Platzhalter für Profilbild

fredhel

Lesejury Star
offline

fredhel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fredhel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2019

blass

Die Hurenkönigin und der Venusorden (Die Hurenkönigin ermittelt 3)
0

Man schreibt das Jahr 1512. Ursel Zimmer, genannt die Hurenkönigin, betreibt in Frankfurt ein Bordell. Sie bereitet sich in Erwartung guter Geschäfte auf die Frankfurter Messe vor, als zwei Kolleginnen, ...

Man schreibt das Jahr 1512. Ursel Zimmer, genannt die Hurenkönigin, betreibt in Frankfurt ein Bordell. Sie bereitet sich in Erwartung guter Geschäfte auf die Frankfurter Messe vor, als zwei Kolleginnen, Alma Deckinger und ihre betörend schöne Tochter Irene,aus Ulm bei ihr Unterschlupf finden. Irene avanciert zum Star des Freudenhauses und Alma zieht Ursel in ihren Bann, sehr zum Leidwesen ihres Freundes Bernhard von Wanebach. Der Rat beauftragt die Huren, sich um den reichen Kaufmann Fugger zu kümmern, von dem sich alle gute Geschäfte und Rettung aus Finanznöten versprechen. Ungeschickterweise legt sich der vielseits verhaßte Kaufmann Uffsteiner mit Fugger an, und wird wenige Stunden darauf tot und entmannt in den nächtlichen Strassen Frankfurts aufgefunden. Nach und nach vergrößert sich der Kreis der Verdächtigen immer mehr, und wie schon im Vorgängerroman "Die Hurenkönigin" beteiligt sich Ursel Zimmer maßgeblich an der Aufklärung, nicht ohne dabei ordentlich in Mitleidenschaft zu geraten.
Trotz des reißerischen Titel kommt der Roman recht "sauber" daher. Er liest sich nett und flüssig, stellt aber auch keine großen Ansprüche an den Leser. Die Charaktere und die Handlung sind recht eindimensional, die Athmosphäre des mittelalterlichen Frankfurts wird so gar nicht widergespiegelt und auch sonst wenig vom damaligen Leben. Nachdem man die 346 Seiten ausgelesen hat, wird man sich wenige Zeit später kaum noch an die Handlung erinnern, so blass bleibt alles.
Mein Fazit: ganz nett, aber kein Verlust, wenn man den Roman nicht gelesen hat

Veröffentlicht am 24.03.2019

Hexenschwur

Der Hexenschwur
0

Der Roman "Der Hexenschwur" von Deana Zinßmeister ist der dritte Band einer Reihe, dem "Das Hexenmal" und "Der Hexenturm" vorangegangen sind. Er ist in sich abgeschlossen, und bedarf keinerlei Vorwissens.
Es ...

Der Roman "Der Hexenschwur" von Deana Zinßmeister ist der dritte Band einer Reihe, dem "Das Hexenmal" und "Der Hexenturm" vorangegangen sind. Er ist in sich abgeschlossen, und bedarf keinerlei Vorwissens.
Es geht um die Eheleute Johann und Franziska Bonner, die seit gut anderthalb Jahrzehnten eine neue Heimat auf dem Gestüt Rehmringer in Wellingen/Saarland gefunden haben. Ursprünglich mußten sie vom elterlichen Hof flüchten, weil der Vater eine reiche Braut für seinen Sohn Johann vorbestimmt hatte, und nicht davor zurückschreckte, Franziska in einen Hexenprozess zu verwickeln um die junge Liebe zu hintertreiben. Nachdem nun so viel Zeit vergangen ist, hofft Johann aufs heimatliche Eichsfeld mit Ehefrau und den beiden Kindern Magdalena und Benjamin zurückkehren zu können. Hier lebt immer noch seine Schwester mit ihrem Ehemann, sowie einem Kind, das sie unter unwürdigsten Bedingungen im Keller gefangen hält.
Der Umzug der Bonners wird zu einer lebensgefährlichen Tour quer durch wüstes Kriegsgebiet. Zwei schwedische Soldaten -Arne und Erik- können sie gerade noch einmal vor marodierenden Soldateska retten. Zwischen Arne und Magdalena funkt es gewaltig, aber man darf nicht vergessen, dass die Schweden der Erzfeind sind, und somit steht ihre Liebe nicht unter einem guten Stern.

Das Buch habe ich gerne gelesen, es ist flott geschrieben und man erfährt auf unaufdringliche Art und Weise viel über das damalige Leben. Die Charaktere sind einem schnell vertraut, man fiebert dem jungen Glück entgegen und auch das arme Kindchen im Keller läßt einen nicht unberührt. Die Intention Johanns zur Heimkehr kann ich nicht nachvollziehen, andererseits: sonst gäbe es dieses Buch nicht. Die Hauptfiguren sind mir eine Spur zu glatt, zu sympathisch, die Handlung in weiten Teilen vorhersehbar, der Erzählstil etwas zu spröde für meinen Geschmack, deswegen ein minimaler Punktabzug. Dennoch ein lesenswertes Buch mit hohem Unterhaltungswert.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Wer ist der Schurke?

Gegen alle Zeit
0

Henry Ingram spielt den Captain Macheath in der Bettleroper. Eines Morgens erwacht er auf stinkendem Strohlager und findet sich im London des 18.Jahrhunderts wieder. Die Personen um ihn herum erkennt er ...

Henry Ingram spielt den Captain Macheath in der Bettleroper. Eines Morgens erwacht er auf stinkendem Strohlager und findet sich im London des 18.Jahrhunderts wieder. Die Personen um ihn herum erkennt er nach und nach als Figuren des Schauspiels, er ist mittendrin im Geschehen. Einerseits läuft er staunend durch die alte kaum wiederzuerkennende Hauptstadt, überwältigt von Bildern und Gerüchen, andererseits ist er gefangen in der Zeit und weiß keinen Weg zurück. Nur das Handy in seiner Tasche gilt ihm als Beweis, dass der Zeitsprung real ist. Zusammen mit den Huren Poll und Bess, sowie dem Räuberkumpan Blueskin befreien sie mit einem tollkühnen Akt den Räuberhauptmann Jack Sheppard aus dem Gefängnis. Der Generaldiebesfänger Jonathan Wild bleibt immer dicht auf ihrer Spur. Nach und nach erkennt Henry Ingram, dass es ursächlich um eine Jahre zurückliegende jakobinische Verschwörung geht, die nun Auswirkung auf ihrer aller Leben hat.
Opulent und mitreißend sind die Adjektive, die mir als erstes zu diesem historischen Roman einfallen. Der Autor hat gründlich recherchiert, die Erkenntnisse fließen mit Leichtigkeit in das Geschehen ein. Der Leser wandelt in einer früheren Welt (er kann froh sein, daß die Gerüche außen vor bleiben!), die er abwechselnd aus der Sicht von Henry oder Bess oder Blueskin betrachtet. Beeindruckend wie es zum Beispiel in dem berüchtigten Irrenhaus Bedlam zuging. So genau wurden die Zustände selten in einem Roman geschildert. Man gerät schnell in den Bann der Handlung, will unbedingt wissen, wie es weitergeht, fiebert mit den Hauptpersonen mit. Kurz gesagt, dieser Roman bietet außergewöhnliche Spannung in Verbindung mit einer historischen Handlung.
Besonders zu erwähnen sind auch noch die wunderbaren Zeichnungen von Tina Dreher.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Very British

Porridge, Pies and Pistols
0

Im Verlag Conte Krimi hat Ingrid Schmitz eine "kulinarische Krimi-Anthologie" herausgegeben: 20 Autoren schreiben kurze englische Kriminalgeschichten mit dem dazugehörigen Rezept zum Nachkochen. Wie in ...

Im Verlag Conte Krimi hat Ingrid Schmitz eine "kulinarische Krimi-Anthologie" herausgegeben: 20 Autoren schreiben kurze englische Kriminalgeschichten mit dem dazugehörigen Rezept zum Nachkochen. Wie in jedem Erzählband und auch in jedem Kochbuch findet sich hier ein buntes Allerlei unterschiedlichster Güte und Fa­çon. Einige Geschichten sind stark von der Erzähltraditon à la Agathe Christie beeinflusst, andere sind britisch skurril. Manches ist zugegebenermaßen auch noch recht unappetitlich. Weil die Geschmäcker zum Glück unterschiedlich sind, wird sicher jeder etwas Passendes für sich rauspicken können, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering, daß dem Leser alles gefällt. Als Urlaubslektüre bietet sich dieses Bändchen perfekt an. Diese kurzen Geschichten sind praktisch, um sich die Zeit auf der Reise zu vertreiben oder beim Sonnenbaden zu entspannen, sozusagen leichte Kost.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Ein Handy bringt es an den Tag

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall
0

Detective Sergeant Aector McAvoy findet im Schlamm ein Handy. Aus Zeitvertreib bringt er es mit Akribie und Geschick wieder ans Laufen und kommt nach und nach einem als Suizid getarnten Mord auf die Spur. ...

Detective Sergeant Aector McAvoy findet im Schlamm ein Handy. Aus Zeitvertreib bringt er es mit Akribie und Geschick wieder ans Laufen und kommt nach und nach einem als Suizid getarnten Mord auf die Spur. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn einflussreiche Stadträte sind involviert, die ihr hedonistisches Treiben aus Karrieregründen vor der Öffentlichkeit verborgen halten wollen. Gleichzeitig ermittelt er gegen eine kaltblütige Gangsterbande, die den Cannabis-Anbau und -Handel in der englischen Hafenstadt Hull um jeden Preis kontrollieren will. Aector ist ein großer starker schottischer Kerl. Nicht hübsch anzusehen, doch von schnellem Durchblick aufgrund seines logischen Verstandes und einem Herzen aus Gold, das ganz für seine junge Familie insbesondere seiner Frau Roisin schlägt, einer gebürtigen Roma. Da die Spuren des Verbrechens bis in Romakreise reichen, hat er einen Balanceakt auszuführen, einerseits seinen dienstlichen Pflichten zu genügen, andererseits seiner Frau zu Liebe den Ehrenkodex zu erfüllen.
Der Krimi liest sich leicht und flüssig, weil die Ermittlungsarbeit ständig neue Erkenntnisse bringt. Es gibt sehr viele spannende Momente, aber auch das Menschliche wird gewürdigt. Als zweite Hauptperson lernt der Leser Suzie kennen, die die beste Freundin des Mordopfers war und nun jeglichen Halt verloren hat. Fassungslos muss sie erkennen, daß sie als nächstes Opfer auserkoren ist. Die Sympathien des Lesers sind eindeutig auf ihrer Seite und es bleibt spannend bis zum nicht vorhersehbaren Schluss.