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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2020

Heilende Klänge

Das Haydn-Pentagramm
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Die junge Cellistin Estrella erhält von einem Bewunderer einen Umschlag zur sicheren Aufbewahrung. Dieser bleibt nicht lange in ihrem Besitz, sondern geht auf mysteriöse Weise schon innerhalb der nächsten ...

Die junge Cellistin Estrella erhält von einem Bewunderer einen Umschlag zur sicheren Aufbewahrung. Dieser bleibt nicht lange in ihrem Besitz, sondern geht auf mysteriöse Weise schon innerhalb der nächsten Stunden verloren.
Der Inhalt besteht aus uralten Noten, so viel konnte Estrella gerade noch erkennen und ihr gelingt es auch, die Melodie im Kopf zu behalten. Angeblich soll es sich um ein Originalmanuskript von Joseph Haydn gehandelt haben. Nun heften sich verschiedene gefährliche Männer auf Estrellas Fersen, um an dieses Notenblatt zu gelangen, dem heilsame Kräfte zugeschrieben werden.
Für mich als Leser hat dieser Roman einige Highlights zu bieten:
zum einen natürlich das Wiener Flair, aber auch die Verstrickungen von Geheimbünden in diese Angelegenheit, die schnell das Spannungslevel steigen lassen. Undurchsichtig, wer da alles die Finger mit im Spiel hat, jedenfalls sind es mächtige Leute mit immensen finanziellen Möglichkeiten rund um den Globus.
Der Plot lehnt sich eng an Haydns Biografie an, was den Roman in meinen Augen besonders für Musikliebhaber interessant macht. Die Auflösung ist mir leider etwas zu simpel geraten, was aber meinen sehr guten Gesamteindruck nicht schmälert.



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Veröffentlicht am 22.06.2020

Genie

Schwarzer August
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Beim Kiwi-Verlag hab ich schon einige spannende Krimis entdeckt, die in Urlaubsregionen spielen. Jetzt bin ich auf die Leander Lost-Reihe gestoßen, in der Portugal als Schauplatz dient. Im Polizeiteam ...

Beim Kiwi-Verlag hab ich schon einige spannende Krimis entdeckt, die in Urlaubsregionen spielen. Jetzt bin ich auf die Leander Lost-Reihe gestoßen, in der Portugal als Schauplatz dient. Im Polizeiteam ermittelt ein deutscher Beamter mit, der auf den ersten Blick stark gewöhnungsbedürftig ist. Als Mensch mit Asperger Syndrom fällt er aus dem Rahmen, gewinnt aber sehr schnell das Herz des Lesers, weil er schonungslos offen ist und messerscharf kombinieren kann. Er ist quasi ein wandelndes Wikipedia. Seine staubtrockene Art sorgt für manche Situationskomik.
Dass er zudem auch mutig ist, beweist er in dieser Folge, in der ein Bombenleger mit hehren Motiven das Umland von Faro terrorisiert. Nur Lost kann dessen kryptische Botschaften entschlüsseln und kontern. 
Die Handlung wird actionreich erzählt, wobei auch Persönliches aus dem Leben der Kommissare mit eingeflochten wird. So findet man schnell einen Bezug zum Ermittlerteam. 
Das wunderbare portugiesische Flair trägt einen Hauch Urlaubsstimmung in das Geschehen hinein. Wer schon mal in Portugal war, weiß das zu schätzen.
Andererseits legen die Motive des Bombenlegers den Finger in eine offene Wunde. Überfischung, Korruption, das sind Wahrheiten, die auch in einem Urlaubsparadies ihre Schatten werfen.
Für mich ist die Leander Lost-Reihe eine Entdeckung, die ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Verstrickungen

Das Netz
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Weil dieser Roman so ruhig und unspektakulär beginnt, fiel es mir schwer, mich einzulesen.

Es geht um Sonja, die mit Kokainschmuggel versucht, eine Zukunft für sich und ihren Sohn zu erwirtschaften.

Es ...

Weil dieser Roman so ruhig und unspektakulär beginnt, fiel es mir schwer, mich einzulesen.

Es geht um Sonja, die mit Kokainschmuggel versucht, eine Zukunft für sich und ihren Sohn zu erwirtschaften.

Es geht auch um Agla, Sonjas spröde Geliebte, die wegen krimineller Bankmachenschaften ziemlich sicher im Gefängnis landen wird.

Und als dritte Hauptperson zählt Bragis, der ältliche Zollbeamte, der sich wie ein Bluthund hinter Sonja klemmt, um ihr den Schmuggel nachzuweisen.

Alle sind unglücklich gefangen in ihrer Lebenssituation, die weder Handlungsmöglichkeiten noch Auswege zulässt. Still und leise zieht dieses Netz der schicksalhaften Beziehungen den Leser in seinen Bann und plötzlich steckt man mitten in einem Spannungsbogen, ohne dass man gemerkt hat, wo er begonnen hat. 

Die Autorin erzählt sehr sachlich, doch nachdem man Sonja und Agla und Bragis einmal näher kennengelernt hat, spürt man die Emotionen deutlich zwischen den Zeilen. Das Ende kommt ohne ein spektakuläres Finale aus. Dennoch ist es sehr befriedigend und die eigenen Gedanken beschäftigen sich noch eine Zeit lang mit den drei Hauptpersonen. Obwohl sie alle gegen das Gesetz verstoßen haben, erhofft man doch das Beste für sie.

"Das Netz" ist ein außergewöhnlich ruhiger Krimi, eigentlich mehr ein Roman, für den ich mir noch etwas mehr isländisches Flair gewünscht hätte, aber den ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann.



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Veröffentlicht am 12.06.2020

Episoden aus einer Kleinstadt

Kostbare Tage
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Die beiden Vorgängerbände aus der amerikanischen Kleinstadt Holt sind mir leider nicht bekannt, doch auch ohne Vorkenntnisse habe ich mich direkt gut in dieser ländlichen Idylle zurechtgefunden, weil die ...

Die beiden Vorgängerbände aus der amerikanischen Kleinstadt Holt sind mir leider nicht bekannt, doch auch ohne Vorkenntnisse habe ich mich direkt gut in dieser ländlichen Idylle zurechtgefunden, weil die Menschen eigentlich sehr einfach und geradlinig gestrickt sind. Die Hauptperson, Dad Lewis, hat nur noch wenige Tage zu leben. Er wird liebevoll von seiner Ehefrau und seiner Tochter umsorgt. Leider ist es ihm nicht vergönnt, auch noch Abschied von seinem Sohn zu nehmen, der als Paradiesvogel nicht in das enge soziale Gefüge gepasst hat und schnellstmöglich nach seinem Schulabschluss in der nahen Großstadt untergetaucht ist. Rund um Dad Lewis werden spotlightartig die Schicksale von Nachbarinnen und Angestellten erhellt. Wenn man genau hinsieht, ist es eine Aneinanderreihung von verpassten Gelegenheiten und ungelebten Träumen, die die Menschen jedoch nicht eine Depression getrieben haben, sondern die von ihnen mit Pragmatismus verdrängt beziehungsweise verarbeitet worden sind.

Mir gefallen solche alltäglichen literarischen Begebenheiten. Für mich ist es ein rundum lesenswertes Buch, das man nicht so schnell vergisst.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Der Blender

Lang taucht ab
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Moritz Lang ist ein junger Mann, den es aus purer Berechnung von Berlin an den Ammersee verschlägt.
Sein Studium hat er abgebrochen, finanziell ist er abgebrannt. Aber er ist der geborene Politiker. In ...

Moritz Lang ist ein junger Mann, den es aus purer Berechnung von Berlin an den Ammersee verschlägt.
Sein Studium hat er abgebrochen, finanziell ist er abgebrannt. Aber er ist der geborene Politiker. In Nullkommanichts hat er die entscheidenden Leute um den Finger gewickelt, startet als Außenseiter im Landratswahlkampf steil durch und verprasst klammheimlich das Geld anderer Leute im fernen München. Zum Glück endet es für ihn nicht gut, denn der Krimi beginnt mit seinem Monolog als Wasserleiche ....
Daran merkt man sofort, dass die Autorin einen sehr ironischen Blickwinkel auf diesen Mordfall und auf das Dorfleben ganz allgemein hat. Man liest sich gern durch die Geschichte, auch wenn der Mord eher zweitrangig ist. Vielmehr steht der schlitzohrige Charakter dieses feinen Herrn Lang im Vordergrund. Das ganze Ausmaß seiner Umtriebigkeit kommt erst auf den letzten Seiten heraus. Des Weiteren stehen die Frauen in seinem Dunstkreis im Blickpunkt, jede als weitere Schachfigur in seiner Lebensplanung. Keiner und keine merkt, wie Moritz sie alle an der Nase herumführt.
Krimi mag ich diese bayrische Posse eigentlich nicht nennen, auch nicht Regionalkrimi. Denn in meinen Augen ist es eher ein witziges Porträt bayrischer Lebensweise. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

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