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Veröffentlicht am 10.09.2019

Trumps Amerika literarisch aufbereitet

Verratenes Land
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Die Machenschaften um die Ansiedlung einer Papierfabrik stehen im Zentrum von Greg Iles‘ neuem Roman „Verratenes Land„. Zugleich ist das Buch eine Abrechnung Iles‘ mit dem Amerika Trumps. Eine Abrechnung ...

Die Machenschaften um die Ansiedlung einer Papierfabrik stehen im Zentrum von Greg Iles‘ neuem Roman „Verratenes Land„. Zugleich ist das Buch eine Abrechnung Iles‘ mit dem Amerika Trumps. Eine Abrechnung freilich, bei der die Grenzen zwischen gut und böse sich verwischen.

Eine illustre Gruppe einflussreicher Männer, der Poker Club, bestimmt die Geschicke der Stadt Bienville, die im Gegensatz zu den Städten ringsherum zu etwas Wohlstand gekommen ist. Nun soll die Ansiedlung einer Papierfabrik für weiteren Wohlstand sorgen. Allerdings soll sie auf einer Kultstätte der Indianer gebaut werden, was der Poker Club zu vertuschen versucht, um das Bauvorhaben nicht zu gefährden. Verraten wird das Land bei Iles nicht an die Russen, sondern an China.

Der Journalist Marshall McEwan kehrt als Pulitzer-Preisträger in seine Heimatstadt Bienville zurück und macht es sich zur Aufgabe, den Skandal um die chinesische Papierfabrik aufzudecken. Dabei zeigt sich das Ringen um Macht und Einfluss und der Verlust demokratischer Spielregeln, wie es in den USA unserer Zeit der Fall ist. Iles hält seinem Land somit den Spiegel vor, ohne politische Parolen kundzutun.

Neben der Auflösung eines Mordes war dies für mich der spannendste Leseanreiz für das Buch. Iles spielt den Versuch durch, im Amerika Trumps unpolitisch zu sein – ein Versuch, der scheitern muss. Stattdessen wird offen Einfluss, Macht, Gier und die Befriedigung eigener Interessen eingefordert. Die Zeiten, in denen der Wohlstand aller im Vordergrund stand – sie sind Geschichte. Das Wohl der Stadt: bedacht wird es nur, wenn man selbst daraus Nutzen zieht – ob auf legalem oder illegalem Wege tut nichts zur Sache. Moral sucht man vergebens in „Verratenes Land„. Schuld findet man mannigfach.

Die Anlage des Romans, der Gute (Marshall) gegen die Bösen (der Poker Club), wird mehrfach aufgelöst, ja gesprengt. Seine Meinung über die Charaktere des Buches muss man als Leser immer wieder hinterfragen.

Wie man es von Greg Iles gewohnt ist, gibt es auch in „Verratenes Land“ überraschende Wendungen, allerdings war mir die Auflösung an einzelnen Stellen zu unglaubwürdig.

Wie man es von Greg Iles gewohnt ist, gibt es in dem Roman jede Menge Nebenhandlungen, die für den Fortgang der Handlung völlig unbedeutend sind. Wer sich damit nicht anfreunden kann, wird in dem Roman einige Längen entdecken. Mir haben gerade diese gut gefallen.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Gut gemachtes Hörbuch für Kinder

Alles nur aus Zuckersand
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Fred und Jonas sind Freunde. Zumindest so lange, bis Jonas' Eltern einen Ausreiseantrag stellen. Denn in Freds Familie wird der "real existierende Sozialismus" der DDR nicht in Frage gestellt. Während ...

Fred und Jonas sind Freunde. Zumindest so lange, bis Jonas' Eltern einen Ausreiseantrag stellen. Denn in Freds Familie wird der "real existierende Sozialismus" der DDR nicht in Frage gestellt. Während das elterliche Kontaktverbot der Freundschaft nichts anhaben kann, droht doch die Ausreise die Freundschaft zu zerstören. Also schmieden sie einen Plan. Ein Plan, der mit "Zuckersand" zu tun hat, so viel sei verraten .

"Alles nur aus Zuckersand" von Dirk Kummer ist ein Hörbuch für Kinder, das nicht nur spannend ist, sondern auch das Leben in der DDR näher bringt. Dies gilt vor allem für das Alltagsleben, denn erzählt wird die Geschichte von dem jungen Fred. Charly Hübner liest den Text dabei so flüssig, dass man das Hörbuch am Stück hören könnte.

Wer Fred Kummers Film bereits kennt, wird vielleicht manches vermissen. Das Hörbuch ist deutlich kindgerechter als der Film.

Fazit: "Alles nur aus Zuckersand" ist ein gut gemachtes Hörbuch für Kinder, das auch für Erwachsene unterhaltsam ist.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Ja, aber...

Drei
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"Drei" von Dror Mishani ist spannend zu lesen, geschickt aufgebaut und bietet überzeugende Figuren. Dennoch hat mich das Buch nicht überzeugt, was an der fehlenden Auflösung liegt.

Der Grund dafür, warum ...

"Drei" von Dror Mishani ist spannend zu lesen, geschickt aufgebaut und bietet überzeugende Figuren. Dennoch hat mich das Buch nicht überzeugt, was an der fehlenden Auflösung liegt.

Der Grund dafür, warum alles in "Drei" so kommt, wie es kommt, bleibt auch am Schluss des Buches offen. Dror Mishani hält sich so eine Fortsetzung des Buches offen, das auch als Serie ins Fernsehen kommen soll. So bleibt - in diesem Buch zumindest - trotz einer erfolgten Auflösung am Schluss - das Wesentliche, die Gründe, ungeklärt. Als Leser fühle ich mich da schon etwas an der Nase herumgeführt.

An der Nase herumgeführt werden auch die drei Frauen, die die zentralen Figuren in Mishanis Roman sind. Alle drei treffen auf den geheimnisvollen Rechtsanwalt Gil und gehen mit ihm eine Beziehung ein - mal als Seitensprung, mal als erhoffter Neuanfang nach einer Scheidung.

Da ist zunächst einmal Orna. Die geschiedene alleinerziehende Mutter schafft es kaum, sich von ihrem Exmann zu lösen. Sie kämpft um ihren Sohn, will sich neu binden und nutzt die Beziehung zu Gil auch dazu, von ihrem Ex-Mann loszukommen. Sehr gelungen ist zwischen den Zeilen dargestellt, wie sehr Orna Gefahr läuft, an der gescheiterten Beziehung zu zerbrechen. Für ihren Sohn würde Orna alles tun, sich selbst vernachlässigt sie dabei aber. Sehr gekonnt bringt Mishani ihre große Unsicherheit zum Ausdruck, vielleicht ein klein wenig zu oft.

Unsicher auf ganz andere Weise ist die zweite Frauengestalt, von der im zweiten Teil des Buches die Rede ist. Emilia ist aus Osteuropa nach nach Israel gekommen, um als Pflegekraft zu arbeiten. Sehr eindrücklich schildert Mishani, wie Emilia versucht, sich eine neue Heimat aufzubauen, indem sie mehr für die Einrichtung ihres angemieteten Zimmers ausgibt, als sie sich eigentlich leisten kann. Auch Emilia trifft auf den mysteriösen Gil. Hier zeigt sich zum ersten mal die etwas religiös-esoterische Seite des Buches, denn Emilia sucht nicht nur Halt in ihrem Leben in der Kirche, sondern sieht auch immer wieder den Verstorbenen, den sie gepflegt hat. Man kann darüber sicherlich geteilter Meinung sein, aber dass einem Tote erscheinen, ist für mich nur schräg und ich habe es unter esoterischer Krimskrams abgebucht. Dass die Toten im Laufe des Romans auch direkt angesprochen werden, hat mich doch sehr irritiert und wenig überzeugt.

Im letzten Teil entwickelt sich der Roman mit einer weiteren Perspektive hin zur Auflösung - mehr sei hier nicht verraten. Ja, geschickt aufgebaut ist der Roman. Keine Frage. Nach einem eher gemächlichen Beginn steigt die Spannungskurve rasant. Überzeugend lebendig wirken die Frauenfiguren, die hier im Zentrum stehen.

Dass man als Leser aber mit den Beweggründen der Handelnden am Schluss so ganz allein gelassen wird, hat einiges von den Stärken des Buches stark relativiert.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Familiengeheimnisse - spannend, unterhaltend, aber etwas unglaubwürdig

Herzgrab
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In Andreas Grubers neuem Krimi „Herzgrab“ ermitteln die beiden Polizisten Gerink und Scatozza in Italien. Die BKA-Beamten sind beauftragt, die italienische Polizei bei der Suche nach einer entführten Österreicherin ...

In Andreas Grubers neuem Krimi „Herzgrab“ ermitteln die beiden Polizisten Gerink und Scatozza in Italien. Die BKA-Beamten sind beauftragt, die italienische Polizei bei der Suche nach einer entführten Österreicherin zu unterstützen. Nicht nur, dass das mit vielerlei Komplikationen verbunden ist. Kompliziert wird die Handlung auch dadurch, dass auch Gerinks Ex-Frau als Privatdetektivin in Italien ist. Bald erkennen sie, dass beide Fälle miteinander zusammenhängen.

Im Zentrum der Handlung steht die italienische Familie Del Vecchio. Mysteriöse Todesfälle in der Familie und das Verschwinden des Malers Salvatore Del Vecchio lasten auf der Familie. Doch Salvatores Tochter Monica muss auch noch ihre Tante Teresa vermisst melden. Als dann ein neues Bild von Salvatore auftaucht, das für 17 Millionen Euro versteigert wird, gewinnt die Handlung ordentlich an Fahrt.

Vor allem im zweiten Teil wird die Handlung immer wieder sehr actionreich dargestellt. Aus verschiedenen Perspektiven wird erzählt, auch aus der der vermissten Teresa Del Vecchio. Das macht das Hören zwar nicht immer einfach, allerdings verstärkt es die Spannung vor allem zum Schluss hin merklich.

„Wir haben gerade einmal an der Oberfläche gekratzt“, sagt Gerink nach fünf Stunden Hörbuch. Das zeigt die Komplexität des Krimis. Dies und die zwei verschiedenen Spuren, die zu einem Fall werden, haben das Hören vor allem am Anfang nicht immer leicht gemacht. Rückspulen war bei mir regelmäßig angesagt – auch, weil die italienischen Namen nicht so leicht zu merken und zuzuordnen sind. Allerdings verflüchtigt sich dies – wenn das Hörbuch bzw. Hörspiel im zweiten Teil in Fahrt kommt, fällt das Zuhören deutlich leichter.

Gefallen haben mir auch die Charaktere. Das Privatleben der Ermittler kommt vor, gewinnt aber nie die Oberhand. Auch die Familienmitglieder der Del Vecchios sind überzeugend dargestellt – allen voran die Matriarchin Zenobia Del Vecchio, die im zweiten Teil des Hörspiels ihren großen Auftritt hat.

Somit ist „Herzgrab“ ein spannendes, unterhaltendes Hörbuch, wenn auch die Handlung zum Teil sehr unglaubwürdig und etwas zu konstruiert ist.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Theaterstücke

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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Zwei Theaterstücke hat Martin Schörle veröffentlicht. Der Hamburger Verwaltungsbeamte, der auch als Schauspieler auftritt, hat zwei ganz unterschiedliche Theaterstücke verfasst.

Zum einen ist da die "Einladung ...

Zwei Theaterstücke hat Martin Schörle veröffentlicht. Der Hamburger Verwaltungsbeamte, der auch als Schauspieler auftritt, hat zwei ganz unterschiedliche Theaterstücke verfasst.

Zum einen ist da die "Einladung zum Klassentreffen", ein Stück, bei dem sich zwei alte Schulfreunde, Marina und Carsten, am Telefon unterhalten. Aus Carstens Einladung zum Klassentreffen wird dabei nach und nach ein Gespräch über alte Zeiten, alte Liebe und neue Hoffnung. Unterbrochen wird das Gespräch durch mehrere Rückblenden, eingebaut als Erinnerungen.

Das zweite abgedruckte Theaterstück ist eher eine Groteske als Theater: der Monolog des Beamten Hans Fredenbek über die PISA-Krüppel, kuriose Gesetzesvorgaben, die weibliche Seele und vergessene Hochzeitstage. Ein akribischer, pedantischer Mensch, der über Gott und die Welt redet, wodurch seine ganz eigene Weltsicht eines biederen Beamten zum Tragen kommt. 

Beide Theaterstücke sind eher konservativ angelegt. Sie haben nichts, was sie für die große Bühne kennzeichnen würden. Aber darum geht es Martin Schörle sicherlich auch nicht. Es sind Theaterstücke, die mit wenig Besetzung auskommen, die für die kleine Bühne verfasst sind, aber doch für die Schauspieler anspruchsvoll sind. Bei Hans Fredenbek besteht sonst die Gefahr, dass sein grotesker Monolog ins Uninteressante abgleitet. Bei Marina und Carsten läuft das Stück Gefahr, am Schluss zu schnulzig zu wirken, auch sind die ins Stück eingebauten Rückblenden wenig ergiebig und lenken eher von dem intensiven Dialog ab. 

Mir haben die beiden Theaterstücke nur bedingt zugesagt. Ich will aber nicht bestreiten, dass sie ihre Stärken haben. Einmal in der Konstruktion der Gedankengänge, einmal im sich immer wieder auf neue Wege gebenden Dialog der Gesprächspartner.