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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2021

Einfühlsame Erzählungen, aber ohne den Kick

Dieses entsetzliche Glück
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In der Kleinstadt Hollyhock in Virginia herrscht Normalität. Sie sind miteinander verbunden, sei es durch Freundschaft, durch Streit, durch Ehe oder zufällige Bekanntschaft. Gemein haben die fünfzehn Leute ...

In der Kleinstadt Hollyhock in Virginia herrscht Normalität. Sie sind miteinander verbunden, sei es durch Freundschaft, durch Streit, durch Ehe oder zufällige Bekanntschaft. Gemein haben die fünfzehn Leute alle, dass sie ein Päckchen zu tragen haben, etwas, das sie bedrückt, aber auch himmelhoch jauchzen lässt; sie haben hier einen Ort der Ruhe gefunden, sind hierher geflüchtet, beginnen ein neues Leben. Sie sind Maklerinnen, Mütter und Väter, Schriftsteller oder Verkäufer.

Annette Mingels erzählt in fünfzehn Kurzgeschichten, bei der jede dieser Personen im Mittelpunkt steht, inwiefern das Glück in ihren jeweiligen Leben abhandengekommen ist, wieso sie bedrückt sind, sich unverstanden fühlen, von der Liebe und Hoffnung verlassen. Leider sind die Geschichten teils sehr oberflächlich erzählt, fließen monoton dahin und es gibt nur an kurzen Passagen einmal eine spannende Erhebung. Oftmals sind die Erzählungen offen gehalten, was durchaus auch seinen Reiz haben kann, hier jedoch eher ein beklemmenden Gefühl hinterlässt. Der Schreibstil an sich hat mir gut gefallen, doch in Kombination mit dem Plot konnte er mich nicht vollends begeistern.

Insgesamt eine anschauliche und beklemmende Sammlung von Perspektiven, für mich jedoch leider nichts.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Nette Lektüre für Zwischendurch

Du wirst mein Herz verwüsten
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Wenn ich an dich denke, herrscht in mir Sommer.

Du wirst mein Herz verwüsten ist eine Sammlung von Textnachrichten, die die französische Autorin und Instagramerin Morgane Ortin auf ihrem Account @amours_solitaires ...

Wenn ich an dich denke, herrscht in mir Sommer.

Du wirst mein Herz verwüsten ist eine Sammlung von Textnachrichten, die die französische Autorin und Instagramerin Morgane Ortin auf ihrem Account @amours_solitaires zugesandt bekommen hat. Aus all diesen Textbausteinen hat sie die Geschichte zweier Menschen zusammengetragen, die sich finden, sich lieben und allen Beziehungsfragen gegenüberstehen. Gleichzeitig ist es ihr Appell an die Revolution der Liebe: mehr Ehrlichkeit und Offenheit, Kommunikation und Legitimität. Es ist ihr ein Anliegen, jedem Menschen und seiner Art zu leben und zu lieben, ohne Vorbehalte gegenüberzustehen, respektvoll zu sein.

Das Format des Buches hat mir sehr gefallen, da das Lesetempo durch die kurzen Absätze schnell ist und man dem Gesprächsverlauf einfach folgen kann. Jedoch finde ich die sprachliche Gestaltung der Textnachrichten nicht sehr realistisch, für ein solches Format viel zu hochsprachlich und formell. Auch die Liebesbekundungen sind phasenweise sehr übertrieben formuliert, kitschig und cringey, doch vereinzelt konnte ich mir auch rührende und herzliche Zitate markieren.

Insgesamt eine wirklich schöne Lektüre, die durchaus eine wichtige Message hat, jedoch auch ihre Schwächen hat.

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Veröffentlicht am 02.10.2020

Schade...

Als die Welt stehen blieb
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Für andere nützlich zu sein, von anderen gebraucht zu werden, ist fast genauso wichtig, wie sich geliebt zu fühlen.

Mit Als die Welt stehen blieb führt die norwegischen Autorin Maja Lunde uns zurück ...

Für andere nützlich zu sein, von anderen gebraucht zu werden, ist fast genauso wichtig, wie sich geliebt zu fühlen.

Mit Als die Welt stehen blieb führt die norwegischen Autorin Maja Lunde uns zurück in den März 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie. Sie berichtet, wie sich das Zusammenleben ihrer fünfköpfigen Familie im Lockdown veränderte, wie sie ihre Tage mit Kontaktverbot und Home Schooling verbringen. Sie ist es gewohnt, über Dystopien zu schreiben, steckte gerade mitten in den Recherchen zum letzten Band ihres Klima-Quartetts - doch nun ist sie selbst Spielfigur in einer Pandemie, ähnlich wie ihre Protagonisten.

In kurzen Tagebucheinträgen berichtet Maja Lunde von den Veränderungen aufgrund des Lockdowns in Norwegen: dem Home Schooling und Home Office, dem Kontaktverbot, dem "neuen" Zusammenleben. Sie beschreibt klar ihre Gefühle und Gedanken, ihre Sorgen und Ängste und bleibt dabei aber sehr distanziert, als beschreibe sie als externer Beobachter, was sie nach außen für einen Anschein mache. Dabei wiederholt sie sich sehr oft, ärgert sich öfters über dieselben Dinge, sodass das Lesen schnell anstrengend wurde. Als zeitgeschichtlicher Bericht ist es sicher ein interessanter Einblick, betont sie auch häufig die positiven Aspekte der Pandemie bezüglich des Klimawandels und dass es ein Weckruf sein sollte, etwas zu ändern, doch das bleibt auch leider das Einzige, das ich aus der Erzählung für mich gewinnen konnte.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Eindrucksvolle Blick auf das Zeitgeschehen

Trotzdem
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Trotzdem bildet auf rund 80 Seiten zwei Gespräche zwischen den Schriftstellern und Juristen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge über die aktuelle Lage der Nation während der Corona-Pandemie ab. ...

Trotzdem bildet auf rund 80 Seiten zwei Gespräche zwischen den Schriftstellern und Juristen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge über die aktuelle Lage der Nation während der Corona-Pandemie ab.
Sie hinterfragen die Handlungen der Bundesregierung und der Politik im Allgemeinen, werfen weiterführende Fragen auf und bringen den Leser so zum Reflektieren. Eingebettet in historische Zusammenhänge und kritische Betrachtungen beschreiben sie ihre Sicht der Dinge, ihre Zuversicht und Ängste, zukünftige wie aktuelle Szenarien.

Als Abbildung des aktuellen Zeitgeschehens finde ich dieses Buch und die darin beschriebenen Meinungen sehr wichtig, allerdings konnte es mich nicht in aller Gänze überzeugen, habe ich doch teils andere Ansichten, was aber rein subjektiver Natur geschuldet ist.

Herzlichen Dank an den Luchterhand-Verlag für das kostenfreie Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Wichtiges Thema, Schreibstil nicht überzeugend

Speak Up
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In ihrem Debütroman Speak Up (Originaltitel: The Exact Opposite of Okay) thematisiert Laura Steven wichtige gesellschafts- und sozialkritische Themen des 21. Jahrhunderts wie Victim Shaming, Feminismus ...

In ihrem Debütroman Speak Up (Originaltitel: The Exact Opposite of Okay) thematisiert Laura Steven wichtige gesellschafts- und sozialkritische Themen des 21. Jahrhunderts wie Victim Shaming, Feminismus und das Aufwachsen mit sozialen Medien.
Izzy O’Neill führt ein halbwegs unbeschwertes Leben. Doch als ein Foto geleakt wird, auf dem sie intim mit dem Sohn eines Lokalpolitikers zu sehen ist, bezeichnen sie alle als Schlampe und zeigen mit dem Finger auf sie, reden hinter ihrem Rücken. Schnell wird sie Opfer eines viralen Shitstorms. Aber Izzy lässt sich nicht unterkriegen, muss sie nun mit all diesen Problemen umgehen, und sucht nach einem Ausweg um zu verhindern, dass andere darüber bestimmen können, wer oder was sie ist.
Der Roman ist aus der Sicht von Izzy geschrieben und verfolgt wie ein Blog mit einzelnen Timestamps einen chronologischen Ablauf. Wie die Protagonistin ist auch der Schreibstil: Frei heraus, ironisch und um flachen Humor bemüht trifft die Autorin die Sprache der heutigen digitalen Jugend. Mir persönlich hat diese Art des Schreibens nicht so gut gefallen und entsprechend genervt war ich streckenweise von Handlung und Charakteren. Die Schlagfertigkeit und Unbedarftheit von Izzy sowie die Loyalität und das Charisma ihrer Freundin Ajita haben mir jedoch stark imponiert. Ihr Umgang mit der Situation zeugt von Stärke, die gerade hier arg von Nöten ist.
Die Autorin hat die Themen

slutshaming,

victimblaming und #feminismus hervorragend dargestellt und eröffnet so auch einem jüngeren Publikum, wie wichtig es heutzutage ist, auf diese Missstände der Gesellschaft zu achten und dagegen anzugehen, über sich und sein Verhalten zu reflektieren sowie Aufmerksamkeit dafür zu schaffen.

Insgesamt ein thematisch wichtiges Buch, das mich persönlich sprachlich aber leider nicht überzeugen konnte.

Vielen Dank an Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar!

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