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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2024

Authentisch, echt, bewegend

22 Bahnen
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22 BAHNEN war für mich ein ganz besonderes Buch und definitiv ein Jahreshighlight. Zu Beginn musste ich mich erstmal an den Schreibstil und die fehlenden Anführungszeichen gewöhnen, war jedoch schon bald ...

22 BAHNEN war für mich ein ganz besonderes Buch und definitiv ein Jahreshighlight. Zu Beginn musste ich mich erstmal an den Schreibstil und die fehlenden Anführungszeichen gewöhnen, war jedoch schon bald derart gefesselt, dass ich es fast in einem Rutsch lesen musste. Caroline Wahl wurde zurecht für ihr Werk mit einem Preis honoriert. Sie versteht es, die Leserschaft so tief in das Geschehen zu ziehen, als wäre man mitten darunter, als wäre es genau so passiert. Dies gelingt ihr beispielsweise durch den Einbezug von Alltagsmarkennamen beim Essen, wodurch man sich ganz leicht mit den Figuren identifizieren kann.
Die Geschichte selbst hat es wirklich in sich. Man leidet, bangt und hofft so sehr mit Tilda und der kleinen Ida, wobei man gar nicht mehr so richtig hoffen kann - nur, dass zumindest die beiden eines Tages frei von all ihrem Schmerz sind. Und dieser Schmerz ist wirklich greifbar, fühlbar und hängt noch lange nach Beenden des Buches nach. Der schwere Alkoholismus der Mutter, die Gewalt, die Vernachlässigung, wenn plötzlich die Rollen zwischen Eltern und Kindern tauschen. Und vor allem die innere Zerrissenheit, sich zwischen seinem eigenen Seelenwohl und dem Schutz der Liebsten wählen zu müssen.
Dabei finde ich es besonders beeindruckend und wünschenswert, dass Tilda nicht als lost girl next door dargestellt wird, sondern sie zu einer der Besten in ihrem Mathematikstudium zählt und ihr sogar eine Promotion in Berlin angeboten wird. Dass eine solche Situation jeden treffen kann und man sich irgendwie daraus befreien kann, mit viel Zeit, Nerven und Mut. Herzerwärmend ist, wie Tilda alles dafür gibt, ihre kleine Schwester zu einer mutigen, selbstbewussten Frau "auszubilden", für deren Rolle sie mit ihren 10 Jahren eigentlich viel zu jung ist. Dennoch ist man unglaublich stolz auf die Kleine, wie sie an sich wächst, sich entwickelt, ihre Stimme findet und sie für sich einsetzt.
Die Liebesgeschichte ist subtil, aber unglaublich tief und bewegend, das Ende unglaublich schön, vor allem im Teaser zu Band 2. Viktor hat es nicht leicht, er kämpft sich allein durch seinen Schmerz, seine Trauer. Und dann sind da Ida und Tilda und plötzlich ist er nicht mehr allein und die drei finden durch eben diesen geteilten Schmerz zusammen zu einer kleinen found family, die sich gegenseitig Halt gibt und letztlich rettet.
Der Roman ist realistisch, authentisch, einfach echt. Es wird nichts beschönigt, nichts ausgeschmückt, sondern alles auf den Punkt gebracht, wodurch es umso tiefer trifft. Er geht derart unter die Haut, dass er mich noch lange begleiten wird.
In wenigen Tagen erscheint der viele Jahre später spielende Folgeband, der die Geschichte Idas beleuchtet.
5 ⭐



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Veröffentlicht am 06.05.2024

Realistischer, fesselnder historischer Roman

Shogun
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Ich kann absolut nachvollziehen, weshalb es sich um einen mehrfach verfilmten Weltbestseller handelt.
Die Geschichte um die Einigun Japans und den Aufstieg des Shōgunats wird unglaublich detailgetreu und ...

Ich kann absolut nachvollziehen, weshalb es sich um einen mehrfach verfilmten Weltbestseller handelt.
Die Geschichte um die Einigun Japans und den Aufstieg des Shōgunats wird unglaublich detailgetreu und realistisch wiedergegeben. Es ist, als würde man selbst mit Blackthorne an der japanischen Küste stranden und die dortige Kultur ganz neu kennenlernen.
Dass die Figur des englischen Navigators auf der realen Figur von William Adams beruht und auch die beide Fürsten reale Vorbilder haben, macht den Roman umso spannender.
Die Charaktere sind vielschichtig und nahezu perfekt ausgearbeitet, sie könnten tatsächlich genau so existiert haben. Auch ihre inneren Kämpfe, Zweifel und Begierden werden perfekt widergespiegelt und machen ihre Handlungen nachvollziehbar.

Von der Sprache her merkt man nur leicht, dass er 1975 geschrieben wurde, denn es passt zum historischen Setting.
Heute als sexistisch oder rassistisch gelesene Textstellen wurden nicht geändert, um nicht in den Inhalt des Weltbestsellers einzugreifen, weshalb es mMn. besonders wichtig ist, hier kritisch und reflektiert zu lesen.
Zu lesen, wie junge Mädchen als zigte Ehefrau von Männern in den Fünfzigern oder Prostituierte dienen, ist ziemlich heftig, genauso wie die zahllosen "Ehren"suizide der Samurai, die man irgendwann gar nicht mehr zählen kann. In dieser Hinsicht ist der Roman zwar brutal, aber gerade deshalb sehr realitätsnah.

Vereinzelt fiel es mir nicht leicht, den politischen Strukturen zu folgen. Dass das alles auch für den Protagonisten neu ist, erleichtert den Informationsfluss. Gleichzeitig erfährt man viel über die Wirtschaftsmächte Spanien, Portugal, England etc., sodass man ganz nebenbei ziemlich viel dazu lernt - z.B. auch japanische Vokabeln.

Alles in allem konnte mich der Roman wirklich durch und durch fesseln, ich habe wahnsinnig viel gelernt und wollte dem Sympathieträger Blackthorne bis zur letzten Seite folgen. Ein unglaubliches, bildgewaltiges Leseerlebnis für alle Liebhabenden von historischen Romanen.

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Würdiger Folgeband

Foxglove – Das Begehren des Todes (Belladonna 2)
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𝔽𝕠𝕩𝕘𝕝𝕠𝕧𝕖 (BELLADONNA 2)

🥀 Die Aufmachung des Buches ist wie bei Bd 1 einfach nur umwerfend, sowohl innen wie außen mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Auch hier gibt es wieder die Besonderheit der ...

𝔽𝕠𝕩𝕘𝕝𝕠𝕧𝕖 (BELLADONNA 2)

🥀 Die Aufmachung des Buches ist wie bei Bd 1 einfach nur umwerfend, sowohl innen wie außen mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Auch hier gibt es wieder die Besonderheit der von Kapitel zu Kapitel wachsenden Blumenranken. 🥰
🥀 Der Roman startet ebenso zauberhaft-magisch-poetisch wie Bd 1, diesmal aus der Perspektive des Schicksals. Dadurch konnte mich die Autorin sofort wieder in ihren Bann ziehen, der Schreibstil ist einfach unglaublich gut.
🥀 Wieder gab es einen zu lösenden Mordfall, wieder wäre ich nie im Leben auf die Auflösung gekommen! Allerdings konnte man hier etwas weniger miträtseln, weil es wenig Indizien gab und nur einen einzigen Zwischenfall zu Beginn. Das nahm mir etwas die Spannung. Dennoch wurde er letztlich unvorhersehbar gut gelöst!
🥀 Diesmal wurde die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt, Signas und ihrer Cousine Blythe. Ich fühlte mit beiden, ihre Handlungen waren absolut nachvollziehbar und die Auflösung am Ende bezüglich der beiden kam mit einem großen unvorhersehbaren Knall 🤭 wow!
🥀 Die Lovestory mit dem Tod liebe ich in der Idee nach wie vor sehr, jedoch war mir diese in diesem Band zu wenig ausgearbeitet bzw wenig vertreten, hier hätte ich nach dem großen Finale von Bd 1 gern noch größere Gefühle und ein stärkeres Band erlebt. Seine Figur blieb diesmal etwas blass. Die Spannung diesbezüglich setzte erst auf den letzten Seiten ein, die mich dann hinwider wirklich abholen konnten und tief berührten.
🥀 Das Schicksal als Gegenspieler hat mir richtig gut gefallen, seine Fassaden, seine Beweggründe, seine Kräfte. Er blieb sehr vielschichtig und war darum ein toller Antagonist. Ich bin gespannt, wie es in Bd 3 mit ihm weitergeht!
➡️ Insgesamt war Bd 2 wieder ein unglaublich gelungenes Leseerlebnis mit unerwarteten Wendungen und stilistisch großartig umgesetzt, wenn auch vom Spannungsbogen her etwas schwächer als Band 1.
Ich finde die Autorin nach wie vor großartig und freue mich jetzt schon auf den letzten Band nächstes Jahr, der übrigens wieder genauso fantastisch aufgemacht wird (diesmal in blau). 4 ⭐

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Lesehighlight zum Aufrütteln

You'd be Home Now
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☄Das dritte Buch der Autorin konnte mich genau wie seine Vorgänger zu 100% überzeugen, ich würde sogar sagen, stilistisch hat es mir am besten gefallen.
Es behandelt das Thema Drogensucht als Krankheit ...

☄Das dritte Buch der Autorin konnte mich genau wie seine Vorgänger zu 100% überzeugen, ich würde sogar sagen, stilistisch hat es mir am besten gefallen.
Es behandelt das Thema Drogensucht als Krankheit aus der Perspektive eines Angehörigen, der Schwester.
Dabei lässt die Autorin immer wieder relevante, erschreckende Infos einfließen wie die Zahl von 20 Mio Abhängigen in den USA ab 12 (!) Jahren.
☄Wir erleben nicht nur, wie der Betroffene leidet und wie schwierig es ist, aus dem Teufelskreis zu entkommen, sonndern dies als 17- sowie 18-Jähriger: Also einmal minderjährig, einmal volljährig, wodurch der gesetzliche Unterschied gekonnt berücksichtigt wird. Die Autorin hat wirklich wahnsinnig gut recherchiert und achtet sehr auf ihre Wortwahl. Die Drogenhängigkeit wird als Krankheit thematisiert, nicht Joey als kaputter Teenie, den man reparieren muss.
☄Zurecht sagt die Autorin, auch Angehörige seien Betroffene, die durchaus in einer Statistik aufgenommen werden sollten. Denn Emory leidet nicht nur unter der Angst um ihren Bruder, sondern ihr wird wahnsinnig viel aufgebürdet, indem sie z.B. neben ihren auch seine Hausaufgaben bis spät nachts übernimmt, damit er nicht von der Schule fliegt.
☄Der Schreibstil ist wie immer gleichermaßen tief emotional, stellenweise poetisch wie jugendlich-locker und bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis. Man fühlt wirklich jeden einzelnen Satz mit der Protagonistin.
☄Thematisiert wird auch der Unterschied der Behandlung der Geschlechter. Emory wird aufgrund ihres Verhätnisses zu Gage als Schl***e bezeichnet, er nicht. Ein schwangeres Mädchen wird von der Schule gemobbt, er nicht, sie hätte ja sein Leben zerstört und nicht umgekehrt.
Dies auch im Zusammenhang mit (Cyber-)Mobbing und einem mutigen Zusammenschluss betroffener junger Frauen, der dazu auffordert, die eigene Stimme zu finden und zu nutzen.
Der Roman behandelt auf den zweiten Blick wahnsinnig viele wichtige Themen neben der Abhängigkeit, ohne überladen zu wirken oder den Leser emotional zu stark zu belasten.
☄In meinen Augen zählt die Autorin zu den besten und wichtigsten, was das Thema Mental Health Awareness im Jugendbuch angeht.
Alle drei Bücher sind harte, tief berührende, aufrüttelnde Stoffe (Selbstverletzung, Tod&Verlust, Drogenabhängigkeit), doch sind sie für mich unabdingbar für eine authentische Aufklärung der Gesellschaft und als Schullektüre zu empfehlen, sofern in der Klasse gemeinsam ausführlich reflektiert werden kann.
5⭐

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Gelunger Abschluss

Magnolia Parks - Into the Dark
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𝕄𝔸𝔾ℕ𝕆𝕃𝕀𝔸 ℙ𝔸ℝ𝕂𝕊 - 𝕀𝕟𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝔻𝕒𝕣𝕜 [Bd. 5]
Jessa Hastings
@knaurromance

🌸REZENSION🌸

Band 5 der Reihe ist gleichzeitig Band 3 von MAGNOLIA PARKS und kann nicht alleinstehend gelesen werden, sondern schließt ...

𝕄𝔸𝔾ℕ𝕆𝕃𝕀𝔸 ℙ𝔸ℝ𝕂𝕊 - 𝕀𝕟𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝔻𝕒𝕣𝕜 [Bd. 5]
Jessa Hastings
@knaurromance

🌸REZENSION🌸

Band 5 der Reihe ist gleichzeitig Band 3 von MAGNOLIA PARKS und kann nicht alleinstehend gelesen werden, sondern schließt die Geschichte von Magnolia und BJ ab.
Im letzten Band verzichtet die Autorin stilistisch auf die von Bd 1&2 bekannten Marken- & Outfitbeschreibungen und auch das Gossip Girl Drama verläuft sich.
Stattdessen setzt sie ganz auf Selbstheilung und -findung und kommt dadurch zu einem den Figuren würdigen Abschluss.
Super finde ich, dass sie nicht nach dem Schema "Der Typ mit dem Sixpack rettet mich gefühlt nur durch seine Existenz vor Mental Sickness", sondern lässt die Figuren unabhängig voneinander und doch gleichzeitig zusammen heilen. In diesem Band wird hierzu viel auf Therapie gesetzt.
Er knüpft nahtlos an den Vorband an, sodass es den Großteil des Romans um tiefe Trauerbewältigung geht. Diese wird nicht nur sehr authentisch und realistisch beschrieben, sondern wird in vielerlei Hinsicht hoch emotional und bewegend aufgearbeitet - auch wenn man an manchen Stellen den Atem anhält und schon fürchtet, das Drama geht von Neuem los, merkt man, dass die Figuren in sich gewachsen sind und aus ihren Fehlern von Bd 1&2 gelernt haben.
Einzig der rote Faden hat mir in diesem Band etwas gefehlt, sodass ich den Plot gar nicht richtig nennen kann, sondern es eher als dranatische Alltagsmomente aus der Londoner High Society beschreiben würde, als würde man eine Netflix-Serie sehen - was dem Buch zwar keinen Nachteil verschafft, aber minimal irritiert.
Den Schreibstil liebe ich nach wie vor wirklich sehr und auch die Freundesgruppe als Found Family ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass es nicht leicht fällt, sie nun endgültig ins Regal zu stellen. Man leidet, hofft und verliebt sich mit ihnen, will sie schütteln und dennoch auf ihrem Weg begleiten. Dabei werden sie so realistisch und fern jedes Stereotyps beschrieben, als würde sie über wirklich existierende Personen schreiben. Auch das Setting der Londoner High Society fühlt man voll und ganz!
Ich finde die Autorin großartig und werde auch weiterhin gern ihre Bücher lesen :)

4.5 ⭐

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