Nach Feierabend verschlägt es die zumeist jungen Leute häufig noch in eine Bar, wo auch Alkohol in Massen und auch Drogen konsumiert werden. Ich will das noch nicht mal alles schön heißen, aber auch das sind Sachen, die für mich in diesem Alter dazu gehören (obwohl ich von Drogen nichts halte). Die Gastronomie ist ein Berufsfeld, wo man ständig unter Anspannung und Stress steht. Der Konsum von diversen Genussmitteln ist wohl auch Teil davon, um mal runterzukommen. Die Autorin schildert das alles sehr realistisch, auch was die Konsequenzen angeht. Wenn man dann durchhängt und einen Kater hat, muss man nächsten trotzdem wieder seinen Job machen. Auch Tess muss das lernen.

Die Autorin unterbricht den normalen Romanverlauf immer wieder mit gedichtartigen, fragmentarischen Gesprächsfetzen aus dem Restaurant und anfänglich auch mit Beschreibungen von Geschmacksrichtungen. Kulinarisch gesehen wird oft auf Wein, dessen Geschmack und Herkunft eingegangen. Die Schilderungen des Restaurantablaufs sind sehr ausführlich und auch augenöffnend. Man bekommt einen sehr guten Eindruck, wie hart das Personal dort arbeiten muss.

Tess‘ Geschichte erstreckt sich ungefähr über den Zeitraum von einem Jahr. Das Buch ist dazu in die bekannten Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst und Winter eingeteilt. Mir hat gut gefallen, dass Tess in der Zeit auch gewissen Ehrgeiz entwickelt und von der Hilfskellnerin zu einer richtigen Kellnerin werden möchte. Ein bisschen problematisch fand ich ihre für mich fast an Besessenheit grenzende Bewunderung für Simone, die sagen wir mal Oberkellnerin im Restaurant. Gleichzeitig ist Tess in Jake verliebt, der aber auch mit Simone relativ eng ist. Das führt bei Tess zu regelmäßiger Eifersucht und eskaliert dann schließlich auch. Jake ist aber ungefähr so der typische Mann, von dem man sich gerne mal angezogen fühlt, der aber am Ende nicht gut für sie ist. Selbst Simone warnt sie vor ihm.

Am Ende greift Tess zu einem Mittel, um endlich die Position als Kellnerin zu bekommen, welches ich von ihr nicht gedacht hätte. Vermutlich hat sie da verstanden wie das Gefüge tickt und was dafür tun muss. Tess war mir rückblickend eigentlich schon sympathisch und ich konnte in vielen Momentan auch mich selbst in diesem Alter wiederfinden. Mir hat gut gefallen, dass sie sich entwickelt hat, dass sie gelernt hat auch Konsequenzen zu tragen und dass sie trotz wohl schwieriger Kindheit (welche immer nur mal angedeutet wird), doch relativ normal ist. Da habe ich schon viel schlimmere Bücher gelesen, in denen die Protagonistin völlig planlos durchs Leben gewandelt ist und sich diese Leere mit Drogen, Alkohol und zwanglosem Sex aufgefüllt und am Ende sich auch nicht wirklich entwickelt hat.

FAZIT:
Ich kann mich den vielen schlechten Meinungen zu dem Buch nicht anschließen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die versucht ihren Platz zu finden und erwachsen zu werden. Die Einblicke in die Abläufe eines renommierten Restaurants sind interessant und öffnen einem als Gast auch mal die Augen, was hier geleistet wird. Die kulinarischen Eindrücke hätte ruhig noch etwas umfangreicher sein können. Es beschränkt sich hier sehr auf Spirituosen, besonders Wein. Vielleicht sollte man an das Buch nicht mit falschen Erwartungen ran gehen. Eine gewisse Handlungsarmut lässt sich nicht absprechen, aber ansonsten hat mir das Buch gut gefallen.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.