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Veröffentlicht am 22.11.2016

"Wir glotzen", ertönte Dankas Stimme aus dem Fernsehzimmer.

Der Tag, an dem meine Wohnung abbrannte und ich bei meiner kroatischen Putzfrau einzog
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Eva, eine Mittdreißigerin und Grafikdesignerin hat ein eigentlich schönes Leben, außer dass es finanziell nicht mehr so ganz rund läuft. Als dann plötzlich ihre Wohnung abbrennt kommt sie bei ihrer kroatischen ...

Eva, eine Mittdreißigerin und Grafikdesignerin hat ein eigentlich schönes Leben, außer dass es finanziell nicht mehr so ganz rund läuft. Als dann plötzlich ihre Wohnung abbrennt kommt sie bei ihrer kroatischen Putzfrau unter und verdrängt sämtliche Probleme und Dinge, die sie eigentlich klären müsste, geht schließlich selbst putzen. Bis sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und so das Schicksal ihrer Wohngemeinschaft aufs Spiel setzt...

Ja, da war ich wirklich gespannt was sich hinter diesem doch längeren, aber durchaus auch amüsanten Titel verbirgt. Die Geschichte hat mir durchaus ganz gut gefallen, zumal sie gut und interessant beginnt, wie ich finde. Der Schreibstil hat mir durchaus zugesagt, die Wortwahl ist nicht großartig kompliziert, der Satzbau äußerst nachvollziehbar, nichts großartig verschachtelt.

Was mich allerdings recht zu Beginn schon irritiert hat, war die Herangehensweise der Protagonistin im Buch, die passenderweise auch Eva heißt. Ihre Art und Weise, die Probleme mal zu ignorieren hat mich durchaus rasend gemacht, denn sie regelt überhaupt nichts. Ich kann mit solch einer Art wohl einfach nichts anfangen, denn man kann vorm Leben einfach nicht davon rennen, finde ich...

Entsprechend konnte mich die Geschichte nicht so begeistern und packen, wie sie es vielleicht bei jemand anderem getan hätte. Ich fand auch, dass die Geschichte dann einfach zuviel an Ideenreichtum bringt, das unbedingt untergebracht werden musste. Da ist dann plötzlich Danka, die kroatische Putzfrau von Eva, als diese sich noch eine Putzfrau leisten konnte. Bei ihr zieht Eva vorrübergehend ein. Dort wohnen aber noch andere Menschen, wobei ich hier nicht zuviel vorwegnehmen möchte. Wie gesagt, ich finde, dass es hier einfach ein bißchen abstrus wird, eben weil möglichst viel untergebracht werden sollte an Ideen, Einfällen und Eindrücken. Mag sein, dass das Leben manchmal so verrückt ist, ich fand das aber ein bißchen zuviel.

Ich fand das Buch zwar bis zum Schluss hin immer wieder spannend, mal mehr, mal weniger, aber vom Hocker gehauen hat es mich eben leider nicht. Manche Szenen waren durchaus ein bißchen vorhersehrbar, bei anderen fand ich es gut, wie es sich ergeben hat. Generell musste ich durchaus auch schmunzeln, wurde doch auch gut unterhalten. Fand aber die Geschichte eben einfach abstrus und der Name passt - wie ich finde... - leider nicht zur Hauptperson... ;)

Was ich hingegen ja ganz amüsant fand, war der kurze Putztipp zu Beginn eines jeden Kapitels. Manche sind ja wirklich auch hilfreich, beispielsweise, dass sich eine schmutzige bzw. klebrige Fernbedienung ganz einfach mit Baby-Öl-Tüchern reinigen lässt. Ab und an sind einfach mal Tipps dabei, die für mich nicht relevant sind, der ein oder andere witzig gemeinte Tipp ist auch dabei - und jeder Tipp bezieht sich auch immer auf das jeweilige Kapitel, was ganz lustig war.

Entsprechend vergebe ich hier 3 von 5 Sternen und bleibe hinsichtlich einer Empfehlung unentschlossen.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Caspar.

Der Seelenbrecher
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Drei Junge Frauen verschwinden spurlos. Als sie wieder auftauchen sind sie völlig verstört, sie wurden jedoch weder vergewaltigt noch gefoltert, ihnen widerfuhr schlimmeres. Sie sind psychisch gebrochen, ...

Drei Junge Frauen verschwinden spurlos. Als sie wieder auftauchen sind sie völlig verstört, sie wurden jedoch weder vergewaltigt noch gefoltert, ihnen widerfuhr schlimmeres. Sie sind psychisch gebrochen, quasi in ihrem Körper gefangen, zu keiner Aussage mehr fähig. Zur gleichen Zeit wird der "Seelenbrecher" in einer psychatrischen Luxusklinik wieder aktiv. Man lieferte ihn dort ein, bevor ein Schneesturm für völlige Abgeschiedenheit sorgte...

Nachdem mir bisher die gelesenen Fitzek-Bücher meist ganz gut gefallen hatten, war ich echt auf den Seelenbrecher gespannt. Zu Beginn hat mich das Buch zwar in seinen Bann ziehen können, aber so spannend wie ich es erwartet hatte, war es einfach nicht bzw. sollte es zu Beginn wohl für mich einfach nicht werden.

Durch die geschickte Art und Weise des Aufbaus erfährt man nicht direkt, wer gerade was erzählt im Buch, was mir ganz gut gefallen hat, da man hier erstmal ein bißchen braucht um in die Geschichte hinein-tauchen zu können. Ich mag solche Perspektiven-Wechsel bzw. Zeitsprünge durchaus - wenn sie eben wie hier nachvollziehbar sind.

Von der Sprache her ist das Buch auch wieder wirklich gut, so werden durchaus auch mal Fachbegriffe verwendet, diese sind aber soweit bekannt. Außerdem verwendet Fitzek hier keine "einfache Sprache", sondern sucht die Worte durchaus gezielt, versucht immer, die Situationen jeweils ganz genau zu beschreiben, wirklich gut und ausführlich. Manchmal war es mir ein bißchen zu ausführlich.

Und vor allem in diesem Buch empfand ich manches Geschilderte als extrem brutal und blutig. Ich hab inzwischen ja schon einige Bücher auch über die Rechtsmedizin gelesen, war in der Pathologie (allerdings ohne Leiche auf dem Tisch!), hab mich mit diesem Thema wirklich auseinander gesetzt, aber das was im Buch vor kam, fand ich schon ganz schön krass...

Ich bin wirklich hin und her gerissen bei diesem Buch, einerseits war die Geschichte dann durchaus spannend, vor allem zum Schluss hin, andererseits fand ich sie teilweise einfach auch etwas in die Länge gezogen, zu brutal. Und so wie die Geschichte beginnt wird man auch erstmal auf eine ganz falsche Fährte gelockt, zumindest war das so mein Eindruck. Weiterhin fand ich aber einige Angaben im Buch ganz interessant, so stellt man doch selbst einige Überlegungen an, wird quasi rätseltechnisch noch mit einbezogen. (Mehr mag ich nicht verraten!)

Ich bleibe hier hinsichtlich einer Empfehlung unentschlossen, vergebe für das Buch 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Zeit und Geschichte prägen einen Menschen.

Gestorben wird immer
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Agnes führte jahrelang den Steinmetzbetrieb Weisgut & Söhne in Hamburg. Nun möchte sie endlich klaren Tisch machen – mit 91 Jahren hat sie nun genug vom Geschäftsleben. Also lädt sie ihre ganze Familie ...

Agnes führte jahrelang den Steinmetzbetrieb Weisgut & Söhne in Hamburg. Nun möchte sie endlich klaren Tisch machen – mit 91 Jahren hat sie nun genug vom Geschäftsleben. Also lädt sie ihre ganze Familie ein, damit sie dies endlich tun kann, ein Geheimnis lüften kann, welches sie schon viel zu lange mit sich herumgetragen hat.

Eine Familiengeschichte hatte ich lange nicht mehr gelesen, umso gespannter war ich auf diese hier. Was ich natürlich zusätzlich noch interessant fand: es geht um einen Steinmetzbetrieb im Buch – ich selbst arbeite in der gleichen Branche, allerdings nicht genau das gleiche wie im Buch geschildert.

Zu Beginn des Buches hat es ein klein wenig gedauert bis ich im Lesefluß war. Als es dann aber so war, dass ich mitten in die Geschichte eingetaucht war, wollte ich das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Geschichte liest sich wirklich angenehm, keine ganz einfache Sprache, aber auch nicht großartig hoch gestochen. Gerade wenn Agnes spricht bzw. erzählt hat man das Gefühl, dass doch mal ältere Wörter ins Spiel kommen bzw. sie einfach in einem anderen Zeitalter aufgewachsen ist.

Von der Geschichte her klang das Buch wirklich interessant – und ist es dann auch tatsächlich. Was ich hier noch wirklich toll gefunden hätte – ein Stammbaum hinten im Buch, den man aber vielleicht erst im Laufe der Zeit öffnen darf bzw. kann – so dass nichts vorweg genommen wird, was man beim Lesen erst erfährt. Denn Puzzleteilchen um Puzzleteilchen ergibt sich ein Ganzes sozusagen… Aber: es sind eben auch einige Personen im Buch vorahnden und man macht immer wieder Zeitsprünge im Buch, so wird die Geschichte von Agnes als jungem Mädchen und heranwachsender Frau erzählt sowie die von Birte, ihrer inzwischen knapp End-Dreißig bis Anfang Vierzig-jährigen Enkelin. Hier hört man von ihr von der Zeit, als sie ein kleines Mädchen war bis hin zur Jetzt-Zeit. Die Jahreswechsel finde ich grundsätzlich wirklich gut gemacht, man findet hier beim Wechsel immer wieder eine kurze Ortsangabe sowie eine Jahreszahl, so dass man sich rasch wieder einfindet.

Interessant finde ich die Schilderungen eines jeden Abschnittes, so konnte man hier auch zeitlich „mitfühlen“, eben wenn z.B. Kriegsjahre geschildert wurden, etc.

Was ich durchaus auch interessant fand war die Entwicklung der Protagonistin Agnes – denn zuerst hat man sie als äußerst korrekte, kalte Frau empfunden, die vielleicht nicht nur streng war, sondern direkt auch so wirkt. Mit der Zeit erschließt sich hier dann aber manches… näher möchte ich darauf allerdings nicht eingehen.

Die Geschichte könnte durchaus auf wahren Begebenheiten beruhen, dies ist aber so im Buch nirgends ausdrücklich geschrieben. Dennoch halte ich sie nicht für abwegig. Der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen, denn es lies sich gut lesen, war spannend, gelegentlich auch mal lustig, vor allem aber emotional. (Jetzt nicht so, dass ständig die Tränen geflossen sind.)

Ich konnte das Buch auf den letzten vierzig Seiten überhaupt nicht mehr aus der Hand legen – egal wie spät es da war… (und es war spät…) – entsprechend kann ich hier nur 5 von 5 Sternen vergeben und spreche eine Empfehlung für eine wirklich tolle Familiengeschichte, einen gelungenen Roman aus.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Spannend bis zum letzten Wort.

Der Prinzessinnenmörder
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Polizeiobermeister Kreuthner macht auf dem Heimweg von einer nächtlichen Zechtour eine grausame Entdeckung. An einem kalten Januarmorgen entdeckt er unter dem Eis eines Sees die Leiche einer 15jährigen. ...

Polizeiobermeister Kreuthner macht auf dem Heimweg von einer nächtlichen Zechtour eine grausame Entdeckung. An einem kalten Januarmorgen entdeckt er unter dem Eis eines Sees die Leiche einer 15jährigen. Sie trägt ein goldenes Brokatkleid und wurde mit einem Stich mitten ins Herz getötet. Die Plakette mit der eingravierten Zahl eins, die in ihrem Mund gefunden wird, lässt darauf schließen, dass man es womöglich mit einem Serientäter zu tun hat. So ermittelt Kreuthner auf seine eigene Art und Weise und macht es dem Kommissar Wallner damit nicht immer leicht...

Ja, der Titel klang des Buches klang schon mal sehr spannend, hat mich zumindest unheimlich angesprochen. Auch die Art und Weise, wie das Buch von den Leuten her aufgebaut ist, fand ich ganz gut, denn so ist Kreuthner ein Polizist, der die Leiche entdeckt und sich entsprechend dann "feiern" lässt, ein manchmal etwas tollpatschiger Polizist, und dann ermittelt da hauptsächlich Kommissar Wallner. Ein wohl eher etwas verschlossener Mann mit ca. Mitte/Ende 30 (wenn ich das so richtig aufgefasst habe...). Er wohnt bei seinem Opa, Manfred, 78 Jahre jung.

Die Geschichte sowie die Ermittlungen sind recht ausführlich, so dass man alles auch wirklich gut nachvollziehen kann. Und das tut der Spannung keinen Abbruch, ich habe länger kein so spannendes und packendes Buch gelesen, ich konnte es fast nicht mehr aus der Hand legen. (Dass ich rechtzeitig aus der Straßenbahn ausgestiegen bin, war eine Leistung... ;) ) Die gut 380 Seiten lesen sich hier recht schnell, zumindest ging es mir so, die ich vor Büchern die etwas dicker sind, gerne einen großen Bogen mache... Obwohl das Thema (totes Mädchen) generell doch auch berührt, gibt es im Buch auch ab und an mal eine amüsante Szene, was das ganze dann doch wieder auflockert. Der Schreibstil des Autors hat mir hier sehr gut gefallen, er verwendet zwar gerne mal Wörter bzw. Wissen, die ich dann noch nachgelesen habe (weil ich wissen wollte, ob das mit dem Friedhof, auf dem Ludwig Thoma begraben ist, stimmt), was ich aber nicht schlimm finde, man bildet sich ja gerne weiter.

Alles in allem kann ich diesen Kriminalroman nur weiterempfehlen, ich wurde super gut unterhalten, das Buch war gut zu lesen und super spannend. Von mir gibts 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Poesie liegt manchmal in den kleinsten Dingen.

Der Poet der kleinen Dinge
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Alex, eine junge Frau, dreißig Jahre alt, arbeitet auf einer Hühnerfarm. Sie ist eine Herumtreiberin, es hält sie nirgends besonders lange, sie macht einen Job und geht dann in den nächsten Ort, wo es ...

Alex, eine junge Frau, dreißig Jahre alt, arbeitet auf einer Hühnerfarm. Sie ist eine Herumtreiberin, es hält sie nirgends besonders lange, sie macht einen Job und geht dann in den nächsten Ort, wo es sie eben hin treibt. Momentan wohnt sie in einem Zimmer bei Marlene und Bertrand - und bei Gérard, von ihr Roswell genannt. Roswell isst gerne Popcorn, trägt Gedichte vor, die keiner versteht und lacht sich oftmals kaputt - ohne irgendwelchen Hintergrund. Alex schließt ihn ins Herz, sie kümmert sich um das "Monster" - wie andere ihn ansehen. (dabei ist er lediglich behindert). Bald schon schmiedet sie einen Plan. Auf ins Abenteuer...

Ja, ich hatte definitiv schon von diesem Buch gehört. Und ja, es ist ein französisches Buch. Ich finde schon, dass man hier einen Unterschied merkt, französische Bücher sind einfach viel poetischer. Vielleicht auch ein Stück weit gelassener, entspannter. Und so war es zumindest bei dieser Geschichte. Alex lebt so in den Tag hinein, kümmert sich jedoch gerne mal um Gérard, den sie Roswell nennt. Beide sind in etwa gleich alt, jedoch ist Gérard "dämlich", zumindest sieht Marlène das so und drückt das auch immer wieder so aus ("Der Dödel" etc.).

Alex jedoch findet Gefallen an Roswell - menschlichen Gefallen, sie empfindet kein Mitleid, sie möchte ihm einfach ein wenig ihrer Zeit widmen, so dass er ihr immer wieder mal ein Gedicht aufsagt oder eben mal ein "sssssuper!" entgegen schmettert.

Ich fand die Geschichte des Buches richtig schön, denn man schließt Gérard und auch Alex richtig ins Herz, finde ich. Es war toll von ihren Plänen zu hören, wie sie mit Gérard mal in die Natur geht, ihn verteidigt etc. Wenngleich es auch um ihr weiteres Leben geht, so lernt sie zwei junge Männer kennen, mit denen sie sich freundschaftlich gut versteht.

Wer entspannte, dennoch anspruchsvolle Literatur mag, für den ist dieses Buch auf alle Fälle etwas. Die Namen sind toll gewählt, so dass man hier keine Probleme mit französischen Namen hat, was ich äußerst positiv finde.

Ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen und vergebe hier 5 von 5 Sternen.