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Veröffentlicht am 10.09.2020

Ein Buch über das Loslassen

Sterben im Sommer
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Zsuzsa Bánks Vater László, geboren 1933 in Ungarn, starb im September 2018. Ihr neues Buch „Sterben im Sommer“ schildert den Umgang der Familie mit der Krebserkrankung und dem Tod des Vaters über den Zeitraum ...

Zsuzsa Bánks Vater László, geboren 1933 in Ungarn, starb im September 2018. Ihr neues Buch „Sterben im Sommer“ schildert den Umgang der Familie mit der Krebserkrankung und dem Tod des Vaters über den Zeitraum von gut einem Jahr.

Zsuzsa Bánk hat ein intensives, eindringliches Buch geschrieben. Sie beschreibt, was sie beobachtet, wie sie es wahrnimmt. Die Realisierung der Krankheit mit ihren Folgen, das Gefühl, hilflos ausgeliefert zu sein. Die Bedeutung des Vaters für die Familie, die Erinnerung an das gemeinsam Erlebte. Die Erfahrungen im Krankenhaus von Frankfurt-Höchst. Und immer wieder: das Klären von Fragen innerhalb der Familie. Der unerfüllbare Wunsch des Vaters, in Ungarn begraben zu werden. Das, was als Erinnerungsstücke bleiben soll, das was nach dem Tod des Vaters aufgelöst, weggegeben wird. Das Loslassen.

Zsuzsa Bánk hat kein Buch über den Tod geschrieben. Es ist ein Buch über das Abschiednehmen, über den Verlust eines Elternteils. Sie beschreibt das Abschiednehmen im Alltäglichen:

"Der Tod schneidet sich durch unser Leben, etwas müssen wir loslassen, in dieser sich weiterdrehenden Welt müssen wir etwas verlassen und hergeben."

Gekleidet hat Zsuzsa Bánk all dies in eine Sprache, die ohne allzuviel Metaphorik, dafür aber durch ihre vielen Wiederholungen und Wortverknüpfungen mit einem intensiven Sprachduktus versehen ist. Es ist ein Selbstgespräch, in das man als Leser nach und nach immer mehr hineingezogen wird.

Wer selbst schon den Verlust eines Elternteils erlebt hat, wird sich in Zsuzsa Bánks Buch wiederfinden.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Auszeit in Südafrika

Nächster Halt: Wildnis
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Sabbatjahr in Südafrika: In ihrem Buch „Nächster Halt Wildnis“ schildert Stefanie Vetter ihre Erlebnisse in Südafrika, wo sie eine Ausbildung zum Tour Guide machte.

Ihr halbes Jahr in Südafrika hat Sefanie ...

Sabbatjahr in Südafrika: In ihrem Buch „Nächster Halt Wildnis“ schildert Stefanie Vetter ihre Erlebnisse in Südafrika, wo sie eine Ausbildung zum Tour Guide machte.

Ihr halbes Jahr in Südafrika hat Sefanie Vetter tief beeindruckt. Das spürt man auf jeder Seite. Als Leser ist man mit dabei, wenn die abenteuerlustige junge Frau sich in einem Camp in Südafrika zurechtfinden muss – und auch mal unter freiem Himmel übernachtet, wenn sie sich Gedanken über das Gemeinschaftsleben der Löwen macht (ja, die Löwin führt das Rudel an!), wenn sie sich Sorgen um ihr Englisch macht, wenn sie auf Prüfungen büffelt.

Das, was Kinfofilme erfolgreich gemacht hat, was Verkaufszahlen von Reiseerzählungen hochschnellen ließ, findet sich auch bei Stefanie Vetter, nur etwas milder dosiert. Es ist keine Weltreise, die sie absolviert, nur eine Ausbildung zum Tour Guide. Sie muss sich nicht an ganz unterschiedlichen Orten zurechtfinden, sondern wechselt nur einmal das Camp. Und dennoch erfährt Stefanie Vetter ihre Auszeit als einmalig. Eine dieser einmaligen Erfahrungen hört sich so an:


"Ich lerne eine wichtige Lektion. Mir wird bewusst, dass ich ungeduldiges Wesen hier im Busch ganz neu lerne zu warten. Zu warten, ohne dabei Aufgaben zu erledigen, meine Liste abzuhaken. Zu warten und dabei ganz einfach in die Gegend zu schauen."

In ihrem Buch singt Stefanie Vetter ein Loblied auf die Schönheit der Schöpfung und fragt, wie wir uns so sehr von ihr entfernen konnten. Betrachtet man die wunderschönen Bilder, die sich zu den Texten im Buch gesellen, kann man diese Frage mehr als verstehen.

Immer wendet sich Stefanie Vetter dabei auch an ihre Leser, stellt ihnen Fragen, gibt ihnen Anregungen zum Nachdenken.

Ja, Stefanie Vetter gelingt es, dass einen die Abenteuerlust packt. Nicht nur nach wilden Tieren und einer wilden Landschaft. Es gelingt ihr auch, dass man sich selbst befragt, wo im eigenen Leben das Abenteuer zu finden ist. Oder, um es mit Stefanie Vetter zu sagen:


"Ich glaube, dass wir uns mit der Wildnis verbinden müssen, um unsere Balance wiederzufinden, weil sie das Herz Gottes spiegelt."

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Veröffentlicht am 12.08.2020

Vater-Sohn-Geschichte

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Ein Vater-Sohn-Buch vor interessanter Kulisse: Das ist Tom Barbashs Buch „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens„. Vater und Sohn: das sind Buddy Winter und sein Sohn Anton. Die Kulisse: ...

Ein Vater-Sohn-Buch vor interessanter Kulisse: Das ist Tom Barbashs Buch „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens„. Vater und Sohn: das sind Buddy Winter und sein Sohn Anton. Die Kulisse: das Haus „Dakota“, einer der teuersten Flecken in New York, wo auch John Lennon gelebt hat. Buddy Winter ist der Moderator einer Late-Night-Show, bis er einen Nervenzusammenbruch hat. Sein Sohn Anton kommt – er muss die Nachwirkungen einer Malaria-Erkrankung auskurieren – aus Gabun zurück und entschließt sich, seinem Vater zu helfen, wieder ins Showbusiness einzusteigen.

Tom Barbash erzählt die Geschichte aus Antons Sicht, der sich klar darüber werden muss, was er aus seinem Leben machen will. So ist das Jahr 1979, in dem die Handlung spielt, für Anton auch das Jahr der Entscheidung, was er aus seinem Leben machen will.

Auch wenn Anton den Job eines Abräumers annimmt: Wir befinden uns im gehobenen Bildungsbürgertum, entsprechend viel Bücher und Musik wird erwähnt. Fast schon ein wenig zu viel – viele Bücher werden einfach als Reiseliteratur genannt, ohne dass es irgendeine Relevanz hätte.

Mir war „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ viel zu geschwätzig. Anton fand ich als Person nicht so spannend, dass ich immer wissen müsste, welchen Schritt er als nächstes tut. Und kleinschrittig geht die Handlung voran, zumeist versehen mit etwas zu viel an direkter Rede. Bobby trifft sich mit diesem und jenem, Anton hat diese und jene Idee – ach ja, und John Lennon kommt auch noch vor. Auch sonst gibt es viele Nebenhandlungen, wie etwa der Wahlkampf für Ted Kennedy. Freilich ändern diese Nebenhandlungen auch nichts daran, dass die Handlung des Buches einfach vor sich hin plätschert.

Die Beschreibung des bekannten Appartmenthauses „The Dakota“ und seiner Geschichte hingegen hat mir sehr gefallen. Hier gelingt es Barbash, eine Stimmung zu erzeugen, die mir im restlichen Teil des Buches gefehlt hat.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

1794

1794
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„1794“ heißt der Nachfolgeband von Niklas Natt och Dags erfolgreichem historischen Kriminalroman „1793″. Und wie in „1793″ überwiegt auch in „1794″ die Faszination an den dunklen Seiten der Zeit – dieses ...

„1794“ heißt der Nachfolgeband von Niklas Natt och Dags erfolgreichem historischen Kriminalroman „1793″. Und wie in „1793″ überwiegt auch in „1794″ die Faszination an den dunklen Seiten der Zeit – dieses Mal ist es der Sklavenhandel, dessen Beschreibung außerordentlich viel Raum einnimmt.

Und so lernt man als Zuhörer nicht nur, dass Schweden mithilfe der Westindienkompanie sich sehr intensiv – zumindest eine kurze Zeit lang – am Sklavenhandel beteiligte und bereicherte. Man lernt auch viel darüber, wie mit den Sklaven damals umgegangen wurde.

Wer den Vorgänger „1793“ nicht kennt, wird sich über den ersten Teil des Hörbuchs sehr wundern – angekündigt ist ein Kriminalfall, und man befindet sich in den schwedischen Kolonien, von einem Kriminalfall keine Spur. Auch „1794“ ist wieder in vier Jahreszeiten eingeteilt, und manche der Teile haben ein starkes Eigenleben, die Handlungsstränge sind weit ausgeführt, weit über das hinaus, was für das Wissen um den Kriminalfall herum nötig wäre. Auch wird die Handlung nicht chronologisch erzählt.

Erst im zweiten Teil des Buches wird der Kriminalfall erzählt: eine Frau soll von einem Wolfsrudel umgebracht worden sein, so übel zugerichtet ist so. Doch: rund um das Hofgut Dreirosen gibt es seit Urzeiten keine Wölfe mehr. Was also ist wirklich passiert? Und was hat Erik damit zu tun, der aus den Kolonien zurückkam, um die Liebe seines Lebens zu heiraten?

In diesem Band ermittelt der inzwischen wieder abgestürzte Jean Michael Cardell, dieses Mal wird er vom Bruder seines früheren Mitermittlers Winge aus seiner Trübsal geholt. Homo homini lupus – das gilt für „1794″ noch viel mehr als für „1793“ – auch wenn man das fast nicht für möglich halten kann.

Und so war „1794“ ebenso wie der Vorgänger für mich ein beeindruckendes Hörerlebnis. Die Personen sind sehr plastisch dargestellt, menschliche Abgründe treten zutage, Historisches ist eingebunden.

Generell würde ich empfehlen, vor „1794“ den Vorgängerband „1793“ zu lesen oder zu hören. Auch wenn „1794“ von der Handlung her für sich allein steht, ist „1793“ doch ein besserer Einstieg in die Art des Erzählens bei Niklas Natt och Dag. Auch lernt man die meisten Personen in „1793“ deutlich besser kennen und erfährt nun, wie es mit den Personen weitergeht. Der Nachteil sei allerdings nicht verschwiegen: vieles in „1794“ ähnelt dem Vorgängerband: die Art des Beschreibens, der Gattungswechsel von der Erzählung zum Bericht, die beschriebene Grausamkeit.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Ein Superheld, der keiner sein will

Secret Protector, Band 1: Tödliches Spiel
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Die Reihe "Secret Protector" lebt von ihrem Helden, Lukas Crowe. Der englische Schriftsteller Andrew Lane hat mit ihm einen Superhelden geschaffen, der von einer Actionszene in die nächste taumelt. Es ...

Die Reihe "Secret Protector" lebt von ihrem Helden, Lukas Crowe. Der englische Schriftsteller Andrew Lane hat mit ihm einen Superhelden geschaffen, der von einer Actionszene in die nächste taumelt. Es ist ein Superheld ohne Superkräfte, dem aber trotzdem alles gelingt.

Umso überraschender ist es, dass Lukas im Laufe der Handlung der mysteriöse junge Mann bleibt, der er am Anfang ist. Viel mehr, als dass er in Afrika aufgewachsen ist und sich enorm gut mit Waffen auskennt, erfährt man nicht. Es scheint so, als hätte sich Andrew Lane das Aufdecken seiner Vergangenheit für die Folgebände aufbewahrt. Das ist schade, denn so kommt Lukas dem Leser auch nur an wenigen Stellen näher. 

Das Buch lebt vielmehr von seinem actionreichen Plot, genauer gesagt: von der action allein, denn eine sich entwickelnde Handlung gibt es kaum. Eine Verfolgungsjagd jagt die nächste, und mit einem Killerkommando allein gibt sich Lane nicht zufrieden. Und warum soll nur eine Person entführt werden, wo es doch zwei Killerkommandos gibt?

Die Handlung drumherum wirkt wie ein Rohbau - Lukas hat keinen Personalausweis mehr? Dann trägt er eben immer ein Duplikat in seiner Gürteltasche mit sich. Lukas muss mehr über die rasend schnellen Autos herausfinden? Dann engagiert ihn eben eine Polizistin, die ihn zuvor einmal gesehen hat, als Undercover-Mann. Lukas muss jemanden ausfindig machen? Dann lernt er eben kurz zuvor jemanden kennen, der mal für ihn gearbeitet hat. Mit Kleinkram hält sich der Autor nicht auf. Was nicht passt, wird eben passend gemacht. Hierbei erweist sich der Autor als zutiefst grobschlächtig. Auf die Entwicklung der Protagonisten und der Handlung, auf Stimmigkeit, Plausibilität und Ähnliches legt Lane keinen Wert. 

Umso überraschender ist es, dass Lane immer wieder kleine Exkurse einbaut, etwa zu Nanotechnik und Nashörnern. Fast so, als wolle er damit wieder wettmachen, dass er anderswo sehr nachlässig gearbeitet hat. Freilich: die vielen Warums?, die am Ende offen bleiben, kann das nicht ausgleichen. 

Das größte Fragezeichen, das bleibt, ist Lukas Crowe selbst. Er will "unter dem Radar" leben, nicht sesshaft werden. Deshalb lebt er in einem Wohnwagen, außerhalb von New Orleans. Aber wo hat er gelernt, so zu kämpfen? Wie kann es sein, dass er einfach so mal eine Verfolgungsjagd auf dem Motorrad absolvieren kann? Wie dass er in Sekundenschnelle reagieren kann? Gerade weil man fast nichts über seine Herkunft erfährt, wird er im Laufe der Handlung immer unglaubwürdiger. 

Dabei hätte es gut funktionieren können, ihm mit Una Britcross eine sympathische Profi-Gamerin an die Seite zu stellen, die genauso souverän wie Lukas ihr Ding macht. Die beiden hätten ein Dream Team werden können, obwohl ihre Leben auf den ersten Blick ganz unterschiedlich sind. Ausgereizt wird das leider zu wenig, denn rasant geht es von New Orleans nach Berlin und von dort schließlich nach Dubai. 

Wer Actionfilme mag, der kann mit diesem Jugendthriller vielleicht auch etwas anfangen. Für mich war es nichts. 

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