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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2021

Mehr als ein Trauma

Kein Entkommen
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Katja Sand, alleinerziehend, Mordermittlerin in München, muss wohl als junge Frau ein traumatisches Erlebnis gehabt haben, das sie absolut bindungsunfähig gemacht hat. Sie kann sich keinem Menschen öffnen ...


Katja Sand, alleinerziehend, Mordermittlerin in München, muss wohl als junge Frau ein traumatisches Erlebnis gehabt haben, das sie absolut bindungsunfähig gemacht hat. Sie kann sich keinem Menschen öffnen und darunter leidet die Beziehung zu den ihr nahestehenden Personen, allen voran ihre Mutter und ihre pubertierende Tochter.

Zwei interessante Fälle tun sich vor ihr auf. Unabhängig voneinander begehen zwei ehemalige Marinesoldaten Selbstmord, indem sie ihre persönlichsten Traumata nachstellen. Katja sieht den Zusammenhang, doch die Marineleitung und das Verteidigungsministerium erzwingen den Stop der Ermittlung. Katja findet einen neuen, erfolgreichen Ermittlungsansatz, nachdem sie ein Buch über Traumata gelesen hat.

Bis zu dem Punkt, an dem sich die Ermittlerin als Amateurpsychologin betätigt, ist der Krimi für mich ein klarer Anwärter auf 5 Lesesterne. Leider sinkt das Spannungslevel genau da rapide, weil sich der Autor zu sehr in psychologische Gedankengänge und plumpe Psychospielchen verliert.

Ansonsten ist die Handlungsidee bestechend und hat mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht. Katja als Hauptfigur wird gut dargestellt als zerrissene Persönlichkeit, die nicht aus ihrer Haut heraus kann. Auch die Schwierigkeiten mit ihrer Tochter sind sehr realistisch. Wenn man zwischen den Zeilen liest, gewinnt man auch schnell einen Eindruck, worin Katjas Trauma besteht. Sie sollte sich wirklich professionelle Hilfe suchen, damit sie ihre Beziehungen ordnen kann.

"Trauma" ist ein grundsolider Krimi, der sich gut lesen lässt.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Spiegelmagie

Die Meisterin: Spiegel & Schatten
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Die Meisterin-Reihe von Markus Heitz handelt von den letzten Nachfahren der großen Scharfrichterdynastien Cornelius und Bugatti. Wie bei Romeo und Julia haben sich Geneve und Alessandro ineinander verliebt, ...

Die Meisterin-Reihe von Markus Heitz handelt von den letzten Nachfahren der großen Scharfrichterdynastien Cornelius und Bugatti. Wie bei Romeo und Julia haben sich Geneve und Alessandro ineinander verliebt, aber die jahrhundertealte Fehde ihrer beider Clans steht immer noch trennend zwischen ihnen, was sie aber nicht daran hindert, erfolgreich Verbrechen gemeinsam aufzuklären.

Dieser Roman spielt in zwei Zeitebenen. In Leipzig werden zwei junge Hexen in den Tod getrieben, wobei eine magische Spiegelscherbe ursächlich daran beteiligt ist. Für Geneve und Alessandro wird es lebensgefährlich, als sie in Venedig dem Ursprung der Spiegelmagie auf die Spur kommen. Doch auch aus längst vergangenen Zeiten bedroht ein Wesen die in Wahrheit unsterbliche, zeitlose Geneve. Auch diese Geschichte wird in Zeitsprüngen spannend berichtet, bis sich dieser Handlungsstrang mit der Gegenwart kreuzt.

Dies ist ein Roman, wie ich ihn nicht aus der Hand legen kann und möglichst in einem Rutsch durchlese. Mir gefällt einfach gut, wenn Fantasy-Elemente in der Gegenwart stattfinden, so als ob es diese andere Welt tatsächlich gäbe. Die Personen und Fantasiewesen haben unverwechselbare Charaktere, sie schlagen sich mit Alltagsproblemen herum und ihre Handlungen sind logisch und nachvollziehbar. Die Handlung selbst springt an den spannendsten Stellen in die jeweils andere Zeitebene. Ein sehr geschickter Schachzug vom Autor, aber ich bin auch dankbar, dass er es mit den Cliffhangern nicht übertreibt, denn das Buch ist durchaus in sich abgeschlossen. Auch wenn es sich hier um eine Fortsetzungsreihe handelt, hat man nie das Gefühl, es fehlt an Vorwissen aus dem ersten Band.

Die Idee mit dem gefährlich magischen Spiegel ist genial. Für meinen Geschmack hätte es etwas weniger "Henkerwissen und- fakten" geben können, aber ansonsten ist es für mich ein perfekter Fantasyroman.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Muttersöhnchen

Der andere Sohn
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Agent John Adderley kommt ins amerikanische Zeugenschutzprogramm, nachdem er mit einem Kollegen undercover einen Drogenring geknackt hat. Beide Männer wurden lebensgefährlich verletzt und können sich ...


Agent John Adderley kommt ins amerikanische Zeugenschutzprogramm, nachdem er mit einem Kollegen undercover einen Drogenring geknackt hat. Beide Männer wurden lebensgefährlich verletzt und können sich nun aussuchen, wo und wie sie ihre neue Identität gestalten.

Und hier liegt in meinen Augen der einzige Schwachpunkt dieses wirklich packenden Thrillers, denn John begeht zwei unglaubliche Fehler. Zum einen bleibt er unerlaubterweise in Kontakt mit seinem Leidensgenossen, zum anderen erzwingt er ein neues Leben in seiner alten Heimat. Dort leben seine verlotterte Mutter und sein trunksüchtiger Halbbruder Billy, der zeitlebens von einer Schwierigkeit in die nächste tappte, aus der ihm seine Mutter immer wieder heraus half.

Zehn Jahre zuvor geriet Billy unter Verdacht, eine reiche Unternehmerstochter getötet zu haben. Aus Mangel an Beweisen blieb er auf freiem Fuß, aber der Makel ließ sich nie abwaschen. Jetzt versucht die Polizei diesen Fall nochmals als ColdCase aufzugreifen, aber immer noch beißen sich die Ermittler an Billy fest. Kein Wunder, denn die Riege hat sich personell fast kaum verändert. Unglaublich schnell gelingen John große Ermittlungsfortschritte, die alten Cops werden von dem Fall abgezogen und nun wird mit der Behördenschlamperei aufgeräumt, bis alles restlos aufgeklärt ist.

"Der andere Sohn" ist ein typisch skandinavischer Thriller, der immerzu tiefe Einblicke in die Psyche der Hauptpersonen gestattet, sodass man als Leser praktisch eine Rundumsicht über das Geschehen hat. Man möchte John ständig warnen, nicht aus falsch verstandenem Familiensinn die falschen Entscheidungen zu treffen, wo er doch in allen anderen Bereichen brillant agiert.
Das Spannungslevel ist allzeit auf hohem Niveau, was bei einem so umfangreichen Roman eine Leistung ist. Das Ende knüpft an eine von Johns falschen Entscheidungen an und macht süchtig auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Opulentes Abenteuer

Der Meisterkoch
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Von der ersten Zeile an werden alle Sinne des Lesers angesprochen. Er fühlt sich in die Welt von 1001 Nacht hinein versetzt, wenn er dem aufregenden Lebensweg des kleinen Jungen mit dem herausragenden ...

Von der ersten Zeile an werden alle Sinne des Lesers angesprochen. Er fühlt sich in die Welt von 1001 Nacht hinein versetzt, wenn er dem aufregenden Lebensweg des kleinen Jungen mit dem herausragenden Geschmackssinn folgt. Auch wenn alle Sinneseindrücke opulent beschrieben werden, wird es niemals langatmig und ganz allmählich findet man sich in einem großartigen Abenteuer wieder, in dem ein junger Mann all sein Können, sein Wissen und seine Raffinesse einsetzt, um einen Weg zu der Liebe seines Lebens zu finden, die in einem Harem gefangen gehalten wird.
Es ist eine fantastische Geschichte, poetisch und aufregend zugleich. Sie hat meine Erwartungen übertroffen, denn etwas Vergleichbares hatte ich noch nie in Händen. Orientalische Erzählkunst unterscheidet sich doch sehr deutlich vom hiesigen Mainstream. Wenn man sich darauf einlässt, wird man in eine andere Welt hineinkatapultiert.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Tödliche Geheimnisse

Die Frau vom Strand
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Petra Johann hat sich ein Postkartenidyll als Handlungsort für ihren Thriller gewählt. Rebecca lebt mit ihrem Baby in einem kleinen Ferienort an der Ostsee. Ihre Ehefrau Lucy erfüllt ihr jeden Wunsch, ...

Petra Johann hat sich ein Postkartenidyll als Handlungsort für ihren Thriller gewählt. Rebecca lebt mit ihrem Baby in einem kleinen Ferienort an der Ostsee. Ihre Ehefrau Lucy erfüllt ihr jeden Wunsch, sogar den Wunsch nach besagtem Baby. Aber dann stürzt Lucy von der Steilküste und ist tot. Die Polizei weiß nicht, ob es Unfall, Mord oder Selbstmord gewesen ist. Hauptkommissarin Edda Timm verbeißt sich wie eine Bulldogge in den Fall. Sie ist ein Workaholic und auch von ihrem Team fordert sie 110-prozentigen Einsatz.

Mir hat an diesem Thriller besonders gut gefallen, wie es unter der Oberfläche brodelt. Es gibt viele Geheimnisse. Menschen handeln aus Liebe grundverkehrt. Oder sie begehen Fehler, um Vergangenes zu vertuschen oder um sich zu bereichern. Psychologisch hat dieser Roman einiges zu bieten, aber das letzte Kapitel ist dann der absolute Höhepunkt.
Aber bis dahin hat die Autorin ihre Leser sehr gut unterhalten mit wirklichkeitsnahen Dialogen und Emotionen sowie überraschenden Wendungen.
"Die Frau vom Strand" ist mal ein wirklich guter deutscher Thriller.

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