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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2020

Starke Frauen

Margos Töchter
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Erst in der Danksagung am Ende von "Margos Töchter" habe ich gelesen, dass es einen ersten Band gibt, nämlich "Ab heute heiße ich Margo". Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse ...

Erst in der Danksagung am Ende von "Margos Töchter" habe ich gelesen, dass es einen ersten Band gibt, nämlich "Ab heute heiße ich Margo". Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse gefehlt haben. Ganz im Gegenteil, das Buch ist eine in sich ruhende Geschichte. Allerdings habe ich mich fast bis zum Schluss gefragt, was der Titel mit dem Inhalt zu tun hat, denn über weite Strecken ist Margos Enkelin Jana die Hauptperson. Durch ihre Augen erfährt der Leser vom Schicksal ihrer beiden Mütter, die eine aus dem Westen und die leibliche Mutter aus der DDR. Allen in dem Buch vorkommenden Frauen ist gemeinsam, dass sie sehr rebellisch sind und für ihre Ziele eintreten. Alle setzen sich auf ihre Art mit dem Kommunismus, mit dem Sozialismus und der Situation des geteilten Deutschlands auseinander. Die Handlung ist ein Spiegel des Zeitgeschehens und des Zeitgeistes der deutschen Republiken von den 60er Jahren bis fast in die Gegenwart. Es ist ein sehr politischer Roman, aber weil es auch eine Familiengeschichte ist, die nebenbei bemerkt sehr spannend erzählt wird, lässt er sich flüssig lesen. Und ganz zum Schluss weiß man dann auch, dass der Titel perfekt gewählt ist.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Drei Helden

Von zerfallenen Träumen
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Der Autor Alexander Hartung hat in seinen Nik-Pohl-Thrillern ein sich wunderbar ergänzendes Trio etabliert. Nik ist der unangepasste Draufgänger, Jon der Technik-Künstler und Pathologe Balthasar ein Medizinexperte. ...

Der Autor Alexander Hartung hat in seinen Nik-Pohl-Thrillern ein sich wunderbar ergänzendes Trio etabliert. Nik ist der unangepasste Draufgänger, Jon der Technik-Künstler und Pathologe Balthasar ein Medizinexperte. Jeder ist ein Könner auf seinem Gebiet und das Zusammenspiel dieser drei sehr unterschiedlichen Charaktere ist harmonisch und äußerst effizient.  

Leider hat es ein gewiefter Unbekannter auf Nik abgesehen. Er versucht, ihn erst mit allen Mitteln hinter Gitter zu bringen und als Ultima Ratio ihm das Leben zu nehmen. 

Niks Handlungsfähigkeit ist dadurch stark eingeschränkt, weil er nur verdeckt ermitteln kann. Ein längst verjährter Todesfall in einer unbedeutenden Künstlergruppe bringt ihn schließlich auf die richtige Spur und leider auch erneut in Lebensgefahr.

Dieser Thriller legt ein rasantes Tempo vor. Er ist actionreich, aber auch pfiffig. Mir persönlich hat es sehr gefallen, welche unbegrenzten Möglichkeiten Jon hat und was er in kurzer Zeit (illegal!) in Erfahrung bringen kann.

Nik ist eigentlich der Prototyp von Ermittler, den ich nicht leiden kann. Gewollt unangepasst, trinkend, rauchend, raufend. Aber hier im Zusammenspiel mit den beiden "Super"-Hirnen ist es eine ausgewogene spannende Mischung, die sehr zum Lesevergnügen beiträgt.

Doch, der Thriller macht Spaß zu lesen. Er bietet Action, Spannung und überraschende Wendungen. Ich werde Nik Pohl weiterhin im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Viveca kann es besser

Das Dorf der toten Seelen
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Die Tochter der von mir sehr geschätzten Autorin Viveca Sten hat mit "Das Dorf der toten Seelen" ihr Thriller-Debüt gegeben. Camilla Sten studiert Psychologie, deswegen zeigt der Handlungsverlauf auch ...

Die Tochter der von mir sehr geschätzten Autorin Viveca Sten hat mit "Das Dorf der toten Seelen" ihr Thriller-Debüt gegeben. Camilla Sten studiert Psychologie, deswegen zeigt der Handlungsverlauf auch deutlich in diese Richtung. Alice, die Hauptperson, möchte mit einem Dokumentarfilm über ein verlassenes Dorf ihre filmische Karriere beginnen. Sie hat Sponsorengelder zusammengekratzt und drei mehr oder minder gute Freunde aus der Filmbranche mitgenommen, um innerhalb weniger Tage einen Pilot-Trailer zu drehen, der ihr das große Projekt ermöglichen soll. Ehrgeizig möchte sie aufdecken, was vorher noch niemand ergründen konnte, nämlich warum ein ganzes Dorf zugleich vom Erdboden verschwunden ist und nur ein Neugeborenes zurückblieb.Die Stadt selbst ist vom ersten Augenblick an unheimlich. Es gibt unerklärliche Phänomene und auch die Beziehungen innerhalb der Vierergruppe geraten aus der Bahn. Es treten länger zurückliegende Animositäten zutage, psychische Instabilitäten und die Stimmung wird zunehmend angespannter. Irgendwann wird die Gesamtsituation lebensgefährlich. Der Leser weiß nicht, ob er sich in einem Horrorszenario mit paranormalen Vorkommnissen befindet, oder ob die Gefahr innerhalb der Gruppe existiert. Da ein zweiter Handlungsbogen in der Vergangenheit spielt, klärt sich das Rätsel um die Dorfbewohner in einem rasanten Showdown zum Schluss auf. Doch dieses fulminante Ende hebt die vorherigen spröden Textpassagen nicht auf. Der Autorin gelingt es nicht, die gespenstische Szenerie so einzufangen, dass es beim Leser eine Gänsehaut erzeugt. Es fehlt auch ein Sympathieträger, denn je mehr man liest, umso mehr wird klar, dass alle Teilnehmer irgendwie nicht so ganz normal sind. Insgesamt konnte mich dieses Erstlingswerk nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Tanzbär

Pandatage
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Dies ist ein zu Herzen gehender Roman von einem kleinen Jungen -Will- , der seine Mutter verliert und deswegen aufhört zu reden.
Und von seinem Vater -Danny- , der mit dem Wenigen, das das Leben ihm bot, ...

Dies ist ein zu Herzen gehender Roman von einem kleinen Jungen -Will- , der seine Mutter verliert und deswegen aufhört zu reden.
Und von seinem Vater -Danny- , der mit dem Wenigen, das das Leben ihm bot, zufrieden und glücklich war, bis seine über alles geliebte Frau starb und ihn mit seinem verstummten Sohn alleine liess.
Zu allem Überfluss verliert Danny auch noch seinen Job als Bauarbeiter. Als er keine andere Anstellung finden kann, kommt er auf die verrückte Idee, als Strassenkünstler sein Geld zu verdienen. Er schlüpft in ein schäbiges Pandabärenkostüm und gibt sein Bestes, um das Publikum zu unterhalten. Wie es der Zufall will, trifft Danny in dieser Maskerade auf seinen Sohn, und als tapsiger Panda ausgerechnet findet er endlich wieder Zugang zu Will. Als Will die wahre Identität seines neuen Freundes erfährt, kommt es wie erwartet zur Krise.
Pandatage ist ein herrlicher Roman, denn Danny und Will erobern sich sofort einen Platz im Herzen des Lesers. Man fühlt bei beiden die aufrichtige Trauer um eine grosse Liebe, die Einsamkeit und die Ausweglosigkeit. Man verfolgt die Annäherung der beiden und erwartet mit Spannung das grosse Finale, das zumindest in finanzieller Hinsicht einen Silberstreif am Horizont bedeuten würde.
Wunderbare Situationskomik (kein Klamauk!) und witzige Dialoge verhindern ein Abdriften in pure Schmalzigkeit. Das in Verbindung mit grossen Gefühlen macht das Buch zu einer rundum runden Sache und ich persönlich würde die Story liebend gerne verfilmt sehen!

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Eisig

Rauhnacht für Rhauderfehn
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In "Rauhnacht für Rhauderfehn" begegne ich dem ehemaligen Strafverteidiger Jan de Fries zum ersten Mal und habe so seinen Niedergang zum alkoholtrinkenden Misanthropen nicht mitverfolgen können. Der Tod ...

In "Rauhnacht für Rhauderfehn" begegne ich dem ehemaligen Strafverteidiger Jan de Fries zum ersten Mal und habe so seinen Niedergang zum alkoholtrinkenden Misanthropen nicht mitverfolgen können. Der Tod seiner großen Liebe hat ihm die Freude am Leben genommen und nun muss er das erste Weihnachten allein verbringen. Ostfriesland wird von heftigen Schneefällen und Glatteis heimgesucht, als Jan tief in der Nacht einen ermordeten Schrankenwärter findet. So stolpert de Fries mitten in einen Entführungsfall hinein, obwohl er eigentlich nur seinen treuen VW-Käfer und seinen noch treueren Hund wiederfinden will. 

Der Autor packt sehr viel Handlung in eine kurze Zeitspanne. Obwohl Jan de Fries nicht zum Ermittlerteam gehört, findet er wichtige Details heraus, die in Polizeiohren ungehört verhallen. Die Spannung ist von Anfang an auf dem gleich hohen Niveau und wird noch durch Empathie für die permanent extrem frierende Hauptperson vervollkommnet.

Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, dass man die Vorgängerbände zum besseren Verständnis gelesen haben sollte, aber nach der letzten Seite hat man den Wunsch, dieses nachzuholen. Dirk Trost ist eben ein toller Autor. 

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