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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2019

Pfusch am Bau

Mordfriesland / Die zweite Sünde
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Bei dem renommierten Husumer Bauunternehmen Waltherr ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Die Kripo muss ermitteln, wer und wie beim Bau einer unbenutzbaren Strasse gepfuscht hat. Einzelne Familienmitglieder ...

Bei dem renommierten Husumer Bauunternehmen Waltherr ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Die Kripo muss ermitteln, wer und wie beim Bau einer unbenutzbaren Strasse gepfuscht hat. Einzelne Familienmitglieder sind in Lebensgefahr oder sterben sogar, doch Mutter Gerlinde hält die Fassade der ehrbaren Familie aufrecht, koste es, was es wolle. Nicht nur die Firma befindet sich in Schieflage, auch privat haben die Herren des Hauses einige dunkle Punkte auf der weißen Weste. Von der Idee, auch von der Konzeption und erst recht vom Sprachlichen her, ist an diesem Krimi eigentlich nichts auszusetzen. Für mich persönlich jedoch blieben die Akteure zu unpersönlich und es hat mehr als die Hälfte des Buches gebraucht, ehe mich die Spannung packte. Die Auflösung zeigt, dass der Plot gut durchdacht und konstruiert ist. Das hat für mich den Gesamteindruck dann doch noch etwas aufwerten können.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Sinnliches Wien

Die Loge des Verführers
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In Wien spielt die Handlung des Erotik-Krimis "Die Loge des Verführers" von Ada Mea. Sie kennt sich gut aus in dieser Stadt und führt den Leser in altrenommierte Kaffeehäuser und in das Tunnellabyrinth ...

In Wien spielt die Handlung des Erotik-Krimis "Die Loge des Verführers" von Ada Mea. Sie kennt sich gut aus in dieser Stadt und führt den Leser in altrenommierte Kaffeehäuser und in das Tunnellabyrinth unter der Erde. Ein wundervolles, geheimnisvolles Flair liegt über der (Liebes-) Geschichte von Tomaso und Cat, die sich innerhalb und außerhalb der Freimaurerbruderschaften bewegt. Die Reporterin Cat ist mir dabei nicht allzu sympathisch. Sehr verbissen heftet sie sich an die Fersen des gut aussehenden Industriellen Tomaso, um ihm missbräuchliche Praktiken innerhalb seiner neu gegründeten Freimaurerloge nachzuweisen. Sie ist Männern gegenüber insgesamt sehr negativ eingestellt, doch Tomaso findet Mittel und Wege, ihr Herz und ihren Körper zu erobern.

Die Story ist sehr sinnlich und geheimnisvoll, und durch einen flüssigen Schreibstil kommen keinerlei Längen auf. Die Erotik wirkt niemals plump und ordinär, im Gegenteil, die Romantik bleibt immer im Vordergrund. Deswegen vergebe ich gerne 4 Lesesterne.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Öko-Horror

Mengele Zoo
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Dieser Ökothriller befasst sich mit der Zerstörung unseres Planeten durch die kommerzielle Ausbeutung seiner Ressourcen durch die großen internationalen Industriekonzerne.
Die Hauptfigur Mino muss schon ...

Dieser Ökothriller befasst sich mit der Zerstörung unseres Planeten durch die kommerzielle Ausbeutung seiner Ressourcen durch die großen internationalen Industriekonzerne.
Die Hauptfigur Mino muss schon als Kind miterleben, wie Amerikaner den Lebensraum seines Heimatdorfes im südamerikanischen Regenwald aus rein wirtschaftlichen Gründen systematisch zerstören. Die örtliche Polizei steht auf der Lohnliste der Gringos und übt willkürliche Gewalt aus. Schon mit neun Jahren zeigt der Junge eine erschreckende Gefühlskälte und Raffinesse, als er den Polizeikommandanten unbemerkt ermordet. In einem Akt beispielloser Barbarei wird das gesamte Dorf niedergemetzelt. Nur durch Zufall kann Mino entkommen. Rache bestimmt von da an sein Leben. Seine Sinne sind völlig auf die Natur gerichtet und mit der Zeit scheint auch die Natur sein Tun zu billigen. Als junger Mann bildet er mit drei Gleichgesinnten eine Terrorzelle, die rund um dem Erdball Industriemagnaten hinrichtet. Sie kennen weder Furcht noch Mitleid.
Ohne Zweifel ist das Buch spannend geschrieben, aber mitunter ist es mir dann doch zu mystisch geworden. Mich hat auch die einseitige Ausrichtung in Gut und Böse gestört, wobei die Untaten Minos fast kritiklos als gerechtfertigte Gegenschläge dargestellt werden, die die Verletzungen an der Natur rächen sollen.
Egal wie wichtig es ist, die wirtschaftlichen Machenschaften in den ärmsten Teilen der Welt bekannter zu machen, Terror ist und bleibt verdammenswert.
Vom moralischen Standpunkt her möchte ich eigentlich gar keine Lesesterne vergeben, aber objektiv als Roman hat mich der Autor doch durch seine Wortgewalt beeindruckt. Wenn man sich einmal eingelesen hat, dann bleibt man am Spannungsbogen kleben und möchte den Werdegang Minos weiter verfolgen. Etwas weniger an Brutalität hätte mir dabei allerdings noch besser gefallen.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Ein Herz für Venedig

Die Mondschein-Lagune
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Wenn man das Cover des Romans betrachtet, wird man sofort in die richtige Venedig-Stimmung versetzt. Antonia aus Berlin nutzt einen Forschungsauftrag, um einer festgefahrenen Beziehung zu entfliehen. Sie ...

Wenn man das Cover des Romans betrachtet, wird man sofort in die richtige Venedig-Stimmung versetzt. Antonia aus Berlin nutzt einen Forschungsauftrag, um einer festgefahrenen Beziehung zu entfliehen. Sie darf in einem alten Palazzo wohnen und schon am ersten Tag verliert sie ihr Herz an einen politisch engagierten Gondoliere. Die Autorin fängt den Zauber der Lagunenstadt ein. Wer schon mal dort war, kann das nur bestätigen und bei all den anderen wird wahrscheinlich die Sehnsucht geweckt. Zugleich legt Dorette Deutsch auch den mahnenden Zeigefinger auf die ökologischen Gesichtspunkte: Der überhandnehmende Schiffsverkehr, der durch Wellenbewegung und Sog den Fortbestand Venedigs gefährdet. Für mich war das stellenweise zu viel Moralisierung, die die zarte Liebesgeschichte überlagert. Der Leser erfährt auch einiges über die geschichtlichen Hintergründe, die wesentlich geschickter in die Handlung eingewoben worden sind, weil Antonias Vermieterin, die Contessa Ada, Nachforschungen über ein altes Familiengeheimnis betreibt. Atmosphärisch hat mir das Buch gefallen, aber die eigentliche Handlung hätte doch stärker in den Vordergrund gerückt werden müssen.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Mehrgenerationen-WG

Inselküsse
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Das Leben in der Großstadt ist nicht billig. Das merkt auch die alleinerziehende Marie, die den Schikanen ihres neuen Vermieters wehrlos ausgesetzt ist. Sie kellnert schon abends nebenher, weil sie von ...

Das Leben in der Großstadt ist nicht billig. Das merkt auch die alleinerziehende Marie, die den Schikanen ihres neuen Vermieters wehrlos ausgesetzt ist. Sie kellnert schon abends nebenher, weil sie von ihrer Töpferei, ihrer wahren Bestimmung, die drei Kinder nicht ernähren kann. Zwar kommt von dem Vater der Zwillinge regelmäßig Unterhalt, doch der Erzeuger der pubertierenden Tochter kann nur mit aufgeblasenem Getue dienen. Als die Wohnsituation unerträglich wird und die Scheune der Töpferei vom Zerfall bedroht ist, kommt das Angebot der betagten Nachbarin Ruth gerade recht. Nach reichlichem Überlegen, kurzem Probewohnen und ausgiebigem Familienrat zieht man in Ruths ererbtes Haus auf Rügen. ln der Nachbarschaft wohnt ein ansehnlicher, ebenfalls alleinerziehender Schreiner, der bald eine wichtige Rolle in Maries Leben spielen wird. Natürlich läuft zwischendurch nicht alles glatt, aber Evelyn Kühne hat einen sommerlichen Ferienroman geschrieben, der einfach nur in Idylle enden kann. Natürlich erfüllt dieser Roman keine hohen Ansprüche. Die Personen werden ziemlich klischeehaft dargestellt und die Handlung ist vorhersehbar, doch die Autorin plaudert so munter drauf los, weckt mit ihrer Beschreibung von Rügen Lust auf einen Sommerurlaub eben dort und kann ihre Leser mit der kleinen Liebesgeschichte wohltuend vom normalen Alltag ablenken. Wenn man von seiner Lektüre nichts anderes erwartet, dann ist "Inselküsse" eine gute Wahl.