Gelungener Auftakt!
New WorldsDystopien und Utopien finde ich eine unfassbar interessante Thematik. Man stelle sich vor, wäre nur diese eine Sache anders gelaufen, würde unsere Welt heute komplett anders aussehen. Im Falle von New ...
Dystopien und Utopien finde ich eine unfassbar interessante Thematik. Man stelle sich vor, wäre nur diese eine Sache anders gelaufen, würde unsere Welt heute komplett anders aussehen. Im Falle von New Worlds sind es viele Dinge gewesen, die uns heutzutage auch aktiv beschäftigen und die Welt in der Zukunft aktiv in den Ruin getrieben haben. Den Gedanken, uns könnte es in nicht allzu ferner Zeit ebenso ergehen, empfinde ich bei jeder Geschichte, die eine ähnliche Reise verfolgt, aufs Neue unglaublich bedrückend. Den Gedanken daran, wir könnten nur ein paar Schritte von so einer fiktiven Welt entfernt sein, verdränge ich dann immer ganz schnell wieder.
Anne Oldach hat in New Worlds eine auf den ersten Blick leuchtende, sichere, perfekte neue Welt kreiert, in der es das Ziel sein soll, die alte Welt nach vielen Katastrophen wieder sicherer und vor allem grundlegend erst einmal bewohnbar zu machen. Ein faszinierender Prozess, wenn man mal überlegt, wie viel zu so einem Akt dazugehört. Ich empfand es als wirklich spannend, den Wissenschaftlern teilweise bei der Arbeit über die Schulter schauen zu können.
Insgesamt bietet die neue Welt so arg viel, dass ich in den ersten Kapiteln tatsächlich noch etwas überfordert war mit den fremden Begriffen, Technologien, Funktionsweisen allerlei Dinge etc. Aber nach der anfänglichen Verwirrung fand ich schnell in die Geschichte rein, war begeistert von den fortschrittlichen Möglichkeiten, die diese Welt bietet, und konnte mich voll und ganz auf das Geschehen einlassen.
Lika, die Protagonistin, ist eine der nie alternden Bewohner der neuen Welt. Sie wirkte auf mich anfangs noch sehr perfekt, eben durch und durch frei von negativen Gefühlen, nicht anfällig für Ablenkungen wie Liebe und beinahe fehlerfrei. Das hat mich zu Beginn etwas auf Distanz gehalten und es mir schwer gemacht, mich mit ihr zu identifizieren. Doch mit der Zeit wurde Lika immer „menschlicher“, wenn man es denn so ausdrücken kann, lebendiger, aufbrausender, als wäre sie aus einem langen Schlaf erwacht und hätte erst eine Weile gebraucht, um sich zurechtzufinden. Diese Entwicklung gefiel mir und hat mir ein wenig darüber hinweggeholfen, dass ich Milo, ihren Gegenpart, leider nicht zu 100% mochte.
Mit Milo warm zu werden war noch eine ganze Spur härter als mit Lika. Er benimmt sich rüpelig und unhöflich, und selbst wenn man Erklärungen für sein Verhalten bekommt, so fiel es mir doch recht schwer, ihm seine Launen unkommentiert durchgehen zu lassen.
Die Beziehung von ihm und Lika verändert sich plötzlich und drastisch, sowohl in eine Richtung, als auch wieder zurück in die andere. Ich musste bei den abrupten Wechseln etwas die Stirn runzeln, dass Gefühle einfach so schnell unterdrückt werden, wie sie plötzlich aufflammen, wirkt auf mich immer recht unrealistisch. Mich hat das zwischen ihnen leider nicht zur Gänze überzeugen können.
Was mich allerdings schockiert und wirklich mitgerissen hat, wenngleich sie nicht überraschend kamen (was ich aber nicht schlimm finde!), sind die Entwicklungen im letzten Drittel des Buches. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, ich würde mit meinen Befürchtungen und Spekulationen falsch liegen, aber das war vergeblich. Das Finale des Buches hat der Geschichte noch mal ordentlich Schwung verliehen und lässt vor allem Raum für jede Menge Möglichkeiten, was uns in der Fortsetzung erwarten könnte.
Ich bin sehr gespannt, wie Anne Oldach dort anknüpfen und die Reihe weiterspinnen wird, im Moment habe ich zwar eine grobe Tendenz, wohin es gehen könnte, aber die Details, wie man dorthin gelangt, fehlen mir zur Gänze.
Mein Fazit:
Ich liebe das Worldbuilding und die Ausarbeitung der alten sowie neuen Welt mitsamt aller Entwicklungen und Technologien mindestens so sehr, wie sie mir ein mulmiges Gefühl beschert haben beim Lesen. Zu sehen, was sein könnte, ist immer sehr erschreckend, wenn man mal näher drüber nachdenkt. Mit den Figuren und ihrer Beziehung hatte ich so meine Schwierigkeiten hier und dort, aber insgesamt konnte mich die Geschichte überzeugen und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung! Vier von fünf Sternen gibt es von mir.