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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2020

Eindrucksvolle Blick auf das Zeitgeschehen

Trotzdem
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Trotzdem bildet auf rund 80 Seiten zwei Gespräche zwischen den Schriftstellern und Juristen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge über die aktuelle Lage der Nation während der Corona-Pandemie ab. ...

Trotzdem bildet auf rund 80 Seiten zwei Gespräche zwischen den Schriftstellern und Juristen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge über die aktuelle Lage der Nation während der Corona-Pandemie ab.
Sie hinterfragen die Handlungen der Bundesregierung und der Politik im Allgemeinen, werfen weiterführende Fragen auf und bringen den Leser so zum Reflektieren. Eingebettet in historische Zusammenhänge und kritische Betrachtungen beschreiben sie ihre Sicht der Dinge, ihre Zuversicht und Ängste, zukünftige wie aktuelle Szenarien.

Als Abbildung des aktuellen Zeitgeschehens finde ich dieses Buch und die darin beschriebenen Meinungen sehr wichtig, allerdings konnte es mich nicht in aller Gänze überzeugen, habe ich doch teils andere Ansichten, was aber rein subjektiver Natur geschuldet ist.

Herzlichen Dank an den Luchterhand-Verlag für das kostenfreie Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Tiefgründig und nachdenklich stimmend

Palmen in Dublin
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Stille ist nicht gleich Leere. Sie bedeutet nicht Abwesenheit von Materie. Sie ist ein greifbarer Zustand, sie ist voller Liebe, erfüllt von Sprachen und Dingen (…). [S. 14]

Palmen in Dublin (OT: Tearful ...

Stille ist nicht gleich Leere. Sie bedeutet nicht Abwesenheit von Materie. Sie ist ein greifbarer Zustand, sie ist voller Liebe, erfüllt von Sprachen und Dingen (…). [S. 14]

Palmen in Dublin (OT: Tearful Traveller), der neue Roman von Hugo Hamilton, ist am 27. Juli 2020 im Luchterhand Verlag erschienen. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines irischen Vaters wuchs der Ich-Erzähler inmitten drei verschiedener Sprachen auf, und musste sich so seinen eigenen Weg finden, sich Stimme und Ausdruck zu verleihen. Inzwischen ist er erwachsen und kehrt mit seiner Frau sowie seinen beiden Töchtern aus Berlin nach Dublin zurück, um dort heimisch zu werden und zu arbeiten. Doch das Leben ist nicht einfach, wird er immer öfter von Erinnerungen und Zweifeln heimgesucht – ganz im Gegenteil zu den tief verwurzelten Palmen am Straßenrand.
Der Roman ist aus der Perspektive eines Mannes erzählt, dessen Name nicht genannt wird. Er beschreibt autobiographisch seine Kindheit, sein Aufwachsen in Irland und von seinem Leben als Ehemann und Vater. Die Darstellungen ergänzt er an passender Stelle durch Vorkommnisse aus der Vergangenheit, um die der Gegenwart näher zu erläutern. Kurz gefasst, dabei aber tiefgründig und eingehend erzählt er von der Geburt seiner Töchter in Berlin, von Partys und Fremdgehen, der Arbeit seiner Frau als Journalistin und Yoga-Lehrerin sowie die Probleme damit und seiner Unverwurzeltheit im Leben. Die Sprache ist dabei das zentrale Thema, denn wie lassen sich Handlungen ausdrücken, wie sie in jeder Sprache doch eine andere, nicht sinngemäße Übersetzung finden?
Obgleich der teils abstrusen Erzählstränge hat mich der Roman mit seinem anschwellenden Spannungsbogen und der Komplexität der konstruierten Welt und Handlungen gefesselt und nachdenklich gestimmt. Er erfordert gewiss einen aufmerksamen und interessierten Leser, doch wenn man sich auf die Geschichte einlässt, wird sie einen so schnell nicht wieder loslassen.
Herzlichen Dank an den Luchterhand-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Intensiv, aber langatmig

Eine Liebe in Neapel
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In Eine Liebe in Neapel erzählt Heddi Goodrich die Geschichte einer Liebe, die im Neapel der 90er Jahre begann: Die amerikanische Linguistikstudentin Heddi wohnt in einer WG im Spanischen Viertel, genießt ...

In Eine Liebe in Neapel erzählt Heddi Goodrich die Geschichte einer Liebe, die im Neapel der 90er Jahre begann: Die amerikanische Linguistikstudentin Heddi wohnt in einer WG im Spanischen Viertel, genießt ihr Leben und die Geborgenheit, die sie von ihren Freunden erhält und so nie kennengelernt hatte. Auf einer Party schenkt ihr Pietro, ein Geologiestudent, ohne große Worte ein Mixtape mit Liebesliedern – was gleichzeitig der Beginn einer unerwarteten und tiefgreifenden Liebesgeschichte ist. Sie sind wie zwei Seelen in einem Körper und trotzen allen Widerständen.

Ehrlich und eindrucksvoll erzählt Goodrich aus der Sicht der Protagonistin von ihren Gefühlen und Gedanken, wodurch ihr empathischer Charakter noch mehr zur Geltung kommt. Sie ist ein sehr familiärer Mensch, der in der Gemeinschaft auflebt, aber jeden kleinsten Affront auch schnell persönlich nimmt. Pietro hingegen ist ein mysteriöser Charakter, der oftmals unüberlegt und gefühlsarm handelt, innerhalb der Geschichte eine eher negative Entwicklung vollzieht. Dies kann aber auch der umfassenden Darstellung seiner Familie geschuldet sein, die der Liebe der beiden nicht ohne Vorurteile gegenübersteht.
Trotz dessen die Beschreibungen Neapels, der Vulkane und der inneren und äußeren Gefühle mir gut gefallen hat, überzeugte mich der Roman im Ganzen nicht: Die Handlung war überwiegend zäh und einfallslos, der Spannungsbogen sank bereits nach der ersten Hälfte enorm ab. Hinter dem Vordergrund, dass es ein biographischer Roman ist, sehr diesen Kritikpunkten jedoch weniger Aufmerksamkeit geschenkt, denn das Leben ist eben kein perfekt konstruierter Roman, sondern nimmt eben seinen Lauf. Wenn man sich für dieses Buch interessiert, sollte man diesen Punkt unbedingt beachten.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Intensiv und wichtig

Das Gegenteil von Hasen
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Das Gegenteil von Hasen von Anne Freytag ist ein intensiver Roman, dessen Fokus auf Mobbing liegt. Darüber hinaus werden Themen wie LGBTQ, familiäre Probleme und Freundschaft thematisiert.

Julia schreibt ...

Das Gegenteil von Hasen von Anne Freytag ist ein intensiver Roman, dessen Fokus auf Mobbing liegt. Darüber hinaus werden Themen wie LGBTQ, familiäre Probleme und Freundschaft thematisiert.

Julia schreibt in ihrem privaten Blog über ihr Leben, ihre Freunde, ihre Gefühle, nutzt ihn als Ventil. Als sie jedoch eines Morgens ihren Jutebeutel mit ihrem Laptop - auf dem fataler Weise all ihre Passwörter gespeichert sind - im Bus liegen lässt, bricht eine Welt für sie zusammen. Edgar, mit dem sie sich beim Bus fahren angefreundet hat, findet ihn, doch der Laptop ist verschwunden. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hat sich der oder die Unbekannte Zugang zu ihrem Blog verschafft und veröffentlich nun nach und nach ihre verfassten Beiträge. Wer hinter der Aktion steckt, ist zunächst unklar, doch nach und nach kommt heraus: Gründe dafür hätten einige.

Das Buch folgt einem chronologischen Aufbau und schildert aus der Sicht der unterschiedlichen Protagonisten die Situation und die jeweiligen Gefühle, die die Personen mit der Veröffentlichung verbinden und zu der Situation im Allgemeinen hegen. Schnell wird klar, welch tief der Ursprung der Handlung liegt, wie mannigfaltig die Handlungshintergründe der einzelnen Protagonisten. Anne Freytag schreibt sehr klar und auf den Punkt, was die Brisanz des Handlungsverlaufs und die Erzählgeschwindigkeit optimal unterstützt. Sie führt die für die Handlung wichtigen Personen ausführlich ein und beschreibt ihre Gefühlswelt und ihr soziales Umfeld, und erzeugt so ein stimmiges Gesamtbild.

Der Roman hat mich von Beginn an gefesselt und oftmals über die Realität der behandelten Absurditäten den Kopf schütteln lassen. Eindringlich, intensiv und erschreckend real - aber auch unglaublich gut - sind wohl die besten Attribute zur Beschreibung dieses Buches und ich kann es jedem, der mit der Lektüre des Buches keinen Trigger verbindet, empfehlen.

Herzlichen Dank an den Heyne-Verlag für das kostenfreie Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Berührend und fesselnd

Truly
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Es gibt Tage, da gibt es Dinge, die weh tun. Zum Beispiel über unseren Schatten zu springen.

Truly ist der erste Band der In Love-Reihe von Ava Reed und erzählt die Geschichte von Andie, die nach einigen ...

Es gibt Tage, da gibt es Dinge, die weh tun. Zum Beispiel über unseren Schatten zu springen.

Truly ist der erste Band der In Love-Reihe von Ava Reed und erzählt die Geschichte von Andie, die nach einigen Rückschlägen nun endlich das gemeinsame Studium mit ihrer besten Freundin June beginnen kann. Doch sie hat kein Zimmer auf dem Campus bekommen und benötigt dringend einen Job, um sich eine Wohnung leisten zu können. Als sie zur Feier der Wiedervereinigung mit June feiern geht, wird ihr im Club ein Job als Barkeeperin angeboten - und auch wenn sie davon keine Ahnung hat, nimmt sie ihn dankbar an. Hätte sie jedoch gewusst, dass sie dabei auf Cooper treffen würde, hätte sie vermutlich eine andere Entscheidung getroffen. Er scheint unnahbar und fern, und doch spüren beide, dass da noch andere Gefühle verborgen sind.

Selten habe ich in letzter Zeit ein dermaßen gefühl- und humorvolles New Adult-Buch gelesen! Die Protagonisten, das Setting und der Handlungsverlauf sind unglaublich toll beschrieben und konstruiert, und ich war von Beginn an gegangen und habe mit Andie und Cooper mitgefiebert, mitgelacht und mitgeliebt, aber auch mit ihnen gelitten.

Definitiv ein Jahreshighlight!

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