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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2019

Very British

Porridge, Pies and Pistols
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Im Verlag Conte Krimi hat Ingrid Schmitz eine "kulinarische Krimi-Anthologie" herausgegeben: 20 Autoren schreiben kurze englische Kriminalgeschichten mit dem dazugehörigen Rezept zum Nachkochen. Wie in ...

Im Verlag Conte Krimi hat Ingrid Schmitz eine "kulinarische Krimi-Anthologie" herausgegeben: 20 Autoren schreiben kurze englische Kriminalgeschichten mit dem dazugehörigen Rezept zum Nachkochen. Wie in jedem Erzählband und auch in jedem Kochbuch findet sich hier ein buntes Allerlei unterschiedlichster Güte und Fa­çon. Einige Geschichten sind stark von der Erzähltraditon à la Agathe Christie beeinflusst, andere sind britisch skurril. Manches ist zugegebenermaßen auch noch recht unappetitlich. Weil die Geschmäcker zum Glück unterschiedlich sind, wird sicher jeder etwas Passendes für sich rauspicken können, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering, daß dem Leser alles gefällt. Als Urlaubslektüre bietet sich dieses Bändchen perfekt an. Diese kurzen Geschichten sind praktisch, um sich die Zeit auf der Reise zu vertreiben oder beim Sonnenbaden zu entspannen, sozusagen leichte Kost.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Tour de Lübeck

Brüllbeton
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Als der Strassenbelag einer Autobahn bei Lübeck saniert wird, findet man eine aufgeschlitzte Frauenleiche. Die Obduktion ergibt als Todesursache, daß die unbekannte Tote als Drogenkurier unterwegs war ...

Als der Strassenbelag einer Autobahn bei Lübeck saniert wird, findet man eine aufgeschlitzte Frauenleiche. Die Obduktion ergibt als Todesursache, daß die unbekannte Tote als Drogenkurier unterwegs war und eins der verschluckten Päckchen undicht war. Schnell weisen die Spuren auf den Chef der Baufirma. Hier ist auch die Schwester der Toten als Chefsekretärin tätig. Nach und nach tut sich ein Dopingsumpf rund um die Tour de France auf, weitere Morde geschehen, bis es dem Lübecker Kriminalhauptkommissar Kroll gelingt, den Fall zu lösen.
Kroll ermittelt nicht so spannend wie Wallander, nicht so feinsinnig wie Inspektor Jury und nicht so bayrisch entspannt wie Robert Walcher. Tatsächlich ist die Ermittlungsarbeit eher dilettantisch und unglaubhaft, aber darauf kommt es irgendwie gar nicht so sehr an. Die Charaktere entwickeln ein realistisches Eigenleben. So nebenbei erfährt man einiges Wissenswerte sowohl über den Strassenbau, als auch über moderne Dopingmethoden und die Tonmeisterei. Das alles wird geschickt und flüssig erzählt, so dass das Lesen eine Freude ist. Die Aufdeckung des Mörders mit seiner absolut ungewöhnlichen Methode ist nochmals ein finaler Clou.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Gelungenes Verwirrspiel

Frisch entführt ist halb gewonnen
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Dieser heitere Roman wird aus der Sicht von der jungen und reichen Vicki erzählt. Sie hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, läßt sich durch die Zeit treiben. Sie wird süchtig nach einer Dailysoap, ...

Dieser heitere Roman wird aus der Sicht von der jungen und reichen Vicki erzählt. Sie hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, läßt sich durch die Zeit treiben. Sie wird süchtig nach einer Dailysoap, verliebt sich in den Hauptdarsteller Tom, dem sie einige Tage lang unerkannt auflauert, bis er doch tatsächlich auf der Flucht vor Paparazzi in ihr Auto steigt. Und nun beginnt eine ganz und gar schräge Geschichte. Vicki hält Tom in ihrer Wohnung gefangen, der jedoch schnell unter der Regie seines Managers die Situation für sich als großartigen PR-Gag aufbauscht. Es beginnt eine spannende, lustige "Verbrecherjagd" unter Beteiligung weiterer schillernden Persönlichkeiten. Im Verlauf des Romans gewinnen die Akteure zunehmend an Tiefe und zum Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf,
es finden sich Paare, Lebensläufe wenden sich zum Guten, kurz HappyEnd total.
Als Ferienlektüre und als Gemütsauffrischer kann man dieses Buch jedem ausdrücklich empfehlen. Es ist sehr witzig geschrieben, liebenswerte Personen treffen verrückte Entscheidungen und trotzdem entwirrt sich ein riesiges Kuddelmuddel ganz elegant.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Weisheit in schlichter Gestalt

Der große Nick
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Rene Goscinny und sein kleinen Nick sind nicht nur den Lesern in Frankreich bekannt, sondern auch hier gibt es viele Fans. Einer von ihnen, Jochen Till, hat sich von dem niedlich frechen Nick inspirieren ...


Rene Goscinny und sein kleinen Nick sind nicht nur den Lesern in Frankreich bekannt, sondern auch hier gibt es viele Fans. Einer von ihnen, Jochen Till, hat sich von dem niedlich frechen Nick inspirieren lassen und die Geschichte in ähnlicher Manier weitergesponnen.
In 16 kleinen Stories laufen wir mit einem grossen Nick durch die Gegend. Naiv ist er immer noch, aber er weist auch deutlich männliche Attribute auf, wie uns sein sensibler Umgang mit Frauen und Mädchen zeigt. Wir dürfen ihn in den verschiedensten Lebenslagen begleiten, vom Schuhkauf bis zum Fussballspiel, von Opas Beerdigung bis in die virtuellen sozialen Netzwerke. Immer zeigt uns seine kindliche Ader Schwachstellen im System, und mit seinem arbeitsscheuen besten Freund Uwe bekommt das Ganze einen Hauch von Anarchie.
Es sind humorvolle Geschichten, die ich persönlich häppchenweise genossen habe. Es sind auch kommunikative Geschichten, denn eigentlich entfalten sie ihren vollen Charme erst beim Vorlesen, oder wie in meinem Fall, beim Nacherzählen. Jochen Till arbeitet nicht mit plattem Witz, im Gegenteil, so manche Hintergründigkeit tut sich in einfachen Sätzen kund. Rundum ein empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 19.03.2019

sehr spannend

The Mayfly - Die Chemie des Bösen
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Der Anwalt Charlie Priest wird eines Abends in seiner eigenen Wohnung überfallen. Der Angreifer foltert ihn gekonnt grausam, um die Herausgabe eines USB-Sticks zu erzwingen. Priest kann sich retten und ...

Der Anwalt Charlie Priest wird eines Abends in seiner eigenen Wohnung überfallen. Der Angreifer foltert ihn gekonnt grausam, um die Herausgabe eines USB-Sticks zu erzwingen. Priest kann sich retten und beginnt nun seinerseits die Suche nach diesem ominösen Stick, der sich tatsächlich nicht in seinem Besitz befindet. Die Daten sind sehr brisant für eine geheime Gruppierung von Personen, die skrupellos ihre perversen Neigungen ausleben, wobei ein Menschenleben nichts mehr wert ist. Die Ursprünge reichen weit zurück in die Vergangenheit. Die Recherche ist mühsam und zudem für Priest lebensgefährlich.

"The Mayfly" ist ein sehr spannender Thriller, der gekonnt Täter und Motive lange im Dunklen lässt und den Leser geschickt auf einem hohen Spannungslevel hält. Für mich hätten die Grausamkeiten ruhig weniger detailliert beschrieben werden können, aber ansonsten hat mich das Buch sehr schnell in seinen Bann gezogen. Vielleicht liegt das auch an der außergewöhnlichen Persönlichkeit des Protagonisten Charlie Priest, der darunter leidet, dass sein Bruder ein irrer Serienmörder ist, und der selbst auch immer wieder um geistige Klarheit kämpfen muss. Das Ende ist dann noch mal extrem spannend,wenn auch leider etwas unrealistisch, aber trotz allem ein absoluter Thriller.