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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2020

Gefährliche Fahrt

Mord im Santa-Express
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Man kann sich gut in die Situation im letzten ICE Hamburg -München an Heiligabend hineinversetzen. Es ist nur ein versprengtes Grüppchen Leute, die noch auf der Schiene sein müssen. Unter anderem die hübsche ...

Man kann sich gut in die Situation im letzten ICE Hamburg -München an Heiligabend hineinversetzen. Es ist nur ein versprengtes Grüppchen Leute, die noch auf der Schiene sein müssen. Unter anderem die hübsche Melanie mit großem Liebeskummer und der attraktive geschiedene Kinderarzt Bruno. In meinen Augen unnachvollziehbar schnell entwickelt sich zwischen diesen beiden Fremden eine Liebesromanze, denn ein plötzlicher Todesfall im Abteil wirkt hier als beschleunigender Faktor. Es gibt einige interessante Mitreisende wie ein behäbiger Weihnachtsmann, ein gesprächiger Eisenbahnfan oder eine strickende Omi, die sich erst im Verlauf der Handlung zu Verdächtigen mausern, als aus dem anfänglichen Herzversagen doch ein verdächtiger Todesfall wird. Die Handlung ist relativ anspruchslos: Während die Liebesgeschichte absolut vorhersehbar ist, kann der Tote doch noch für Überraschung sorgen. Ich denke, man kann diesen kleinen Krimi wirklich nur in der Weihnachtszeit lesen, aber man sollte keine großen Erwartungen daran knüpfen. Er ist eher ein kleines Lesehäppchen für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Mordkomplott

Tee? Kaffee? Mord! Das Geheimnis des toten Anwalts
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Jetzt in dieser 15. Folge Cosy-Crime im beschaulichen Earlsraven hat sich rund um die Gastronomin Nathalie Ames eine Art Detektiv-Club etabliert, der sich mit scharfem Spürsinn der Aufklärung von Morden ...

Jetzt in dieser 15. Folge Cosy-Crime im beschaulichen Earlsraven hat sich rund um die Gastronomin Nathalie Ames eine Art Detektiv-Club etabliert, der sich mit scharfem Spürsinn der Aufklärung von Morden widmet, die doch tatsächlich überproportional häufig an diesem idyllischen Örtchen verübt werden. (Die Frequenz ist fast ebenso unerklärlich hoch wie in der Grafschaft Midsomer mit Inspector Barnaby.)
Diesmal soll es einen aus ihrer eigenen Truppe treffen. Der Anwalt Lazebnik erhält erst Drohbriefe, dann besteht erhöhte Gefahr für Leib und Leben. Zeitgleich muss der Freund also beschützt werden, während die Hobbydetektive versuchen, das Mordkomplott aufzudecken. Wie immer arbeiten sie mit allen Tricks, und als Leser hat man seinen Spass an den höchst unterschiedlichen Charakteren und den witzigen Dialogen.
Ich kenne zwar nicht alle vorausgegangen Folgen, aber die ersten zehn haben mir schon grosses Vergnügen bereitet.
Diesmal hatte ich etwas Schwierigkeiten, in den Lesefluss zu kommen. Der Anfang ist ziemlich hölzern und wirkt für mich etwas strapaziös. Das kann allerdings auch daran liegen, dass ich die anderen Bücher in Hörbuchform konsumiert habe. Mit der fantastischen Sprecherin Vera Teltz kommt die Handlung wesentlich lebendiger und lustiger herüber. Vielleicht höre ich mir die Version zu diesem 15. Band dann auch noch mal an. Dabei macht es nichts, dass ich den Ausgang schon kenne. Ich finde, die Handlung ist nicht auf einen Spannungsbogen hin ausgerichtet, sondern auf die Personen und ihren Charakter selbst. Vera Teltz kann das ganz meisterlich herausarbeiten.
Das Lesen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich mag diese ländliche englischen Atmosphäre und den feinen Humor, die diese Serie auszeichnen und ich hoffe, es wird noch viele weiteren Folgen geben.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Kein Weihnachtsidyll

Eiskalte Provence
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Die Provence im Winter, in der Weihnachtszeit, ja das ist mal ein ganz neues Ambiente. Hier hat der pensionierte Kriminalbeamte Albin Leclerc noch intensiv die Finger in aktuellen Ermittlungen. Offiziell ...

Die Provence im Winter, in der Weihnachtszeit, ja das ist mal ein ganz neues Ambiente. Hier hat der pensionierte Kriminalbeamte Albin Leclerc noch intensiv die Finger in aktuellen Ermittlungen. Offiziell hat er den Status eines Beraters, aber im Prinzip passt es ganz gut, dass er deshalb auch unkonventionelle Wege beschreiten kann.

Als eine junge Frau einem mysteriösen Ritualmord zum Opfer fällt, der Mörder mit einem Geständnis in der Tasche Selbstmord begeht, da ist Albins Bauchgefühl immer noch aktiv und treibt ihn zur Spurensuche in eine ominöse Sekte, die Schreckliches im Sinn hat. Es gibt ein fulminantes, rasantes, spannendes Finale....

Wie gesagt, das winterliche Setting ist in meinen Augen schon mal ungewöhnlich. Mit den Akteuren wird man schnell warm, denn sie sind sehr sympathisch. Man erfährt zwar das ein oder andere aus dem Privatleben, aber das wird erfreulich kurz gehalten, grad so, dass sich der Charakter für den Leser erschließen lässt. Das Augenmerk richtet sich tatsächlich in der Hauptsache auf die Ermittlungen, und Leclerc besitzt noch immer eine scharfen Verstand, der die Zusammenhänge durchschaut, und ausreichend gute Connections, um einen kurzen Dienstweg gehen zu können.

Die historischen Bezüge der Banater Schwaben mit der Gegend sind wirklich interessant. Wahrscheinlich sind sie den wenigsten bekannt. Der Plot und seine sprachliche Umsetzung sind gut gelungen, ebenso wie das Cover.

"Eiskalte Provence" ist ein richtig guter Provence-Krimi, und das nicht nur als Urlaubslektüre.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Overkill

Das Tartarus-Projekt
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Der mit sich und seinem beruflichen Erfolg unzufriedener Schriftsteller Michael Landorff wird aus unerfindlichen Gründen auf eine Münchner Nobelparty eingeladen. In dieser Nacht stirbt der Gastgeber einen ...

Der mit sich und seinem beruflichen Erfolg unzufriedener Schriftsteller Michael Landorff wird aus unerfindlichen Gründen auf eine Münchner Nobelparty eingeladen. In dieser Nacht stirbt der Gastgeber einen gewaltsamen Tod, und Landorff versucht zusammen mit einem weiteren Partygast, der cleveren Pokerspielerin Alexandra Buschmann, die Hintergründe des brutalen Mordes aufzuklären. Sie sollen ihm zu einem Bestsellerroman verhelfen, bringen ihn und Alexandra jedoch erst einmal in lebensgefährliche Situationen. Ursächlich geht es hier um versteckte Informationen über tödliche hightech Waffensysteme, denen verschiedene Geheimdienste skrupellos hinterherjagen. Das Buch endet mit einem spannenden Showdown und ist in sich abgeschlossen.

Für meinen Geschmack dauert es zu lange, nämlich ganze vier Kapitel, ehe der Spannungsbogen ansetzt. Vorher liegt das Augenmerk mehr auf oberflächlichen Wortgeplänkeln. Aber ab dann nimmt die Handlung an Fahrt auf und kann sich bis zum Schluss enorm steigern. Deswegen vergebe ich gerne vier Lesesterne, auch wenn der Autor Gerd Schilddorfer weit hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Man kennt ihn als genialen Erzähler der John Finch Serie, der seinen Erzählbogen weit über Zeitalter und Kontinente zu spannen weiss. Dagegen ist "Das Tartarus Projekt" leichte Kost, die vielleicht dennoch den ein oder anderen Leser in die Arme von John Finch treiben kann.

Veröffentlicht am 02.10.2020

Vergessen

Wenn das Licht gefriert
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Eine True-Crime-Fernsehsendung befasst sich mit dem zwanzig Jahre zurückliegenden Mord an einer jungen Frau. Das Opfer, Anna, war die beste Freundin der Tochter von Elisabeth und Friedrich, die sich diesen ...

Eine True-Crime-Fernsehsendung befasst sich mit dem zwanzig Jahre zurückliegenden Mord an einer jungen Frau. Das Opfer, Anna, war die beste Freundin der Tochter von Elisabeth und Friedrich, die sich diesen Bericht ebenfalls anschauen. Friedrich ist schon länger dement, aber jetzt sagt er etwas zu seiner Frau, das auf Täterwissen schließen lässt. Elisabeth ist zutiefst erschrocken und will der Sache auf den Grund gehen. Damit setzt sie eine unheilvolle Kette an Ereignissen in Gang...
Um es vorwegzusagen: als Thriller konnte mich das Buch ganz und gar nicht überzeugen. Die Handlung wird einfach viel zu ausführlich und zu umständlich erzählt, die Emotionen der Beteiligten breit ausgewalzt. Aber mich hat berührt, wie authentisch die Beziehung zwischen den Eheleuten dargestellt wird. Auch noch nach 40 Ehejahren ist Friedrich die große Liebe von Elisabeth, da kann auch Alzheimer und Demenz nichts dran rühren. Elisabeth hält fest zu ihrem Mann. Nach seinen rätselhaften Äußerungen zum damaligen Mordfall sucht sie nach Unschuldsbeweisen, denn sie traut Friedrich eine solche Untat einfach nicht zu. Geduldig kümmert sie sich um ihn, beantwortet die gleichen Fragen im Minutentakt, weil er sich die Antworten nicht merken kann. Wacht darüber, dass er nicht zu Schaden kommt, und hat praktisch kein Eigenleben mehr. Doch die Liebe bleibt in ihr bis zum letzten Atemzug, und genau das ist es, was mir von dem Roman in Erinnerung bleiben wird. "Wenn das Licht gefriert" ist ein eindrucksvolles Buch, das für mich nicht mit durchaus vorhandenen unvorhergesehenen Wendungen glänzt, sondern mich mit leisen Tönen angesprochen hat.