Ruhiger Roman, der viele Fragen aufwirft
Das Volk der BäumeNachdem ich von „Ein wenig Leben“ so begeistert war, stand für mich fest, dass ich Yanagiharas ersten Roman auch endlich lesen möchte. Ich hatte schon einiges über das Buch gehört, vielen haben von ihrem ...
Nachdem ich von „Ein wenig Leben“ so begeistert war, stand für mich fest, dass ich Yanagiharas ersten Roman auch endlich lesen möchte. Ich hatte schon einiges über das Buch gehört, vielen haben von ihrem Hass gegenüber Perina berichtet und dass für sie die Tierquälerei sehr hart war. Gerade der Fakt, über einen Protagonisten zu lesen, gegen den man Hass entwickelt, fand ich sehr spannend.
Das Buch ist aufgebaut in eine Autobiographie von Perina mit einem Vorwort, Nachwort und Anmerkungen von seinem Kollegen Kubodera. Erfrischend anders und sehr interessant zu lesen.
Zunächst war das Buch nicht sehr spannend. In der Geschichte begleitet man Norton in seinem Leben und erfährt von seinem Werdegang. Ich fand ihn leicht unsympathisch und das stammt auch nur von seinem Verhalten seiner Mutter gegenüber. Es ist allgemein sehr ruhig und bildhaft geschrieben. Gerade die Schilderungen von U’ivu sind sehr detailliert und man bekommt einen konkreten Einblick in das Leben der Einwohner.
Die Geschichte an sich ist sehr interessant – ein jahrhundertelanges Leben durch den Verzehr vom Fleisch einer Schildkröte? Darüber hätte ich mir gerne mehr Informationen gewünscht als nur über die Versuchsabläufe und das Leben der U’ivuaner. Es gab aber auch ohne weitere Informationen darüber ein stimmiges Bild, da der Fokus nicht darauf lag.
Neben den Forschungen spielt auch Kindesmissbrauch eine wichtige Rolle. In Perinas Teil wird das etwas heruntergespielt und da Kubodera einen Teil aus dem Buch rausgenommen hatte, der im Anhang zu finden war, erwartete den Leser dort erst die böse Überraschung. An dieser Stelle habe ich richtigen Hass gegen Perina gehabt, den ich zu Ende des Buches entwickelt habe. Ich hätte am liebsten mein Kindle gegen die Wand geworden, so wütend war ich aufgrund seiner Taten. Mir taten seine Adoptivkinder auch unfassbar leid. Yanagihara macht aber auch bewusst, dass Pädophilie eine Krankheit ist, denn Perina sah sich durchaus im Recht.
Das Buch hat mich mit vielen Fragen und gemischten Gefühlen zurückgelassen. Ich habe noch Tage danach darüber nachgedacht (was ja eigentlich ein gutes Buch ausmacht!) und bin mir bis heute nicht ganz sicher, was ich von dem Buch und insbesondere von Perina halten soll. Um sich eine eigene Meinung zu bilden, kann ich es aber jedem zum Lesen empfehlen.