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Veröffentlicht am 18.12.2023

Sehr intensiv

Endstation Malma
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MEINUNG:
Bisher habe ich alle beide Romane - Verbrenn all meine Briefe und Die Überlebenden von Alex Schulman gelesen und für sehr gut befunden. Ich liebe vor allem von schwedischen AutorInnen die Spannungsliteratur, ...

MEINUNG:
Bisher habe ich alle beide Romane - Verbrenn all meine Briefe und Die Überlebenden von Alex Schulman gelesen und für sehr gut befunden. Ich liebe vor allem von schwedischen AutorInnen die Spannungsliteratur, aber Alex Schulman beweist, dass die Schweden auch sehr gute Belletristik können.
Das Buch ist aus drei abwechselnden Sichten  und drei Zeiten - 1976, 2001 und heute geschrieben. Alle Protagonisten sind auf dem Weg nach Malma, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Ehepaar, deren Ehe in der Krise ist. Außerdem ist ein Vater meiner seiner kleinen Tochter unterwegs und eine junge Frau versucht das Rätsel ihres Lebens zu lösen.
Am Anfang fand ich am spannendsten herauszufinden, wie alle Charaktere miteinander verbunden sein könnten. Vermutlich liegt es daran, dass viele Krimis und Thriller lese und immer Rätsel aufdecken möchte. Es stellt sich relativ schnell heraus, wie alle Personen miteinander zusammenhängen. Die Harriet, die mit ihrem Vater unterwegs ist, ist die Mutter von der jungen Frau, Yana, deren Name übrigens eine tief Bedeutung hat, die sich später noch erklärt. Bei dem Ehepaar handelt es sich um die erwachsene Harriet und Oskar, ihren Mann. 
Jede Person hat ihr wirklich eigenes, teilweise großes Päckchen zu tragen. Es gibt ein großes Ereignis in der Vergangenheit von Harriet, was schon als Trauma bezeichnen kann, was alle das Leben aller Protagonisten praktisch für ihr ganzes Leben stark beeinflusst. Für mich ist Harriet auch der Dreh- und Angelpunkt gewesen, denn ihr Probleme und das Traum in der Kindheit, haben die Ehe mit Oskar und die Kindheit und das spätere Leben von Yana beeinflusst. Manchmal war da schwer zu ertragen, vor allem Harriets Selbstzerstörung und teilweise Zerstörung ihrer Beziehungen, was ich auf Grund der Kindheit verstanden habe, aber andererseits auch schwierig fand als sie erwachsen wurde. Oskar ist in meinen Augen damit auch nicht gerade gut umgegangen, aber er wird es nicht besser gewusst haben. In diesem Kosmos, der Eltern, die oft mit sich beschäftigt sind, befindet sich Yana. Mir schien sie manchmal verloren, vor allem als man dann liest, wie schlecht das Verhältnis dann später wird zu ihren Eltern. Bei mir hat sich manchmal das Gefühl entwickelt, alle in den Arm nehmen zu wollen, um die große Einsamkeit zu lindern, die fast alle verspüren. Alex Schulman schafft es wieder als kluger und feiner Beobachter sehr ausgeprägte Charaktere zu schaffen, die in mir viele Gefühle ausgelöst haben.

FAZIT:
Mein einziger Kritikpunkt an Endstation Malma ist, dass ich gerne noch mehr erfahren hätte, wie es für die junge Frau weiter geht, deren Endstation Malma ist. Da kam mir das Ende etwas zu abrupt. Alle anderen losen Fäden bringt der Autor sehr gut zusammen, auch wenn das Ende bzw. die Auflösung wirklich tragisch ist. Es ist so eine Geschichte, wo man sich wieder fragt, was wäre passiert, wenn es nicht dieses eine Ereignis in der Vergangenheit gegeben hätte. Ich freue mich auf weitere Roman von dem Autor.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Ganz typischer Stine Pilgaard

Lieder aller Lebenslagen
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MEINUNG:
Von Stine Pilgaard habe ich schon Meter pro Sekunde und Meine Mutter sagt gelesen. Ersteres hat sich mir nicht so richtig erschlossen, aber zweiteres mochte ich wieder. Die Autorin hat einfach ...

MEINUNG:
Von Stine Pilgaard habe ich schon Meter pro Sekunde und Meine Mutter sagt gelesen. Ersteres hat sich mir nicht so richtig erschlossen, aber zweiteres mochte ich wieder. Die Autorin hat einfach einen unverkennbaren Erzählton.
Die namenlose Ich-Erzählerin wohnt in einer Wohngemeinschaft mit ihrer Lebensgefährtin. Sie schreibt Horoskope, die auch zwischen den Kapiteln abgedruckt werden, was ich sehr mochte. Ihre MitbewohnerInnen erzählen ihr gerne Geschichten, die sie dann zu Liedern umdichtet. Die Wohngemeinschaft ist ein bunter Haufen verschiedenster Charaktere, beim ich erst mal durchsehen musste. Allerdings ist es auch nicht so wichtig sich alle Namen und Beziehungen zu merken. Wie so häufig in Stine Pilgaards Romanen gibt es keinen wirklichen roten Faden, keine erkennbare Handlung, sondern eher um Alltagsbeobachtungen. Eigentlich bin ich eine absolut handlungsgetriebene Leserin, aber bei der Autorin weiß ich inzwischenzeit, worauf ich mich einlasse. 
Der Schreibstil der Autorin war wieder unverkennbar lebensklug und poetisch. An der Stelle muss auch der Übersetzer Hannes Langendörfer erwähnt werden, der es schafft, genauso wie Hinrich Schmidt-Henkel, den unverkennbaren Erzählton der Autorin zu bewahren. Ich fühle mich davon immer einhüllt, wie in eine warme Decke, auch wenn ich auf der anderen Seite schwer wieder geben kann, was eigentlich in dem Buch passiert. Gerade aber diese unaufgeregte Fokussierung auf das Alltägliches und auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, machen die Romane zu wunderbaren Büchern zwischendurch, vor allem wenn man vorher vielleicht "härtere Kost" gelesen hat.

FAZIT:
Lieder aller Lebenslagen ist ein ganz typisches Buch von Stine Pilgaard. Eine wirklich Handlung gibt es hier nicht, aber es ist eine Fokussierung auf das Alltäglich und gleichzeitig ein Wohlfühlbuch.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Vielversprechender Auftakt

Was wir verschweigen
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MEINUNG:
Artuu Tuominen ist ein weiterer skandinavischer, genauer gesagt finnischer Autor, denn ich natürlich gerne kennenlernen wollte. Ich finde finnische Autoren zunehmend vielversprechend. Was wir ...

MEINUNG:
Artuu Tuominen ist ein weiterer skandinavischer, genauer gesagt finnischer Autor, denn ich natürlich gerne kennenlernen wollte. Ich finde finnische Autoren zunehmend vielversprechend. Was wir verschweigen ist der erste Band der River-Delta-Reihe. Es sind bereits zwei weitere Bände erschienen.
An einem stürmischen Herbsttag wird in Pori, Finnland nach einem Saufgelage in einer Gartenhütte die Leiche eines Mannes gefunden. Auch der Täter ist schnell gefunden. Es kein anderer als der ehemalige beste Freund vom Interims-Leiter der Mordkommission Jari Paloviita - Antti Mielonen. Die beiden hatten einen sehr enge Beziehung zueinander und hatten sich einst bedingungsloses Vertrauen versprochen. Er verdankt ihm außerdem sein Leben. Der Fall stellt Jari auf eine Zerreisprobe. 
Das Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Ich muss sagen, dass ich generell immer den Part in der Gegenwart lieber mag und so ging es mir auch bei diesem Buch. Vor allem weil es Teile aus der Kindheit von Jari Paloviita, dem Opfer und dem Täter waren. Dieser Teil ist natürlich wichtig, um erstmal das Verhältnis der drei zu verstehen und natürlich auch um das Motiv. Diese Teile waren allerdings auch ziemlich heftig vor allem in der zweiten Hälfte des Buches, denn einige der Jungen hatten keine gute Kindheit und es wird hier in aller Deutlichkeit beschrieben. Diese Passagen haben mich schon mitgenommen. Ansonsten finde ich, haben wir hier spannende ermittelnde Personen, wie Jari Paloviita selbst. Er wird natürlich von seiner Vergangenheit komplett eingeholt und aus Loyalität macht er ein paar unüberlegte Dinge, wo ich mir beim Lesen dachte, dass er das jetzt nicht wirklich macht. Vor allem steht unter Druck Karriere zu machen, um sein Leben mit seiner Frau und den Töchtern zu finanzieren. Dann gibt es noch Linda, die ein starkes Alkoholproblem hat und ebenfalls auch Probleme Zuhause hat und dann ist da noch Hendrik Oksman, der viele Neurosen hat, aber gleichzeitig er sehr guter und aufmerksamer Polizist ist. Ich mochte alle drei sehr gern. Der Spannungsbogen war konstant und das Ende ein wenig überraschend. 

FAZIT:
Was wir verschweigen ist der erste Band der River Delta Reihe und ich war hier sehr begeistert, bis auf einige Passagen aus der Vergangenheit. Mir gefiel, dass der Täter dieses Mal eigentlich schon bekannt ist, aber es hier um etwas Persönliches zwischen Ermittler und Täter gibt. Ich bin gespannt auf die weiteren Teile.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Super spannend und mitreißend

Apfelmädchen
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MEINUNG:
Ich bin schon lange große Freundin von skandinavischer Spannungsliteratur. Zum Glück erscheinen in Deutschland stetig und ständig so viele neue deutsche Übersetzungen von Autoren und Autorinnen ...

MEINUNG:
Ich bin schon lange große Freundin von skandinavischer Spannungsliteratur. Zum Glück erscheinen in Deutschland stetig und ständig so viele neue deutsche Übersetzungen von Autoren und Autorinnen in diesem Bereich. So auch die neue Reihe von der schwedischen Autorin Tina N. Martin. Apfelmädchen ist der erste Teil um die Ermittlerin Idun Lind.
Kommissarin Idun Lind und ihr Kollegin Calle werden zu einem besonders ungewöhnlichen Tötungsdelikt gerufen - Eine Lehrerin wird brutal inszeniert aufgefunden. Sie wird tot am Lampenhaken von ihrem Mann mit Nägeln durch die Hände gefunden. Idun Lind und ihr Kollege fangen an zu ermitteln, was sich zunächst als nicht so einfach herausstellt, denn die Frau scheint keine Feinde zu haben. Nur langsam finden sie eine Spur als es ein nächstes Opfer gibt...

Man ist hier sofort in der Handlung drin. Es gibt zwei Erzählstränge, die in der Gegenwart und in der Vergangenheit stattfinden. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin geschickt schafft Täter, Opfer und die beiden Ermittler vorzustellen, ohne dass es zu ausschweifend wird. Vor allem im Gegenwartspart werden immer wieder Personen zur Handlung hinzugefügt, die man eine Rolle für die Handlung spielen, aber die nicht den Fluss der Ermittlung stören. Der Vergangenheitsteil beschäftigt sich mit einer Familie, die wirklich Schreckliches durchstehen muss. Ich muss sagen, dass mich diese Teile wirklich sehr mitgenommen haben. Die Autorin geht sparsam mit den Infos um, aber sie beschreibt einige Szene auch in aller Deutlichkeit. Mir ist es auch selten so schwer gefallen, dass ich die Täter dafür verurteilen kann, was sie gemacht haben. Die Autorin schafft es sehr gut die Leserschaft bei der Stange zu halten. Die Handlung und Zusammenhänge brauchen ein bisschen, aber der Spannungsbogen ist konstant und ab ca. der Hälfte konnte ich das Buch wirklich nicht mehr zur Seite legen. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich mir gedacht, wie alles zusammenhängt. Mir hat gefallen, dass zu erraten war und nicht ein Täter/ eine Täterin war, die kaum eine Rolle gespielt hat.

FAZIT:
Apfelmädchen ist ein wirklich packender und fesselnder Thrillerauftakt gewesen. Ein Buch, was ich kaum aus der Händen legen konnte. Das lag zum einen an der sehr guten Spannungsbogen, aber auch an dem geschilderten Familiendrama, was mich wirklich

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Speziell, aber Durchhalten lohnt sich

Blutbuch
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MEINUNG:
Blutbuch ist das Gewinnbuch vom Deutschen Buchpreis 2022 und ein sehr besonderes Buch, so jedenfalls meine Erwartungshaltung. Ich habe das Buch schon lange auf meiner "to-read-Liste" und nun war ...

MEINUNG:
Blutbuch ist das Gewinnbuch vom Deutschen Buchpreis 2022 und ein sehr besonderes Buch, so jedenfalls meine Erwartungshaltung. Ich habe das Buch schon lange auf meiner "to-read-Liste" und nun war es endlich soweit.
Nach meiner Interpretation ist das große Thema des Romans die Suche nach der eigenen Geschichte und der eigenen Identität und auch Traumabewältigung. Es erweckt auch den Anschein als wäre der Text sehr autofiktional, denn er weißt viele Parallelen zu der Biographie von Kim de L'Horizon auf. Ganz besonders steht die Geschichte der Großmutter im Vordergrund, die hier verarbeitet und erarbeitet wird. Stilistisch bekommt man mit Blutbuch, was meiner Meinung nach eigentlich eher "Blutbuche" heißen müsste, wirklich etwas außergewöhnliches geliefert. Ich habe selten ein Buch gelesen, was stilistisch so stark in den einzelnen Buchabschnitten wechselt. Der Anfang ist hohe literarische Kunst, denn Text ist voller Metaphern und es ist zum Teil anstrengend zu lesen, aber ich war auf der anderen Seite auch wieder beeindruckt, wie man sowas als Debüt (!) schreiben kann. Es hat sich gelohnt dran zu bleiben, denn die Sprache wechselt in zweiten und dritten Teil des Romans und wird zugänglicher. Es sollte dringend darauf hingewiesen werden, dass es hier sehr derbe und brutale Textstellen hinsichtlich des Sexualverhaltens der Hauptperson gibt. Hier wäre sicher eine Triggerwarnung angebracht. Ich habe nicht so ein Problem mit solchen Stellen, aber habe mich auch gefragt, warum dass in aller Deutlichkeit notwendig ist. Ich denke aber, dass es einfach Ausdruck von so vielem in der Person Kim im Roman ist - Flucht vor eigenen Gefühlen, sich spüren wollen oder auch nicht etc. 

FAZIT:
Blutbuch ist sehr besonderes Buch, welches ich in der Art noch nicht gelesen habe. Es stilistisch gleichermaßen besonders als auch sehr anspruchsvoll. Es ist ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte. Ich habe auch ein paar Wochen gebraucht und habe immer wieder pausiert, aber das Durchhalten hat sich gelohnt.

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