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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2019

Mit Esprit, aber zu elitär

Die Kuh kennt keinen Feiertag
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Dieser Regionalkrimi ist im Hohenloher Land, also rund um Schwäbisch Hall angesiedelt. Der Autor nimmt oft Bezug auf die schönen landschaftlichen und architektonischen Gegebenheiten, und auch so manch ...

Dieser Regionalkrimi ist im Hohenloher Land, also rund um Schwäbisch Hall angesiedelt. Der Autor nimmt oft Bezug auf die schönen landschaftlichen und architektonischen Gegebenheiten, und auch so manch real existierender Gasthof findet positive Erwähnung.
In dieses Idyll platzt der Unfalltod eines Ultraleichtfliegers, der sich auf Insistieren einer guten Freundin des Toten, Milka Mayr, ziemlich schnell als perfider Mord herausstellt.
Milka ist eine sehr intelligente willensstarke Jungbäuerin, die mal eben so die Hofarbeit auf die restliche Familie abwälzt, um der Polizei (der Kommissar ist praktischerweise ihr Gspusi) massiv ins Handwerk zu pfuschen. Sie ist präsent bei Durchsuchungen und Befragungen, und sie kommt mir vor wie eine weibliche Dampflok, die alles plattwalzt, was sich ihrem Willen entgegenstellt.
Kurz gesagt, die Hauptperson ist für mich nicht zur Sympathieträgerin geworden und der ganze Ablauf der kriminalistischen Untersuchung mit diesen persönlichen Einmischungen ist total unrealistisch.
Davon abgesehen ist der Plot durchaus reizvoll. Es ergeben sich nämlich zwei Ermittlungsansätze: einmal läuft da unter der Hand eine Kungelei um nachbarliche Agrarflächen, zum anderen ist der Tote ein anerkannter Kunstsachverständiger, der eventuell der Kunstmafia in die Quere gekommen ist.
Leider läßt der Spannungsbogen zu wünschen übrig. Der Autor hat zuviel Freude an ausufernden Satzkonstruktionen, an Fremdworten, an Produktnamen und an Bonmots, die dem "gemeinen" Krimipublikum das flüssige Lesen und Mitraten erschweren.
Böse gesagt: wenn man keine Abitur hat, sollte man zu einem anderen Buch greifen oder eben permanent googeln.
Deswegen bekommt dieser eigentlich pfiffige Krimi einen fetten Stern von mir abgezogen, aber es bleiben immer noch 4 für die Bewertung übrig.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Babyschuhmorde

Kaltblütige Abrechnung
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In Graz scheint ein grausamer Serienmörder umzugehen. Jedes Mal drapiert er einen handgearbeiteten rosa Babyschuh auf der Leiche. Cindy Panzenböck ist neu im Mordermittlungsteam des Chefinspektors Toni ...

In Graz scheint ein grausamer Serienmörder umzugehen. Jedes Mal drapiert er einen handgearbeiteten rosa Babyschuh auf der Leiche. Cindy Panzenböck ist neu im Mordermittlungsteam des Chefinspektors Toni Wakolbinger, der wegen seiner Fahndungserfolge sehr bekannt ist. Es macht Spaß zu erfahren, wie die beiden unterschiedlichen Charaktere sich im Laufe des Romans zusammen raufen und zu einem gut eingespielten Duo verschmelzen. Der Fall ist bizarr, brutal und sehr komplex, weil ein allseits geschätzter Gynäkologe das erste Opfer ist, und die weiteren Leichen aus seinem engsten Umfeld stammen.

Ich finde es tiefgestapelt, dieses Buch unter Kriminalroman zu firmieren, denn in meinen Augen hat es alles, was einen Thriller ausmacht. Nicht nur, dass es sehr grausame Schilderungen beinhaltet. Nein, auch die psychologische Seite findet mehr Beachtung, als man es normalerweise in einem Krimi findet. Leider werden einige Gedankengänge und Ermittlungserfolge allzu breit getreten, sodass die Spannung streckenweise stark abflacht, was bei mir zu einer leichten Punktabwertung geführt hat.


Veröffentlicht am 23.07.2019

Hier braucht man viel Humor

Nur Uschi kochte schärfer
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Familie Backes aus dem Saarland ist absolut ungewöhnlich. Jupp Backes ist der Dorfsheriff, der vor Langeweile umkommt. Inge ist seine Frau, die mit der Haushaltsführung ebenfalls nicht ausgelastet ist. ...

Familie Backes aus dem Saarland ist absolut ungewöhnlich. Jupp Backes ist der Dorfsheriff, der vor Langeweile umkommt. Inge ist seine Frau, die mit der Haushaltsführung ebenfalls nicht ausgelastet ist. Und die dritte im Bunde ist Oma Käthe, die mit ihren 80 Jahren ebenso mannstoll wie überkandidelt ist. Leider ist ihre letzte Eroberung nur wenige Stunden nach dem Date verstorben. Ermordet, wie Jupps ungewöhnliche Recherche ans Licht bringt, und damit er sich endlich mal profilieren kann, begibt er sich mit Inge und Käthe auf eine höchst unorthodoxe Mördersuche. Der Autor schreibt mit leichter, lustiger Hand. Das Lesen macht Spaß, aber man muss auch sagen, dass manches einfach viel zu albern und überzogen daher kommt. Deswegen ist die Bewertung für mich nicht ganz einfach, aber vom reinen Spaßfaktor aus gesehen, vergebe ich 4 gut gemeinte Lesesterne.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Ran an den Speck!

Fressfeind
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Ein humorloser Leser sollte diesen Roman gar nicht erst in die Hand nehmen, aber alle anderen werden ihre helle Freude an den drei schrägen Geisterjägern haben, die sich auf die Spur eines geheimnisvollen ...

Ein humorloser Leser sollte diesen Roman gar nicht erst in die Hand nehmen, aber alle anderen werden ihre helle Freude an den drei schrägen Geisterjägern haben, die sich auf die Spur eines geheimnisvollen Wesens heften, das mittels Saugrüssel Fett aus Mensch und Tier saugt. Es vermehrt sich rasend schnell und seine Bekämpfung ist lebensgefährlich. Das Erzähltempo erzeugt stetige Spannung verbunden mit herrlicher Situationskomik und viel Wortwitz. Wer die "Ghostbusters" mochte, dem wird auch "Fressfeind" sozusagen als deutsche Belletristikversion gefallen.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Pfusch am Bau

Mordfriesland / Die zweite Sünde
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Bei dem renommierten Husumer Bauunternehmen Waltherr ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Die Kripo muss ermitteln, wer und wie beim Bau einer unbenutzbaren Strasse gepfuscht hat. Einzelne Familienmitglieder ...

Bei dem renommierten Husumer Bauunternehmen Waltherr ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Die Kripo muss ermitteln, wer und wie beim Bau einer unbenutzbaren Strasse gepfuscht hat. Einzelne Familienmitglieder sind in Lebensgefahr oder sterben sogar, doch Mutter Gerlinde hält die Fassade der ehrbaren Familie aufrecht, koste es, was es wolle. Nicht nur die Firma befindet sich in Schieflage, auch privat haben die Herren des Hauses einige dunkle Punkte auf der weißen Weste. Von der Idee, auch von der Konzeption und erst recht vom Sprachlichen her, ist an diesem Krimi eigentlich nichts auszusetzen. Für mich persönlich jedoch blieben die Akteure zu unpersönlich und es hat mehr als die Hälfte des Buches gebraucht, ehe mich die Spannung packte. Die Auflösung zeigt, dass der Plot gut durchdacht und konstruiert ist. Das hat für mich den Gesamteindruck dann doch noch etwas aufwerten können.