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Veröffentlicht am 14.05.2021

Thema gut - Argumente zwiespältig

Sprache und Sein
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Dieses Buch stand sehr lange auf meiner Wunsch- und Leseliste und ich bin nun sehr froh es gelesen zu haben. Ich möchte aber auch auf Kritik eingehen, die bei diesem Buch in den meisten Rezension doch ...

Dieses Buch stand sehr lange auf meiner Wunsch- und Leseliste und ich bin nun sehr froh es gelesen zu haben. Ich möchte aber auch auf Kritik eingehen, die bei diesem Buch in den meisten Rezension doch eher untergeht.

Kübra Gümüsay berichtet über Sprache. Dass Sprache unsere Wirklichkeit/Wahrnehmung beeinflusst, war für mich nichts Neues. Aber gerade für Menschen, die mit diesem Thema bisher eher wenig Berührungspunkte hatten, lohnt es sich definitiv. Die Autorin bringt extrem viele Beispiele, für meinen Geschmack an manchen Stellen zu viele, da es den Blick vom eigentlichen Thema und der Diskussion ablenkt. Aber diese Beispiele verdeutlichen die Thematik oft sehr gut und veranschaulichen die Problematik.
Es geht in diesem Buch viel um Ausgrenzung und Diskriminierung und wie diese Bereiche mit Sprache zusammenhängen. Hier bringt sie oft bekannte Beispiele, die leider aber nicht immer stichhaltig sind. Sie zitiert beispielsweise Necip Fazil Kisakürek, der sich bei einiger Recherche jedoch als offenkundiger Antisemit entpuppt. Wenn mal viel wert auf die Diskussion über Diskriminierung legt, sollte man meiner Meinung nach auch gut über seine eigens zitierten Autor*innen recherchieren. Schade.
Die Argumente, die Gümüsay im Gesamten aber anbringt sind dadurch aber natürlich nicht weniger wichtig. Diskriminierung im öffentlichen Raum ist ein Problem dem wir uns einfach stellen müssen und sie macht sehr radikal darauf aufmerksam.
Ein weiterer Punkt, der mich etwas gestört hat, ist das ewige Kreisen um ein Thema ohne zu einer Antwort zu kommen. Gümüsay bespricht das Thema und macht darauf aufmerksam, ja. Aber eine Antwort wie man nun ganz konkret damit umgehen soll, gibt sie selbst nicht. Sie dreht sich mit ihrer Argumentation schlicht im Kreis. Wiederholt ihre Argumente, unterstreicht und belegt sie durch unterschiedliche Zitate, die doch immer wieder ähnliches aussagen. Zu einer Aussage am Ende kommt sie aber dennoch nicht.
Ich persönlich finde auch einige wenige Argumente sehr einseitig und zu wenig ausgeführt. Sie schreibt über recht Hetze, die auch definitiv ein Problem darstellt, allerdings hätte ich mir gerade hier Beispiele gewünscht. Analysen, die aufarbeiten, wie genau die Sprache solcher Hetzer funktioniert. Und das fehlt eben. Ihre Argumente fußen weitestgehend auf ausgewählten Zitaten, statt auf eigens ausgeführten Linien und Analysen.
Ein letzter Punkt, den ich noch nennen möchte, ist der Widerspruch in ihrer eigenen Argumentation, der mir besonders auch am Ende des Buches aufgestoßen ist. Praktisch über das ganze Buch hinweg kritisiert sie immer wieder alle möglichen Menschen für ihre Fehler, gleichzeitig beschreibt sie aber auch, dass wir nicht so harsch mit Fehlern anderer umgehen sollten, wir sollten akzeptieren, dass Menschen es versuchen und auf der Suche nach dem richtigen Weg sind. Gümüsay hält hier ihre eigenen Forderungen nicht ein, indem sie Menschen, die Fehler machten sehr stark kritisiert und auch im Gegenzug stereotypisiert. Also genau das, wovon sie wegkommen möchte.

Ich stehe etwas im Zwiespalt mit diesem Buch. Ich finde einige Argumente sehr gut und wichtig. Aber Argumente widersprechen sich und sind manchmal zu wenig ausgeführt. Ich hätte mir hier tiefergehendes gewünscht. Als Einsteigerbuch jedoch bestimmt nicht schlecht.

Veröffentlicht am 12.04.2021

Ein gelungener vierter Band - düster und abenteuerlich

Der Atlas der besonderen Kinder
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Da dies ein vierter Band ist und ich mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung eigentlich schon zu viel vorweg nehmen würde, steige ich sogleich mit meiner Meinung ein:

Nachdem der dritte Band mit einem ziemlich ...

Da dies ein vierter Band ist und ich mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung eigentlich schon zu viel vorweg nehmen würde, steige ich sogleich mit meiner Meinung ein:

Nachdem der dritte Band mit einem ziemlich großen und actiongeladenen Showdown endete, beginnt dieser Band nun etwas ruhiger und das fand ich sehr gelungen.
Ich mochte, wie dadurch die Freundschaft zwischen den Charakteren noch einmal herausgestellt wurde. Man konnte sich als Leser*in in der Geschichte noch einmal verorten und sehen, wo man sich aktuell befindet und auch wie es nun weitergehen soll. Diese "Findungsphase" fand ich sehr angemessen.
Wie immer arbeitet der Autor mit viel Humor und einem tollen Schreibstil, an dem ich nichts auszusetzen habe.
Im Gesamten würde ich den Band als etwas gedehnter und "ruhiger" als die anderen Bände beschreiben. Zwar gibt es viele Abenteuer, Hindernisse etc., die hier überwunden werden müssen, aber ich hatte nicht das Gefühl der extremen Dringlichkeit wie in den vorangegangenen Bänden, was auch daran liegen mag, dass das Grundthema und das Ziel dieses Bandes einfach anders war als bisher. Zudem spielt es eben in Amerika. Es kommen neue Elemente der Besonderen-Welt hinzu, die wirklich toll eingebaut waren und noch einiges für weitere Bände offen lassen. Es bleibt also spannend!
Die Charakterentwicklungen traten auch bei diesem Band wieder deutlich hervor. Man merkt wieviel die Kinder durchgemacht und erlebt haben und diese Spürbarkeit ist gut umgesetzt.
Auch wenn der Plot vielleicht nicht ganz so wechselreich und überraschend war, wie bei den vorherigen Bänden, tut das der Geschichte kaum einen Abbruch.

Ein wirklich gelungener vierter Band, der Lust auf mehr macht! Die Reihe ist einfach eine absolute Empfehlung.

Veröffentlicht am 25.01.2021

Unterhaltsames Buch mit Wohlfühlfaktor

Animant Crumbs Staubchronik
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Animant ist eine junge Frau, die in England lebt und nicht sehr viel von Gesellschaftsveranstaltungen hält. Sie liest lieber, am besten den ganzen Tag. Durch einige Zufälle jedoch reist sie von ihrem Dorf ...

Animant ist eine junge Frau, die in England lebt und nicht sehr viel von Gesellschaftsveranstaltungen hält. Sie liest lieber, am besten den ganzen Tag. Durch einige Zufälle jedoch reist sie von ihrem Dorf nach London, um dort einen Monat eine Stelle als Bibliothekarsassistentin einzunehmen. Obwohl Animant bisher nicht sehr viel mit der Liebe zu tun hatte, wird sie auch dieser in London begegnen.

Ich habe das Hörbuch gehört und mochte die Stimme der Sprecherin wirklich sehr gerne. Ich finde sie hat total gut zu der Protagonistin gepasst.
Animant selbst ist lustig, störrisch, manchmal nervig, aber auch selbstbewusst. Ich mochte sie. Sie war eine Protagonistin mit Ecken und Kanten. Sie war aber auch selbstreflektiert. Erkannte eigene Fehler und gestand sich ihre Schwächen ein. Das fand ich sehr toll. So war sie zwar selbstbewusst, aber nicht unbedingt arrogant.
Die Welt der Bücher war einfach toll mit in die Geschichte integriert. Die Arbeit in der Bibliothek war sehr schön beschrieben. Auch hat es immer Spaß gemacht die Einblicke über Animants Liebe zu den Büchern selbst zu lesen.
Auch wenn historisch minimale Ungereimtheiten gab, wurde die Stimmung der damaligen Zeit gut transportiert. Die meisten Gepflogenheiten der Zeit wurden passend mit in den Lesefluss integriert.
Allgemein kann ich den Schreibstil sehr loben. Dieser war sehr flüssig, manchmal auch sehr detailliert.
An manchen Stellen war mir das Buch etwas zu langatmig. Manche Stellen hätte man weglassen können, dafür war mir das Ende leider etwas zu abgehackt und in den letzten zwei Kapiteln ging doch alles sehr schnell. Das fand ich ein wenig schade.

Nichtsdestotrotz hatte ich nur wenig Kritikpunkte. Insgesamt ein tolles Buch mit Wohlfühlfaktor für Zwischendurch. Auf jeden Fall zu empfehlen!

Veröffentlicht am 24.01.2021

Ein sehr informativer Einstieg in das Thema Revolutionen und Freiheit

Die Freiheit, frei zu sein
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In ihrem Essay "Die Freiheit, frei zu sein" schafft Hannah Arendt einen Abriss darüber zu geben, was Revolutionen überhaupt sind und wie sie entstanden sind. Ferner geht es darum, was Freiheit in diesem ...

In ihrem Essay "Die Freiheit, frei zu sein" schafft Hannah Arendt einen Abriss darüber zu geben, was Revolutionen überhaupt sind und wie sie entstanden sind. Ferner geht es darum, was Freiheit in diesem Kontext bedeutet und auch in welchen Kontexten Revolutionen möglich sind und für was sie da sind.
Ich habe vorher noch nichts von der Autorin gelesen und kann das Essay als Einstieg auf jeden Fall empfehlen. Arendts Schreibstil ist schon anspruchsvoll, aber nicht unverständlich. Ich finde sie erklärt an Hand verschiedener Beispiele sehr gut den Gegenstand von Revolutionen und Freiheit und ich habe einiges Interessantes mitgenommen.
Dennoch ist zu beachten, dass es eben "nur" ein Essay ist. Ich glaube es ist einfach eine "abgespeckte" Version von ihren Büchern. Dennoch sehr informativ und gut erklärt. Ich denke gerade als Einstieg liefert es eine gute Grundlage für Arendts Themen und Gedankengänge.
Ich fand es auch sehr gut, dass es ein Nachwort gab, dass das Essay in ihre andere Werke etwas eingeordnet hat.
Schade fand ich, dass die Fußnoten nicht direkt am unteren Rand der Seiten aufgezählt wurden, sondern hinten im Buch. So musste man beim Nachlesen immer nach hinten blättern und das hat den Lesefluss etwas gestört.

Insgesamt ein sehr informatives Essay, das einen guten thematischen Einstieg bildet.

Veröffentlicht am 30.12.2020

Schöner Schreibstil, aber wo bleibt der Sinn?

Der letzte Satz
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In "Der letzte Satz" geht es um die letzten Stunden des Komponisten Gustav Mahler, der sich an seine wichtigsten Lebensabschnitte erinnert. Es geht um seine Familie, die Liebe, die Musik.

Das hier war ...

In "Der letzte Satz" geht es um die letzten Stunden des Komponisten Gustav Mahler, der sich an seine wichtigsten Lebensabschnitte erinnert. Es geht um seine Familie, die Liebe, die Musik.

Das hier war mein erstes Buch von Seethaler und leider bin ich nicht ganz so begeistert.
Gustav Mahler war mir vorher zwar ein Name, aber richtig viel wusste ich nicht über ihn. Ich frage mich aber schon, wieso der Autor unbedingt Gustav Mahler als Protagonist für diese Erzählung wählt.
Zunächst einmal zum Schreibstil. Dieser war wirklich toll. Seethaler kann auf jeden Fall schreiben! Es waren einige schöne Phrasen und Anekdoten zu finden, die mich wirklich begeistern konnten. Der thematische Stoff der Erinnerungen im Angesicht des Todes begünstigen dies wahrscheinlich noch.
Mich hat der Protagonist im Gesamten einfach sehr verwirrt. Er war ein großer Komponist. Und doch findet sich fast nichts über sein Komponieren und die Liebe zur Musik in diesem Buch. Seethaler erklärt das mit einem Ausdruck des Protagonisten, dass es nicht möglich sei über Musik zu schreiben ohne diese zu entwürdigen. Hier macht es sich der Autor irgendwie zu leicht. Wieso denn speziell Gustav Mahler, wenn die Musik hinten angestellt wird?
Selbst über das Leben von Mahler gab es keinen wirklichen Aufschluss. Das Werk hier ist keine Biographie. Es hat zwar biographische Züge, aber oft, wenn man mit Mahler in seine Erinnerungen zurückging, habe ich mich gefragt, was er denn nun damit sagen will! Letztendlich ging es fortwährend, um das Bewusstsein des Sterbens, um Melancholie, irgendwie blickte Mahler fast unzufrieden auf sein Leben zurück.
Und für diese Botschaft hätte es jeder andere wahllose Protagonist auch sein können. Wenn es wirklich ein biographischer Versuch zu Gustav Mahler sein sollte, dann doch auch bitte ein wenig länger als nur knappe 130 Seiten!

Der Schreibstil war schön, die Anekdoten auch, aber das buch wird mir wohl nicht lange in Erinnerung bleiben.