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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2020

Spurensuche

Die Frauen von der Purpurküste – Julies Entscheidung (Die Purpurküsten-Reihe 2)
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Dieser Roman beinhaltet eine herzerwärmende Liebesgeschichte vor der zauberhaften Kulisse eines südfranzösischen Hafenortes. Hierhin hat es die 30-jährige Lara mit ihrer rüstigen Großmutter Béatrice aus ...

Dieser Roman beinhaltet eine herzerwärmende Liebesgeschichte vor der zauberhaften Kulisse eines südfranzösischen Hafenortes. Hierhin hat es die 30-jährige Lara mit ihrer rüstigen Großmutter Béatrice aus Norddeutschland hin verschlagen. Beide möchten einen wichtigen Menschen finden: Lara will endlich ihren biologischen Vater kennenlernen, dessen Identität ihre mittlerweile verstorbene Mutter eisern verschwiegen hat. Béatrice hingegen möchte mehr über ihre große Schwester erfahren, die unter der Besatzung der deutschen Wehrmacht damals spurlos verschwunden ist. Die beiden Frauen unterstützen sich gegenseitig bei ihrer Suche. Besonders Lara schließt schnell Freundschaften in der Umgebung, und der attraktive Félix soll noch sehr wichtig in ihrem Leben werden.

Béatrice steht staunend vor den Informationen über ihre verschollene Schwester Julie. Sie muss sich schon als blutjunges Mädchen insgeheim gegen die Nazis gewandt und in einem Geburtshilfehaus Lagerinsassinnen in Schwangerschaft und Entbindung beigestanden haben, bis sich ihre Spur von einem Tag zum anderen im Nichts verliert.

Gerade Julies Geschichte, die anhand eines langen Briefes, der nur durch glückliche Umstände in die Hände von Béatrice gelangt, aufgewickelt wird, gibt diesem an sich schon schön zu lesenden Liebesroman eine Tiefe, ohne an Leichtigkeit zu verlieren. Es ist immer gut und wichtig daran zu erinnern, dass auch aufrechte Menschen im Naziregime gelebt haben, die nach bestem Wissen und Gewissen im Verborgenen Widerstand geleistet haben. Die fiktive Julie steht hier für die namenlosen Helden, deren Taten nie nach außen gedrungen sind, die aber die Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit gelebt haben.

Julies Entscheidung" ist ein leicht zu lesender Unterhaltungsroman, der ein schönes Ambiente bietet und voller Romantik steckt, aber oberflächlich bleibt er deswegen noch lange nicht.



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Veröffentlicht am 31.08.2020

Warenhausträume

Das Lichtenstein – Modehaus der Träume
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Der Leser darf hinter die Kulissen eines Berliner Kaufhauses blicken. Der Erste Weltkrieg steht bevor, doch erst einmal befindet sich die Bevölkerung im Umbruch. Es bildet sich eine neue Mittelschicht ...

Der Leser darf hinter die Kulissen eines Berliner Kaufhauses blicken. Der Erste Weltkrieg steht bevor, doch erst einmal befindet sich die Bevölkerung im Umbruch. Es bildet sich eine neue Mittelschicht der Angestellten, die dem Arbeitermilieu entwachsen und nach oben streben. Das Kaufhaus Lichtenstein ist bestrebt, die Bedürfnisse aller Gesellschaftsschichten zu erfüllen. Die Leitung besteht aus dem alternden Friedrich und seinen beiden Söhnen. Jacob, der Jüngere, hat ein Gespür für die neue Zeit. Er will frischen Wind in die Modeabteilung bringen, doch Ludwig und Vater Friedrich setzen auf robuste, zeitlose Kreationen. Nebenbei erfährt man viel über den Wandel der Mode, Einflüsse der Pariser Haute Couture, und der Trend zur Massenkonfektion. Das beherrschende Hauptthema aber sind die Schicksale der drei Protagonistinnen Hedi, Thea und Ella. Alle sind eng mit dem Warenhaus verknüpft und spiegeln quer durch alle Gesellschaftsschichten den Zeitgeist wider. Es gibt viele tragische Momente zwischen den Seiten, bedingt durch Standesunterschiede, unterschiedliche Religionen und nicht zuletzt durch den zu durchlebenden Krieg. Zum Schluss finden sich alle wieder im Kaufhaus ein, wie in einer großen Familie. Nun möchte man eigentlich wissen, wie es weitergeht, denn die Autorin hat mit ihrem lebendigen Erzählstil allen Figuren so viel Leben eingehaucht, dass man fast vergessen kann, dass sie nur fiktiv sind.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Südfranzösischer Regionalkrimi

Vollmond über der Côte d'Azur
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Kommissar Léon Duval versetzt seine Leser an die malerische Côte d’Azur. 

Eine unbekannte junge Frau bricht tot in einer Bar zusammen. Mit Klärung ihrer Identität stellt sich heraus, dass sie Patientin ...

Kommissar Léon Duval versetzt seine Leser an die malerische Côte d’Azur. 

Eine unbekannte junge Frau bricht tot in einer Bar zusammen. Mit Klärung ihrer Identität stellt sich heraus, dass sie Patientin mit absolutem Gedächtnisverlust in einer psychiatrischen Klinik war und Kontakt zu einem  bekannten Maler aus dem Umland hatte.

Duval ermittelt erfolgreich in Künstlerkreisen, aber auch in der hiesigen Hautevolee, während bei ihm zu Hause das pralle Leben in Form vom familiären Osterbesuch tobt. Seine Ex-Frau mit seinen Kindern und dem neuen Partner sowie seine derzeitige hochschwangere Freundin möchten ihn so oft wie möglich mit dabei haben. Als Leser wird man in die wunderbare Atmosphäre Südfrankreichs hineingezogen und durch die Einblicke in Duvals Familienleben wird die Handlung deutlich entschleunigt.

Man sollte also keinen Hochspannungskrimi erwarten, sondern sich auf einen gemütlichen Regionalkrimi freuen. Die Handlung ist trotzdem raffiniert ausgedacht, die Personen wirken lebensecht, und vor allem weiß die Autorin lebendig zu erzählen. Ich hab mich gut unterhalten gefühlt.





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Veröffentlicht am 23.08.2020

Eiskalt erwischt

Die Tote in der Gracht
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In den Niederlanden ist der Elfstädtelauf ein nationales Großereignis, das leider durch die Klimaerwärmung nur noch selten stattfinden kann. Profisportler und Amateure gehen gleichermaßen begeistert an ...

In den Niederlanden ist der Elfstädtelauf ein nationales Großereignis, das leider durch die Klimaerwärmung nur noch selten stattfinden kann. Profisportler und Amateure gehen gleichermaßen begeistert an den Start, an den Laufstrecken herrscht Partystimmung. Diese Atmosphäre hat sich der Autor Jan Jacobs für seinen zweiten Krimi um das Ermittlerteam rund um Griet Gerritsen ausgesucht. Griet und ihr Kollege Pieter befinden sich noch auf dem Abstellgleis, genannt Cold Case, als ein ungewöhnlicher Todesfall in der malerischen Stadt Leuuwarden ihre Mithilfe erfordert. Die Zeugenaussagen sind allesamt nicht stimmig, und so gerät nicht nur der aktuelle Mordfall in ihren Fokus, sondern auch noch ein Geheimnis aus lange zurückliegende Zeiten.
Griet ist eine sehr sympathische Kommissarin mit logischem Verstand und ausgeprägtem Teamgeist. Als Mutter versagt sie dagegen völlig, indem sie ihre kleine Tochter mit auf Verbrecherjagd nimmt. Private Details wie diese lockern die Handlung für den Leser auf, ohne die Spannung zu schmälern. Leider hemmen allerdings die zu häufig eingeworfenen niederländischen Sprachfragmente den Lesefluss. Das ist in meinen Augen auch eigentlich der einzige Störfaktor in einem ansonsten stimmigen Regionalkrimi. Gerade die Wiedergabe der fiebrigen Atmosphäre bezüglich des Wettkampfes, aber auch die schöne Beschreibung von Land und Leuten konnten mich einfangen. 


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Veröffentlicht am 20.08.2020

Ein ganz übler Geburtstag

Geburtstagskind (Ewert Grens ermittelt 1)
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Anhand von Leseprobe und Klappentext war ich auf einen typisch skandinavischen Thriller mit psychologischem Tiefgang eingestellt. Besonders die albtraumhafte Geburtstagsszene versprach wonniges Gruseln. ...

Anhand von Leseprobe und Klappentext war ich auf einen typisch skandinavischen Thriller mit psychologischem Tiefgang eingestellt. Besonders die albtraumhafte Geburtstagsszene versprach wonniges Gruseln. Doch die Handlung weitet sich aus, bezieht albanischen Waffenschmuggel mit ein und bleibt so von der ersten bis zur letzten Seite spannend und unvorhersehbar.
Mir gefällt die Figur von Kommissar Ewert Grens: sperrig, undurchschaubar und sehr menschlich, was seine Kollegin und das gerettete Kind betrifft. Wenn er auch anfangs etwas schwerfällig erscheint, so überrascht er doch mit cleveren Handlungszügen, die letztendlich zur Aufklärung führen. Piet Hoffmann ist sein agiler Mitstreiter, auch wenn dieser eigentlich als ehemaliger Undercover-Mann nicht im Polizeidienst steht. Er ist jung, wendig, belastbar, steht aber vor allem aber unter extremen Stress, weil es ums Überleben seiner kleinen Familie geht. Beide zusammen sorgen für exzellente Thrillerspannung mit einer überraschenden Aufklärung.
Anders Roslund beherrscht die Kunst, das Spannungslevel gleichbleibend hochzuhalten. Deswegen übertrifft dieses Buch meine Erwartungen, obwohl es doch so ganz anders ist als der erste Eindruck.

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