Vicious ist eigentlich ein Buch, was nicht direkt meinem Beuteschema entspricht, zumindest, wenn man rein nach dem Genre und dem Klappentext geht. Es ist düsterer und brutaler als das, was ich normalerweise gern lese, ein wenig erinnert es mich an das Neunte Haus von Leigh Bardugo, was ich seinerzeit abgebrochen habe. Das Buch ist auf die gleiche Weise schonungslos und dunkel, allerdings gefiel mir bei diesem hier die Einführung in die Geschichte wesentlich besser, sodass ich langsam aber sicher in den Sog des Geschehens gerutscht bin, bis ich vollends gefesselt war und das Buch trotz für meinen Geschmack untypische Atmosphäre nicht mehr aus der Hand legen mochte.
Nach Monsters of Verity musste ich der Autorin einfach vertrauen, dass auch Vicious mich begeistern würde, Band 1 der Verity-Dilogie war nämlich ein Jahreshighlight für mich. Und so kam es dann Gott sei Dank tatsächlich. Ich konnte mich trotz der düsteren, blutigen Stimmung auf die Geschichte einlassen und werde auch in Zukunft weiterhin die Werke dieser Autorin verfolgen.
Wie schon häufig erwähnt ist dieses Buch nichts für allzu schwache Nerven. Die Beschreibungen von Gewalt sind für meinen Geschmack an der ein oder anderen Stelle doch schon recht explizit und den Tod als einen der Protagonisten zu bezeichnen wäre nicht übertrieben. Die meisten der Menschen, die diese Geschichte als Leiche verlassen, sind zwar größtenteils gesichtslos oder nur kurz beschrieben, sodass einem der Tod nicht nah geht, und dennoch musste ich bei jedem Sterbenden erneut schlucken.
Die Protagonisten Eli und Viktor sind beide auf unterschiedliche Art und Weise vollkommen kranke Typen. Beide möchte man weiß Gott nicht zum Feind haben und doch sind sie unglaublich faszinierende Figuren. Abgesehen davon, dass alles, was sie getan haben oder geplant haben zu tun, furchtbar ist, waren die Motive, die dahinter stecken, doch irgendwie interessant, wenn auch für den normalen, nicht extraordinären Menschen oft nur schwer nachzuvollziehen.
Viktor hat es irgendwie geschafft, sich sogar meine Sympathien zu erschleichen, wohingegen Eli einfach nur abscheulich ist. Faszinierend, aber abscheulich. Er ist einfach fanatischer, weltfremder als Viktor, der zwar ebenso brutal und skrupellos vorgeht, dabei aber noch einen Funken Menschlichkeit zu besitzen scheint.
Dass das Buch aus verschiedensten Perspektiven und vor allem zu unterschiedlichen Zeiten erzählt wird, verlangsamte bei mir manchmal den Lesefluss etwas, dafür war ich dann aber umso gespannter, wenn ich gerade in einer bestimmten Zeit wissen wollte, wie es weiter geht. Am besten gefiel mir die Erzählung aus der Vergangenheit aus Elis und Viktors College-Zeit, als die beiden gerade erst anfingen, sich ernsthafte Gedanken über Menschen mit Superkräften zu machen. Zu sehen, wie aus zwei bis dato relativ normalen Studenten zwei so unberechenbare Erwachsene werden, war erschreckend und aufregend zugleich.
Die Idee hinter der Geschichte fand ich total interessant. Es geht nicht um klassische Superhelden, sondern erinnert mich eher ein wenig an Renegades von Marissa Meyer also die Anti-Helden, nur noch gefährlicher und dunkler, einfach wegen der Entstehungsart der hier beschriebenen „Helden“. Ich mochte die Kräfte der verschiedenen Menschen, die waren, wie ich finde, einfallsreich ausgewählt.
Nur selten ist das Geschehen etwas zum Erliegen gekommen, die meiste Zeit herrscht eine unterschwellige Anspannung, die mich stets dazu gebracht hat, hinter jeder Ecke eine Gefahr zu erwarten. Ich konnte oft nicht einschätzen, wie das Buch verlaufen oder gar ausgehen könnte, und tatsächlich hat das Ende mich sehr überrascht. Zwar bin ich mehr als zufrieden damit, aber ich hätte mir einfach was anderes vorgestellt.
Mein Fazit:
Ein großartiges Buch, was zwar so gar nicht meinem Beuteschema entspricht, mich aber von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat. Ich bin super gespannt auf die Fortsetzung und fühle mich mal wieder darin bestätigt, dass Victoria Schwab zu den Autorinnen gehört, deren Geschichten ich blind vertraue.