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Veröffentlicht am 12.04.2019

Ungewöhnlich!

Roman Quest – Flucht aus Rom (Roman Quest 1)
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Sie sind auf der Flucht vor den Handlangern des Kaisers: Jubas Familie, die im Rom des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu Hause ist, wurde wegen Hochverrats angeklagt und ist damit zum Tode verurteilt. Gerade ...

Sie sind auf der Flucht vor den Handlangern des Kaisers: Jubas Familie, die im Rom des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu Hause ist, wurde wegen Hochverrats angeklagt und ist damit zum Tode verurteilt. Gerade noch rechtzeitig kann Juba mit seinen Geschwistern Dora, Fronto und Ursula fliehen und sich auf den Weg ins vermeintlich sichere Britannien zu ihrem Onkel zu machen, doch sie werden verfolgt. Sie Kinder müssen vielen Gefahren trotzen, Räubern, dem Wetter auf See und den Soldaten des Kaisers, die sich auf ihrer Reise gegen sie stellen, doch schaffen sie das allein?

Dieses Kinderbuch ist mal was anderes. Die jüngeren haben zum alten Rom vermutlich keinen Bezug, bis es nicht in der Schule angesprochen wurde, und stellt daher etwas spannendes und neues dar, aber vielleicht auch etwas kompliziertes. Viele römische Begriffe werden im Laufe der Geschichte genannt, die man in einem Glossar am Ende nachschlagen kann, was ich (sofern man nicht das eBook liest) eine sehr praktische und gut überlegte Idee finde.
Die Schreibweise ist angemessen für die Zielgruppe, nicht zu kompliziert und leicht verständlich, aber dennoch nicht langweilig. Auch ich habe als Erwachsene Freude mit dem Buch gehabt und wurde direkt am Anfang in die Geschichte gesogen, da es sofort spannend losgeht und auch zwischendurch kaum Langeweile aufkommt.

Die Charaktere sind eine wunderliche Mischung. Juba ist zwar nicht der Älteste, aber trotzdem der tapfere Anführer der Kids, unterstützt von seiner intelligenten und tierlieben kleinen Schwester Ursula und seinem, wie es scheint geistig zurückgebliebenen aber sehr gutmütigen, großen Bruder Fronto. Die drei sind ein gutes Team, sie halten immer zusammen, auch wenn es mal Streit gibt, besonders um die Baby-Schwester Dora. Die lange Reise stärkt die Bindung der Kinder enorm und aus verwöhnten kleinen Adels-Gören werden langsam Kämpfer mit Durchhaltevermögen.

Der Plot und das Setting waren ungewöhnlich für ein Kinderbuch in dem es nicht um Zeitreisen geht, finde ich. Die Alterseinschätzung für Leser ab 10 Jahren finde ich daher vom Verlag realistisch gewählt, jüngeren würde ich es nicht unbedingt empfehlen, da müsste man schon viel erklären zwischendurch, denke ich.
Dieses Buch ist der erste Teil einer Reihe, wobei ich hoffe, dass sie nicht zu lang wird.

Mein Fazit:
Für die jüngeren Leser ein echtes Vergnügen, schätze ich, auch wegen des ungewöhnlichen Themas. Vielleicht besonders für diejenigen interessant, die geschichtsbegeistert sind oder schon erste Berührungen mit dem Latein-Unterricht hatten.
Mir persönlich lag das Thema nicht so ganz, und ich hätte mir eine persönlichere Erzählweise durch die Kinder gewünscht, aber dennoch hat es mir gefallen und ich würde auch die Fortsetzung lesen.
Wohlwollende 3,5, bzw. vier von fünf Sternen gibt es von mir.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Das Mädchen mit dem echten Pokemon

Gold und Schatten
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„Ich wurde vielleicht verrückt, aber immerhin sprachen die Stimmen im Majestätsplural zu mir, Irgendwie war ich mir sicher, dass es weitaus unhöflichere Ausprägungen dieser Krankheit gab.“ (aus „Gold & ...

„Ich wurde vielleicht verrückt, aber immerhin sprachen die Stimmen im Majestätsplural zu mir, Irgendwie war ich mir sicher, dass es weitaus unhöflichere Ausprägungen dieser Krankheit gab.“ (aus „Gold & Schatten“ von Kira Licht)

Frisch nach Paris gezogen will Livia sich eigentlich erstmal einleben, doch bereits kurz nach ihrem Umzug begegnet sie dem geheimnisvollen Maél. Er ist ein Cataphile, der sich in den düsteren Katakomben unter der Stadt wie zuhause fühlt und zeigt Livia seine Welt. Sie ist fasziniert von ihm und fühlt sich wie magisch zu ihm hingezogen, doch je näher sich die beiden kommen, umso seltsamer verhält sich Maél. Dazu kommt noch, dass Livia auf einmal Pflanzen sprechen hört und Dinge sieht, die kein anderer Mensch wahrzunehmen scheint. Verliert sie den Verstand oder steckt da etwa größeres dahinter, etwas, was vielleicht auch mit Maél zusammenhängen könnte?

Ich vermute, jeder, der sich im Bereich Romantasy halbwegs auskennt, hat schon mal etwas von der Göttlich-Reihe gehört. Sie war ihrerzeit mein erster Berührungspunkt mit dem Genre und der griechischen Mythologie, seitdem gehört sie außerdem zu meinen Lieblingsreihen. Worauf ich aber hinauswill: Ich habe nach genannter Reihe nichts vergleichbares mehr in die Richtung gelesen, obwohl ich verzweifelt gesucht und gehofft habe.
Umso erfreuter war ich dann, als „Gold & Schatten“ erschien, denn selbst wenn die beiden Reihen komplett unterschiedlich im Aufbau, der Schreibweise und generell der Story sind, so habe ich doch endlich wieder das Gefühl gehabt, eine besondere Geschichte zu lesen.

„Gold & Schatten, Das erste Buch der Götter“ ist der erste Band einer Dilogie, also nichts für Einzelbandleser, wenn auch andererseits nicht so abschreckend wie eine Trilogie. Man kommt gut rein in die Geschichte, der angenehme, unkomplizierte Schreibstil sorgt dafür, dass man schnell in einen stetigen Lesefluss fällt und so musste ich mich abends nach meiner Lesezeit immer dazu zwingen, schlafen zu gehen statt weiter zu lesen. ^^ Die humorvolle, jugendliche Art der Protagonistin, das Geschehen aus ihrer Ich-Perspektive zu beschreiben, hat mich außerdem viele Male zum schmunzeln gebracht! So sollen gute Jugend-Romantasy-Bücher meiner Meinung nach sein, neben den Emotionen und der Spannung immer mit einer ordentlichen Portion Humor.

Die Charaktere in diesem Buch decken wirklich ein breites Spektrum ab, von der Zicke über das nette Mädchen von nebenan, bis hin zum Bad Boy, der gar nicht so bad ist und einem leicht exzentrisch anmutenden Paten, der sich von der ersten Sekunde an in mein Herz gelächelt hat. Ich denke, dass hier jeder einen Lieblingscharakter finden wird, meiner ist definitiv der brummelige aber so unglaublich liebenswerte Hephaistos! Die ganze Zeit hatte ich das Bedürfnis, ihn mal ordentlich zu knuddeln. Der Hauptfokus liegt aber natürlich auf unserem Pärchen Maél und Livia.

Livia ist super sympathisch. Sie ist offen und freundlich, hat immer einen Scherz auf den Lippen und lässt sich nicht so schnell einschüchtern, ein taffes Mädel also. Ich finde, sie ist von der Marke „Muss man einfach gernhaben“, irgendwie kann man gar nicht anders! Auch dass sie der Beschreibung nach keine Modelmaße hat, hat mir so unfassbar gut gefallen, das ist leider viel zu selten der Fall bei Protagonistinnen. So konnte ich mich perfekt in sie hineinversetzen und habe immer mit ihr mitgefiebert und gelitten, wenn es ihr schlecht ging.

Das erste, was mir einfällt, wenn ich an Maél denke, sind seine Espadrilles, die in der Leseprobe beschrieben werden. Dazu schrieb ich beim ersten Eindruck für die Leserunde in der Lesejury, bei der ich leider abgelehnt wurde, dass ein Kerl mit solchem Schuhwerk sich meinen Respekt hart verdienen muss.. und das hat er. Auf der einen Seite wirkt er immer cool und gefasst, ein wenig geheimnisvoll und zugleich frech, auf der anderen Seite jedoch ist er manchmal auch verlegen, wenn es um Gefühle geht. Er und Livia sind ein so süßes Paar, auf den ersten Blick könnte man denken, sie sind der Bad Boy und das Good Girl, aber sie sind sich definitiv charakterlich ebenbürtig. Umso mehr hat es mir das Herz gebrochen, unter welchem Stern ihre Beziehung steht..

Die Idee hinter der Geschichte ist ganz groß. Es fängt „harmlos“ an mit sprechenden Pflanzen (wobei die nach Hephaistos meine Lieblinge sind) und der Leser erfährt erst langsam nach und nach die volle Tragweite der Welt, in die Livia da geschlittert ist. Es bleibt immer (quälend) spannend, weil man nur häppchenweise Neues erfährt, manchmal hätte ich fast lieber eine Vorspul-Taste gedrückt, um endlich mehr Klarheit zu haben.
Aber die Story ist so einfallsreich und fesselnd, dass man sich gut aufgehoben beim Lesen fühlt, an die Hand genommen und Schritt für Schritt durch Paris und die griechische Götterwelt geführt wird.

Mein Fazit:
Ich LIEBE es! Band zwei darf direkt hinterherkommen, wenn es nach mir ginge. Ein bisschen mehr Fahrt in der Enthüllung hätte ich mir gewünscht, manchmal wurde ich ganz arg auf die Folter gespannt. Romantasy- und Jugendbuchleser werden hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
Fast perfekte 4,5 von fünf Sternen gibt es von mir!

Veröffentlicht am 08.04.2019

Amateurköche unter sich

Taste of Love - Rezept fürs Happy End
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„Wenn ich von meinem Sub spreche, meine ich den Stapel ungelesener Bücher.“

Vicky ist eher der kernige Typ Frau. Mit Glitzer und der Farbe pink kann man sie jagen und sie trägt ihre, ihrer Meinung nach ...

„Wenn ich von meinem Sub spreche, meine ich den Stapel ungelesener Bücher.“

Vicky ist eher der kernige Typ Frau. Mit Glitzer und der Farbe pink kann man sie jagen und sie trägt ihre, ihrer Meinung nach manchmal jungenhaft anmutende, Kurzhaarfrisur mit Stolz, und so geht es in ihren Augen definitiv zu weit, als ihr Chef der jungen Journalistin aufträgt, einen Artikel über einen Kochkurs für Männer zu schreiben. Essen? Immer gern! Aber kochen.. Zumal sie mit ihrem Kochpartner Mitch, den sie um einige Ecken bereits durch ihre Freunde kennengelernt hat, zunächst so gar nicht klarkommt, bis sie sich bewusst macht, dass er total in ihr Beuteschema passt..

Dieses Buch ist der fünfte und finale Band der Reihe um die Köche aus Boston, die auch unabhängig voneinander gelesen werden können, wie ich feststellen durfte. Denn die restlichen vier Bände befinden sich zwar in meinem Regal, dieser hier bedurfte aber dringend einer Rezension, sodass ich die Reihenfolge nicht einhalten konnte, bzw. wollte. Man spoilert sich höchstens bezüglich der Paarungen, die in den anderen Büchern besprochen werden und auch in diesem wieder auftauchen.

Von Poppy J. Anderson hatte ich vorher noch nichts gelesen, ich bin nach diesem Buch aber zuversichtlich, dass es nicht das letzte gewesen sein wird. Der lockere, angenehme Schreibstil macht es unkompliziert, der Geschichte zu folgen und bald mochte ich den Reader gar nicht mehr aus der Hand legen. Leider haben die Protagonisten nicht aus ihrer Ich-Perpektive erzählt, dennoch fand ich in diesem Fall nicht, dass dadurch viel Gefühl verloren gegangen ist, wie das bei anderen leicht passiert. Besonders Vicky hat mich unglaublich begeistert, sie ist eine total untypische Protagonistin und ihre Eigenarten waren teils befremdlich, teils aber auch super lustig und haben immer unterhalten.

Die Protagonistin der Geschichte ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Nicht nur, dass sie jedwedem Tussi-Vorurteil zu 100% gegenteilig gegenübersteht mit ihrer Kurzhaarfrisur und dem klein- und flachgeratenen Körperbau, sondern sie ist auch der totale Nerd, hat zu jeder Situation die passende Statistik parat oder macht Anspielungen auf Filme oder Serien, die kaum einer aus ihrem Umfeld versteht. Tatsächlich glaube ich, dass ich noch nie eine Hauptfigur wie sie erlebt habe und so schnell, wie ich eine Beziehung zu ihr aufgebaut hatte, so sehr habe ich auch mit ihr mitgefühlt, wenn es mal extrem gut oder vor allem auch schlecht für sie lief.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass Mitch mich nicht so sehr geflasht hat wie Vicky, er war neben ihr eher das nette Beiwerk, das man zwar akzeptiert hat, das aber nicht gegen die weibliche Hauptperson angekommen ist. Er war zwar sympathisch, ist aber ziemlich neben der coolen Vicky untergegangen.

Die Entwicklung der Liebesgeschichte von Mitch und Vicky war jetzt nicht ungewöhnlich oder neuartig, aber dennoch schön mitanzusehen. Man verfolgt mit Spannung, wann die beiden sich nun näherkommen und wie schnell sie feststellen, dass das, was sie sich so einfach vorstellen, natürlich seine Tücken birgt.
Mit Kitsch wurde bei weitem nicht übertrieben, eher gegeizt, aber das fand ich passend, es entsprach einfach den beiden Hauptcharakteren. Dadurch wurde es keine langweilige Liebesschnulze, sondern eine coole Romanze, mit der sich vielleicht auch viele Leserinnen gut anfreunden können.

Mein Fazit:
Eine besondere Liebesgeschichte mit einer besonderen Protagonistin und einem akzeptablen Protagonisten. Ich wurde bestens unterhalten und habe mit Vicky jederzeit mitgefiebert, wäre aus einer anderen Perspektive geschrieben worden, wäre sicher noch mehr Gefühl möglich gewesen.
Aber dennoch gibt es von mir 4,5 Sterne!

Veröffentlicht am 06.04.2019

Das war nix

The Billionaire Prince
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„Du bist wie ein Bonus bei einem Videospiel. Wenn er's richtig anstellt, kann ich Mama behalten, bekomme zusätzlich einen Vater und eine Chelsea. Schieb's darauf, dass ich ein Einzelkind bin. Ich will ...

„Du bist wie ein Bonus bei einem Videospiel. Wenn er's richtig anstellt, kann ich Mama behalten, bekomme zusätzlich einen Vater und eine Chelsea. Schieb's darauf, dass ich ein Einzelkind bin. Ich will alles.“ (aus „The Billionaire Prince“ von Virginia Nelson)

Ursprünglich wollte Chelsea ihren Job kündigen. Ja, sie hatte genug von ihrem Chef Aiden Kelley, doch als bei ihm schließlich die Ex mit Kind auftaucht, das angeblich von ihm sein soll, steht für den erfolgreichen Geschäftsmann alles auf dem Spiel. Sein eigentlich immer akribisch geplantes Leben steht Kopf und das gefällt dem CEO gar nicht, genauso wenig dass Chelsea die Einzige ist, die ihm aus seiner Misere heraushelfen kann. Die Assistentin erwärmt sich zusehens für Aidens Tochter und auch Aiden zieht sie zunehmend mehr an. Doch haben die beiden eine Chance, wo doch sein Kind und deren Mutter zwischen ihnen stehen?

Puh, ich bin wirklich kein Mensch, der Reihen abbricht. Das widerstrebt mir zutiefst, aber manchmal sollte ich, um meiner kostbaren Lesezeit Willen, mich tatsächlich mal dazu durchringen. Nachdem ich schon vom ersten Band der Billionaire-Dynasties-Reihe so enttäuscht war, hätte ich es dabei belassen sollen, aber ich wollte der Autorin und ihren Büchern noch mal eine Chance geben.. leider.

Durch die sehr unpersönliche Schreibweise (keine Ich-Perspektive) fiel es mir in diesem Fall wieder sehr schwer, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Aiden war mir einerseits zu steif, andererseits zu frech, Chelsea dagegen zu wankelmütig und unentschlossen. Der Herr der Geschichte hat sich davon abgesehen auch das ein oder andere Mal extrem unfair verhalten, da hätte ich ihn gern mal gepackt und geschüttelt, damit er wieder zu Verstand kommt.

Neben den mir nicht gerade übertrieben sympathischen Charakteren kommt noch dazu, dass mich die Story nicht wirklich mitgerissen hat. Ich habe mich irgendwie ins kalte Wasser geschmissen gefühlt, denn man hat, soweit ich mich richtig erinnere, nur eine sehr sparsame Erklärung der Fakten um die Hauptpersonen und deren Verhältnis zueinander erhalten, und so bin ich, trotz angenehm einfachen Schreibstils einfach nicht in die Geschichte reingekommen, zumal sie nach gefühlt viermal blättern auch schon wieder zu Ende war.

Mein Fazit:
Ich habe mich einfach nicht gut unterhalten gefühlt, mir war die Story an sich zu seicht und anfangs wurde sehr mit Infos gegeizt. Zur Schonung meiner eigenen Nerven werde ich diese Reihe nicht weiter verfolgen, doch für jemanden, der eine kleine, eher anspruchslose Abwechslung für ein paar Stunden sucht und nichts gegen reiche Kerle einzuwenden hat, mag das hier das richtige sein.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Wurde der Erwartung nicht gerecht

Worauf wir hoffen
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„Wir alle müssen allein über die Brücke gehen, die dünn ist wie ein Haar und scharf wie eine Messerschneide.“ (aus „Worauf wir hoffen“ von Fatima Farheen Mirza)

Als einziger Sohn einer muslimischen Familie ...

„Wir alle müssen allein über die Brücke gehen, die dünn ist wie ein Haar und scharf wie eine Messerschneide.“ (aus „Worauf wir hoffen“ von Fatima Farheen Mirza)

Als einziger Sohn einer muslimischen Familie trägt Amar eine große Verantwortung mit sich. Doch was ist, wenn er seinen eigenen Weg einschlagen will? Schon als Junge beginnt er, gegen seine streng gläubigen Eltern zu rebellieren, stets gedeckt von seiner älteren Schwester Hadia. Sie und die jüngere Huda stehen, obwohl sie die größeren Geschwister sind, im Schatten des kleinen Bruders, bis dieser sich von seiner Familie lossagt und Hadia nach und nach seinen Platz einnimmt. Sie heiratet einen Mann ihrer Wahl, untypisch für die Traditionen ihres Glaubens, und weist der Familie damit einen Weg in die Moderne. Doch dann kehrt Amar nach vielen Jahren zurück und man fragt sich: Was nun? Wird er sich in die neue Familienordnung einfügen oder seinen Platz zurückfordern?

Ich muss zunächst mal anmerken, dass ich etwas länger gebraucht habe, um mich zum Lesen zu überreden. Zwar mochte ich die Leserobe, die ich zuvor gelesen habe, allerdings hat das Thema in letzter Zeit einfach nicht zu meiner Stimmung gepasst, zudem die Seitenzahl und der Schreibstil es nicht zulassen, zwischen Tür und Angel zu lesen.

Durch die etwas unpersönliche Erzählweise, aus der Sicht auf die jeweiligen Personen statt aus deren Ich-Perspektive hat mir leider etwas das Gefühl der Geschichte gefehlt. Man erfährt sowohl über Hadia, Amar und die Mutter Laila genaueres, zum Ende hin kommt dann ein letzter Teil, der aus der persönlichen Sicht des Vaters geschrieben wurde, mein Highlight des Buches. Ich denke, wenn der Rest ebenso verfasst wäre, hätte ich mich sehr viel besser in das Geschehen einfühlen können, doch so blieben wie gesagt die Emotionen etwas auf der Strecke.

Der Schreibstil ist etwas anspruchsvoller als ich es von meiner ewigen New-Adult-Leserei gewohnt bin, darauf musste ich mich erst einmal einlassen und es hat gedauert, bis ich im richtigen Lesefluss war. Aber die Sprache ist jetzt auch nicht übertrieben schwierig, es ist nicht so, dass die Sätze extrem verworren oder kompliziert sind, nur verglichen mit meinen sonstigen Lesegewohnheiten musste ich mich schon mehr konzentrieren und habe mich ab und an dabei ertappt, wie ich mehr über die Absätze geflogen bin, anstatt sie aufmerksam zu lesen.

Abgesehen davon, dass ich leider keine richtige Beziehung zu den Charakteren aufbauen konnte, ist mir auch die Reihenfolge der Erzählung negativ aufgefallen. Das Buch beginnt bei Hadias Hochzeit und Amars Wiederkehr und dann wird die Vergangenheit angefangen bei der Kindheit der drei Geschwister aufgerollt. Leider geschieht das nicht immer chronologisch, sondern es gibt auch während dieses Rückblicks immer wieder Sprünge im Geschehen, sodass ich ab und zu überlegen musste, wo das nun gerade einzuordnen ist. Das war für mein Empfinden etwas anstrengend und ich denke, man hätte auch alles der Reihe nach abarbeiten können.

Einzig bei der Erzählung vom Vater der Familie am Ende stört mich nicht, dass alles noch mal durchgekaut wird, denn seine Sicht auf die Dinge zu lesen hat an vielen Stellen noch mal Licht ins Dunkel gebracht und mich sehr berührt. Rätselte man vorher noch über seine Gedanken und Beweggründe, so wurde man später aufgeklärt und auch teilweise überrascht von ihm, wie ich finde.

Mein Fazit:
Leider konnte mich das Buch nicht so berühren und abholen, wie ich es mir erhofft hatte. Aber dennoch mochte ich die Grundidee, selbst wenn ich einige Kritikpunkte an der Umsetzung hatte. Vielleicht ist es auch nicht mein Genre, das mag ebenfalls sein, aber diejenigen, die eine Familiengeschichte der etwas anderen Art suchen, sind hier genau richtig.