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Veröffentlicht am 18.04.2019

Auf der Großen Freiheit ist (fast) alles möglich.

Große Freiheit
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Wolfgang Köhler, genannt Wolli, kommt Ende der 50er Jahre nach Hamburg, genauer gesagt nach „Sankt Liederlich“, wie der Stadtteil St. Pauli auch genannt wird. Dort vertickt er Drogen, arbeitet als Koberer, ...

Wolfgang Köhler, genannt Wolli, kommt Ende der 50er Jahre nach Hamburg, genauer gesagt nach „Sankt Liederlich“, wie der Stadtteil St. Pauli auch genannt wird. Dort vertickt er Drogen, arbeitet als Koberer, hinter dem Tresen und schließlich als Wirtschafter auf der Großen Freiheit. Die Geschichte ist zum Teil fiktiv, basiert aber auch auf wahren Begebenheiten.

Die Geschichte des Buches hat mich echt interessiert, da ich St. Pauli doch auch immer wieder spannend finde – und auch die Menschen, die dort leben und arbeiten. Von Rocko Schamoni hab ich bislang noch kein Buch gelesen, muss ich ja ehrlicherweise auch mal zugeben. Der Name sagte mir natürlich was, aber gelesen habe ich bislang eben auch noch nichts von ihm.

Der Schreibstil des Buches hat mir unheimlich gut gefallen, es liest sich sehr angenehm und flüssig. Es ist gut verständlich geschrieben, keine großartigen Fremdwörter. Begrifflichkeiten werden immer mal wieder erläutert (vom Koberer bis hin zu „Geldeinheiten“), was ich auch ganz spannend fand. Vom Stil her habe ich durchaus schnell ins Buch gefunden – und auch die Geschichte hat mich nicht enttäuscht.

Es ist interessant zu lesen, wie Wolli seinen Weg geht, der natürlich nicht immer so erfolgreich ist, wie man es ihm vielleicht insgeheim wünscht. Er fällt hie und da mal „auf die Schnauze“, rappelt sich aber immer wieder auf, nimmt die Dinge an wie sie kommen. Und ist dennoch auch schockiert von Gewalttaten, die auf St. Pauli so passieren. Denn damit kann er sich einfach nicht anfreunden. Insofern ist er wohl ein Anti-Held, wie es auf dem Buchumschlag auch heißt. In gewisser Weise ist es eben auch ein Entwicklungsroman, denn man darf ja im Lesen erfahren, wie sich das Leben von Wolli immer wieder weiter entwickelt.

Ebenso spannend ist es, wenn man liest, welchen Personen er so begegnet ist, mit wem er zu tun hatte. Hier habe ich unheimlich viel nachgelesen, da es mich selbst sehr interessiert hat, ob das alles so wahr ist – was immer wieder der Fall war. Auch bei Musikstücken war es für mich interessant, diese nach oder gar beim Lesen mit anzuhören, damit man einen besseren Einblick in die Szenerie kriegt. So tanzt die Cartacala, ein Wesen mit Federkleid, zum Bolero, ein anderes Mal ertönt die Götterdämmerung von Richard Wagner. Ich glaube auch daran kann man die Zerrissenheit von Wolli sehen – wie er einerseits doch die liederliche Seite von St. Pauli kennenlernen und lieben lernt, andererseits immer noch für die große Kunst offen ist.

Für manch einen mag das nicht zusammenpassen, ich kann mir schon vorstellen, dass jemand, der in einer so heftigen Branche arbeitet, einfach noch einen Ausgleich braucht. Und für mich hat es im Buch auch gepasst, dass oftmals entsprechende Szenerien geschildert wurden, natürlich geht’s auf der Reeperbahn und drumherum auch um Sex (aiaiai!), wo Wolli im Grunde genommen ja auch Geld mit verdient hat. Für mich war das alles stimmig. Amüsiert habe ich mich beim Lesen auch sehr, die Meinung von Wolli beispielsweise zu den Beatles ist die, dass die sicher nicht so erfolgreich werden. In einem Jahr kennt die niemand mehr, so ungefähr. Lustig, wie sich all das nicht als zutreffend ereignet hat und sie eine der größten Bands wurden. In ein, zwei anderen Einschätzungen liegt er ebenso daneben – was für uns heute, die wir wissen, wie die Dinge inzwischen abgelaufen sind, beim Lesen natürlich schon lustig ist.

Für mich war es ein spannender, interessanter und lustiger Roman. Ich habe für mich hier eine kleine Hamburg-Reise beim Lesen gemacht, habe immer wieder den Orten nachgespürt, die im Buch so auftauchen. Manchmal hätte ich vielleicht noch gerne mehr über den Mensch Wolli erfahren, aber es ist für mich auch in Ordnung, dass dem in diesem Buch nicht so ist. Von mir gibt es für dieses absolut lesenswerte Buch 5 von 5 Sternen und natürlich eine Empfehlung.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Von Grapefruit-Avocado-Fenchelsalat bis zur cremigen Polenta mit Ragout aus geröstetem Gemüse

Viva Italia Vegana!
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Vegane Ernährung, die dennoch italienisch lecker ist – das geht – und das beweist Chloe Coscarelli hier mit diesem Buch. Der Shooting Star der kalifornischen veganen Küche mit italienischen Wurzeln bringt ...

Vegane Ernährung, die dennoch italienisch lecker ist – das geht – und das beweist Chloe Coscarelli hier mit diesem Buch. Der Shooting Star der kalifornischen veganen Küche mit italienischen Wurzeln bringt hier die unterschiedlichsten leckeren Rezepte zusammen.

Dieses übersichtlich aufgebaute Kochbuch bringt die unterschiedlichsten Rezepte mit sich, eingeteilt in verschiedene Rezeptkategorien. (z.B. Vorspeisen, Gemüse, Suppen & Salate, Hauptspeise und natürlich Desserts). Hier findet man dann Rezepte für leckeren Limonaden-Blumenkohl (keine Angst, Zitrone samt Ahornsirup kommt dran), eine scharfe Tomatensuppe, Pilz-Pesto-Miniburger, Kürbisrisotto, italienische Hochzeitskekse. Des weiteren gibt es auch Grundrezepte – beispielsweise für einen Pizzateig, ein schnelles Basilikumpesto, eine Mozzarellasauce, Shitake-Speck und eine Kokos-Schlagsahne. Natürlich alles vegan.

Die einzelnen Rezepte sind so aufgebaut, dass man ein klein wenig über das jeweilige Rezept erfährt, auf der einen Seitenhälfte die Zutatenangaben findet, daneben die Zubereitungshinweise. Oftmals gibt es auch Bilder der fertig zubereiteten Gerichte. All das ist wirklich übersichtlich aufgebaut und verständlich erläutert, Schwierigkeiten gibt es hier meiner Ansicht nach nicht.

Die Auswahl der Rezepte ist wirklich vielfältig, was mich aber einfach immer wieder gehörig an der veganen Koch- bzw. Lebensweise nervt, ist diese Alternativ-Variantenverwendung bzw. Ersatz-Produkte-Findung. Shitake-Speck, Mozzarella-„Ersatz“, all das hinterlässt bei mir einfach einen faden (haha) Beigeschmack. Da esse ich lieber selten solche echten Produkte, dafür genieße ich sie aber – und es muss auch keine Hefe dafür „sterben“… Ebenso ein bißchen nervig fand ich ihre eigene Lobhudelei, die im Buch immer mal wieder auftaucht. „Sie werden mir dafür danken, …“. Sowas ist für mich einfach zuviel des Guten.

Insgesamt hätte ich mir auch ein wenig mehr Italien-Flair erwartet beim Buch und den Rezepten, man merkt einfach, dass die Autorin nicht direkt in Italien kocht (und lebt). Das finde ich einfach ein bißchen schade – für mich dürfen Rezepte gerne auch einfach klassisch und ohne viel Drumherum sein.

Alles in allem hat mir das Kochbuch gut gefallen, ich habe neue Rezepte kennengelernt, neue Ideen fürs Kochen gefunden und konnte auch das ein oder andere leckere Gericht zaubern. Die Aufmachung fand ich sehr gelungen, die Umsetzung mit „Ersatz-Produkten“ hingegen finde ich einfach unnötig. Ebenso hätte ich mir ein bißchen mehr Italien-Flair erwartet. Entsprechend vergebe ich hier 3 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Jedes Pfündchen geht durchs Mündchen!

Ich nehm' schon zu, wenn andere essen
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Eine Diät ist wohl etwas, was jede Frau schon einmal gemacht hat. Und auch Nicole Staudinger gehört dazu – und berichtet auch darüber in diesem Buch. Denn trotz all der Diäten, die sie schon seit dem Teenageralter ...

Eine Diät ist wohl etwas, was jede Frau schon einmal gemacht hat. Und auch Nicole Staudinger gehört dazu – und berichtet auch darüber in diesem Buch. Denn trotz all der Diäten, die sie schon seit dem Teenageralter ausprobiert hat, kamen sie immer wieder, die Kilos. Der Jojo-Effekt hat immer wieder zugeschlagen – und nun ging es ihr darum, wie man es schafft, das gewünschte Gewicht auch zu halten. In diesem Buch berichtet sie darüber – in gekonnt unterhaltsamer, amüsanter und doch auch ernster Art und Weise.

Durch das Buch „Schlagfertigkeitsqueen“ war mir Nicole Staudinger schon bekannt – und ich wusste auch in etwa, was mich da so geschrieben erwartet. Insofern war ich echt gespannt auf die Lektüre – und hab sie ziemlich schnell gelesen. Die Art, wie sie schreibt, hat mir wieder sehr gut gefallen. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, erzählt sie hier über sämtliche Diäten, die eher gescheitert sind. Über Party-Besuche, bei denen sie sich zurückgenommen hat, später aber vor dem eigenen Kühlschrank leider doch wieder vom „Hunger“ heimgesucht wurde, berichtet sie ebenfalls. Sie schreibt in sehr angenehmer und unterhaltsamer Art und Weise. Wirklich locker-leicht, wunderbar zu lesen, ernsthaft, absolut ehrlich und auch lustig.

Schwierigkeiten beim Lesen gab es für mich überhaupt keine, weder sprachlicher noch inhaltlicher Natur – absolut verständlich alles. Und auch ihr Diät-Werdegang ist in mancher Hinsicht absolut nachvollziehbar, ebenso aber auch ihre jetzige Devise nach ihrer Krebserkrankung: Sekt und Selters! Denn sie möchte auf nichts verzichten.

Das Buch ist quasi zwei in einem – Ratgeber und Unterhaltungslektüre. So gibt sie ihre Tipps mit auf den Weg, die ihr geholfen haben, abzunehmen bzw. das Gewicht zu halten, schreibt aber auch über gescheiterte Vorhaben. Durch die angenehme Schreibweise habe ich das Buch regelrecht verschlungen, es war eine wirklich angenehme Lektüre, die vor allem vermittelt hat: Man macht all das für sich selbst, fürs Wohlfühlen.

Entsprechend vergebe ich hier 5 von 5 Sternen und spreche natürlich eine Empfehlung für diese wunderbare Lektüre aus.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Kleine Gesten können Glück bereiten.

Das Glück der kleinen Gesten
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Kleine Gesten können uns glücklicher machen – das möchten die beiden Autorinnen uns mit diesem Buch zeigen – und näher bringen. So haben die beiden den Selbstversuch gewagt und die verschiedensten Dinge ...

Kleine Gesten können uns glücklicher machen – das möchten die beiden Autorinnen uns mit diesem Buch zeigen – und näher bringen. So haben die beiden den Selbstversuch gewagt und die verschiedensten Dinge im Alltag ausprobiert, um anderen damit eine kleine Freude zu machen.

Auf dieses Buch war ich inhaltlich wirklich sehr gespannt, da es für mich optisch schon sehr ansprechend daher kam. Das Cover finde ich unheimlich gelungen, ich mag solche schönen Schriften auf dem Buch, solch eine schöne blumige Gestaltung – und dennoch ist es nicht übertrieben, finde ich.

Geschrieben ist das Buch grundsätzlich recht verständlich, keine schwere Sprache, gut nachvollziehbar. Leider werden sehr viele Anglizismen verwendet, was mir mit der Zeit den Spaß am Lesen genommen hat. Da ist immer wieder vor allem von „Kindness“ die Rede, außerdem weiteren englischen Begriffen, die man auch wunderbar auf Deutsch hätte sagen können. Ich finde es schade, dass all das immer aus ausgedrückt wurde und mich hat es irgendwie genervt.

Die Ideen, die im Buch einen kleineren Teil als ich mir das vorgestellt hatte einnehmen, sind wirklich vielfältig und unterschiedlich. Wobei ich glaube, dass sich manches in der Großstadt besser umsetzen lässt als auf dem Land. (Tagesticket ÖPNV verschenken). Andere Ideen fand ich nicht so gelungen, hierbei ging es darum, das Lachen anderer Personen als Foto einzufangen. Sowas ist meiner Ansicht nach schwierig in den heutigen Zeiten, wo doch überall nach Datenschutz etc. gekräht wird. Für manche eine schöne Geste, für mich ein bißchen über das Ziel hinausgeschossen: Bei der Nachfrage bzw. Bemerkung, dass man gut duftet, nicht nur mitzuteilen, welchen Duft man gerade trägt, sondern den Duft direkt auch gleich noch als Pröbchen/Flacon verschenkt. Ich freue mich sehr darüber, wenn mir jemand aufmerksam „über den Weg läuft“ und mich gut riechen kann – da verrate ich gerne den Duft – ihn zu verschenken finde ich aber übertrieben. (Probieren lassen ist kein Thema, das gerne.)

Die Gesten sind natürlich auf die verschiedenen Typen Menschen ausgelegt, so kann sich jeder aus dem Buch die Geste(n) picken, die ihm persönlich passt. Ich habe mir hier vielleicht noch mehr Anregungen erhalten, die vielleicht auch manchmal noch „stiller“ umzusetzen sind.

Alles in allem ist das Buch perfekt, um sich selbst Gedanken hinsichtlich kleiner Gesten zu machen. Es liefert auch wissenschaftliche Hintergründe und natürlich direkt Anregungen, was man selbst umsetzen kann. Einen gewissen Anstoß hat es mir sicher gegeben und ich werde versuchen, noch offener auf Menschen zuzugehen, vielleicht noch öfter Gesten einzubauen – dann aber eben solche, die in meinen Möglichkeiten (weniger finanziell, sondern eher lokal) liegen. Die englischen Begriffe haben mir nicht so gut gefallen, ebenso ein Teil der Gesten, die ich für nicht gut umsetzbar oder auch als übertrieben angesehen habe. Von mir gibt’s hier 3 von 5 Sternen und für diejenigen eine Empfehlung, die sich mit diesem Thema noch mehr auseinandersetzen möchten.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Persönliche Einblicke.

Kaffee und Zigaretten
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Mit diesem Hörbuch bekommt man ganz eigene Einblicke ins Privatleben von Ferndinand von Schirach, vermischt mit Erzählungen aus Straffällen sowie eigenen Feststellungen. Ein wirklich sehr bunt gemischtes ...

Mit diesem Hörbuch bekommt man ganz eigene Einblicke ins Privatleben von Ferndinand von Schirach, vermischt mit Erzählungen aus Straffällen sowie eigenen Feststellungen. Ein wirklich sehr bunt gemischtes Hörbuch, in welchem er von Kunst bis hin zu persönlichen Ereignissen viel erzählt.

Bislang kannte ich von Ferndinand von Schirach viele seiner geschilderten Straffälle (seiner Mandanten), die er vor Gericht verteidigt hatte. Mit diesem Hörbuch nun sollte es aber anders sein, was mich immer wieder überrascht hat.

Gesprochen wir das Hörbuch von Lars Eidinger, der mich von seiner Art zu erzählen und durch seine Stimme aber selbst sehr an Ferdinand von Schirach erinnert hat. (Auf der Hülle der CDs war sowas wie „Er spricht, wie ich schreibe“ zu lesen – absolut zutreffend.) Insofern hat er als Sprecher für mich hier auch sehr gut gepasst. Mit den einzelnen Erzählungen oder Schilderungen habe ich mir ein bißchen schwergetan, denn es ist ein ständiger Wechsel. Man merkt erst mit der Zeit, was hier gerade erzählt wird, wo man sich befindet, in welcher Zeit. Das macht es sehr spannend, ist aber auch verwirrend.

Inhaltlich ist von Schirach hier so, wie man ihn kennt. Sachlich und klar, mit einer guten Portion Anspruch und viel Inhalt, gar poetisch. Er schildert Sachverhalte kurz und knapp, aber eben dennoch nicht emotionslos. So legt er dies hauptsächlich in die Worte und drückt damit die Geschichten sehr geschickt aus. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die wechselnde Erzählung, so erzählt er von seiner eigenen Kindheit (im Internat), dann aber auch wieder von Straffällen oder macht seine ganz eigenen Feststellungen.

Mir hat das gut gefallen. Es war ein unterhaltsames Hörbuch, das in gewisser Weise durch die Zeitenwechsel kurios ist, auch inhaltlich. Es war spannend all dies anzuhören, auch die versteckte Komik hat mir gut gefallen. Dennoch habe ich mir mit den Zeitsprüngen immer mal wieder schwergetan. Alles in allem eine unterhaltsame Art für ein Hörbuch, die ich durchaus empfehlen kann. Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen.