Platzhalter für Profilbild

fredhel

Lesejury Star
offline

fredhel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fredhel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2016

Mord im Pfarrhaus

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
0

Im beschaulichen Hafenstädtchen Sligo an der Nordwestküste Irlands wird der protestantische Reverend Dean Fitzpatrick erdrosselt aufgefunden. Leitung der Mordermittlung hat Inspector Emma Vaughan. Die ...

Im beschaulichen Hafenstädtchen Sligo an der Nordwestküste Irlands wird der protestantische Reverend Dean Fitzpatrick erdrosselt aufgefunden. Leitung der Mordermittlung hat Inspector Emma Vaughan. Die sympathische junge Frau, selbst auch Protestantin, hat einen schweren Stand im bigott katholischen Umfeld. Sie ist geschieden, alleinerziehend, in einer Männerdomäne erfolgreich berufstätig, und natürlich der falschen Konfession zugehörig, zumindest auf dem Papier. Tatsächlich hat sie mit Religion so gar nichts am Hut.
Das Mordopfer war ein Unsympath erster Güte, ein Weiberheld, machtgierig und rücksichtslos. Emma verfolgt mehrere Lösungsansätze.
Sollte die IRA die Hände im Spiel haben oder ist das Motiv eher in der Familie zu suchen?
Emma ist eine Karrierefrau, sie arbeitet korrekt und umsichtig. Mir gefällt, wie sie sich im entscheidenden Moment zwischen Recht und Gerechtigkeit entscheidet, auch wenn es für sie berufliche Konsequenzen haben wird.
Der Charakter von Emma ist gut ausgearbeitet, wie überhaupt die Personen in dem Roman sehr lebendig wirken.
Für meinen Geschmack nimmt der politische Aspekt etwas zu viel Raum ein. Auch kam nicht so recht das Irland-Feeling beim Lesen auf, das man beim Betrachten des hübschen Covers erwartet hat. Man merkt doch, dass die Autorin eine Deutsche ist.
Die Handlung ist spannend aufgebaut, auch wenn man schon früh eine Ahnung hat, wo der Mörder zu suchen ist.
"Lügenmauer" von Barbara Bierach bietet dennoch solide Krimiunterhaltung.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Liebe und Leidenschaft

Poldark - Abschied von gestern (Poldark-Saga 1)
0


Als Ross Poldark nach dem Unabhängigkeitskrieg in Amerika in seine Heimat Cornwall zurückkehrt, ist sein Vater verstorben und sein Erbe herunter gewirtschaftet. Elisabeth, die Liebe seines Lebens, wollte ...


Als Ross Poldark nach dem Unabhängigkeitskrieg in Amerika in seine Heimat Cornwall zurückkehrt, ist sein Vater verstorben und sein Erbe herunter gewirtschaftet. Elisabeth, die Liebe seines Lebens, wollte nicht länger auf ihn warten und wird in Kürze seinen Vetter heiraten. Ross sieht einer freudlosen Zukunft entgegen. Da rettet er ein junges Mädchen, Demelza, vor einer Prügelei und auch vor ihrem prügelnden Vater. Sie entwickelt sich zu einer schönen jungen Frau, die sich heftig in Ross verliebt....
Wenn man das zwar leicht kitschige, aber farblich dennoch sehr schöne Cover betrachtet, und dann noch berücksichtigt, dass der Autor Winston Graham im Jahr 1908 geboren wurde, dann bekommt man schon eine Ahnung, was einen in dem Roman "Poldark - Abschied von gestern" erwartet. Nämlich eine altmodische Liebesromanze in der ländlichen Idylle Cornwalls, gespickt mit Bauernromantik und britischem Gesellschaftsdünkel. Die Handlung plätschert still und vorhersehbar vor sich hin, und man kann sich durchaus gut unterhalten fühlen, wenn man ohne große Ansprüche mit dem Lesen beginnt. Der Schreibstil ist flüssig und trägt einen von Kapitel zu Kapitel, und auch ohne sensationelle Cliffhanger möchte man wissen, was als nächstes kommt. Das Buch ist als anspruchslose leichte Unterhaltungslektüre mit einem Hauch Herzschmerz durchaus zu empfehlen.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Demelzas grosses Herz

Poldark - Von Anbeginn des Tages (Poldark-Saga 2)
0


Als Mutter einer kleinen Tochter ist Demelza mittlerweile erwachsen geworden. Bei ihren Nachbarn und in der feinen Gesellschaft wird sie leider immer noch nicht anerkannt. Trotzdem handelt sie spontan ...


Als Mutter einer kleinen Tochter ist Demelza mittlerweile erwachsen geworden. Bei ihren Nachbarn und in der feinen Gesellschaft wird sie leider immer noch nicht anerkannt. Trotzdem handelt sie spontan und aus ihrem großen Herzen heraus, leider oft ohne die Konsequenzen abzuwägen. Damit bringt sie ihre Familie wiederholt in große Gefahr. Ross hat ebenfalls einen Sinn für Gerechtigkeit, kann aber immer seine Handlungen gut einschätzen. Der Gegensatz zwischen diesen beiden Charakteren hält die Spannung in dem Roman aufrecht. Man fühlt mit Demelza, versteht ihr Tun und möchte sie dennoch vor mancher Dummheit schützen.
Der Autor beschreibt ein Sittengemälde des damaligen Englands. Dünkel und Engstirnigkeit sind die häufigsten Eigenschaften der feineren Gesellschaft, während die Grubenarbeiter mit ihrer lebensgefährliche Arbeit unter Tage ihren Reichtum mehrt und für die eigenen Familien nur das Nötigste zum Überleben verdienen. Als Leser ist man mittendrin im Strudel der Ereignisse, nur die wirtschaftlichen Zusammenhänge mit Poldarks Minengesellschaft waren mir etwas zu trocken. Insgesamt hat mir der erste Band besser gefallen, aber dennoch ist "Von Anbeginn des Tages" ebenfalls ein spannendes Buch.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Krimi und Roman zugleich

Am Abend des Mordes
0


Das Buch "Am Abend des Mordes" ist mehr als ein Krimi. Zum einen gibt es da den Handlungsstrang mit Ellen Bjarnebo. Sie hat eine Haftstrafe hinter sich, weil sie, um sich und ihren debilen Sohn vor dem ...


Das Buch "Am Abend des Mordes" ist mehr als ein Krimi. Zum einen gibt es da den Handlungsstrang mit Ellen Bjarnebo. Sie hat eine Haftstrafe hinter sich, weil sie, um sich und ihren debilen Sohn vor dem trunksüchtigen, überaus gewalttätigen Ehemann zu schützen, ihn ermordet und zerstückelt haben soll. Einige Jahre später verschwindet ihr nächster Lebensgefährte spurlos und der Verdacht fällt automatisch wieder auf sie, doch man kann ihr nichts nachweisen.

Dann gibt es die Kommissarin Eva Backman, die die undankbare Aufgabe hat, den Mord an dem unsympathischen Volkspopulisten Fängström aufzuklären.

Und eine weitere Geschichte windet sich um den durch den plötzlichen Tod seiner Frau traumatisierten Kommissar Barbarotti. Er soll die Akte Bjarnebo neu aufrollen. Anfangs deutet noch alles darauf hin, daß es so eine Art Schonprogramm sein soll, um ihm dem Wiedereinstieg in die Arbeit zu erleichtern, doch es steckt wesentlich mehr dahinter. Gegen Ende des Buches laufen alle Wege wie bei Rom zusammen. Als Deus ex machina gleicht ein Zeuge einem Schulfreund der angeblichen Mörderin und schon greifen die Zusammenhänge ineinander. Für mein Verständnis ein etwas weit hergeholter Kunstgriff. Auch dass Barbarotti mit Gott spricht und Erscheinungen seiner verstorbenen Ehefrau hat, finde ich befremdlich. Nun gut, das sei dichterische Freiheit von Hakan Nesser!
Mir gefällt ausnehmend gut, wie einzigartig die Charaktere sind. Der Leser dringt tief in deren Gedankenwelt ein, kann den Handlungsverlauf nachvollziehen, erlebt wie die Kriminalfälle sich näherkommen, wittert die Gefahr schon vor den Kommissaren. Eben weil es zum Gegensatz der wirklich spannenden Kriminalhandlung auch ein inneres Leben und Sichweiterentwickeln der Akteure gibt, halte ich diesen Roman für absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verschollen

DIE WAHRHEIT
0

Von Melanie Raabe habe ich im letzten Jahr viel Gutes gehört, aber erst mit ihrem Buch "Die Wahrheit" komme ich dazu, mir selbst ein Bild zu machen.
Sarahs Ehemann Philipp ist vor sieben Jahren auf einer ...

Von Melanie Raabe habe ich im letzten Jahr viel Gutes gehört, aber erst mit ihrem Buch "Die Wahrheit" komme ich dazu, mir selbst ein Bild zu machen.
Sarahs Ehemann Philipp ist vor sieben Jahren auf einer Geschäftsreise in Kolumbien verschollen. Jetzt taucht er plötzlich wieder auf, doch es ist ein gefährlicher Fremder, der sich unter Philipps Namen in ihrem Haus einnistet.
Ja, das ist ein perfekter Plot für einen spannenden Thriller.
Anfangs haben mir die detaillierten Beschreibungen auch noch sehr gut gefallen, vor allem weil der Schreibstil so flüssig und gefällig ist. Die Beziehung zu ihrem kleinen Sohn wird lebhaft und authentisch wider gegeben und auch die Person der netten alten Nachbarsdame, die ihren Geist mit Standby-Reimen fit hält, rundet das Bild eines angenehmen Lebens ab.
Als jedoch der Fremde in Sarahs Leben eindringt, wird mit Ausführlichkeit in jeder Hinsicht zu viel. Es ist mir zu langatmig, die Spannung erreicht mich nicht und nach knapp der Hälfte habe ich mir nur gewünscht, bald zum Ende zu kommen.
Und jetzt wird es richtig schwer zu erklären, was mich am allermeisten gestört hat, denn jede Andeutung würde die Lösung verraten.
Mir jedenfalls war diese Auflösung absolut unglaubhaft, und im Nachhinein kann ich weder Sarahs Verhalten noch das des Fremden nachvollziehen. Ich gebe 3 gutgemeinte Lesesterne, weil mir Leo und auch die Nachbarin so gut gefallen haben, aber richtig weiterempfehlen kann ich dieses Buch nicht.