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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2017

Spannend!

Die Spionin
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INHALT:
Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen: ...

INHALT:
Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen: vom Mädchen Margaretha Zelle aus der holländischen Provinz zur exotischen Tänzerin Mata Hari, die nach ihren eigenen Vorstellungen lebte und liebte und so auf ihre Art zu einer der ersten Feministinnen wurde. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sie sich auf ein gefährliches Doppelspiel ein.

COVER:
Es ist das erste Mal, dass ich eine gebundene Ausgabe aus dem Diogenes Verlag gelesen habe und das Buch kommt nicht nur mit dem für den Diogenes Verlag üblichen, schlichten Design auf dem Buchumschlag, sondern kann sich auch darunter sehen lassen. Denn darunter sieht es aus, wie die alten Bücher im Buchregal meiner Oma. Das hat nicht nur einen Nostalgie-Faktor, sondern gefiel mir auch ausgesprochen gut und bestärkt mich in meinem Vorhaben für nächstes Jahr mehr Bücher von Diogenes zu lesen (da schlummert ja auch noch das ein oder andere auf meinem SuB ).

MEINUNG:
Für mich war es der erste Roman von Coelho. Mir war bewusst, dass dieser sicherlich weniger vergleichbar ist mit seinen anderen bekannten Bücher Veronika beschließt zu sterben oder Der Alchimist, da es sich hier um einen biographisch geprägten Roman über Mata Hari handelt. Coelho erhebt aber keinen Anspruch darauf, dass es sich um eine vollständige, wahrheitsgemäße Biografie von Mata Hari handelt. Er nimmt sich ganz klar die Freiheiten raus, die Geschichte entsprechend anzupassen und Geschehnisse zusammenzufassen und Aspekte wegzulassen. Bis dahin habe ich zwar schon mal etwas mit Mata Hari gehört, aber wusste absolut gar nicht über die Frau.
Trotz der geringen Seitenanzahl habe ich mir Sorgen gemacht, dass das Buch vom Schreibstil sehr anspruchsvoll sein würde, aber dem war nicht so. Die ersten 100 Seiten sind nur so dahin geflogen und ich war fasziniert von der geheimnisvollen Mata Hari. Mich hat sehr überrascht, dass Coelho es gewagt hat Mata Hari ihre Geschichte selbst in der Ich-Form zu erzählen zu lassen, aber damit ist ihm gelungen so ihre Gefühle und Sichtweise deutlich besser an den Leser zu transportieren.
Ich empfand Mata Hari Erzählweise zunächst als relativ nüchtern. Im ersten Teil des Buches berichtet sie von ihrer Jugend, ihrer frühen Heirat mit einem viel älteren Mann, mit den sie dann nach Niederländisch-Ostindien geht und zwei Kinder bekommt. Man spürt frühzeitig, dass Mata Hari unbedingt raus aus der Kleinstadt und rein in die große Welt möchte. Das sollte ihr die Heirat ermöglichen. Doch Mata Hari, damals noch Margaretha Zell bzw. MacLeod (Name ihres Mannes), hat es in dieser Zeit und in ihrer Ehe nicht leicht. Sie zwingt ihren Mann zurück in die Niederlande zu gehen und beschließt dort ihre Familie zu verlassen, um nach Paris zu gehen und um frei zu sein. Dort wird sie als Tänzerin relativ schnell erfolgreich und erlangt Weltberühmtheit. Sie wird die geliebte von vielen berühmten Männern. Sex ist für sie ein Mittel, um sich ihren hohen Lebensstandard zu finanzieren. Ich finde das an sich nicht verwerflich, aber als in Frankreich der erste Weltkrieg ausbricht, erweist sich Coelhos Mata Hari als wirklich naiv und auch dann ist es ihr wichtiger gut auszusehen als den Ernst der Lage zu begreifen.
Im zweiten Teil ist Mata Hari gezwungen in die Niederland zurückzukehren, um sicher zu sein. Sie ist älter geworden und ihr einstiger Glanz verblasst langsam. Sie wurde mir aber zusehends unsympathischer, denn für sie zählten immer nur ihre Freiheit und der Erhalt ihres Lebensstandards und sie war auch nicht müde dies immer wieder zu betonen. Gefühlt war es nie genug. Natürlich war es auch in Kriegszeiten schwer für als Tänzerin irgendwo Fuß zu fassen, aber das schien sie nicht verstanden zu haben. In meinen Augen war sie unfassbar egoistisch und naiv. Auch wenn das Verlassen ihrer Familie nie wirklich Thema gewesen ist, konnte man auch keine Reue oder ein schlechtes Gewissen bei ihr spüren. Ich empfand sie als relativ gefühlskalt und berechnend. Als ihr das Geld ausgeht, stellt sie sich den Deutschen als Spionin zur Verfügung und gleichzeitig aber auch den Franzosen. Man kann ihr hier unterstellen, dass sie das tat, weil sie Frankreich, für das ihr Herz schlug nicht in den Rücken fallen wollte, aber dumm und unüberlegt war es alle mal.
Sie zum Tode zu verurteilen war in meinen Augen völlig übertrieben, aber in dem Buch wird auch geschildert, dass das Urteil der Zeit geschuldet war. Heute wäre es wahrscheinlich zu keiner Vollstreckung gekommen, denn man konnte ihr praktisch nichts nachweisen, denn Mata Hari hat gar keine aktive Spionage betrieben, sondern wahrscheinlich nur das Geld kassiert.

FAZIT:
Das Buch lädt dazu sich mit der faszinierenden Persönlichkeit Mata Haris auseinander zu setzen, zeigt selbst aber nur einen Teil ihres Lebens. Das hätte gerne noch etwas ausführlicher sein können. Mata Hari, eine Frau die definitiv schuldig war, aber den Tod absolut nicht verdient hat.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.06.2017

Leider nicht mein Buch

Der Freund der Toten
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INHALT:
Der charmante Gelegenheitsdieb und Hippie Mahony glaubte immer, seine Mutter habe ihn aus Desinteresse 1950 in einem Waisenhaus in Dublin abgegeben. Sechsundzwanzig Jahre später erhält er einen ...

INHALT:
Der charmante Gelegenheitsdieb und Hippie Mahony glaubte immer, seine Mutter habe ihn aus Desinteresse 1950 in einem Waisenhaus in Dublin abgegeben. Sechsundzwanzig Jahre später erhält er einen Brief, der ein ganz anderes, ein brutales Licht auf die Geschichte seiner Mutter wirft. Mahony reist daraufhin in seinen Geburtsort, um herauszufinden, was damals wirklich geschah. Sein geradezu unheimlich vertrautes Gesicht beunruhigt die Bewohner von Anfang an. Mahony schürt Aufregung bei den Frauen, Neugierde bei den Männern und Misstrauen bei den Frommen. Bei der Aufklärung des mysteriösen Verschwindens seiner Mutter hilft ihm die alte Mrs Cauley, eine ehemalige Schauspielerin. Furchtlos, wie sie ist, macht die Alte nichts lieber, als in den Heimlichkeiten und Wunden anderer herumzustochern. Sie ist fest davon überzeugt, dass Mahonys Mutter ermordet wurde. Das ungleiche Paar heckt einen raffinierten Plan aus, um die Dorfbewohner zum Reden zu bringen. Auch wenn einige alles daran setzen, dass Mahony die Wahrheit nicht herausfindet, trifft er in dem Ort auf die eine oder andere exzentrische Person, die ihm hilft. Dass es sich dabei manchmal auch um einen Toten handelt, scheint Mahony nicht weiter zu stören …
COVER:
Das Cover ist mir sofort ins Auge gefallen. Diesem nach zu urteilen, hätte ich eher auf einen anderen Inhalt geschlossen. Es wirkt frisch, naturnah, fast tropisch. Zu dem doch eher düsteren Inhalt mag es gar nicht so recht passen. Für mich eines der schönsten Cover in 2017.
MEINUNG:
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart befinden wir in 1976 und in der Vergangenheit in den 1950er Jahren. In Episoden der Vergangenheit lernt man Orla, Mahonys Mutter besser kennen. Gleich zu Beginn des Romans erfährt man was mit ihr passiert ist. Sie nehmen aber den geringeren Teil des Romans ein.
Die Autorin bringt eine ganze Reihe von skurrilen Charakteren auf das Tablett. Für meinen Geschmack zu viele, denn bis auf wenige Ausnahmen, prägt sie diese einfach nicht genug aus, sodass der typische Wiedererkennungseffekt erzielt werden konnte. Ich habe jedes Mal aufs Neue überlegt, wer das nun war und in welchen Verhältnis er zu Orla/ Mahony stand. Eine Namensliste wäre auf jeden Fall hilfreich gewesen. Ich konnte mich also mit keinem der Charaktere eine richtige Beziehung aufbauen und somit fiel es mir auch schwer das Buch zu mögen.
Sprachlich ist die Geschichte eine sprichwörtliche Wucht. Die Autorin schafft es ihre Geschichte sowohl Düsternis als leichtfüßigen Humor einzuhauchen. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen und ist auch sehr außergewöhnlich.
Ich bin auch kein Freund von Tierquälereien, welche aber leider hier häufiger vorkommen und auch recht ausführlich beschrieben werden. Damit muss man also zurechtkommen, wenn man das Buch lesen möchte.
Auch wenn ich kein Freund von Übernatürlichem in „normalen“ Roman, als keine Fantasyromane, hat die Autorin diesen Aspekt recht gut verpackt. Mahony hier aber als Freunde der Toten zu bezeichnen, finde es etwas weiter her geholt. Sie helfen ihm auch nicht unbedingt. Es macht den Roman natürlich besonders, aber dieser Aspekt hätte getrost weggelassen werden können, denn es gibt genug andere skurrile Charaktere in diesem Roman.
Letztendlich hat mir hier aber einfach die Spannung gefehlt. Natürlich ist es kein Krimi oder Thriller, auch wenn viele Stellen recht brutal sind, aber immer wieder schweift die Handlung von der Aufklärung des Falls ab und verliert in irgendwelchen sinnlosen Zwischenszenen, die die Handlung kein Stück voran bringen. Es fehlte einfach eine stringente Handlung.

FAZIT:
Leider war es überhaupt nicht mein Buch. Es konnte mich bis zum Schluss nicht für sich einnehmen. Ich habe wenig Drang verspürt weiterzulesen und habe die letzten Seiten nur noch quer gelesen. Ich bin aber überzeugt, dass das Buch viele Fans finden wird, weil es trotz allem außergewöhnlich und ein absoluter Genre-Mix ist.
Ich vergebe 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Ein nettes Schmankerl zur Einstimmung

Der Anfang
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INHALT:
Anna und Sebastiano sind zurück! Das Traumpaar der Zeitenzauber-Trilogie hat einen kühnen Plan: eine eigene Zeitreise-Akademie in Venedig, dem Ort, wo das Abenteuer ihrer Liebe begann.
Doch das ...

INHALT:
Anna und Sebastiano sind zurück! Das Traumpaar der Zeitenzauber-Trilogie hat einen kühnen Plan: eine eigene Zeitreise-Akademie in Venedig, dem Ort, wo das Abenteuer ihrer Liebe begann.
Doch das Rekrutieren neuer Schüler stellt sich als unerwartet gefährlich heraus. Ihr erster Novize heißt Ole und ist ein waschechter und ziemlich rücksichtsloser Wikinger, der völlig andere Pläne verfolgt als Anna und Sebastiano. Ehe die beiden sich versehen, stecken sie bis zum Hals in Schwierigkeiten und müssen nicht nur um Oles Leben kämpfen, sondern auch um ihr eigenes.


MEINUNG:
Der Anfang ist ein Kurzroman als Auftakt zur neuen Jugendbuch-Reihe Time School von Eva Völler. Das eBook enthält außerdem noch eine Leseprobe aus dem 1. Band Auf ewig dein, der am 21. Juli 2017 erscheint.
Ich habe die Zeitenzauber-Trilogie zwar noch nicht komplett gelesen, aber ich habe mich sehr gefreut, dass Eva Völler eine weitere Trilogie um Sebastiano und Anna veröffentlichen wird. In dem Kurzroman versuchen Anna und Sebastiano Ole, einen Wikinger zu rekrutieren. Er spielt also zeitlich vor Auf ewig dein.
In der Kürze der Handlung bekommt man einen Eindruck wer Ole ist und aus welcher Welt er entstammt. Außerdem wird klar, warum Ole sich entscheidet mit Anna und Sebastiano in die Zukunft zu kommen.
Ole Rekrutierung ist spannend und rasant verpackt. Ich habe mich gleich wieder in die Welt von Zeitenzauber, der ersten Trilogie rund um Anna und Sebastiano, zurück versetzt gefühlt und bin nun gespannt, wie es mit Ole in der Time School weiter geht und was ihn zusammen mit Anna und Sebastiano noch erwarten wird.

FAZIT:
Der Anfang ist ein kleines Schmankerl, mit dem man sich auf Eva Völlers neuen Roman Auf ewig dein einzustimmen kann und mit dem gleichzeitig in die Welt von Anna und Sebastiano zurückkehrt. Auf den wenigen Seiten lernt man Ole und dessen Hintergründe besser kennen und bekommt gleichzeitig wieder einen Vorgeschmack, wie rasant die Abenteuer von Anna und Sebastiano wieder sein werden. Für Fans ein Muss!
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Humor
  • Spannung
  • Thema
Veröffentlicht am 14.06.2017

Zurück zu Komissar Dühnfort

Sieh nichts Böses (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 8)
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INHALT:
Der Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort ist glücklich wie nie zuvor. Gerade ist er mit Gina von der Hochzeitsreise zurückgekehrt, die beiden freuen sich auf ihr erstes Kind.
Doch ein überraschender ...

INHALT:
Der Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort ist glücklich wie nie zuvor. Gerade ist er mit Gina von der Hochzeitsreise zurückgekehrt, die beiden freuen sich auf ihr erstes Kind.
Doch ein überraschender Fund reißt Dühnfort aus seiner privaten Idylle. An einem nebligen Novembertag spüren Leichensuchhunde bei einer Polizeiübung den halb verwesten Körper einer jungen Frau auf. Neben ihr liegt eine kleine Messingskulptur - ein Affe, der seinen Unterleib bedeckt. Seine Bedeutung: Tu nichts Böses.
Dühnfort findet heraus, dass es sich um eine seit Jahren vermisste Frau handelt. Er stößt auf einen weiteren ungeklärten Mord und kommt so einem niederträchtigen Rachefeldzug auf die Spur, der noch lange nicht beendet ist. Denn wieder verschwindet eine Frau.

MEINUNG:
Jedes Jahr erscheint ein neuer Band der Kommissar-Dühnfort-Reihe und ich freue mich immer sehr darauf. Sieh nicht böses ist der achte Teil der Reihe. Die Fälle sind immer in sich abgeschlossen, aber es empfiehlt sich sehr die Reihe trotzdem nach der Reihenfolge zu lesen, denn die privaten Entwicklungen von Dühnfort setzen sich Band für Band fort. Sie verleihen dem Ganzen auch den von mir so geliebten Charme der Bücher. Gleiches gilt auch für das Setting, welches in München angesiedelt ist. Ich komme zwar selbst nicht aus München, aber Inge Löhnig schafft es wie keine zweite hier Band für Band das Münchner Flair durch ihre Bücher zu transportieren.
In diesem achten Fall es um den Tod einer jungen Frau. Die Story ist wie immer sehr gut konstruiert und wie üblich tappen Dühnfort und seine Kollegen lange im Dunkeln. Auch ich habe wie immer mitgerätselt und bin der Lösung aber nicht vorzeitig auf die Schliche gekommen. Der Schreib- und Erzählstil von Inge Löhnig was wie gewohnt bildhaft und flüssig. Wieder einmal habe ich jede Seite genossen.
Meiner Meinung nach standen diesmal auch die privaten Ereignisse bei Gina und Dühnfort mehr im Mittelpunkt, denn beide müssen eine schwierige Entscheidung treffen. Mich hat dieser Fakt auch wirklich mitgenommen. Es ist Entscheidung, vor der ich in meinem Leben einmal stehen möchte. Deren Auswirkungen werden sich sicherlich noch in den folgenden Bänden zeigen. Trotzdem bin ich froh über die Entscheidung, die die beiden schlussendlich getroffen haben. Wenn man als Leser schon so viele Jahre die beiden verfolgt, dann kann der Fall schon mal nebensächlich werden.
Einen halben Stern ziehe ich aber, weil das Ende ziemlich abrupt kam. Gerne lese ich dann immer noch ein paar Seiten zu Nachwirkungen auf die Beteiligten, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Jetzt heißt es wieder ein Jahr warten auf den nächsten Band.

FAZIT:
Es war wieder wie nach Hause kommen. In gewohnter Manier entführt uns Inge Löhnig wieder nach München zu Kommissar Dühnfort und seinen Kollegen. Wieder gibt es einen kniffligen Fall und ein steinigen privaten Weg. Für mich eine klare Leseempfehlung für alle Fans der Reihe und alle die es werden wollen.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 12.06.2017

Nicht ganz überzeugend

Hexensaat
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INHALT:
Felix ist ein begnadeter Theatermacher und in der Szene ein Star. Seine Inszenierungen sind herausfordernd, aufregend, legendär. Nun will er Shakespeares „Der Sturm“ auf die Bühne bringen. Das ...

INHALT:
Felix ist ein begnadeter Theatermacher und in der Szene ein Star. Seine Inszenierungen sind herausfordernd, aufregend, legendär. Nun will er Shakespeares „Der Sturm“ auf die Bühne bringen. Das soll ihn noch berühmter machen – und ihm helfen, eine private Tragödie zu vergessen. Doch nach einer eiskalten Intrige seiner engsten Mitarbeiter zieht sich Felix zurück, verliert sich in Erinnerungen und sinnt auf Rache. Die Gelegenheit kommt zwölf Jahre später, als ein Zufall die Verräter in seine Nähe bringt.
MEINUNG:
Dies ist bereits das dritte Buch, welches ich nun aus dem Hogarth Shakespeare Projekt gelesen habe. In diesem geht es um Shakespeares „Der Sturm“. Man muss das Stück nicht kennen, aber es sehr hilfreich, wenn man weiß worum es geht und auch die Personen kennt. Eine Zusammenfassung des Stücks befindet sich hinten. Das finde es etwas unglücklich, denn man sollte da ruhig vorher lesen, um zumindest einen groben Überblick zu haben.
Atwood Interpretation ist in meinen Augen anders als z.B. Die störrische Braut oder Der weite Raum der Zeit, denn hier spielt das Stück eine zentrale Rolle, welches Felix als Regisseur in einer Theatergruppe im Gefängnis auf die Bühne bringen will, nachdem ihm diese Möglichkeit durch eine Intrige genommen worden ist. Atwood bettet damit die Handlung des Sturms nur zum Teil in eine neue Geschichte. Es ist ein bisschen wie Der Sturm in Der Sturm, denn die äußere Handlung um Felix und d, der viele Parallelen von Prospero aus dem Stück aufweist, und der Personenkreis ähneln sehr den Shakespeareschen Stück, aber auch der Inhalt beschäftigt in Form der Inszenierung mit dem Stück. In meinen Augen ein ziemlicher Clou, aber leider nicht so ganz ausgereift.
Das erste Drittel wird relativ schnell erzählt. 12 Jahren vergehen nach Felixs Rauswurf und er leckt weitab seines alten Lebens seine Wunden und trauert um den Verlust seiner Tochter, Miranda, benannt nach der Miranda, der Tochter von Prospero. Es ist während des gesamten Romans sehr deutlich spürbar, dass er sie nicht loslassen kann. Genauso wenig wie von dem Groll den er gegen seinen Rauswurf hegt. Felix sinnt auf Rache und diese Möglichkeit kommt mit der Stelle als Lehrer für Theater in besagten Gefängnis.
Durch einen Zufall ergibt sich für Felix im Rahmen seiner Tätigkeit im Gefängnis eine Möglichkeit Rache zu nehmen. Dazu soll diesmal Der Sturm inszeniert werden. Felix beginnt das Stück mit seiner Gruppe aufzuarbeiten und zu inszenieren. Dieser Teil hat mir gut gefallen, denn hier wird sich intensiv mit Personen und der Handlung auseinander gesetzt und geben tiefe Einblicke. Atwood baut auch immer wieder einige Textstellen ein und lässt den Akteuren aber auch Freiraum für neue, moderne Interpretationen. Es liest sich fast wie ein Interpretationsleitfaden in Romanform.
Die von Felix geplante Rache nimmt nur einen kleinen Teil und recht schnell vorüber. Aus dem Grund gibt es auch keine große Wendungen und Spannungsmomente. Ich fand Felix‘ inszenierte Rache allerdings relativ absurd und habe mich gewundert, dass er damit auch noch durchkommt. Dieser Punkt liegt definitiv nicht im Fokus des Geschehens, ist aber gleichzeitig der Dreh- und Angelpunkt, um Felix‘ verstehen zu können. Das Ende ließ mich zufrieden zurück.

FAZIT:
Mir ist abschließend nicht so ganz klar, was Margaret Atwood mit diesem Roman für einen Weg einschlagen. Es ist definitiv eine Hommage an Shakespeares Stück Der Sturm und setzt sich damit auch ausführlich auseinander. Nur hätte ich mir hier mehr Rahmenhandlung gewünscht. Vielleicht wären ein paar mehr Seiten gut gewesen. Vieles erschien mir zeitlich sehr gerafft. Trotzdem ein Lese-Tipp für Fans von Shakespeare oder solche, die seine Stück abseits der sehr bekannten kennenlernen wollen.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.