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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2021

Wichtig

Dunkelnacht
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Dunkelnacht ist ein Buch, was mich auf vielerlei Ebenen überrascht hat. Zunächst mit seiner Größe und dem Umfang, dann mit seinem Schreibstil und zuletzt mit seiner unaufdringlichen, aber wichtigen Mahnung ...

Dunkelnacht ist ein Buch, was mich auf vielerlei Ebenen überrascht hat. Zunächst mit seiner Größe und dem Umfang, dann mit seinem Schreibstil und zuletzt mit seiner unaufdringlichen, aber wichtigen Mahnung im Gedenken an vergangene Zeiten. Ich hatte im Vorfeld ein lockeres Jugendbuch erwartet, zumindest in dem Maße, wie man das Thema Nationalsozialismus halt locker verpacken kann. Zwar vergleichsweise ungeschönt, aber nicht in aller Detailtreue. Eindringlich, aber trotzdem leise.
Ungeschönt war an diesem Buch jedoch nichts und das hat mir gefallen. Man bekommt keine blutigen Taten Schritt für Schritt aufgedröselt, aber das Grauen und der Schrecken sind zu jedem Zeitpunkt greifbar.

Die Stimmung in der Erzählung hat Kirsten Boie perfekt eingefangen und wiedergegeben. Man kann die Verzweiflung und den Drang nach Hoffnung und Frieden in den Menschen spüren, ihre Unsicherheit, ob und wann es vorbei sein wird. Die Verwirrung, dieses „Wäre es jetzt tatsächlich vorbei, wäre es viel zu schön um wahr zu sein“.
Man bangt mit den Menschen, man ist misstrauisch, man duckt sich, um auch ja niemandes Aufmerksamkeit zu erregen, sonst merkt womöglich noch jemand, was sich hinter den eigenen geschlossenen Gardinen tut. Ich habe all das auf den wenigen Seiten gespürt, und das will schon was heißen, wenn ein Schreiberling es schafft, auf dem Bruchteil der Länge eines „normalen“ Buches mindestens genauso viele Emotionen zu erzeugen.

Die Erzählung findet aus der Sicht eines übergeordneten Erzählers statt, mit dem Blick auf viele verschiedene Figuren. Im Mittelpunkt stehen die drei Jugendlichen Schorsch, Marie und Gustl, doch es kommen auch Erwachsene zu Wort. Mich hat es besonders fasziniert, was für eine breite Palette an Meinungen und Einsichten bei der Erzählung geschildert werden. Wir sehen nicht nur die rebellische Perspektive der Menschen, die das erhoffte Eintreffen der Amerikaner begrüßen, sondern auch die regimetreuen Soldaten und Unterstützer des Führers. Das hat nicht nur für Abwechslung gesorgt, sondern auch ein besseres Verständnis für die damaligen Verhältnisse ermöglicht.

Mir gefiel es, dass jedes Kapitel mit den Namen der teilnehmenden Figuren eingeleitet wurde. Denn auch wenn man schon einen feinen Draht zu dem ein oder anderen hat, allein an der Erzählung hätte ich bei der knappen Kennenlernzeit wahrscheinlich nicht immer fehlerfrei zuordnen können, um wen es gerade geht.
Der Schreibstil hat es mir anfangs nicht gerade leicht gemacht. Er ist ungewöhnlich, wenngleich er authentisch scheint und einen wirksam in die damalige Zeit zurückversetzt. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich auch an ihn gewöhnt und konnte so immer tiefer in die Ereignisse eintauchen. Ab und an werden auch kleine Ausblicke in die Zukunft nach der Mordnacht gemacht, diese haben das Geschehen zusätzlich anschaulich gestützt und die Echtheit des Ganzen demonstriert.

Das Buch hat mir ein flaues Gefühl im Magen bereitet, dass auch danach noch lange anhielt. Sicherlich gab es im ganzen Land ähnliche Vorkommnisse, doch zu wissen, dass das genauso wie beschrieben auch geschah und durch die Erzählung noch mal dabei zu sein, hat einen nachdenklich und traurig gestimmt.
Man weiß im Großen und Ganzen um die deutsche Geschichte. Man weiß, dass vielen Menschen großes Unrecht getan wurde, dass blind Leben des eigenen Volkes genommen wurden, einfach um die Übermacht zu demonstrieren und Gehorsam zu erzwingen. Doch das sozusagen mit eigenen Augen authentisch und realistisch zu lesen und zu rekapitulieren, lässt einen schlucken. Macht das Ganze noch echter, bringt es einem noch näher, erschüttert einen zutiefst.

Mein Fazit:
Für Jugendliche wird das harter Tobak, aber mir persönlich hat es ein Stück deutsche Geschichte auf eindringliche Weise noch näher gebracht. Es regt zum Nachdenken und zum Auseinandersetzen mit der Vergangenheit an, es appelliert an die eigene Menschlichkeit und öffnet Augen an Stellen, wo sie längst nicht mehr verschlossen sein sollten. „Wichtig“ ist das Wort, was es wohl am besten beschreibt.
Fünf von fünf Sternen gibt es von mir.

Veröffentlicht am 17.03.2021

Meins war es nicht

Darker Things
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Das Buch hat nun schon eine ganze Weile auf meinem Reader geschlafen. Zwischendurch habe ich es immer wieder geweckt, um ihm eine Chance zu geben, doch ich war nie besonders ausdauernd und dachte mir dann ...

Das Buch hat nun schon eine ganze Weile auf meinem Reader geschlafen. Zwischendurch habe ich es immer wieder geweckt, um ihm eine Chance zu geben, doch ich war nie besonders ausdauernd und dachte mir dann jedes Mal "Vielleicht lieber morgen. Vielleicht lieber übermorgen. Vielleicht erst was anderes lesen."
Und so kam es dann, dass ich mich quasi zur Geschichte zwingen musste, was dem Leseerlebnis wahrscheinlich nicht gerade zuträglich war.

Anfangs empfand ich die Geschichte als etwas zäh, auch mit der Protagonistin bin ich nicht so ganz warm geworden. Wir haben keine gemeinsame Wellenlänge gefunden, so sehr ich es auch versucht habe. Manchmal matcht es einfach nicht mit einem Buch, ich denke, das war hier der Fall.

Die Idee klingt erst einmal spannend, war aber leider auch nicht besser umgesetzt als ähnliche Bücher mit ähnlicher Thematik. Man kennt es halt, das Mädel trifft den gefährlichen Kerl, Kerl ist eigentlich Gegner, Kerl liebt Mädchen. Gefahr, Flucht, Kampf, Magie, Macht, Sieg.

Mein Fazit:
Ich tat ich ein wenig schwer mit dem Einstieg, es hat mich einfach nicht gepackt. Mit Ach und Krach komme ich auf 3 Sterne, aber das kann wie gesagt auch an meiner Lesestimmung liegen. Vielleicht gebe ich dem Buch noch mal einen weiteren Versuch, wenn es besser passt.

Veröffentlicht am 16.03.2021

Tiefgründig und emotional, ich liebe es

Sara auf der Suche nach Normal
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Sara ist anders, daran gibt es nichts zu rütteln. Wie anders wurde mir aber erst beim Lesen so richtig klar, muss ich gestehen. Ich habe mich mit jeder Seite mehr in Sara und ihre Geschichte verliebt, ...

Sara ist anders, daran gibt es nichts zu rütteln. Wie anders wurde mir aber erst beim Lesen so richtig klar, muss ich gestehen. Ich habe mich mit jeder Seite mehr in Sara und ihre Geschichte verliebt, aber mir auch mit jeder Seite mehr gewünscht, sie hätte nicht so enorm hart zu kämpfen.
Mich hat das Buch gefühlstechnisch sehr zwiegespalten.

Bisher habe ich nur wenige Protagonisten gesehen wie Sara. So unverfälschte, ehrliche und gequälte Charaktere, die man einfach ins Herz schließen muss und denen man am liebsten beim Tragen ihrer zahlreichen Lasten helfen würde. Ich fand es gleichermaßen interessant und spannend wie bedrückend, ihr so intensiv in den Kopf schauen zu können und hätte ihr oft so gern geholfen, den Alltag durchzustehen und sie gehalten, wenn ihr die Welt gerade wieder zu viel ist.

Beim Lesen habe ich nicht nur einmal sondern quasi ständig mit Sara zusammen gelitten, denn durch die Ich-Perspektive ist man ihren Gedanken und Gefühlen so nah, als wären es die eigenen. Man fühlt, was sie fühlt, denn der Autor hat es wirklich gut geschafft, ihre Situation verständlich und mitreißend darzustellen, zu zeigen, wie Sara sich mit ihren Diagnosen fühlt und mit ihnen umgeht, den Leser mit einzubeziehen und ihm authentisch zu vermitteln, was es heißt, zu sein wie Sara.

Die anderen Figuren haben alle jeweils einen bedeutenden Teil zur Geschichte beigetragen und können nicht außen vor gelassen werden. Dennoch heißt das nicht, dass sie alle nur sympathisch sind, im Gegenteil. Mit den wenigsten Personen habe ich mich wohl gefühlt, selbst Erin, Saras Freundin, hat bei mir regelmäßig Unwohlsein ausgelöst, obwohl oder vielleicht gerade weil sie immer so fröhlich schien und unter ihrer Maske noch so viel mehr verbarg, als man zunächst annehmen würde. Aber das machte die Story aus, das machte das Umfeld von Sara aus und trug maßgeblich zu ihrer Entwicklung bei. Und die hat sie weiß Gott durchgemacht, diese Entwicklung. Eine ganz gewaltige sogar.

Diese Geschichte hatte eine Menge von allem. Ganz viel Herz, emotionale Tiefe, komplizierte Probleme und Liebe. Es hat eine riesige Bandbreite an Gefühlen ausgelöst, man wurde wütend, hat getrauert, hat gelacht und hat sich gefragt, warum die Welt so grausam zu Menschen sie Sara ist.
Das Buch hat mich tief beeindruckt und wird mich definitiv noch länger beschäftigen. Saras Geschichte hallt nach und davor kann man nicht weg. Will ich aber auch gar nicht, dafür fand ich sie viel zu aufregend und emotional. Viel zu genial und clever durchdacht, authentisch und zum Nachdenken anregend.

Mein Fazit:
Ein tiefgründiges und bewegendes Kinderbuch, für das ich nicht nur für die Zielgruppe sondern auch für ältere Leser eine klare Leseempfehlung aussprechen möchte.

Veröffentlicht am 16.03.2021

Leider nur mäßig unterhaltsam

Das Faultier bewegt sich wie Opa
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Kinder sind ehrlich, man kennt es ja. Sie nehmen kein Blatt vor dem Mund, scheuen keine noch so unliebsame Wahrheit und sind immer direkt, oft zum Leidwesen ihrer Mitmenschen. Zudem haben sie oft andere ...

Kinder sind ehrlich, man kennt es ja. Sie nehmen kein Blatt vor dem Mund, scheuen keine noch so unliebsame Wahrheit und sind immer direkt, oft zum Leidwesen ihrer Mitmenschen. Zudem haben sie oft andere Ansichten von dem, was man tun sollte und was nicht, und davon, WIE man es tun sollte und wie nicht. Sie nehmen die Welt mit anderen Augen wahr, hinterfragen Dinge, an die ein Erwachsener nie denken würde, und sorgen täglich für neue Überraschungen. All diese Eigenheiten von Kindern haben das Potential für einzigartig lustige und unerwartete Sprüche und Fragen, die man oft nur mit Erstaunen und offenem Mund hinnehmen kann.

Ich für meinen Teil habe mich zwar häufig amüsiert, allerdings nicht annähernd so häufig wie erhofft. Vermutlich lag es daran, dass manche Dialoge ohne viel Kontext und nacherzählt ohne die entsprechende spontane Situationskomik oft etwas trockener und bemühter wirkten, als sie sollten und vermutlich ursprünglich auch waren. Leider konnten mich nur zwei Themenbereiche so richtig restlos begeistern und das waren einmal die (oft sehr fragwürdigen) Komplimente von Kindern und ihre Fragen. Beides hat mich herrlich amüsiert und für meinen Geschmack hätten die jeweiligen Abschnitte viel länger sein können.

Zudem musste ich an einigen Stellen auch ein wenig mit dem Kopf schütteln, da wirkten die Witze und Sprüche einfach zu aufgesetzt und teils regelrecht ausgedacht, als wenn jemand seinem Kind da einen cleveren Witz andichten wollte. Damit tue ich wahrscheinlich jemandem unrecht, aber so richtig natürlich kamen leider Gottes einfach nicht alle Situationen auf mich rüber, da bin ich ehrlich.

Jedem Kapitel wird eine lange Einleitung vorausgesetzt, die ich in den meisten Fällen allerdings nur grob überflogen habe. Mich haben die konkreten Anekdoten zu den Kindern viel besser gefallen, auch wenn die einleitenden Worte durchaus als nette Ergänzung fungierten.
Was ich ebenfalls als nett aber für mich nicht nötig empfand, waren Erziehungs-Tipps zu den Themen, beispielsweise zum Aufräumen oder dem Umgang mit fragenden Kindern. Hilfreich sind sie sicherlich für Eltern, ob jedoch Menschen, die das Buch ohne die Absicht lesen, jemanden zu erziehen, einen großen Mehrwert daraus ziehen können, wage ich zu bezweifeln.

Mein Fazit:
Ich bin nicht so angetan wie erhofft. Das Buch las sich sehr schnell weg, was aber größtenteils daran lag, dass lange Strecken für mich nicht so sonderlich interessant waren. Die eigentlichen Kommentare von Kindern waren meist recht unterhaltsam, aber nur ein kleiner Teil konnte mich aufrichtig begeistern. Es gibt mäßig begeisterte 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.03.2021

Liebe. Einfach nur ganz große Liebe.

Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
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Dass Mason Buttle ein besonderer Junge ist, wird wohl jedem schon nach den ersten paar Seiten klar. Ich hätte im Vorfeld dennoch nicht erwartet, dass mich das Buch so begeistern würde. Dass ich so gespannt ...

Dass Mason Buttle ein besonderer Junge ist, wird wohl jedem schon nach den ersten paar Seiten klar. Ich hätte im Vorfeld dennoch nicht erwartet, dass mich das Buch so begeistern würde. Dass ich so gespannt an den Seiten hängen würde, dass ich so viele Tränen vergießen würde.

Ich habe noch nie einen Protagonisten wie Mason gesehen. Er ist auf vielen Ebenen anders als seine Mitschüler und bekommt das auch täglich von ihnen zu spüren. Einerseits weil er größer ist und eine Menge schwitzt, andererseits weil sein Kopf manchmal nicht so funktioniert, wie er sollte. Ich fand es faszinierend und bedrückend zugleich, wie anschaulich und gut nachvollziehbar beschrieben wurde, was geschriebene Worte für Mason für ein Hindernis darstellen. Am meisten hat mich jedoch sein herzensguter, ehrlicher Charakter beeindruckt. Dieser Junge hat keinen Tropfen böses Blut in seinen Adern und nimmt die Hänseleien so gelassen hin, dass ich am liebsten jedes Mal für ihn eingestanden wäre, wenn er es schon nicht selbst tut.

Die Art und Weise, wie Mason erzählt, ist ebenfalls speziell. Sehr mündlich und umgangssprachlich, ab und zu leicht abgehackt, aber immer wunderbar leicht zu verstehen, sodass man sich perfekt ihn ihn und seine Denkweise hineinfühlen kann. Ich habe es wahrlich genossen, mich in seine Gedanken fallenzulassen und hätte ihm oft so gern geholfen, die Wolken in seinem Kopf zu klären und aufzulockern.

Mich hat die ganze Geschichte besonders ab dem letzten Drittel enorm mitgenommen. Mason hat es oft nicht zur Gänze erfasst, dazu war er zu unbedarft, aber als Leser hat man ganz genau mitbekommen, wenn ihm jemand etwas einreden und unterstellen wollte. Ihm wird nach wie vor wegen seinem ehemaligen besten Freund auf den Zahn gefühlt und es hat mich wütend gemacht, wie manipulativ versucht wurde, ihm das zu entlocken, was die Menschen hören wollten. Sie wollten einen Schuldigen und wollten ihn in Mason Buttle sehen, und das war das Schlimmste an dieser Geschichte. Dass ein so liebenswerter, großartiger Junge in Dinge verstrickt wird, die ihm nicht mal richtig bewusst sind.

Dieses Buch hatte alles, was ein Kinderbuch braucht. Jede Menge Freundschaft, viel Liebe, Humor, Spannung, Geheimnisse, tiefe Emotionen und einen einzigartigen Protagonisten, herzensguter als man ihn sich je hätte ausmalen können. Mein Herz hat gelitten beim Lesen, es ist aufgeblüht, dann verwelkt, wurde gebrochen und am Ende liebevoll geklebt.

Mein Fazit:
Lest es. Macht es einfach.
Fünf von fünf Sternen, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.