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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2022

coole Seniorengang

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Oh, wie schön, es gibt eine neue Folge mit dem Donnerstagsmordclub.
Die vier munteren Rentner aus der noblen Seniorenresidenz sind weit davon entfernt, einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen. Dafür ...

Oh, wie schön, es gibt eine neue Folge mit dem Donnerstagsmordclub.
Die vier munteren Rentner aus der noblen Seniorenresidenz sind weit davon entfernt, einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen. Dafür sind sie viel zu quirlig und allem Neuen, ganz besonders Social Media, noch sehr aufgeschlossen. Allen voran Elisabeth, die ehemalige Geheimdienstlerin, sorgt für neue Abenteuer. Ihr Ex-Mann ist wieder aufgetaucht. Er scheint sich eine große Menge Diamanten unter den Nagel gerissen zu haben, doch bevor er Elisabeth einweihen kann, wird er ermordet. Schon setzt sich der Donnerstagsmordclub auf die Spur der Edelsteine.
Die Handlung konnte mich diesmal nicht ganz so überzeugen. Sie ist wild, brutal und etwas sehr abstrus, aber das alles wird wieder wettgemacht durch die herrlich witzigen Dialoge und die wunderbaren Charakterzüge jedes einzelnen der Vier. Mit überraschender Cleverness und Vitalität schnappt die Falle über den Bösewichten zu, es ist eine wahre Freude!
Für Freunde des schwarzen/britischen Humors ist dieser Roman ganz einfach ein Must-have.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Mord im Paradies

Rue de Paradis
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Die Hälfte dieses Romans sind weit davon entfernt, ein Krimi zu sein. Vielmehr wird die Situation geschildert, in der sich die Bewohner der Rue de Paradis befinden. Ursprünglich war ihre Straße die absolute ...

Die Hälfte dieses Romans sind weit davon entfernt, ein Krimi zu sein. Vielmehr wird die Situation geschildert, in der sich die Bewohner der Rue de Paradis befinden. Ursprünglich war ihre Straße die absolute Spitzenlage am Cap Ferret. Der Bürgermeister hat es ihnen allen ermöglicht, hier im Naturschutzgebiet zu bauen, wobei er den besten Bauplatz natürlich selbst beanspruchte. Nach einer Sturmflut beklagt die Nachbarschaft eine Tote und schwerste Flutschäden an Haus und Grund. 
Luc Verlain wird zu der verschworenen Gemeinschaft geschickt, um für deren Umsiedlung zu werben und zu sorgen. Doch die Menschen haben mittlerweile alles wieder hergerichtet. Sie wollen ihre Heimat nicht verlassen. Schon gar nicht, weil der schlitzohrige Bürgermeister von der Umsiedlung nicht betroffen ist. In der Nacht kommt es zu einer erneuten Überflutung, die ein Nachbar nutzt, um diesen verhassten Menschen zu erschlagen.
Erst jetzt wird das Buch zum wahren Krimi, denn Luc ist mit der Strassengemeinschaft von den Fluten eingekesselt, und in dieser Sturmnacht versucht er, den Mörder zu entlarven. Sein unfähiger Vorgesetzter ist ihm dabei eher eine Last als eine Hilfe.
Davon abgesehen, dass die Einstimmung auf den Krimi für mich eindeutig viel zu lange dauert, besticht der Autor wie immer durch seine Beschreibung vom Südfranzösischen Flair. Die Schilderung von Landschaft, Leuten, Speisen und Getränken weckt immer die Sehnsucht nach einem Frankreichurlaub. Schön wäre es, wenn auch auf die Charakterisierung der Protagonisten etwas mehr Sorgfalt verwendet würde. Ich kenne die Vorgeschichte von Luc und seiner hochschwangeren Freundin Anouk aus früheren Bänden, die in dieser Hinsicht ausführlicher waren. Neueinsteigern fehlt dieses Wissen, um sich mit Luc verbunden zu fühlen. 
Für mich ist dieser 5. Fall wieder ein 4-Sterne-Krimi und ich freue mich auf den 6. Band.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Weder Thriller noch Horror

Der Gräber
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Was für eine tolle, gruselige Idee für einen Plot: Jährlich am 6. November wird eine Frau durch den Kellerboden entführt und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Da wird einem Verlags ...

Was für eine tolle, gruselige Idee für einen Plot: Jährlich am 6. November wird eine Frau durch den Kellerboden entführt und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Da wird einem Verlags ein Manuskript zugespielt, das die Vorgänge aus der Sicht des Täters beschreibt, der sich mit unheimlichen Erdwesen verbündet hat.
Das Buch wird veröffentlich und trifft auf eine große Resonanz. Vorwiegend auf Positive, aber Hinterbliebene und vor allem die Polizei zeigen sich entsetzt.
Die ganze Zeit jongliert der Autor auf dem schmalen Grat zwischen Thriller und Horror. Meines Erachtens übertreibt er es dabei ein wenig mit unheimlichem Scharren und Kratzgeräuschen in Wänden und Kellerböden. Der Spannungsbogen flacht schon bald ab, und da die Protagonisten allesamt keine wahren Sympathieträger darstellen, dümpelt für mich das Buch daher bis zum Ende nur noch vor sich hin. Meine Erwartungen haben sich leider nicht erfüllt, aber ich kann mir vorstellen, dass gerade die Horrorelemente bei anderen Lesern sehr gut angekommen könnten.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Historischer Krimi

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Im Kaiserreich sah die Welt noch ganz anders aus. Wie sie vielleicht gewesen ist, erlebt man mit der fiktiven Ärztin Anne Fitzpatrick, die sich in Hamburger Problemvierteln mit Leib und Seele für die Ärmsten ...

Im Kaiserreich sah die Welt noch ganz anders aus. Wie sie vielleicht gewesen ist, erlebt man mit der fiktiven Ärztin Anne Fitzpatrick, die sich in Hamburger Problemvierteln mit Leib und Seele für die Ärmsten der Frauen einsetzt. Obwohl es nur Waschmöglichkeiten, eine warme Suppe und saubere Kleidung sind, was sie bieten kann, legen ihr die Honoratioren der Stadt Steine in den Weg. Den feinen Herren passt es gut ins Konzept, dass sich Frauenmorde in den dunklen Hafengegenden mehren, doch auch Anne selbst ist ihres Lebens nicht mehr sicher.
Überraschenderweise entwickelt sich dieser historische Roman schnell zu einem historischen Krimi, der dennoch viel vom Zeitgeist im Jahr 1910 preisgibt.
Neben der antiquierten Polizeiarbeit erfährt man auch viel über das Leben in einem gutbürgerlichen Haushalt mit all seinen Scheinheiligkeiten. Die Dienstmädchen werden ausgenutzt und die Töchter zu gehorsamen Hausmütterchen herangezogen.
Die Pastorentochter Helene Curtius will sich dem nicht beugen. Sie rebelliert. Sie will eine Berufsausbildung und sie will sich sozial engagieren. In Anne Fitzpatrick erkennt sie eine Vorbildfigur, der sie nacheifert. Leider ist sie ansonsten doch recht oberflächlich. Eben ein unreifer Teenager, der um der Rebellion willen rebelliert, aber wenig über sein Handeln nachdenkt.
Die Hauptpersonen werden so detailliert beschrieben, dass man schnell einen Bezug zu ihnen bekommt. Die Frauenmorde tun ein Übriges, dass man vor lauter Spannung nicht aufhören will zu lesen. Für meinen Geschmack erfährt die Fußballleidenschaft des Polizeibeamten Berthold Rheydt einen zu hohen Stellenwert, aber wahrscheinlich will die Autorin mit der Entstehungsgeschichte des FC St.Pauli den historischen Hintergrund weiter abrunden. 
Das Hörbuch wird sehr gut gesprochen von Verena Wolfien.

Ich finde, in diesem Buch vereinen sich sowohl die Spannung eines Krimis mit einer Zeitreise ins Kaiserreich.
Gerne vergebe ich 5 Lesesterne und freue mich auf die Fortsetzung, die voraussichtlich im Mai erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Kein Krimi sondern Drama

Was wir verschweigen
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Generell ist das immer so ein zweischneidiges Schwert, wenn man schon zu Beginn eines Krimis den Mörder kennt. Da Mitraten unmöglich ist, wird es für den Autor schwer, Spannung aufzubauen und zu halten.
Auch ...

Generell ist das immer so ein zweischneidiges Schwert, wenn man schon zu Beginn eines Krimis den Mörder kennt. Da Mitraten unmöglich ist, wird es für den Autor schwer, Spannung aufzubauen und zu halten.
Auch hier beginnt das Buch mit einem Mord, der zuerst völlig unmotiviert und rein dem Alkoholrausch zuzuschreiben ist. Erst später wird klar, dass der Tatververdächtige Antti der beste Freund aus Kindertagen des ermittelnden Beamten Juri und das Opfer der hinterhältigste und brutalste Junge aus der gemeinsamen Grundschulklasse ist.
Während Juri alles daran setzt, seinen Jugendfreund zu schützen, und sich dabei über alle ethischen Grenzen hinweg setzt, wird in einem zweiten Erzählstrang die hässliche Geschichte der drei aus Kindheitstagen erzählt. In meinen Augen ist dies der weitaus spannendste Teil des Buches.
Ich persönlich finde, "Was wir verschweigen" ist gar kein Krimi, sondern ein Roman, ein Drama. Der Leser erhält tiefe Einblicke in verstörende Kindheitsszenarien mit brutalen Vätern und einem verrohten Jungen. Die Hauptfigur ist natürlich Juri, der tief in einer unglücklichen Ehe feststeckt, doch sowohl privat als auch dienstlich die falschen Entscheidungen trifft, ohne dass man eine Spur von Mitleid empfindet. Für mich ist das sowieso das Hauptproblem mit diesem Buch: Es ist absolut frei von Sympathieträgern, dagegen aber voll von unrealistischen Begebenheiten. Selbst im tiefsten, dunkelsten Finnland wird ein Polizist nicht so ungehindert in die Ermittlungsarbeit eingreifen können, ohne dass es auffällt beziehungsweise, dass es Konsequenzen hat.
Weil aber die psychologische Komponente so gut herausgearbeitet ist und der Roman auch sprachlich überzeugt, vergebe ich knappe 4 Lesepunkte.
  

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