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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2023

Schuldgefühle

Abgrund
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Als Leser ist man live dabei, als die schüchterne Poppy von den Klippen gestoßen wird. Man weiß auch, dass sich der Fokus des Mörders schon auf Poppys Schwester Clemmie richtet.
Dieser Mord ist äußerst ...

Als Leser ist man live dabei, als die schüchterne Poppy von den Klippen gestoßen wird. Man weiß auch, dass sich der Fokus des Mörders schon auf Poppys Schwester Clemmie richtet.
Dieser Mord ist äußerst geschickt als Suizid getarnt. Clemmie wird von Vorwürfen zerfressen, dass sie auf die letzten Handynachrichten ihrer Schwester nicht reagiert hat. Womöglich hätte sie Poppy noch retten können.
Trotz allem glaubt Clemmie auch nicht Selbstmord. Dafür kannte sie Poppy viel zu gut.
Um ihre Schuldgefühle zu kompensieren, arbeitet Clemmie in jeder freien Minute bei einer Telefonseelsorge für Hinterbliebene. Hier fasst sie auch den Entschluss, all die Ungereimtheiten an Poppys Todesfall selbst aufzuklären. Und jetzt wird es richtig spannend. Als Leser nimmt man jede ihrer Männerbekanntschaften genau unter die Lupe, weil man weiß, dass Clemmie auf der Todesliste des Mörders ganz oben steht. Selten, dass ein Thriller so sehr zum Mitraten einlädt, erst recht, weil man schon mehr Informationen als Clemmie in der Hand hat.
Dieser Thriller ist zwar im Grunde genommen recht einfach gestrickt, aber die Autorin bringt viel Leben und viel Spannung in die Handlung. Vor allem das Mitraten macht viel Spaß, auch wenn man zum Schluss haarscharf daneben liegen kann.
Ganz besonders möchte ich die gute Leistung von Rebecca Veil hervorheben, die eine wunderbare Besetzung für das Hörbuch ist.

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Veröffentlicht am 12.08.2023

Versteckspiel

Die Verborgenen
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Anscheinend ist das in diesem Buch beschriebene Phänomen (Phrogging) kein Fantasieprodukt, sondern es passiert tatsächlich, dass sich Menschen unbemerkt in fremden Häusern einnisten.
In diesem Fall trifft ...

Anscheinend ist das in diesem Buch beschriebene Phänomen (Phrogging) kein Fantasieprodukt, sondern es passiert tatsächlich, dass sich Menschen unbemerkt in fremden Häusern einnisten.
In diesem Fall trifft es die Bilderbuchfamilie Hoffmann: Sven und Franziska mit ihrer Tochter Tabea. In wechselnden Perspektiven erzählt, beginnt die äußere Fassade zu bröckeln. Jeder der drei hat seine gar nicht so kleinen Geheimnisse, die er zu schützen versucht. Eigentlich steht die Familie kurz vor dem Auseinanderbrechen, das mit der nahenden Volljährigkeit Tabeas wohl real werden wird.
Dies ist die Ausgangssituation als ein Stalker sich auf dem Dachboden der Hoffmanns versteckt und Gefallen daran findet, nachts sichtbare Spuren zu hinterlassen, die die Ahnungslosen vor Rätsel stellen. Die Nerven sind sowieso schon angegriffen, weil in der Nachbarschaft ein Mädchen ermordet wurde, die Tabea besser kannte, als sie zugibt.
Meiner Meinung nach ist dieses Buch kein Thriller, denn die Handlung verläuft eher schleppend, mit vielen Längen. Erst gegen Ende wird es aufregender. Es ist vielmehr eine ausgefeilte Charakterstudie einer kaputten Familie, die zwar auch sehr interessant ist, aber die Erwartungen, die der Klappentext weckt, nicht erfüllt.

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Veröffentlicht am 11.08.2023

Entfesselte Kräfte

Bronwick Hall – Dornengift
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Auf der Hexenuniversität Bronwick Hall ist Blaine eine Außenseiterin. Sie will um keinen Preis auffallen, schließt keine Freundschaften und ist per se eine Musterschülerin. Ihr haftet der Makel an, dass ...

Auf der Hexenuniversität Bronwick Hall ist Blaine eine Außenseiterin. Sie will um keinen Preis auffallen, schließt keine Freundschaften und ist per se eine Musterschülerin. Ihr haftet der Makel an, dass ihr Vater vor Jahren einen Aufstand gegen die Herrscherin angezettelt hat. Nur widerwillig hat die Großmutter sie in die Familie aufgenommen, doch übt diese im Gegenzug gefühllosen Druck auf Blaine aus, die immer befürchten muss, auf die Straße gesetzt zu werden.
Ihre einzige Hoffnung auf Freiheit wäre die Heirat mit ihrem Verlobten Karan, doch die Rebellen ihres Vaters stürmen die Uni und verletzen Karan mit einem unbekannten tödlichen Gift.
Im Kampf entfesselt Blaine ihre ungeahnten Kräfte und steht so ungewollt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Doch diese Kräfte helfen ihr auch auf der Suche nach einem Gegenmittel für Karan.
Magische Schulen sind immer wieder ein beliebtes Thema für Fantasy-Bücher. Auch dieses hier ist spannend geschrieben. Blaine ist eine sehr sympathische junge Frau, die sofort die Sympathien des Lesers gewinnt, weil sie unverschuldet so schlecht von allen Personen in ihrem Umfeld behandelt wird. Zusammen mit ihren Mitschülern und ihrem undurchsichtigen Professor muss sie in einer gefährlichen Unterwelt das Gegengift finden. Hier hat die Autorin wirklich eine düstere, magische Welt voller gefährlicher Wesen erschaffen.
Es gibt noch eine abschließende Fortsetzung, die zu lesen sich bestimmt lohnt, weil die Autorin einen gelungenen Mix aus Fantasie, Romantik und Spannung bietet.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Ein sanftes Sterben

Die Erinnerungsfotografen
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Tod ist ein Thema, über das man nicht gerne redet oder liest. Am liebsten möchte man gar nicht daran erinnert werden.
Sanaka Hiiragi dagegen hat sich sehr einfühlsam damit befasst. Sie führt ihre Leser ...

Tod ist ein Thema, über das man nicht gerne redet oder liest. Am liebsten möchte man gar nicht daran erinnert werden.
Sanaka Hiiragi dagegen hat sich sehr einfühlsam damit befasst. Sie führt ihre Leser in eine Zwischenwelt, in der frisch Verstorbene aufwachen. Hier präsentiert ihnen der Fotograf Hirasaka Fotos aus ihrem Leben, aus denen sie symbolhaft jeweils eins pro Lebensjahr aussuchen müssen, bevor ihre Reise ins Jenseits weitergeht. Wohin diese führt, erfährt man nicht, aber die Vergangenheit der Person kann man noch einmal miterleben.
Beispielhaft werden drei höchst unterschiedliche Schicksale geschildert, die verschiedener nicht sein können. Gerade für uns Nicht-Japaner ist das ein intimer Einblick in eine uns fremde Kultur, den ich als sehr bereichernd empfunden habe.
Die Autorin behandelt die Thematik sehr poetisch. Über allem liegt eine Leichtigkeit. Nach anfänglicher Verwirrtheit befassen sich die Personen sehr ernsthaft mit ihrer Vergangenheit und können so ihr Leben akzeptieren und mit ihm abschließen.
Das ist eine schöne Idee, wie Sterben sein könnte. Gerne hätte ich noch weitere Lebenswege kennengelernt, aber vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Fortschritt

Bergleuchten
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Im Jahr 1872 beginnt der Bau des Gotthardtunnels. Nicht alle Bewohner des kleinen Örtchens Göschenen sind von dem Projekt begeistert. Während einige den großen Reibach machen können, müssen andere um ihre ...

Im Jahr 1872 beginnt der Bau des Gotthardtunnels. Nicht alle Bewohner des kleinen Örtchens Göschenen sind von dem Projekt begeistert. Während einige den großen Reibach machen können, müssen andere um ihre Zukunft fürchten. Ausserdem bringen die vielen Arbeiter aus Italien Unruhe ins gemächliche Dorfleben. Einer fremden Kultur wird hier wie überall misstrauisch begegnet. Liebesbeziehungen zwischen den Gastarbeitern und den heimischen Töchtern werden gar nicht gern gesehen.
Doch Helene und der fleissige Piero können sich nicht gegen ihre Gefühle wehren. Diese Liebesgeschichte ist relativ vorhersehbar gestrickt,und zieht sich etwas zu sehr in die Länge Doch alles was historische und bergbautechnische Fakten betrifft, hat die Autorin sehr gut recherchiert und auch leicht verständlich vermittelt.
Ihr Schreibstil ist insgesamt sehr flüssig, aber leider auch manchmal etwas zu ausführlich.
Sophie Hutter als Sprecherin des Hörbuchs ist eine gute Wahl. Als Muttersprachlerin ist sie mehr als authentisch, ihre Stimme ist sehr angenehm und sie hat das Talent, den Text lebendig werden zu lassen.

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