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Veröffentlicht am 26.11.2021

Großmutter und Biznesmeny - ein Yankee in Moskau

Ein schreckliches Land
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Um im postsowjetischen Moskauer Großstadtdschungel zu überdauern, braucht es eine gewissen Härte, Gewitztheit und Geld und/oder Beziehungen. Der Literaturwissenschaftler Andrej Kaplan begreift das recht ...

Um im postsowjetischen Moskauer Großstadtdschungel zu überdauern, braucht es eine gewissen Härte, Gewitztheit und Geld und/oder Beziehungen. Der Literaturwissenschaftler Andrej Kaplan begreift das recht schnell, als er auf Drängen seines älteren Bruders Dima in seine Geburtsstadt zurückkehrt, um sich um die leicht demente Großmutter zu kümmern. Andrej war sechs Jahre alt, als seine Eltern als jüdische Kontingentsflüchtlinge die Sowjetuntion verließen und in die USA ausreisten - zu jung, um noch viele Erinnerungen an das damalige Leben zu haben. Er wurde voll integrierter Amerikaner, der zehn Jahre ältere Dima hingegen, so schreibt der Ich-Erzähler in Keith Gessens Roman "Ein schreckliches Land" hingegen blieb Russe.

Kein Wunder also, dass Dima nach dem Zerfall der Sowjetunion zurückkehrte, in den wilden 90-er Jahren eine Karriere als "Biznesman" machte. Nun brennt ihm aber der Boden unter den Füßen, er hat sich bei seinen Geschäften mit den falschen Leuten angelegt und muss das Land überstürzt verlassen. So bleibt es an Andrej, dessen akademische Karriere schon länger eine Durststrecke erlebt, sich um die Oma zu kümmern und, so hofft er, Material für eine wissenschaftliche Veröffentlichung zu finden, die ihm vielleicht doch noch einen Lehrstuhl einbringt.

Mit seiner Biographie hat Andrej so einiges mit dem Autor gemeinsam, der übrigens der Bruder der Kolimnistin und Autor*in Masha Gessen ist. Seine Ankunft ist Russland ist von Ängsten begleitet, das Studium von Stalinismus-gequälten Autoren hat dazu sicherlich noch beigetragen. Doch die alte Sowjetunion ist zumindest äußerlich untergegangen in einer Zeit, in der Goldgräberstimmung herrscht und gutgekleidete Geschäftsleute an die Stelle alter Aparatschiks getreten sind. Staatspräsident Medwedew hält den Posten warm für Putin, der eine Amtszeit aussetzen muss, ehe er wieder antreten kann. Und Andrej stellt fest, dass er sich Moskau eigentlich gar nicht leisten kann.

Die Suche nach Freundschaften scheitert zunächst, vor allem, als sich ein hoffnungsvolles Date als Prostituierte entpuppt und auch die nicht-professionellen Frauen einen Sugar-Daddy bevorzugen. Das Zusammenleben mit der Babuschka hingegen klappt nach anfänglichen Irritationen ("Wer bist du noch mal?") immer besser, auch wenn die alte Dame nur wenig zuverlässige Auskunft über die Stalin-Jahre geben kann und die akademischen Ambitionen Andrejs weiter brach liegen.

Erst als er über Eishockey-Kumpel auf eine bolschewistisch orientierte Oppostionsgruppe stößt, bekommt Andrejs Leben Auftrieb: Endlich hat er Material für einen wissenschaftlichen Artikel, findet neue Freunde und mit der Aktivistin Yulia sogar Liebe. Andrej träumt davon, in Russland zu bleiben. Dann aber kommt es zu einem Vorfall, in dem Andrejs amerikanische Naivität im neuen Russland Konsequenzen hat.

Gessen schildert Andrejs Moskauer Abenteuer mit Humor und Ironie, schildert neuen Glanz und andauernden Verfall, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Suche nach der Zukunnft. Andrej und Dima, der gegen Ende des Romans doch wieder auftaucht bilden da einen ganz persönlichen Ost-West-Gegensatz, in dem der voll amerikanisierte Andrej für die Herausforderungen der postsozialistischen Gegenwart irgendwie zu weich, zu nett und zu zögerlich ist.

"Ein schreckliches Land" verbindet Familiengeschichte und das Porträt eines Lands im Umbruch, Fragen nach Identität und Fremdheit. Spannend, unterhaltsam und unsentimental geschrieben geht es auch um Russland mit seinen Veränderungen und Kontinuitäten. Wer sich für Osteuropa, Russland und die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen im einstigen "Ostblock" interessiert, findet hier eine lesenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 25.11.2021

Überleben im Großen Hunger

Grace – Vom Preisträger des Booker Prize 2023 ("Prophet Song")
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Der "große Hunger" Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich in der kollektiven Erinnerung der Iren eingebrannt. Der Hungertod von hunderttausenden, die nach der Kartoffelfäule gleich mehrere Winter ohne das ...

Der "große Hunger" Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich in der kollektiven Erinnerung der Iren eingebrannt. Der Hungertod von hunderttausenden, die nach der Kartoffelfäule gleich mehrere Winter ohne das Hauptnahrungsmittel der einfachen Leute zu überleben versuchten, mag im reichen Europa von heute unvorstellbar sein. Doch das Drama wurde in Gedichten und Liedern verarbeitet und steht nun auch im Mittelpunkt von Paul Lynch´s "Grace", gleichermaßen historischer Roman und Coming of Age Story mit einer bildhaft-poetischen Sprache.

Die Titelheldin Grace ist 14, als ihre Mutter sie vor die Hütte zerrt und ihr an dem Baumstumpf, auf dem sonst die Hühner geschlachtet werden, die langen Haare abschneitet. Grace soll sich in einen Jungen verwandeln und auf der Landstraße ihr Glück, Arbeit und Auskommen finden. So grausam es scheint, auf diese Weise unvermutet in Männerkleidung von Zuhause weggeschickt zu werden - die Mutter will Grace schützen vor ihrem Quasi-Stiefvater, der bereits ein Auge auf das Mädchen geworfen hat. Und sie hofft, dass Grace die zum Überleben nötige Stärke hat, während gleichzeitig mit einer Esserin weniger die Chancen der jüngeren Geschwister steigen.

Die oft poetische Sprache Lynchs bedeutet keine Beschönigung der harten Lebensumstände. Grace wird anfänglich von ihrem jüngeren Bruder begleitet, der ihr auch hilft, in die neue männliche Rolle zu finden, doch schon bald ist sie auf sich gestellt, führt nut innere Zwiesprrache mit dem Bruder, die auf Außenstehende wie seltsame Selbstgespräche wirken.

Grace trifft Menschen, die ihr helfen, andere, die eine Gefahr darstellen, sie erfährt, wie der Hunger und Überlebenskampf Grenzen von Anstand und Moral außer Kraft setzen. In Situationen, in denen es buchstäblich um Leben oder Tod geht, lösen sich Vorstellungen von Gut und Böse auf, und wo die Lebenden aussehen wie wandelnde Tote ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass auch die Toten in Graces Bewusstsein of realer wirken als die lebenden Menschen, mit denen sie zu tun hat.

Auch Grace kommt dem Hungertod sehr, sehr nahe und die Monologe in denen Lynch den Lesern Einblick in die zunehmend wirren und wahnhaften beinahe letzten Gedanken Graces gibt, gehören zu den dramaturgischen Höhepunkten des Buchs. Wer auf nette historische Unterhaltung hofft, wird an Grace sicherlich keinen Gefallen finden, denn es geht ziemlich schonungslos und ungeschönt zu. Angesichts des Ausmaßes der Hungesnot ist es nur konsequent, dass Lynch auf eine rührselige Heimkehr der verlorenen Tochter verzichtet. Grace erkennt, welchen Preis ihr Überleben hatte.

Auch wenn Lynch mitunter ein wenig weitschweifig wird, ist "Grace" ein eindrucksvoller Roman, der ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte nachvollziehbar macht.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Briefroman für Fans

Mitte
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Als Serie "Babylon Berlin" ein Hype hat die Romanvorlage von Volker Kutscher zu dem in der Spätphase der Weimarer Republik und den ersten Jahren des Dritten Reichs ermittelnden Kommissars Gereon Rath ebenfalls ...

Als Serie "Babylon Berlin" ein Hype hat die Romanvorlage von Volker Kutscher zu dem in der Spätphase der Weimarer Republik und den ersten Jahren des Dritten Reichs ermittelnden Kommissars Gereon Rath ebenfalls treue Fans. Wer den bislang letzten Band der Reihe gelesen hat, zweifelt angesichts der Entwicklung in "Olympia", ob eine Fortzsetzung dieses achten Bandes überhaupt möglich ist. Düster, schillernd, brutal und voller Herausforderungen ist die Welt, in der sich Rath und seine Frau Charlotte bewegen. Und die größte Herausforderung von allen bleibt dabei womöglich: Wie bleibt man ein anständiger Mensch in einer Zeit, in der Fanatismus, Naziideologie und blinder Gehorsam auch in Kollegenkreisen zur neuen Normalität wird?

Für Fans gibt es jetzt das gemeinsame Buch "Mitte" von Kutscher und der Illustratorin Kat Menschik. Dabei ist es auf jeden Fall von Vorteil, die Bücher der Gereon Rath-Reihe zu kennen, insbesondere "Olympia". Mit einem Briefroman haben die Autoren für das im Stil der 30-er/40-er Jahre illustrierte Buch auch ein neues Format gewählt.

Im Mittelpunkt steht als Briefschreiber der 16-jährige Fritze Thormann, ehemaliger Pflegesohn der Raths, der nach den Ereignissen in "Olympia" untertauchen musste und unter falschem Namen in Berlin bei einem Kohlehändler arbeitet, während Gestapo und Jugendamt ihn weiter suchen. Unter einer postlagernden Adresse nimmt er Kontakt zu Charlie Rath auf - und zu Hannah Singer, die als Jüdin ebenfalls unter falschem Namen in Breslau lebt und ebenfalls Lesern der früheren Romane bekannt ist.

In seinen Briefen berichtet Fritze von seinem Alltag, seinen Träumen und einer Zufallsbegegnung, die an die dramatischen Ereignisse des Olympiasommers anknüpft. Dabei gerät er in Lebensgefahr und muss eine Entscheidung für seine Zukunft treffen.

Auch wenn in den Briefen des Jugendlichen ein leichter Ton angeschlagen wird und Fritze sich trotz all seiner Erfahrungen vor allem als "deutscher Junge" sieht, der die Distanz zu den Nationalsozialisten noch nicht gefunden hat, enthält der schmale Band ähnlich düstere Elemente wie die Romane. Das Ende steckt voll offener Fragen und schlimmer Befürchtungen. Aber das sind Kutscher-Fans ja schon gewöhnt. Bleibt die Hoffnung, dass das nicht der endgültige Schlusspunkt ist, den Kutscher gesetzt hat.

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Veröffentlicht am 20.11.2021

Nicht nur der Eisbär ist gefährlich

78° tödliche Breite
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Was tut ein liebender Vater und Großvater nicht alles, wenn seine Hilfe gebraucht wird! Trond Lie, verwitweter Kommissar im Ruhestand im norwegischen Bergen, gibt seinen vergleichsweise südlichen Standort ...

Was tut ein liebender Vater und Großvater nicht alles, wenn seine Hilfe gebraucht wird! Trond Lie, verwitweter Kommissar im Ruhestand im norwegischen Bergen, gibt seinen vergleichsweise südlichen Standort auf, um seiner alleinerziehenden Tochter Ingvild unter die Arme zu greifen. Die jongliert in einem Dorf auf Spitzbergen drei Jobs gleichzeitig - da bleibt zu wenig Zeit, sich ausreichend um den vierjährigen Bjarne zu kümmern.

Trond Lie verbringt liebend gerne Zeit mit seinem Enkel - die Polarnacht allerdings macht ihm schwer zu schaffen, und das nicht nur, weil er in der Dunkelheit eine beinahe tragisch endende Begegnung mit einem Eisbären hatte. Auch sonst, so fürchtet er, nähert er sich einem Polarkoller, mit Paranoia, Wutausbrüchen, Halluzinationen - nicht die bestens Voraussetzungen für den normalen Alltag, geschweige denn in einer Krise.

Denn der pensionierte Kommissar sieht sich unversehens nicht nur als Babysitter, sondern als Ermittler gefragt in Hanne Kvandals (ein Pseudonym einer deutschen Journalistin ) Spitzbergen Krimi "78 Grad tödliche Breite". Der letzte Mord in Longyearbyen liegt zwar 80 Jahre zurück, an der Tagesordnung sind eher Schlägereien nach zu viel Alkohol - doch dann stößt die niederländische Hundeführerin Frida auf die Leiche eines Schweizer Geologen. Er war Teil eines fünfköpfigen Wissenschaftlerteams aus fünf Nationalitäen, sein Laptop ist verschwunden und die Schusswunde an seinem Kopf war offensichtlich kein Versehen.

Bis Ermittler vom Festland einfliegen können, soll Trond die Ermittlungen führen und findet - mit Frida als Assistentin, zunehmend Gefallen daran, zu den alten Leisten zurück zu kehren. Denn der Mordfall wirft viele Fragen auf. Hier ging es nicht um Eifersucht oder Habgier, sondern möglicherweise um Geheimnisse, aud die der getötete Schweizer sgestoßen war. Es bleibt nicht bei einem Mord, und bald ahnt Trond, dass internationale Interessen, die Bodenschätze im hohen Norden und auch geheimdienstliche Aktivitäten eine unheilvolle Gemengelage bilden könnten. Für Gefahrenmomente sorgen schon bald nicht nur die Eisbären.

Zwischen Polarlichtern und Polarnacht erfährt man beim Lesen einiges über Schlittenhunde und den Svalbardvertrag, über die Geschichte Spitzbergens und konkurrierende Anrainer in der arktischen Region. Kurzweilig-spannende Lektüre nicht nur an Wintertagen - bei trübem Tageslicht und früh einbrechender Dunkelheit aber steigt das Verständnis für Tronds drohenden Polarkoller ungemein.

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Veröffentlicht am 20.11.2021

Abenddämmerung der Spione

Silverview
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Ach wie gut, dass John LeCarré bei seinem angesichts des hohen Lebensalters nicht völlig überraschenden, aber gleichwohl bedauerlichem Tod keinen blanken Schreibtisch hinterließ. sondern auch ein Manuskript. ...

Ach wie gut, dass John LeCarré bei seinem angesichts des hohen Lebensalters nicht völlig überraschenden, aber gleichwohl bedauerlichem Tod keinen blanken Schreibtisch hinterließ. sondern auch ein Manuskript. Zum 90. Geburtstag des großen alten Gentleman anspruchsvoller Spionageliteratur ist nun "Silverview" erschienen, und auch wenn es nicht ganz mit der Karla-Triologie mithalten kann, hält auch dieses (Hör-)buch, was der Autorenname verspricht.

Wieder einmal zeigt LeCarré, wie die Ränke- und Doppelspiele von Agenten und Verrätern den Alltag seines Protagonisten verändern und immer neue Fragen aufwerfen. Ein wenig scheint "Silverview" aus der Zeit gefallen, die Technologie des 21. Jahrhunderts hat zurückzustehen hinter persönlichen Begegnungen und Übergaben von Nachrichten, toten Briefkästen und abhörsicher arrangierten Treffen, man ist als Spion schließlich immer misstrauisch und rechnet mit unerwünschten Beobachtern. Oder ist spätestens seit dem NSA-Skandal bei den "Geheimen" die Kommunikation per Smartphone und Rechner eher suspekt?

Julian, ehemaliger City-Banker und seit neuestem eifriger, wenn auch nicht sonderlich literarisch beschlagener Buchhändler im ländlichen East Anglia, hat eines Abends einen Besucher in seinem Laden, einen etwas exzentrischen älteren Herrn, der zwar nichts kauft, aber ein Internatsfreund von Julians Vater war, so berichtet der Fremde. Der weißhaarige Edward überredet Julian, im Keller der Buchhandlung eine "literarische Republik" einzurichten und einen Rechner für Buchbestellungen zu installieren, zu dem Edward Zugang hat.

Was Julian nicht weiß: Der freundliche ältere Mann hat eine Vergangenheit als Spion und ist mit einer einsigen Top-Analystin des Geheimdienstes verheiratet. Während des Bosnien-Kriegs erlebte er Traumatisches. Der stellvertretende Chef des Inlandsgeheimdienstes folgt unterdessen dem Verdacht eines Verrats in den eigenen Reihen. Treibt Edward ein doppeltes Spiel? "Proctor the Doctor" besucht Edwards einstige Führungsoffiziere, mit Erläuterungen, die keiner glaubt unter den zwischen Staatsgeheimnissen ergrauten Ex-Spionen. Und auch Julian wird in das Ränkespiel einbezogen und muss die ihm zugedachte Rolle spielen.

Technisch-bombastisch a la James Bond waren die Romane LeCarré noch nie, und auch Silverview bildet hier keine Ausnahme. Es sind die subtilen Andeutungen, die intelligenten Dialoge, die komplexen, oft desillusionierten Protagonisten, die auch den letzten LeCarré prägen.

Dabei führt der Autor seine Leser einmal mehr in die britische Oberschicht, wo die Vertrautheit mit der Welt der Geheimdienste teils Familiensache ist von Generation zu Generation. Man hat eine elitäre Ausbildung genossen und scheut den Begriff Establishment, pflegt Understatement und eine ironische Handlung zu sich selbst. Die Helden von einst sind müde geworden. So seufzt der unter den Folgen eines Schlaganfalls leidende Ex-Geheimdienstler, eigentlich habe man doch gar nichts bewirkt - als Leiter eines Jugendclubs hätte er mehr für das Land tun können.

In der Hörbuchversion findet Achim Buch als Sprecher den richtigen Tonfall zwischen ironischer Selbstdistanz und Understatement, um Hörer in eine fast schon untergegangene Welt eintauchen zu lassen, in denen sich ältere Männer noch als "alter Knabe" titulieren und die Kunst der distinguierten Unterhaltung mit der möglicherweise untreuen Ehefrau noch angesagt ist. Bloß keine offene Konfrontation in diesen Kreisen, die Kunst der subtilen Doppelsprache mit ihren Zwischentönen wird gepflegt.

Auch wenn "Silverview" nicht der beste leCarré ist, macht das Buch klar, warum ein Autor wie der geistige Vater von George Smiley vermisst wird.

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